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Der Ruf zur Umkehr

von Christine Urban (06638 Karsdorf)

Predigtdatum : 12.12.2010
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : 3. Advent
Textstelle : Lukas 3,1-14
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Wochenspruch:
„Bereitet dem Herrn den Weg; denn siehe, der Herr kommt gewaltig.“ (Jesaja 40, 3.10)
Psalm: 85,2 - 8

Lesungen
Altes Testament: Jesaja 40, 1 – 8 (9 – 11)
Epistel: 1. Korinther 4, 1 – 5
Evangelium: Matthäus 11, 2 – 6 (7 – 10)


Eingangslied: EG 1 Macht hoch die Tür oder
EG 11 Wie soll ich dich empfangen
Wochenlied: EG 10 Mit Ernst, o Menschenkinder
Predigtlied: EG 11, Wie soll ich dich empfangen oder
1+8+10 Gottes Sohn ist kommen oder
EG 5, 1-3 O Heiland reiß die Himmel auf
EG 7
Schlusslied: EG 428 Komm in unsre stolze Welt

Der Predigttext wird während der Predigt verlesen

Liebe Gemeinde,

es ist Halbzeit im Advent. Heute haben die Kinder das 12. Türchen geöffnet – das Ende ist langsam absehbar. Die Zeit des Wartens ist bald vorbei. Sind Sie mit allen Vorbereitungen auch schon bei der Mitte angekommen oder hinken Sie, (wie alle Jahre wieder,) etwas Ihren Vorstellungen und Plänen hinterher. Was fehlt noch, damit Sie die Adventszeit genießen und auf sich wirken lassen können? Was haben Sie bisher versäumt, obwohl Sie es sich in diesem Jahr fest vornahmen? Welche Überraschung haben Sie erlebt oder anderen gemacht? Advent – Gott kommt. Gott kommt zu uns. Er kommt uns entgegen. Wo sind wir? Haben wir uns auch schon auf den Weg gemacht? Sind wir heraus gekommen aus unserem Alltag, aus dem Trott, der uns das ganze Jahr gefangen nimmt? Nehmen wir uns Zeit für unsere Lieben? Es ist Halbzeit im Advent. Wir stecken mitten in all den Vorbereitungen und haben vielleicht das Wichtigste vergessen: uns selbst vorzubereiten auf das Kommen Gottes in unser Leben. Fragen wir uns manchmal wie im Lied, wie wir IHN empfangen sollen, wie wir IHM den Weg bereiten können, wie wir uns bereit machten sollten, worauf wir uns bei all dem Warten einlassen? Haben wir dieses ewige Warten satt oder können wir nie genug von dieser Erwartung bekommen? Fragen über Fragen. Unerledigtes häuft sich an. Wir kommen nicht zur Besinnung und wünschen es uns doch so sehr.

Da hinein spricht der Predigttext des 3. Adventes aus dem Lukasevangelium (3, 1 - 14 – hier verlesen):

Der Evangelist macht ganz bewusst einen geschichtlichen Abriss, um seine Hörerinnen und Hörer auf die Situation aufmerksam zu machen. Johannes der Täufer predigt in einer Zeit, in der das Land aufgeteilt war unter die vier Teilfürsten von Roms Gnaden. Jeder von ihnen suchte seine Schäfchen ins Trockene zu bringen, denn Rom war weit weg. Den einzelnen kleinen Landesteilen und ihren Bewohnern ging es nicht gut so als Spielball zwischen den Fronten. Kein Wunder, dass sich viele danach sehnten, befreit zu werden, Erleichterung zu bekommen, ein besseres, ruhigeres Leben zu führen. Das erinnert uns an die verschiedenen Teilungen, Einteilungen unserer Welt und unserer Gesellschaft, die ein friedliches Miteinander behindern. Da gibt es die da oben und wir hier unten. Da gibt es die Reichen und die Armen und die vielen dazwischen. Da gibt es die, die immer mehr haben wollen auf Kosten anderer und die, die nicht wissen, wie sie ihre Familie durchbringen können. Es erinnert uns an die vielen Abgrenzungen, die das Miteinander verhindern.

Johannes wird uns vorgestellt als ein von Gott berufener Prophet – denn ein Prophetenwort begleitet seine Berufung. Johannes predigt in der Wüste. Das gibt ihm einen gehörigen Abstand. Dieser Abstand eröffnet, ja weitet den Blick auf die Lage der Menschen. Manchmal braucht man ja gerade solch einen Abstand, um besser und klarer zu sehen und dann besonnener zu handeln. Johannes soll Wegbereiter sein, damit alle den Heiland Gottes sehen können. Er soll einen freien Blick auf den Heiland, den Retter ermöglichen. D. h., dieser Blick soll durch nichts und niemand mehr verstellt sein. Die Hügel stehen stellvertretend für alle Berge von Sorgen, Problemen, Ängsten, Arbeit, Ungerechtigkeiten und all das andere, was unseren Blick verstellt oder verzerrt. Die Täler stehen stellvertretend für alle Entfernungen zwischen Menschen, zwischen Gott und Mensch, zwischen dem was ist und dem was sein soll und all das andere, was Nähe unmöglich macht.

Da stehen nun die vielen, die gekommen sind, weil sie auf der Suche nach einem anderen, einem neuen Leben sind. Sie sind auf der Suche nach einem Sinn in ihrem Leben. Viele merken, dass es so nicht weiter gehen kann. Sie sind gekommen, weil sie von Johannes gehört und sich neugierig auf den Weg gemacht haben. Johannes predigt ihnen ins Gewissen. Er nimmt kein Blatt vor den Mund. Er redet Tacheles. Es wäre auch unsinnig, die Lage zu beschönigen oder die Probleme klein zu reden. Es würde niemandem helfen, geschont zu werden. Deshalb diese klaren Worte: Schlangenbrut – ja, ihr schlängelt euch durchs Leben und wisst euch durchzuschlagen. Nur nicht anecken, nur nicht auffallen. Irgendwie wird es schon gehen. Ist ja bisher auch gegangen. Ihr seht nur auf das Eure. Ihr wiegt euch in trügerischen Sicherheiten. Ihr glaubt, Ihr könntet einfach so weiter leben wie bisher. Da irrt Ihr euch gewaltig. Ändert euer Leben, eure Einstellung! Beachtet die Zeichen der Zeit – so lange ihr noch Zeit habt!

Die Menschen drehen nicht einfach auf dem Hacken um, sondern bleiben und wollen wissen, wie es gehen kann. Sie sind wirklich interessiert und nicht einfach nur auf eine Sensation aus – so nach dem Motto: Hast du schon von dem Spinner Johannes gehört? Das ziehen wir uns heute mal rein. Das wird bestimmt lustig. Nein, die Menschen, die sich auf den Weg gemacht haben, wollen neue Wege gehen.

So wie viele von uns. Wir merken, dass die eingefahrenen Gleise nicht zu einem sinnerfüllten Leben führen. Wir fühlen, dass unser „immer-mehr“, „immer-schneller“, „immer-weiter“, „immer-höher“ weder uns noch unserer Umwelt gut tun. Wir wissen, dass die ungerechten Strukturen zu noch mehr Ungerechtigkeit führen.

Vielleicht sind die Fragen der Menschen am Jordan auch unsere Fragen: Was müssen, was können wir tun? Hilf uns! Zeig uns den Weg!

Johannes schlägt plötzlich ganz andere Töne an: Schaut euch um und ihr werdet merken, was ihr tun könnt! Das ist ganz einfach und meist reicht ein kleiner Schritt. Wer wirklich ernst machen will mit dem neuen Leben, der fange zu teilen an. Teilen kann jeder und Teilen macht Spaß. Nicht mehr und nicht weniger. Das bedeutet zunächst, über meinen Tellerrand hinaus zu schauen, die anderen mit ihren Sorgen, Problemen und Nöten wahrzunehmen und zu überlegen, wie können wir gemeinsam Abhilfe schaffen. Merkt, dass ihr aufeinander angewiesen seid! Begreift, dass Gottes Wort euch aufeinander weist! Ihr tragt eine Verantwortung! Nehmt sie auch wahr! Uns fallen sicher genügend Beispiele ein, wo Menschen zu teilen anfangen: Brot für die Welt oder andere Spendenaktionen der Adventszeit, Hilfsaktionen für Notgebiete dieser Welt (Erdbebenhilfe, Tsunamihilfe u. ä.), Patenschaften für Schulkinder in Tanzania oder über die Kindernothilfe, Hilfen vor Ort (Tafeln, Kleider- und Möbelbörsen, Straßenkinder). Es gibt Adventskalender, mit denen man Geld sammeln kann, dass man dann zu Weihnachten spendet. Andere Adventskalender haben jeden Tag eine Aktion für andere. Die Adventsaktion „Der andere Advent“ versucht, uns zu mehr Besinnung, zu mehr Miteinander, zu mehr Gegenseitigkeit einzuladen. Da lassen sich Menschen anstecken und teilen das, was sie haben. Christinnen und Christen verändern so seit Jahrhunderten das Gesicht der Erde. Sie sind Anwälte der Sprachlosen und zeigen mit den kleinen Schritten Wege für Veränderungen. Das passiert immer nach dem Motto: Das Wenige, was du tun kannst, ist viel.

Auf solch eine allgemeine Aufforderung folgen dann noch die konkreten Fragen zweier Berufsgruppen (Zöllner und Soldaten). Ihnen wird gesagt, dass sie ihre Stellung nicht ausnutzen sollen, sondern so ihre Pflicht tun sollen, dass niemand zu Schaden kommt. Das lässt sich entsprechend auf andere Berufe anwenden: Ihr Lehrer, kümmert euch um die Schüler so, dass sie Spaß am Lernen haben und gut aufs Leben vorbereitet werden. Ihr Politiker, regiert die Länder mit Weitblick und mit Gerechtigkeit und fordert nichts, was ihr nicht selbst zu geben bereit seid. Ihr Unternehmer, achtet bei euren Geschäften auf das Wohl eurer Mitarbeiter und wirtschaftet nicht so sehr nur in eure eigene Tasche. Ihr Mediziner, habt das Wohl eurer Patienten im Blick und nicht so sehr nur die medizinisch-technischen Möglichkeiten.

Ihr Menschen, achtet bei all eurem Tun auf Gottes Wort, das uns zur Besinnung bringen will im Trubel der Zeiten. Ihr Menschen, achtet aufeinander, damit niemand untergeht im Strudel der Verhältnisse. Ihr Menschen, achtet auf euch, damit ihr zu Gott findet – er ist auf dem Weg. Es ist Halbzeit im Advent – nutzen wir die verbleibende Zeit, um zur Besinnung, zur Ruhe und zur Wegbereitung zu kommen. Amen.

Ausformuliertes Kyrie, Gloria und Kollektengebet für alle, die es nicht singen wollen/können:
Aus dem Trubel der Vorweihnachtszeit kommen wir in diesen Gottesdienst. Wir wollen Ruhe finden und Besinnung in einer Zeit voller Unruhe und Besinnungslosigkeit, die – so bekennen wir – oft selbst verschuldet ist. Wir bitten: Gott, erbarme dich.
Wir sind so mit uns selbst beschäftigt, dass wir die Nöte um uns kaum wahrnehmen. Wir bitten: Gott, erbarme dich.
Die Gleichgültigkeit um uns lähmt uns. Gib uns deinen Geist, dass wir mit liebevollen Augen uns und unsere Umwelt sehen. Wir bitten: Gott, erbarme dich.
Gott, du bist auf dem Weg zu uns und wir sollen deine Wegbereiter sein. Das überfordert uns. Sei bei uns und stärke uns. Wir bitten: Gott, erbarme dich.
Gott, du kennst unsere Unzulänglichkeit und unsere Sorgen und willst beides aufheben. Dafür danken wir dir.
Gott, lass uns erkennen, wie wir dir entgegengehen können; welche Schritte nötig sind, um dich zu empfangen. Zeige uns unsere Möglichkeiten der Anteilnahme und Anteilgabe in dieser Zeit der Vorbereitung. Gib uns die Weisheit, uns nicht im Trubel zu verlieren. Überwinde was uns von dir und von unseren Nächsten trennt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Fürbitten:
Gott, du kommst uns im Advent entgegen. Du rufst uns zur Umkehr und zu einem Leben in der Erwartung deines Reiches. Darum bitten wir dich:
Komm zu uns mit deiner Gnade, dass wir falsche Sicherheiten aufgeben und unser Leben auf dein Wort gründen.
Komm zu uns mit deiner Liebe, dass wir die Not der Menschen um uns sehen und ihnen mit Wort und Tat beistehen.
Komm zu uns mit deiner Gerechtigkeit, dass wir Unrecht beim Namen nennen und den Benachteiligten zu ihrem Recht verhelfen.
Komm zu uns mit deinem Licht, das unser Dunkel erhellt.
Komm zu uns mit deiner Kraft und lass uns Wegbereiter werden.
Komm zu uns mit deinem Trost, damit wir auch andere trösten können.
Komm zu uns und verwandle uns. Amen. Vaterunser


Segen:
Der Segen Gottes, der sich um uns kümmert wie ein Vater und eine Mutter,
der Segen Jesu Christi, der uns als Bruder entgegenkommt,
der Segen des Heiligen Geistes, der uns zu Wegbereitern machen möge,
begleite uns in dieser Zeit.

Amen.

Verfasserin: Pfarrerin Christine Urban, 67 rue Bergson, F-42000 St. Etienne









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