Menü

Der Weg zum Kreuz

von Hans-Ulrich Deußen (55270 Schwabenheim)

Predigtdatum : 02.03.2003
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Estomihi
Textstelle : Markus 8,31-38
Wenn Sie diese Predigt als Word-Dokument erhalten möchten, tragen Sie bitte Ihre E-Mail-Adresse ein und klicken Sie auf "Abschicken"
Ihre E-Mail

Wochenspruch:

Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten von dem Menschensohn. (Lukas 18,31)

Psalm: 31,2-6 (EG 716)

Lesungen

Altes Testament:
Amos 5,21-24
Epistel:
1. Korinther 13,1-13
Evangelium:
Markus 8,31-38

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 155,1-3
Herr Jesu Christ, dich zu uns wend
Wochenlied:
EG 413
oder EG 384
Ein wahrer Glaube Gotts Zorn stillt
Lasset uns mit Jesus ziehen
Predigtlied:
EG 384,1-4
Lasset uns mit Jesus ziehen
Schlusslied:
EG 562,1-3
Segne und behüte

Liebe Gemeinde,
In diesen Tagen begegnen uns allenthalben auf den Straßen und bei Festen Masken. Masken wurden in früheren Zeiten aus Angst vor bösen Geistern getragen. Und sollte es nicht möglich sein, bösen Geistern ebenfalls Angst einzujagen, sie zu erschrecken und in die Flucht zu treiben? Wenn wir modernen Menschen heute zumindest behaupten, keine Angst vor bösen Geistern mehr zu kennen, so gibt es auch heute Dinge, die uns Angst einjagen und wir wollen doch wenigstens einmal im Jahr ohne Angst sein und den starken Mann spielen. Wir wollen etwas darstellen, stark sein oder reich oder vielleicht sonst etwas. Auf jeden Fall wollen wir zu den Siegern gehören.
Da war auch bei Jesus ein Mann, der zu den Siegern gehören wollte.
Ich lese den Predigttext nach Markus 8:
31 Jesus fing an, seine Jünger zu lehren: Der Menschensohn muss viel leiden und verworfen werden von den Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten und getötet werden und nach drei Tagen auferstehen.
32 Und er redete das Wort frei und offen. Und Petrus nahm ihn beiseite und fing an, ihm zu wehren. 33 Er aber wandte sich um, sah seine Jünger an und bedrohte Petrus und sprach: Geh weg von mir, Satan! Denn du meinst nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist.
34 Und er rief zu sich das Volk samt seinen Jüngern und sprach zu ihnen: Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. 35 Denn wer sein Leben erhalten will, der wird's verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der wird's erhalten. 36 Denn was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme an seiner Seele Schaden? 37 Denn was kann der Mensch geben, womit er seine Seele auslöse? 38 Wer sich aber meiner und meiner Worte schämt unter diesem abtrünnigen und sündigen Geschlecht, dessen wird sich auch der Menschensohn schämen, wenn er kommen wird in der Herrlichkeit seines Vaters mit den heiligen Engeln.

Das war die Erwartung des Petrus: „Mit Jesus werde ich zu den Siegern gehören. Mit Jesus bin ich auf dem Weg nach ganz oben, an die Spitze.“ Diese Erwartung hatte Petrus gepackt, als er kurz vorher sein Bekenntnis gegenüber Jesus gesprochen hatte: „Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!“ Und Petrus war ganz klar: „Was wir jetzt begriffen haben, wird bald ganz Israel begreifen. Alle werden sich hinter Jesus stellen, ihn unterstützen. Und dann wird aufgeräumt. Aufgeräumt mit den Römern als ersten, dann aber auch mit all denen, die zu Unrecht das Sagen haben im Volk Gottes.“
Armer Petrus!
Die Maske des Siegers wird ihm vom Gesicht gerissen. Jesus sagt: „Vor dem großen Sieg geht es durchs Dunkel.“
1. Der Weg Jesu geht nach unten
Daran erinnert uns die Passionszeit, in die wir Christen jetzt hineingehen. Jesus geht einen anderen Weg zum Sieg, als sich die Leute - auch die Jesusleute - vorstellen. Er ruft nicht das Heer der Engel, das alles kurz und klein schlagen könnte, um den Menschen so richtig zu zeigen, was eine Harke ist. Jesus will nicht mit Gewalt die Herrschaft erringen und alle auf seine Seite zwingen, sondern er will das Herz der Menschen für sich gewinnen. Deshalb geht sein Weg nach unten.
Paulus hat das mit folgenden Worten beschrieben (Phil. 2,6ff): „Christus, der in göttlicher Gestalt war, ... nahm Knechtsgestalt an ... Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz.“ Und genau das kündigt Jesus in unserem Text für seine Jünger an. Er bereitet sie auf diesen Weg nach unten vor, der der Weg Gottes für ihn ist: „Der Menschensohn muss viel leiden...“ Die Jüngerinnen und Jünger sollen nicht überrascht und enttäuscht sein, wenn ihr Herr von den „Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten verworfen und getötet wird“ - wir würden heute sagen vom Bundestag, von der Kirchenleitung und von den Theologieprofessoren. Jesus, ein Gott, der sich kreuzigen lässt. Das ist von jeher Grund zum Spott, zum Ärgernis und zum Unverständnis.
Scheitern nicht viele Menschen an Gott - und jetzt setzen wir ihm die Maske auf - weil sie sich ein ganz anderes Bild von Gott machen? Gott muss immer alles gut machen; er muss mein Leben so gestalten, dass ich keinen Grund zur Klagen gegen ihn habe. Und wenn Schlimmes über mein Leben kommt, Schicksalsschläge, die mich hart treffen: der Tod eines lieben Menschen; meine eigene lädierte Gesundheit, die nur mühsam zusammengekittete Ehe, die zur Verzweiflung treibende Arbeitslosigkeit..., wenn Gott sich und mich nicht als die strahlenden Sieger herausstellt, dann verstehe ich die Welt nicht mehr und verzweifle an Gott.
„...gehorsam bis zum Tod am Kreuz. Darum hat ihn auch Gott erhöht...“ (Phil. 2,8ff). So stimmte der Apostel Paulus in das Siegeslied über Jesus ein. Weil Jesus den Weg nach unten gegangen ist, holt Gott ihn wieder herauf in seine Nähe - und mit ihm alle, die auch im Elend zu dem gestanden sind, der zu ihnen in die tiefsten Tiefen gestiegen ist. Jesu Weg durch die Tiefe führt letztlich zum Sieg. Davon weiß auch Jesus schon vor seinem Leiden und Sterben zu berichten: „Der Menschensohn wird getötet werden und nach drei Tagen auferstehen.“
Aber so weit hat Petrus gar nicht zugehört. Als er das Wort „getötet“ hört, da stieg in ihm der Zorn gegen die auf, die sich an Jesus vergreifen wollen. Und in ihm wurde die Liebe zu seinem Herrn wach, die sich schützend und voller Besorgnis vor ihn stellt. „Das widerfahre dir nur nicht!“ So hat Matthäus die Worte des Petrus festgehalten, die im Markusevangelium nicht überliefert sind.
„Das widerfahre dir nur nicht!“ Wir können Petrus gut verstehen. Aber Jesus muss den Weg nach unten gehen, weil sonst der Weg nicht zum Sieg über alle Mächte führt, die diese Welt in ihrer Dunkelheit gefangen halten.
2. Wer das Leben gewinnen will, muss mit Jesus auch durch Kreuz und Tod hindurch
Eigentlich wäre es doch genug gewesen, wenn Jesus nur von seinem eigenen Sterben geredet hätte. Dieses grausame Verbluten am Kreuz. Das war doch die Rettungstat des Heilandes, der uns mit Gott versöhnt hat. Das wissen wir und nehmen es ja noch hin. Für uns Evangelische ist ja der Karfreitag der höchste kirchliche Feiertag, den wir begehen. Warum muss er dann auch denen noch, die ihm nachfolgen wollen, ebenfalls ein hartes Schicksal ankündigen? „...der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.“ Wir stellen uns unter einem Leben mit Jesus doch etwas ganz anderes vor. Und jetzt setzen wir unsere Maske auf: Das Bild vom guten Hirten, der seine Schafe streichelt, steht uns vor Augen. Alle Tage Sonnenschein und dann am Ende noch das ewige Leben - so hätten wir es doch gern.
Aber Jesus will seine Nachfolgerinnen und Nachfolger nicht täuschen, er will ihnen kein Trugbild vorsetzen, das nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmt. Er nimmt uns die Maske ab: Wer das ewige Leben bekommen will, darf sich nicht am irdischen Leben festhalten. Wer seinen Herrn leiden sieht für eine untergehende Welt, kann sich nicht bequem in seinem Sessel zurücklehnen, sondern er bekommt den Auftrag, noch vielen Menschen diesen Retter vor Augen zu malen und sich, wenn es sein muss, bis zum letzten Blutstropfen für sie einsetzen.
Da lebte im 4. Jahrhundert irgendwo im Orient der Mönch Telemach. Er hatte sich in die Einsamkeit zurückgezogen, um ganz für Gott zu leben. Aber mit der Zeit merkte er, dass irgend etwas nicht stimmte. Es dämmerte ihm, dass er eigennützig war, weil er nur an sein eigenes Heil gedacht und die anderen Menschen aus dem Blickfeld verloren hatte. So bettelte er sich durch bis Rom. Dort war seit kurzem das Christentum Staatsreligion geworden, aber an der Lebensart hatte sich nichts geändert. Auch die Gladiatorenkämpfe waren geblieben. Nur statt der Christen vorher mussten sich jetzt Kriegsgefangene gegenseitig abschlachten.
Telemach war entsetzt. Hier töteten Menschen einander, für die Christus gestorben war, zur Selbstbefriedigung einer angeblich bekehrten Bevölkerung. Mit einem Sprung setzte er über die Schranken und stellte sich zwischen die Kämpfenden, die einen Augenblick innehielten. „Weiter“ brüllte die Menge. Doch er stellte sich wieder dazwischen. Auf Befehl des Kampfleiters wurde ihm ein Schwert durch die Brust gestoßen. Und schlagartig verstummte die Menge. Erst als sie den Toten am Boden sahen, wurde den Menschen bewusst, was es mit dem Töten in der Arena auf sich hatte. Die Kämpfe wurden abgebrochen und es fanden nie wieder welche statt. Mit seinem Sterben hatte Telemach sein Leben verloren, aber viele Leben erhalten.
3. Wir dürfen unser Herz an Jesus hängen
Wenn wir mit Jesus das Leben gewinnen können, sollten wir da nicht alles dransetzen, dieses Leben zu bekommen?! Wer in die Gesichter reicher und einflussreicher Menschen sieht, kann oft ihre Unzufriedenheit ablesen. Die Suche nach dem eigentlichen Sinn des Lebens bringt sie oft auf seltsame Gedanken, die wirklich ihre Seele Schaden nehmen lassen.
Sollten wir da nicht um so mehr unser Leben bei Jesus festmachen?! Sollten wir uns nicht mutig zu ihm stellen, auch wenn andere uns verlachen, damit er sich auch einmal zu uns bekennen wird?!
Liebe Schwestern und Brüder, wir Christen brauchen keine Masken, denn wir werden Sieger sein. Sieger mit Jesus. Amen.

Verfasser: Prädikant Hans-Ulrich Deußen, Raiffeisenstr. 5, 55270 Schwabenheim

Herausgegeben vom

Logo Zentrum Verkündigung

Referat Ehrenamtliche Verkündigung
Markgrafenstraße 14, 60487 Frankfurt/Main,
Telefon: 069.71379-140
Telefax: 069.71379-131
E-Mail: predigtvorschlaege@zentrum-verkuendigung.de

in Kooperation mit dem

Logo Gemeindedienst der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland
Gemeindedienst der
Evangelischen Kirche
in Mitteldeutschland

Pfarrer Dr. Matthias Rost
Zinzendorfplatz 3 (Alte Apotheke), 99192 Neudietendorf
Telefon: 036202.7717-97

Logo MÖD – Missionarisch Ökumenischer Dienst
Pfarrer Thomas Borchers
Missionarisch-Ökumenischer Dienst
Westbahnstraße 4
76829 Landau
Telefon: 06341.928912
E-Mail: info@moed-pfalz.de
Die „Predigtvorschläge“ sind auch auf CD-ROM (Text- und MS WORD-Datei) erhältlich (Bestellformular).