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Der kommende Erlöser

von Heinz-Günther Beutler-Lotz (55276 Dienheim)

Predigtdatum : 09.12.2001
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : 2. Advent
Textstelle : Offenbarung 3,7-13
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Wochenspruch:

Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht. (Lukas 21,28)

Psalm: 80,2-7.15-20

Lesungen

Altes Testament:
Jesaja 63, 15-16 (17-19a) 19b; 64,1-3
Epistel:
Jakobus 5,7-8
Evangelium:
Lukas 21,25-33

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 11
Wie soll ich dich empfangen
Wochenlied:
EG 6
Ihr lieben Christen, freut euch nun
Predigtlied:
EG 295
Wohl denen, die da wandeln
Schlusslied:
EG 19
O komm, o komm du Morgenstern

7 Dem Engel der Gemeinde in Philadelphia schreibe: Das sagt der Heilige, der Wahrhaftige, der da hat den Schlüssel Davids, der auftut, und niemand schließt zu, der zuschließt, und niemand tut auf: 8 Ich kenne deine Werke. Siehe, ich habe vor dir eine Tür aufgetan und niemand kann sie zuschließen; denn du hast eine kleine Kraft und hast mein Wort bewahrt und hast meinen Namen nicht verleugnet. 9 Siehe, ich werde schicken einige aus der Synagoge des Satans, die sagen, sie seien Juden und sind's nicht, sondern lügen; siehe, ich will sie dazu bringen, dass sie kommen sollen und zu deinen Füßen niederfallen und erkennen, dass ich dich geliebt habe. 10 Weil du mein Wort von der Geduld bewahrt hast, will auch ich dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die kommen wird über den ganzen Weltkreis, zu versuchen, die auf Erden wohnen. 11 Siehe, ich komme bald; halte, was du hast, dass niemand deine Krone nehme!
12 Wer überwindet, den will ich machen zum Pfeiler in dem Tempel meines Gottes, und er soll nicht mehr hinausgehen, und ich will auf ihn schreiben den Namen meines Gottes und den Namen des neuen Jerusalem, der Stadt meines Gottes, die vom Himmel herniederkommt von meinem Gott, und meinen Namen, den neuen. 13 Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!

2. Zur Bearbeitung des Textes
Einige einführende Gedanken
Unser Predigttext steht im letzten Buch der Bibel. Es heißt Offenbarung und wird auch Apokalypse genannt. Apokalypse. Das Wort lässt Schlimmes ahnen. Wenn unsere Symbole von Macht und Wohlstand und Arbeit einstürzen wie Kartenhäuser, wenn der technische Fortschritt uns an den Rand des Abgrundes treibt, wenn die Erfahrungen, die wir machen, uns in Angst und Schrecken versetzen, wenn wir uns einfach nicht mehr zurecht finden in der Welt, dann sprechen wir gerne von Apokalypse. Das riecht nach Schwefel, Tod und Teufel, nach Unheil und Weltuntergang. Aber das ist nur die halbe Wahrheit.
„Dem allgemeinen Sprachgebrauch ist all das entfallen, was die Apokalypse an Lobpreis und Anbetung enthält, an Heilsverkündigung und Liebe Gottes, all das, was Vollendung und Erfüllung im wunderbaren Aufblühen der neuen Schöpfung bedeutet, all das, was Verheißung und Heilshoffnung umfasst. Wenn man sich die Mühe macht, die Verse zusammenzuzählen, die jeweils auf die verschiedenen Themen bezogen sind, dann findet man etwa 120 Verse mit Trost, Anbetung und Hoffnung, etwa 120 Verse, die direkt Gott und den Herrn betreffen, und 150 Verse mit Unglücksfällen und Katastrophen. Wir dürfen die Apokalypse wirklich nicht als das Buch des Unheils und des Gerichts Gottes lesen ...“ (Jaques Ellui, Apokalypse. Die Offenbarung des Johannes – Enthüllung und Wirklichkeit. Neukirchner Verlag 1981, S. 10)
Sie will aus den bisherigen Erfahrungen mit Gott durch die Zeiten hindurch zeigen, was von ihm zu sagen ist. Es geht um die Wirklichkeit Gottes und um sein Reich. So bekommen in der Offenbarung sieben Gemeinden Briefe, „Gott richtet an jede Kirche, jede Gemeinde eine Botschaft einen besonderen Ruf, denn alle diese Gemeinden sind gefährdet und in Frage gestellt, die einen durch Verfolgung, die andere durch Versuchung.“ (J. Ellui a.a.O. S. 120). Der Brief an die Gemeinde in Philadelphia hat als zentrales Thema die Treue zum Wort. Die unscheinbare Gemeinde zeichnet sich dadurch aus, Sie haben eine Beziehung zu Jesus, stehen zu Gott und zu ihrem Glauben und werden deshalb gelobt. Sie erscheinen wie ein Fels in der Brandung und werden zu wichtigen Säulen des Gottesreiches.
3. Ein Predigtentwurf mit Gliederung
Philadelphia - Eine bedrohte Gemeinde
Philadelphia, eine sehr arme, oft von Erdbeben heimgesuchte und darum zum Notstandsgebiet erklärte Stadt, in der heutigen Türkei gelegen, hatte eine blühende christliche Gemeinde. Elf ihrer Glieder starben zusammen mit Polykarp von Smyrna den Märtyertod.
Damals hatten es die Christen nicht leicht, denn der römische Kaiser Domitan tyrannisierte die Welt. Als höchster Gott und Heiland sollte jeder vor seinem Standbild knien, ihn anbeten und Opfer bringen. Das konnten und wollten die Christen nicht und nahmen sogar dafür den Tod in Kauf.
Sie halten die gute Nachricht von Jesus lebendig, von jenem Mann aus Nazareth der aus Liebe sogar ans Kreuz ging, in dem Gottes Liebe unter uns Hand und Fuß bekam, und den Gott nach seinem gewaltvollen Sterben zum Leben auferweckte, uns allen voran. An ihn als Herren und Heiland halten sie sich.
Unsere Bedrohungen heute haben viele Gesichter. Heute bedrohen uns weniger Erdbeben und Kaiser. Anderes macht uns zu schaffen: immer noch ungebremst ist unser Glaube in den Fortschritt, die Machbarkeit aller Dinge, und in die Macht der Zahlen und des Geldes.
In den Kontobüchern der Welt zählt Sicherheit immer noch mehr als Gerechtigkeit und Leistung noch mehr als Frieden. Und in Kirche und Diakonie überdenken wir unser Handeln, allerdings nicht an Hand unseres Auftrages aus der Bibel, sondern mit Kosten-Nutzen-Rechungen aus der Wirtschaft.
Aus diesen Systemen auszusteigen, scheint undenkbar.
Eine Gemeinde, die treu ist und gehalten wird
Die Christen in Philadelphia sind nicht sehr dynamisch. Sie heben die Welt nicht aus den Angeln. Sie machen wohl kein großes Aufsehen, ihre Öffentlichkeitsarbeit ist mangelhaft und ihre Breitenwirkung gering. Sie stehen nicht im Rampenlicht. In allen Erdbeben und Zeitstürmen konzentrieren sie sich allerdings auf das Wesentliche: Sie halten fest an dem Wort der Schrift und Verleugnen nicht den Namen Jesu. Sie erzählen seine Geschichte und seine Worte weiter und sie feiern seine Nähe unter Brot und Wein.
Sie sind nicht reich und nicht attraktiv, aber sie sind Gott und ihrem Glauben treu. Und sie lassen sich diese Treue alles kosten, was sie haben: auch ihr Leben. Das ist ungewöhnlich und das erntet Gottes Lob. Gott will sie halten, erhalten, und in seinem Reich erwartet. Sie kann bleiben und leben. Gott öffnet ihnen die Tür zum Leben. So bekommen sie es geschrieben.
Gott will uns Türen zum Leben öffnen
So möchten wir auch gerne aufgerichtet werden. Denn wir fühlen uns manchmal verloren. Kleingläubig wird unser Glaube, weil unsere Gemeinden schrumpfen, weil unsere Kirchenverwaltungen zu schwerfällig sind, weil uns scheinbar die Kräfte schwinden. Mitarbeitern und Mitchristen geht scheinbar die Puste aus. Man könnte fast meinen, wir reden uns selber noch ins Grab.
Und dann hören und erleben wir Gemeinden, in denen alles wie besser aussieht, wo viel läuft, wo die Gottesdienste gut besucht sind, wo viele Leute mitmachen, wo viel gespendet wird, wo viel geleistet wird, soziales Engagement und Projekte. Sie wachsen wie ein Baum und wirken wie Salz in der Suppe und Licht auf dem Berg. Und dann blicken wir eher traurig und scheel auf unsere eigene Gemeinde.
Und in so einen Augenblick gehört unser Bibeltext. Es scheint wie ein Fax Gottes, ein Brief, eine Erinnerung und eine Ermunterung. Er sagt zu uns: „Ihr seid eine Minderheit von meist kleinen, nicht sehr weltgewandten Leuten; ihr habt nichts, was der Welt imponieren könnte. Aber ihr habt eines: mein Wort, und ihr habt es behalten“ (Werner Krusche).
Auf gutem Boden bleiben
Wir stehen also nicht leer da. Wir haben handfeste Kost, an die wir uns halten können. Eine wahre Quelle, Worte des Lebens, die uns am Leben halten und die wir weitergeben können. Und das was wir tun, ist nicht nichts. Jeder von uns hat mit seinen Fähigkeiten und Gaben seinen Platz in Gottes Weltgeschichte, in seinem großen Puzzel der Liebe.
Der Urwaldarzt Albert Schweitzer sagt: „Keiner von uns weiß, was er wirkt und was er Menschen gibt. Es ist für uns verborgen und soll es bleiben. Manchmal dürfen wir ein klein wenig davon sehen, um nicht mutlos zu werden“. Gott hält uns und wie unser Einsatz zählt. Anstatt zu klagen und zu lamentieren können wir auf ihn hören und nach seinem Willen handeln. Alles andere ergibt sich dann, denn Jesus Christus hat die Schlüsselgewalt über alle Türen.
In seinem Namen dürfen wir getrost unsere Blickrichtung ändern: Klagt also nicht, wir sind zu wenige, sondern freut euch über jeden, der jetzt und heute neben euch sitzt und mit euch geht, öffnet euch füreinander und ganz neue Wege tun sich auf. Klagt also nicht, wir sind schwach, sondern entdeckt die Stärke mit der Gott euch ausstattet und bringt euch dort ins Spiel des Lebens ein, wo ihr gebraucht werdet.
Das Leben ist voller Möglichkeiten, weil Gott es mit uns gut meint, und weil er schon heute im Kommen ist. Unser ganzes Lebens ist Adventszeit. Wir erwarten Gott und wir schauen auf ihn der Mensch wird. Ein Christ ist einer, der Ausschau hält nicht nach Gremien oder Nutzen oder Macht oder Vergnügungen oder Auszeichnungen, sondern nach Christus, dem Erlöser, und der Orten, wo er uns heute braucht.
5. Liturgische Vorschläge
Lieder
Gottes Sohn ist kommen EG 5
Nun jauchzet, all ihr Frommen EG 9
Mit Ernst, o Menschenkinder EG 10
Wie soll ich dich empfangen EG 11
O komm, o komm du Morgenstern EG 19
Wohl denen, die da wandeln EG 295

Psalm 80 nachempfunden
Der du so lange wie ein Hirte warst
zu uns und unseren Müttern und Vätern,
entfalte deine gewaltige Macht vor unseren Augen,
denn unser Glaube ist schwach;
komm und hilf uns, denn wir fürchten uns.
Der du so lange wie ein Horte warst
zu uns und unseren Müttern und Vätern,
lass uns nicht umkommen in unserer Not,
richte du uns wieder auf, blick uns freundlich an,
dann ist uns geholfen und wir wollen dir voller Freude danken.
Kyrie
Nur ungern warten wir.
Und dennoch warten viele Kinder auf die Liebe ihrer Eltern.
Und viele Eltern warten auf die Liebe ihrer Kinder.
So viel Liebe fehlt unter uns.
Unsere Sehnsucht ist groß.
Wir warten auf einen, der uns versteht,
der zu uns hält, der mit uns fühlt.
Wir warten, Gott, auf deine Liebe;
stifte uns neu mit ihr an.

Gloria
So spricht Christus:
„Seht auf und erhebt eure Häupter,
weil sich eure Erlösung naht“
(Lukas 21, 28).
Unsere Köpfe
heben wir seiner Liebe entgegen.
Unsere Hände
strecken wir ihm entgegen.
Und unsere Stimmen
singen ihm alle Zeit Lob.
Tagesgebet
Dein Wort, Herr, liegt für uns bereit,
ob wir wanken und zittern.
Wir können es lesen.
Wir können es hören.
Dein Wort, Herr, liegt für uns bereit,
ob wir uns freuen und jubeln.
Schenke uns deinen Geist,
damit wir es ergreifen,
es recht verstehen,
und danach handeln.


Anzünden des Adventskranzes
Das Licht von Weihnachten
wirft seine Strahlen voraus.
Warm und hell leuchten uns
die Kerzen am Adventskranz.
Sie wollen uns anregen
zum Nachdenken und Singen:
Wir sagen euch an ... 1+2
Lesung
Lukas 21, 25-33 Vom Kommen Christi
Fürbitten (in Auswahl verwenden)
Du, Gott, begegnest uns
immer wieder auf wundersame Weise:
in den vertrauten Geschichten, die uns ansprechen,
in den Liedern, die uns erfüllen,
in den Menschen, sie unsere Wege kreuzen.
Du begegnest uns immer wieder
Und dafür sind wir dir dankbar.
1 Komm du zu all denen,
die erschöpft und abgestumpft sind
und nicht mehr an die Liebe glauben können.
Sie mögen ihr Herz neu finden
durch viele gute Erfahrungen.
Alle: O komm, du Trost der Welt!
2. Komm du zu all denen,
die einsam sind
und sich nicht mehr freuen können,
weil sie keinen Menschen haben,
der mit ihnen redet.
Sie mögen Freunde finden,
die mit ihnen das Leben teilen.
Alle: O komm, du Trost der Welt!
3. Komm du zu all denen,
die von ihrem Kummer erdrückt werden,
die von Krankheit und Leid gezeichnet sind
und keine Hoffnung mehr verspüren.
Sie Mögen Wegbegleiter finden,
die mit ihnen den Schmerz aushalten.
Alle: O komm, du Trost der Welt!
4. Komm du zu all denen,
die sich aus der Gemeinschaft ausgestoßen fühlen,
die den Anschluss verloren haben
und sich selbst nichts mehr zutrauen.
Sie mögen die Kraft finden
einen neuen Anfang wagen.
Alle: O komm, du Trost der Welt!
5. Komm du zu den vielen,
die keinen Sinn mehr in ihrem Leben sehen,
die sich überflüssig und nutzlos fühlen,
und mit sich und der Welt nichts anzufangen wissen.
Sie mögen den Weg finden,
der sich sicher trägt
und mit anderen verbindet.
Alle: O komm, du Trost der Welt!
6. Komm du zu all den Menschen,
die in Streit und Unfrieden leben,
die sinnlosen Kriegen ausgeliefert sind
und an Gewalt, Terror und Unrecht leiden.
Sie mögen den Frieden finden,
bei dem keiner zu kurz kommt.
Alle: O komm, du Trost der Welt!
7. Komm du zu deinen Gemeinden,
deiner Kirche, die immer noch uneins ist,
und lass deine Liebe unter uns Gestalt finden.
Du, Gott, kommst wieder zu uns auf wundersame Weise.
Du bist unser Halt und Ziel. Amen.

Verfasser: Pfr. Heinz-Günter Beutler-Lotz, Tulpenstr. 19, 55276 Dienheim

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