Der Ruf zur Umkehr
von Kira Busch-Wagner (Karlsruhe)
Predigtdatum
:
17.12.2017
Lesereihe
:
ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr
:
3. Advent
Textstelle
:
Römer 15,4-13
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Wochenspruch:
„Bereitet dem Herrn den Weg; denn siehe, der Herr kommt gewaltig.“ (Jesaja 40, 3.10)
Psalm: 85,2 - 8
Lesungen
Reihe I: Matthäus 11, 2 - 6 (7 - 10)
Reihe II: 1. Korinther 4, 1 - 5
Reihe III: Lukas 3, 1 – 14
Reihe IV: Römer 15, 4 - 13
Reihe V: Jesaja 40, 1 - 8 (9 - 11)
Reihe VI Offenbarung 3, 1 - 6
Liedvorschläge
Eingangslied: EG 17, 1 – 3 oder EG 1, 1.4.5 Wir sagen euch an den lieben Advent Macht hoch die Tür
Wochenlied: EG 4, 1 – 5 Nun komm, der Heiden Heiland
Predigtlied: EG 293 Lobt Gott den Herrn, ihr Heiden all
Schlusslied: EG 34, 1 – 3 Freuet euch ihr Christen alle
Predigttext Römer 15, 4 - 13
4 Denn was zuvor geschrieben ist, das ist uns zur Lehre geschrieben, damit wir durch Geduld und den Trost der Schrift Hoffnung haben.
5 Der Gott aber der Geduld und des Trostes gebe euch, dass ihr einträchtig gesinnt seid untereinander, wie es Christus Jesus entspricht,
6 damit ihr einmütig mit einem Munde Gott lobt, den Vater unseres Herrn Jesus Christus.
7 Darum nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Ehre.
8 Denn ich sage: Christus ist ein Diener der Beschneidung geworden um der Wahrhaftigkeit Gottes willen, um die Verheißungen zu bestätigen, die den Vätern gegeben sind;
9 die Heiden aber sollen Gott die Ehre geben um der Barmherzigkeit willen, wie geschrieben steht (Psalm 18,50): »Darum will ich dich loben unter den Heiden und deinem Namen singen.«
10 Und wiederum heißt es (5.Mose 32,43): »Freut euch, ihr Heiden, mit seinem Volk!«
11 Und wiederum (Psalm 117,1): »Lobet den Herrn, alle Heiden, und preisen sollen ihn alle Völker!«
12 Und wiederum spricht Jesaja (Jesaja 11,10): »Es wird kommen der Spross aus der Wurzel Isais, und der wird aufstehen, zu herrschen über die Völker; auf den werden die Völker hoffen.«
13 Der Gott der Hoffnung aber erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben, dass ihr immer reicher werdet an Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes.
Hinführung
Eine Adventspredigt? Zur liturgischen Situation
Die Perikope Röm 15, 4 - 13 beinhaltet zwar – zumal zum Abschluss des großen Römerbriefes – wichtige und wunderbare theologische Er- und Bekenntnisse. Es wird aber nur ganz wenige Gemeindeglieder geben, die sich erinnern, den Abschnitt schon einmal in der Adventszeit gehört zu haben. Die Bilder, die den Versen innewohnen, müssen erst entfaltet werden. Anknüpfungspunkte zu unseren Adventserlebnissen und -erfahrungen sind nicht sofort offensichtlich. Das große Thema „Lob Gottes“ bildet allerdings eine wunderbare Brücke in die evangelisch-katholische Ökumene: Der 3. Adventssonntag unterbricht in der katholischen Christenheit sehr dezidiert den tiefen Ernst der vorweihnachtlichen Buß- und Fastenzeit und widmet sich, seinem Namen „Gaudete“, „Freuet euch“ (Phil 4, 4 ist Introitus, der Eröffnungsvers) entsprechend, ganz der Freude auf das Weihnachtsfest hin. Wo es Gemeinden möglich ist, werden rosarote statt der violetten Paramente (Stolen, Priestergewand) verwendet.
Hauptaussage der Perikope
Dass Gott gelobt wird, großer Jubel entsteht, Jubel über den biblischen Gott bei den Völkern der Welt, darin liegt die Hauptaussage der Perikope. Das ist für Paulus die Summe all seiner theologischen Überlegungen im Brief nach Rom. Jubel - das darf zugleich die Grundgestimmtheit der Christen sein angesichts der Zuwendung Gottes in Jesus Christus, seinem Diener, seinem Knecht.
Gang durch den Text
Die Eintracht der Gemeinde in ihren so höchst unterschiedlichen Gliedern (zum Teil jüdischer, zum Teil rein heidnischer Herkunft) besteht eben darin, Gott zu loben. (5 + 6).
Aus der Erfahrung, von Christus angenommen zu sein, werden christliche Gemeindeglieder auch einander gegenseitig annehmen.
Für Gemeindeglieder jüdischer Herkunft bestätigt Christus, der „Diakon der Beschneidung“, die Verheißungen, die großen Zusagen Gottes an sein Volk.
Die Gemeindeglieder aus den Völkern, Heiden, können angesichts solchen Dienstes gar nicht anders, als Gott zu loben (8 + 9 a).
Das entspricht den Erfahrungen aus Thora, Propheten und Schriften, aus der Schrift, der Bibel, wie Paulus oder Jesus und ihre Zeitgenossen sie kennen. Die Aufgabe, der Christus nachkommt, Gott unter den Heiden bekannt zu machen, damit auch sie ihn loben können, ist also bekannt (9 b - 12). Sie geschieht gemäß der Schrift.
Der letzte Vers (13) ist geradezu ein Segenswort für die Gemeinde: Der Gott der Hoffnung schenke Freude und Frieden und eben Hoffnung durch die Kraft seines Geistes.
Theologisch-systematische Erträge
Die Rede vom Christus als Diener – wörtlich im griechischen Text: „Diakon“ – der Juden beauftragt unmittelbar, die Erkenntnisse des christlich-jüdischen Gesprächs der vergangenen Jahrzehnte wahrzunehmen. Wenn die Christen aus den Völkern Bezug zum Gott Israels gewinnen dank Christus, kann das keinesfalls so formuliert werden, als könne oder würde die Kirche die Judenheit überrunden. Wenn Christus Israel dient, also zum Heil gereicht, dann steht die Christenheit auch hier im Ruf zur Nachfolge; steht sie in der Pflicht, Israel heilvoll zu begegnen. Diese Begegnung setzt die Existenz des jüdischen Volkes notwendig voraus. Der Inhalt guter Begegnung kann also nicht in der Erwartung bestehen, dass ganz Israel Jesus als seinen Christus annimmt. Dafür findet sich in der vorliegenden Perikope auch nicht der Hauch eines Belegs. Der Dienst, das Diakonat Christi an Israel besteht eben darin, die (selbstverständlich ungekündigten) Verheißungen (schließlich ist Gott treu und nimmt Verheißungen nicht zurück! Vgl. Röm 11, 29) zu bestätigen. Solcher Dienst – so die Argumentation des Paulus - ist natürlich zugleich ein Dienst zugunsten der Völker um Israel herum. Mit „Heiden“ sind die Völker neben dem Volk Gottes gemeint. Das Diakonat Christi, der Dienst aus Israel, kommt den Völkern zugute. Der Spross aus der Wurzel Isais, der Nachkomme Davids, also Jesus, bringt die Völker in Beziehung zum Gott Israels, worauf bereits ihre Hoffnung sich ja gerichtet hat (Vers 12).
Weil die Rolle des Diakonats im Neuen Testament in der Regel vom Tischdienst abgeleitet wird (vgl. Markus 1, 31), liegt im Blick auf Jesus eine eucharistische Bedeutung nahe, eine Verknüpfung von Diakonat mit der Abendmahlsfeier der Gemeinde und mit der Abendmahlsgemeinschaft in Ewigkeit. Wenn ich hiervon rede mit dem Stichwort „Fest“, stellt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit zugleich die Assoziation ein zum bevorstehenden Weihnachtsfest. Und die relativ abstrakte Briefstelle wird anschlussfähig an die adventliche Erwartung und Gestimmtheit der Gemeinde, der Römer 15, 4 – 13 gepredigt wird.
Die homiletische Situation als Predigthilfe
Neben der Rede vom Fest, die emotional gespeist wird von der vertrauten Freude am und aufs Weihnachtsfest, werden noch weitere Parallelen in der Predigt aufgenommen, die helfen, die Perikope zu verstehen, ihrem Anliegen nachzukommen und einen Bezug zum liturgischen Kontext wahrzunehmen.
So die Rede vom Brief des Apostels Paulus als Weihnachtspost; Freude an Gott aufgrund guter Erfahrungen entsprechend der Freude am Christfest aufgrund guter Erfahrung. Auch dass Christus das Fest im Haus des Vaters (vor-)bereitet, ist uns nicht fremd bei all den Vorbereitungen aufs Weihnachtsfest. Das eigene Erleben soll angesprochen, die Theologie des Paulus durch Bilder eigener Erfahrung lebendig werden. Dass Menschen ihre Worte und Taten schließlich voller Freude und Dank ausrichten auf Gott, entspricht dem Ziel in der Perikope, nämlich Lob Gottes durch uns Christen aus den Völkern. Es entspricht auch dem vorweihnachtlichen Kontext und in gewissem Sinne den Erwartungen, die die Gemeinde mitbringt. Vorfreude, Weihnachtslieder, Geschenke und Vorbereitungen aufs Fest werden ernst genommen als Gestalten, Gott zu loben. Ja, sie entsprechen dem biblisch begründeten Wunsch des Paulus (und dem Anliegen der vorliegenden Predigt), dass die durch Israel ausgelöste und nun ihrerseits ansteckende Freude der Heiden-(Christen), ihr Dank, ihr Lob Gottes in Wort und Tat, zugleich Gegenstand und Ziel ihrer Sendung sind. Ihre Ethik, ihre Gesinnung und ihre Gestalt von Gemeinde (ein-trächtig!) speisen sich von daher.
Gliederung
I. Weihnachtspost mit dem Römerbrief
II. Vorfreude aus guter Erfahrung – bei Paulus, bei uns
III. Christus, Diener der Juden, schenkt uns die guten Erfahrungen Israels mit seinem Gott
IV. Diakon für Israel
V. Diakon aus Israel
VI. Unser Lob in Worten und Taten
Ziel
Die Predigt will ihre Hörerinnen und Hörer in das „Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden“ einstimmen lassen. Denn Christus, der Diener für Israel und aus Israel, gibt uns Anteil an den guten Erfahrungen Israels mit seinem Gott.
Predigt
I. Weihnachtspost mit dem Römerbrief
Persönliche Briefe und Kartengrüße – jetzt in der Adventszeit, auf Weihnachten hin, kommen sie vermehrt ins Haus. Vielleicht haben auch Sie wieder einmal zu Papier und Stift gegriffen, um zu schreiben, alte Freundschaften, frühere Begegnungen gerade jetzt in der Adventszeit wieder aufzunehmen und zu festigen. Gute Adventszeit! Frohe Weihnachten – das sind ja auch Segensworte. Einladung zu weihnachtlicher Freude.
Natürlich kannte Paulus keine Weihnachtspost – ich meine trotzdem: der Briefausschnitt, den wir heute hören, gehört durchaus dazu. Es sind einige Verse aus dem letzten Kapitel des Briefes, den Paulus ursprünglich an die Gemeinde nach Rom schickt.
Paulus ist die Hektik der Großstädte vertraut, der Trubel, das Gedränge. Er hat bestimmt vielmals erlebt, wie Sklaven oder Angestellte Einkäufe für die Bessergestellten nach Hause schleppten. Also gar nicht so fern unseren Verhältnissen an Adventssamstagen, an denen uns die Stunden dahinfliegen. Bei einer so kurzen Adventszeit wie in diesem Jahr, hoffen ja viele umso mehr auf Besinnlichkeit. Die Gemeinde in Rom aber beschwört Paulus, geduldig zu sein.
Diese letzte Adventswoche, die heute beginnt, ist ja schon ganz ausgerichtet aufs Christfest. Darauf, dass nicht nur die Engel singen: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden …“. Sondern dass doch auch Menschen darin einstimmen: Gott sei Dank! Und Ehre ihm! Und den Menschen sei Friede geschenkt. Schließlich ist Jesus geboren. Geboren von Maria im jüdischen Land.
Paulus ist sich in seinem Brief nach Rom, im Weihnachtsbrief an uns, ganz sicher: es wird großer Jubel laut werden, Jubel über den biblischen Gott bei den Völkern der Welt. Es kommt zu Eintracht und guter Gemeinschaft um Jesu willen. Es gibt gute Gründe dafür.
Hören wir auf den Abschnitt aus dem Brief des Paulus nach Rom, Kapitel 15, die Verse 4 bis 13.
Lesen des Predigttextes
II. Vorfreude aus guter Erfahrung – bei Paulus, bei uns
Liebe Gemeinde,
vielleicht haben Sie tatsächlich manches entdecken, manches hören können, was sich mit der erwartungsvollen Stimmung hin auf Weihnachten deckt. Vielleicht haben Sie Stichworte gehört, Auslöser von Weihnachtsfreude, Worte, die heute schon mitnehmen aufs Fest hin.
„Freut euch“, war vielleicht solch ein Stichwort. Oder: „Nehmt euch einander an“. „Der Spross aus der Wurzel Isais“. Und die Hoffnung auf Friede natürlich, heute um keinen Deut weniger aktuell als damals, im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung.
Doch stellen wir uns jemanden vor, der noch nie Weihnachten gefeiert hat. Noch nie Adventszeit erlebte. Jemanden, der noch nie Sterne ins Fenster hängte, nie beim Adventskranz eine Kerze entzündete, keinen Gedanken an Geschenke verschwendete. Würde so jemand sich auf Weihnachten freuen? Wohl kaum. Es gäbe keinen Grund.
Und auch wenn jemand keine gute Erfahrung mit Weihnachten gemacht hat, nichts Schönes damit verbindet, würde die- oder derjenige schwerlich Weihnachten erwarten.
Auch wenn wir manchmal beklagen, dass die Hektik zu groß sei, der wirkliche Sinn verlorengegangen, dass das Essen dominiere, der Geschenkeberg erdrückend sei – das Anliegen dahinter ist doch: mit Weihnachten, mit dem Blick auf die Gegenwart Christi, gute Erfahrungen zu schaffen, gute Erfahrungen zu vermitteln. Kindern wie Erwachsenen. Menschen um uns herum. Am besten solche Erfahrungen, auf die man im nächsten und übernächsten Jahr zurückgreifen kann. Damit auch dann wieder Vorfreude wächst, Erwartung, Gespanntheit. Und damit die, die sich davon ergreifen lassen, von solch guten Erfahrungen noch lange zehren. Daraus leben. Sich davon verändern lassen. Und was sie selbst erlebt haben, weitergeben. Damit auch andere etwas davon haben.
Das Gleiche unternimmt Paulus in seinem Brief: Er verweist uns auf gute Erfahrungen mit Gott. Er spricht von den guten Erfahrungen mit Gott, die Christus, der Auferstandene, mit seinen jüdischen Glaubensgeschwistern teilt. Paulus möchte uns die guten Erfahrungen vermitteln, damit auch wir uns freuen können. Weil dann auch wir etwas vom biblischen Gott haben. Einbezogen sind in Hoffnung und Freude und Friede und in die Kraft des Heiligen Geistes.
III. Christus, Diener der Juden, schenkt uns die guten Erfahrungen Israels mit seinem Gott
Die Bibel ist eine große Schatzkiste guter Erfahrungen, guter Erfahrungen mit Gott. Damit wir an die guten Erfahrungen mit Gott anknüpfen können, dafür – so versteht es Paulus – ist der Christus Jesus da. Er ist ein Diener geworden. Ein Diener der Juden, wie es in der alten Lutherübersetzung heißt, ein Diener der Beschneidung in der neuen. Man könnte auch wortwörtlich lesen: Ein Diakon der Beschneidung. Christus, Diener der Juden, Diakon der Beschneidung.
Die Grammatik lässt da zwei Bedeutungen zu. Ein Diener des Schlosses kann heißen: Da ist ein Diener für das Schloss und seine Leute. Es kann auch heißen: Ein Diener aus dem Schloss.
Auch bei Paulus sind beide Bedeutungen möglich für die Rede von Jesus, dem Diakon der Beschneidung. Beide Bedeutungen sind sinnvoll, sind passend.
IV. Diakon für Israel
Der Christus Jesus ist ein Diener, ein Diakon für Israel. Er bestätigt Israels gute Erfahrungen mit Gott. Paulus sagt: er bestätigt die Verheißungen. Jesus bestätigt, was Gott seinem Volk, dessen Müttern und Vätern wie Sara und Abraham versprochen und gegeben hat. Seine Liebe und Treue. Die Erwählung und den Auf-trag, der sich damit verbindet, nämlich die Sendung, Licht der Welt zu sein. Jesus bestätigt, dass Gottes Volk sein Kind ist und Erbe. Dass Israel die Weisung hat, also die Gebote, und den Gottesdienst kennt: Lob Gottes verbunden mit immer neuem Hören auf sein Wort (1).
Paulus sagt: All das bestätigt der Auferstandene, den er kennengelernt hat, mit Ja und Amen: so ist es. Ganz bestimmt. Ich halte dran fest.
Und: Christus ist Diakon für Israel, weil Jesus den Auftrag Israels, Gott auch unter den Völkern der Welt bekannt zu machen, eingelöst hat.
Christus, der Diener der Juden, ein Diakon der Beschneidung – für Israel.
V. Diakon aus Israel
Und die zweite Bedeutung stimmt auch: Der Christus, Gottes Erwählter, ist ein Diakon aus Israel. Ein Diakon für die Völker. Jesu ganzes Leben bestätigt – so sieht es Paulus -, dass Gott von Israel her auch die Völker der Welt liebevoll in den Blick nimmt. Denn überall dort, wo in unserer Lutherübersetzung „Hei-den“ steht, sind ja gemeint die Menschen jenseits von Israel, die Völker der Welt. Was heißt: Gottes berufener, erwählter Diakon Jesus aus Israel bereitet uns, den Fremden, den Heiden, den Tisch. Er bereitet uns das Fest im Haus seines Vaters. Eines barmherzigen, großzügigen, einladenden Vaters. Wie wir ihn aus dem Gleichnis vom Vater mit den beiden Söhnen kennen (2). Jesus, der Diakon, der den Tischdienst innehat, bereitet ein Fest! Uns, den Heiden, den Fremden, den Menschen aus den Völkern jenseits von Israel. Ein Fest, zu dem Geschenke an Weihnachten und Lichterglanz und Genüsse ein kleiner, vorläufiger Einstieg sind! Kein Wunder, dass Paulus uns in unserer Vorweihnachtszeit zuruft: Freut euch! Dankt Gott! Lobt ihn! Es kann gar nicht genug davon sein!
VI. Unser Lob in Worten und Taten
Und für Paulus ist es gar keine Frage, dass wir das tun und es können, uns zu freuen. Uns zu freuen an Gott! Am Gott Israels, am Vater Jesu Christi. Dass wir vielfach von ihm reden! Dankbar und lobend.
Denn auch das kennt Paulus aus wirklich allen Teilen der Schrift, aus der Thora, von den Propheten, aus den Psalmen: Lob Gottes durch Angehörige der Völker. Paulus kann also auch bestätigen, was schon längst galt: Angehörige der Völker neben dem Volk Gottes loben den Gott Israels.
Aus der Heiligen Schrift kennt er viele Hinweise darauf: „Freut euch, ihr Völker, mit seinem Volk“ (3)
„Lobet den Herrn, alle Völker
und preist ihn, alle Völker“ (4)
„Es wird kommen der Sproß aus der Wurzel Isais …;
auf den werden die Völker hoffen“ (5).
Ja, Paulus ist überzeugt: die Völker können das und tun das. Wenn sie den Diakon Jesus, den Diener der Beschneidung kennen, dann erkennen sie die Barmherzigkeit Gottes. Dann können sie in die Fußstapfen Jesu treten, zur Eintracht hinwirken, Frieden fertigen, einander annehmen, füreinander da sein. Lob Gottes verbreiten mit Worten und Taten.
Was traut Paulus uns da alles zu! Vielleicht ein bisschen viel. Aber wir kennen die guten Erfahrungen Israels mit seinem Gott. Jesus hat sie uns eröffnet. Warum sollten wir da nicht auch Israel, dem Judentum, dankbar sein? Warum sollten wir da nicht Hoffnung schöpfen, zähe Geduld haben, auf die Verheißungen trauen. Auf Gottes Treue. Wenn gegenüber Israel, dann eben auch für uns. Vor allem aber können wir uns freuen. Aufs Fest. Auf das, was jetzt kommt. Und jenes in Ewigkeit.
Amen
Eingangsgebet
Du Gott, du wirkst in dieser Welt.
Sie liegt dir am Herzen.
Du begleitest uns auf dem Weg, das Fest der Geburt Christi zu feiern.
Wir bitten dich:
Lass uns deine Wunder erkennen, große und kleine.
Lass uns daran teilhaben, vielen Menschen deine Taten und deine Wunder zu eröffnen,
dass sie sich freuen können und dich loben
zusammen mit dem Christus Jesus im Heiligen Geist.
Amen.
K.B.-W.
Fürbittengebet
Hochgestimmt sind diese Tage
Hochgestimmt sind viele in der Vorfreude auf Weihnachten hin.
Wir ersehnen Friede unter den Völkern.
Gerechtigkeit und Ausgleich unter den Menschen.
Du ewiger Gott, schenkst uns in Christus
deine Freundlichkeit und Gnade,
dass wir uns freuen können und dein Lob verkünden.
Wir bringen vor dich deine Kirche,
die Getauften aus allen Völkern der Welt.
Hilf uns voneinander zu lernen und gerechter miteinander zu leben.
Wir bringen vor dich die entzweiten Staaten,
die bekannten und unbekannten Kriege,
die Nöte der Menschen in verfeindeten Ländern.
Wir bringen vor dich dein ganzes Volk Israel,
für die jüdischen Gemeinden in unserer Nähe und in aller Welt.
Dass sie die Tage des Chanukkafestes in Freude, Frieden und Sicherheit feiern können.
Dass sie die Freude der Christen spüren und ihren Dank für den Christus Jesus,
den Diener von Israel her.
Wir bitten dich auch für alle Menschen,
die keine Freude empfinden in diesen Tagen,
denen Sorge und Not alle Freude verdunkelt.
Denen Arbeitslosigkeit oder Wohnungsnot es schwer macht,
sich einzustimmen auf das Fest deiner Gegenwart
im Christus.
Wir bringen vor dich alle,
denen Krankheit und Unglück es schwer machen, dich zu
loben.
Deren Seele verdunkelt ist, dass es ihnen schwer fällt,
Zukunft und Hoffnung zu haben.
Lass sie deine Gegenwart hilfreich spüren.
Mache uns fähig, Leiden zu erleichtern.
Und nach deiner Weisung hilfreich handeln.
Wir bitten dich für Kinder und Jugendliche,
lass uns von ihnen lernen, erwartungsvoll zu leben,
sich beschenken zu lassen,
zu genießen und Freude zu leben.
Wir bitten dich für alle, die von Brot für die Welt,
Misereor und anderen Sammlungen erreicht werden.
Lege Segen auf alle Gaben.
Lass neuen Mut erwachsen und neue Kräfte.
Amen
Verfasserin: Pfarrerin Kira Busch-Wagner
Karl-Weysser-Straße 15, 76227 Karlsruhe
_________________
Anmerkungen:
(1) Römer 9, 4f.
(2) Lukas 15, 11 ff
(3) 5. Mose 32, 43
(4) Psalm 117, 1
(5) Jesaia 11, 10
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Pfarrer Thomas Borchers
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