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Der Sohn Davids

von Hans-Ulrich Deußen (55270 Schwabenheim)

Predigtdatum : 24.12.2001
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Heiligabend (Christnacht)
Textstelle : Kolosser 2,3-10
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Wochenspruch:

Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit. (Johannes 1,14)

Psalm: 2

Lesungen

Altes Testament:
Jesaja 9,1-6
Epistel:
Titus 2,11-14
Evangelium:
Lukas 2,1-20

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 23
Gelobet seist du, Jesus Christ
Wochenlied:
EG 27
Lobt Gott, ihr Christen alle gleich
Predigtlied:
EG 36
Fröhlich soll mein Herze springen
Schlusslied:
EG 56
Weil Gott in tiefster Nacht erschienen

Liebe Gemeinde,
Ein Prädikant erzählt: „Ich ging einmal mit meinem Enkel spazieren: In der Hand hatte der kleine Junge eine leere Tabakdose. Ab und zu bückte er sich, schraubte den Deckel von der Dose und legte heimlich etwas hinein. Wieder zu Hause angekommen fragte ihn die Oma, was er denn in Dose habe. ‚Einen Schatz’, war die Antwort.“
So weit der Prädikant.
In unserem heutigen Predigttext wird uns auch von Schätzen berichtet. Und davon, wie wir uns diese Schätze bewahren können.
Wir hören auf einen Abschnitt aus dem Brief des Paulus an die Kolosser, Kapitel 2, die Verse 3-10:
3 In Christus liegen verborgen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis.
4 Ich sage das, damit euch niemand betrüge mit verführerischen Reden. 5 Denn obwohl ich leiblich abwesend bin, so bin ich doch im Geist bei euch und freue mich, wenn ich eure Ordnung und euren festen Glauben an Christus sehe. 6 Wie ihr nun den Herrn Christus Jesus angenommen habt, so lebt auch in ihm 7 und seid in ihm verwurzelt und gegründet und fest im Glauben, wie ihr gelehrt worden seid, und seid reichlich dankbar.
8 Seht zu, dass euch niemand einfange durch Philosophie und leeren Trug, gegründet auf die Lehre von Menschen und auf die Mächte der Welt und nicht auf Christus. 9 Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig 10 und an dieser Fülle habt ihr teil in ihm, der das Haupt aller Mächte und Gewalten ist.
In einem seiner Bücher schrieb Ole Hallesby, Theologieprofessor in Oslo, einmal: „Als Gott das Universum mit seinen unzähligen Sonnensystemen schuf, saß er ruhig auf seinem himmlischen Königsthron und sprach ein schöpferisches Wort. Und wenn er das Weltall, von den gewaltigen Himmelskörpern hinab bis zu kleinsten Bazillen, regiert, sitzt er ruhig in seinem Himmel und trägt alle Dinge mit seinem kräftigen Wort. Aber als er das kleine, harte Menschenherz brechen musste, konnte er nicht auf seinem himmlischen Thron verbleiben, sondern musste den Himmel verlassen, auf unsere Erde herabsteigen, Mensch werden und leiden und sterben zur Sühne für unsere Sünden.“
Professor Hallesby ist 1961 gestorben. Seine Ausdrucksweise entspricht vielleicht nicht mehr so ganz unserem heutigen Sprachgebrauch. Aber was er sagt, trifft den Nagel auf den Kopf: Gott konnte und wollte es nicht mehr mit ansehen, wie der Mensch Gottes gute Ordnung mit Füßen trat und sich damit immer weiter von ihm entfernte. Darum ist er Mensch geworden. Darum wurde er als Mensch damals in der Krippe von Bethlehem geboren. Dieses Kind in der Krippe war der größte Schatz, den die Welt jemals gesehen hat. Die meisten Menschen haben das damals nicht verstanden und verstehen es wohl auch heute noch nicht. Aber wenn Menschen den Sinn ihres Lebens suchen, hier beim Kind in der Krippe können sie ihn finden. Das ist nicht nur eine Floskel.
Ich habe manchmal den Eindruck, dass auch Menschen in den Gottesdiensten denken: „Schön, ihm zuzuhören!“ und es beim Zuhören belassen. Aber, liebe Gemeinde, der Schatz des Kindes in der Krippe, von dem Paulus sagt, dass in ihm alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis verborgen sind, dieser Schatz ist uns ganz persönlich zugeeignet.
Der Brief, dem unser Predigttext entnommen ist, war an Menschen gerichtet, die es sich schon überlegt hatten, ob sie zu Jesus Christus gehören wollten, und ihre Entscheidung war eindeutig ohne Wenn und Aber für ihn ausgefallen. Nicht als Kulturchristentum, sondern als Glaubenssache.
„Wie ihr nun den Herrn Christus Jesus angenommen habt, so lebt auch in ihm...“
Wir feiern heute das Christfest zur Erinnerung daran, dass Gott selbst auf diese Erde gekommen ist. Mit seinem Kommen hat er unsere Herzen gewinnen wollen.
Wenn jemand das Herz eines Menschen gewinnt, dann ist das nicht nur eine Sache des Verstandes, dann verändert das den ganzen Menschen. Sie können das oft an alten Ehepaaren entdecken: Sie sind sich bis in ihr Äußeres hinein ähnlich geworden, weil einer das Herz des anderen gewonnen hat, einer den anderen in sein Herz geschlossen hat. Wenn wir das wirklich begreifen, dass Gott zu uns gekommen ist, weil er uns liebt, dann sollen wir selber Menschen werden, wie er uns gedacht hat. Man soll das im Alltag merken. Das ist Gottes Absicht: Er wendet seine ganze Liebe für uns auf. Wollen wir sie für uns allein behalten? Das geht überhaupt nicht. Das ist, als ob Sie ein Fass Wein in eine Kanne füllen wollen (Anmerkung des Verfassers: Ich wohne in einem Winzerdorf). Wenn Sie nicht immer wieder anderen Menschen aus der Kanne einschenken, wird sie überlaufen. Der Wein versickert in der Erde. Sie können natürlich auch versuchen, den Wein zu verkaufen. Aber das geht mit Gottes Liebe nicht. Die können Sie nur weitergeben, wie Sie sie bekommen haben: kostenlos.
Aber noch eins sagt uns unser Text: Das Kind in der Krippe hat die ganze Macht Gottes. Viele Autofahrer haben in ihrem Auto eine Christophorusplakette. Ich weiß nicht, was die Legende von Christophorus mit dem Autofahren zu tun hat. Sie erzählt uns nämlich, dass Christophorus nur dem Mächtigsten auf der Erde dienen wollte. Aber wenn er einen Starken und Mächtigen gefunden hatte, musste er nach einiger Zeit feststellen, dass es da noch einen Mächtigeren gab. So geriet er schließlich an ein Kind. Mit diesem auf der Schulter musste er einen Fluss durchwaten. Aber was war das? Das Kind wurde schwer und immer schwerer. Als er völlig erschöpft und gebeugt das andere Ufer erreicht, muss Christophorus feststellen, dass er das Jesuskind mit dessen ganzer Verantwortung und Macht über die Welt durch den Fluss getragen hatte.
Das eine ist eine Legende, aber das andere ist eine sehr versteckte Weihnachtsbotschaft: Das hilflose Kind in der Krippe ist der mächtige Herr der Welt, auf dessen Wort alles hören muss. Da gibt es überhaupt nichts, worüber er nicht Herr wäre: Herr unserer persönlichen Lage, aber auch Herr über alle Mächte des Chaos.
In einem Lied der Urchristenheit - es ist uns im Philipperbrief überliefert - heißt es von Jesus Christus: „Er war zwar Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein, sondern entäußerte sich selbst und nahm die Gestalt eines Sklaven an. Er wurde wie ein Mensch. Auch der äußeren Erscheinung nach zeigte er sich wie ein Mensch. Er erniedrigte sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tod, und zwar bis zum Tod am Kreuz.“
Alles das hätte er nicht nötig gehabt. Er tat es freiwillig. Er wollte uns aber damit auch nicht täuschen, sondern uns gewinnen. Vielleicht ist uns das zu schwer zu verstehen. Aber wer alle Zusammenhänge kennt, der bildet sich auch leicht etwas darauf ein. Wir sollen einfach Gottes Größe auch im unscheinbaren Kind in der Krippe finden.
Wenn wir ihn dort finden, dann geht es uns wie Christophorus: Wir geben alles andere dafür dran, wenn wir diesem Herrn angehören können.
Liebe Gemeinde, das ist Weihnachten. Amen.

Verfasser: Prädikant Hans-Ulrich Deußen, Raiffeisenstr. 5, 55270 Schwabenheim

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