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Der starke Trost

von Martin Bröker (06179 Müllerdorf)

Predigtdatum : 15.09.2002
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : 14. Sonntag nach Trinitatis
Textstelle : Hebräer 10,35-36.(37-38).39
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Wochenspruch:

Christus Jesus hat dem Tode die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht durch das Evangelium. (2. Timotheus 1,10b)

Psalm: 68,4-7a.20-21 oder 146 (EG 757)

Lesungen

Altes Testament:
Klagelieder 3,22-26.31-32
Epistel:
2. Timotheus 1,7-10
Evangelium:
Johannes 11,1 [2] 3.17.27 [41-45]

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 166
Tut mir auf die schöne Pforte
Wochenlied:
EG 113
oder EG 364
O Tod, wo ist dein Stachel nun
Was mein Gott will, gescheh allzeit
Predigtlied:
EG 124
Nun bitten wir den Heiligen Geist
Schlusslied:
EG 157
Lass mich dein sein und bleiben

35 Darum werft euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat. 36 Geduld aber habt ihr nötig, damit ihr den Willen Gottes tut und das Verheißene empfangt. [37 Denn »nur noch eine kleine Weile, so wird kommen, der da kommen soll, und wird nicht lange ausbleiben.
38 Mein Gerechter aber wird aus Glauben leben. Wenn er aber zurückweicht, hat meine Seele kein Gefallen an ihm« (Habakuk 2,3-4).]
39 Wir aber sind nicht von denen, die zurückweichen und verdammt werden, sondern von denen, die glauben und die Seele erretten.

Liebe Gemeinde!
„Werft euer Vertrauen nicht weg“. So redet der Hebräerbrief uns heute an. Uns heute: Das ist wichtig! Wenn wir es nur mit Worten eines frühchristlichen Briefes aus dem 1. Jh. nach Christus zu tun hätten, dann wäre das vielleicht für Theologen und Historiker interessant; wir heute würden aber nicht ermahnt und getröstet.
Das brauchen wir doch heute, diese Ermahnung: Gebt bloß euren Glauben nicht auf, geht bloß nicht aus der Spur, die Gott euch schon längst gebahnt hat. Und den Trost: Ihr dürft Gottes Spuren in Seiner Welt, in Seiner Kirche und in eurem Leben trauen! Und wenn der Weg auch manchmal durch das finstere Tal führt, so ist Er doch bei euch. Es ist Sein Weg, im Vertrauen auf Gott könnt ihr „die müden Hände und die wankenden Knie stützen und sichere Schritte mit euren Füßen tun“, wie es im Hebräerbrief an anderer Stelle heißt. Wir dürfen es also für uns hören, Gott hat sich an sein Wort gebunden und spricht heute!
Die Empfänger des Hebräerbriefes damals hatten diese Ansprache auch bitter nötig. Sie hatten Verfolgung und Anfeindung des Glaubens wegen ertragen müssen. Manch einer war müde geworden, manche verließen die Versammlungen der Gemeinde. Der Zweifel an Gottes Verheißung wuchs. Hat alles noch Sinn?
Wie geht es uns da heute? Sicher, Verfolgung ist für Christen in Deutschland ein Fremdwort. Zwar leben wir in einer Gesellschaft, die sich zusehends vom christlichen Glauben lossagt: Wirtschaft und Finanzwelt melden Allmachtsansprüche an; die Möglichkeiten des Technischen Fortschritts verdrängen den Glauben an Gottes neue Welt, wir wollen selber über Anfang und Ende des Lebens bestimmen. Wird das alles gut gehen?
Aber Verfolgung? Christen in China, Nordkorea oder dem Sudan beispielsweise wissen da besser Bescheid. Dort kann Bekenntnis zu Jesus Christus auch heißen: Gefängnis, Folter und Schlimmeres! Seltsam: Keiner unserer eifrigen Kämpfer gegen das „Reich des Bösen“ tut da den Mund auf! Fürchten sie vielleicht den Verlust zukünftiger Absatzmärkte?
Verfolgung kennen wir nicht, allenfalls können sich noch Christen aus der ehemaligen DDR daran erinnern: Christsein hat seinen Preis! Aber vielleicht ist es ja so: Bei der ganzen rasanten Entwicklung kommen wir sehr ins Grübeln, ob das wirklich Gottes Wege sind, die man uns da einreden will! Machen immer „tollere“ Autos, immer „schlauere“ Computer wirklich glücklich? Bleiben auf dem grandiosen Weg zur globalen „schönen neuen Welt“ nicht allzu viele Leichen am Wegesrand zurück?
Und da muss sich der liebe Christ irgendwann fragen: Auf welche Stimme will ich hören: Auf das Einheitsgeplapper aus tausend öffentlichen Kanälen - oder folge ich lieber der Stimme des armen Rabbis Jesus von Nazareth, der sagt: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben!“
Und wer seiner Stimme folgt, wird dann schnell merken: Irgendwie bin ich aus der Bahn geworfen, die breite Autobahn der „öffentlichen Meinung“ ist jetzt für mich gesperrt. Auf mühseligen Seitenpfaden muss ich mich durchschlagen. Dieser andere Weg kann müde und einsam machen. Da muss einer schon sehr die Ohren spitzen, um unter den vielen lauten Stimmen noch die leise und sanfte Stimme des Heiligen Geistes hören zu können. Manchmal hört er gar nichts. Und dann versteht man die Empfänger des Hebräerbriefes auch gleich viel besser, dann reden diese Worte auch zu uns!
„Werft euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat!“ Die Belohnung, das Ziel macht den Weg leichter. Auf einem harten Weg in der Sommerhitze darf man sich freuen auf die Einkehr am Ende, auf ein erfrischendes Getränk, auf Ruhe. Wir dürfen am Ende einkehren in Gottes neuer Welt, wo der Wolf beim Lamm liegen und der Mensch dem Menschen ein Bruder sein wird und Gott alles in allem. Wir werden am Ende von Jesus Christus empfangen werden. Die Belohnung macht es! Keiner investiert ohne Aussicht auf Gewinn. Christen sollen etwas riskieren, sie sind aber keine Glücksspieler aufs Ungewisse hin: Am Ende werden wir erwartet. Diese Hoffnung dürfen wir uns auf keinen Fall zerreden lassen - diese Aussicht auf ein weites Land soll uns niemand verbauen. Wir werden Gottes Frieden gewinnen!
Der lange Marsch fordert dann immer noch Geduld, sie wird aber da sein: „Geduld aber habt ihr nötig, damit ihr den Willen Gottes tut und das Verheißene empfangt.“ Geduld: Als die Kraft, die uns weitergehen lässt, wenn wir müde werden; als die Kraft, die uns aufrichtet, wenn wir stolpern. Geduld kann vieles bewirken! Wir müssen nicht verzagen, wenn sich nur wenige zum Gottesdienst versammeln – die Zahl tut es nicht, sondern der Glaube. Es ist schon unendlich viel wert, wenn sich „zwei oder drei in Seinem Namen versammeln“, Gottes Wort hören und Ihn loben und in der Fürbitte für andere einstehen.
Geduld kann heißen: Den anderen tragen und ertragen, auch wenn er quer zu mir steht; ihn nicht nach seinem gesellschaftlichen Status oder seiner Finanzkraft einstufen, sondern danach: Christus ist für ihn gestorben wie für mich. Geduld kann sein: Ein Kind annehmen, auch wenn es gerade nicht in meine Familienplanung zu passen scheint. Geduld kann mir helfen, mich nicht selbst aufzugeben, wenn ich keine Arbeit habe.
Freilich: Geduld kann einer nicht vom anderen fordern! Der erhobene Zeigefinger des Moralpredigers ist so etwas wie eine Mordwaffe im Kleinen. Christen brauchen keine erhobenen Zeigefinger, dafür aber um so mehr gefaltete Hände. Wir dürfen Gott bitten, zu ihm schreien sogar: HERR, ich weiß nicht weiter! Tritt du an meine Stelle! Und Er hört! Glaube ohne Gebet – das gleicht dem Versuch, Auto zu fahren mit leerem Tank. Aber wir können bei Gott auftanken! Geduld ist eine Gabe des Heiligen Geistes.
Wir haben also beides: Die großartige Aussicht auf das weite Land, in das Gott uns führen will - und seine Gegenwart im Heiligen Geist. Glaube ist also nicht billige Vertröstung auf eine ungewisse Zukunft, er ist pralles Leben mit Gott schon jetzt! Und deswegen gilt auch: „Wir aber sind nicht von denen, die zurückweichen und verdammt werden, sondern von denen, die glauben und die Seele erretten.“ Das baut auf, das dürfen wir uns zusprechen lassen.
Wir dürfen ein kräftiges Selbstbewusstsein der eigenen Würde haben – nicht „Kraft unserer eigenen Wassersuppe“, aber in der Kraft des Heiligen Geistes. Nein, wir müssen uns nicht ständig entschuldigen, dass wir noch immer da sind. Nein, wir müssen nicht ständig in unseren alten Sünden wühlen wie in einem alten Keller voller Spinnweben. Christus hat alles getragen. Wir sind vom „Hochadel“ als Gottes Kinder.
Vielleicht fehlt uns Christen in diesem Land nichts so sehr wie dieses Bewusstsein unserer Würde. Das brauchen wir, um „Stadt auf dem Berge“ und „Salz der Erde“ sein zu können, wie es Jesus von uns haben will. Nicht die großen Zahlen werden uns helfen, auch nicht großartige „Events“, das Geld tut es schon lange nicht: Wenn Gottes Geist wieder bei uns einzieht, dann kann wieder Neues und Großes geschehen unter uns. Wir dürfen Gott darum in den Ohren liegen – zum Zurückweichen gibt es keinen Grund.
„Werft euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat:“
Das ist genau so viel Ermahnung und Trost, wie wir heute gerade brauchen. Ein Christenweg verläuft manchmal quer zu der breiten Straße und ist deswegen etwas beschwerlich. Aber Einer ist schon vorangegangen und geht mit uns mit und geht uns nach. Es ist der, von dem der Hebräerbrief so schön sagt: „Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit“. Amen.

Verfasser: Pfr. Martin Bröker, Am Brunnen 8, 06179 Müllerdorf

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