Wochenspruch: Christus spricht: Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle. (Offenbarung 1,18)
Psalm: 118,14-24 (EG 747)
Reihe I: Johannes 20,11-18
Reihe II: 1. Korinther 15,(12-18)19-28
Reihe III: 2. Mose 14,8-14.19-23.28-30a; 15,20-21
Reihe IV: Markus 16,1-8
Reihe V: 1. Korinther 15,1-11
Reihe VI: 1. Samuel 2,1-8a
Eingangslied: EG 100 Wir wollen alle fröhlich sein in dieser österlichen Zeit
Wochenlied: EG 116 Er ist erstanden, Halleluja
Predigtlied: EG+ 19 Wir stehen im Morgen
Schlusslied: EG 112 Auf, auf, mein Herz, mit Freuden
8 Und der HERR verstockte das Herz des Pharao, des Königs von Ägypten, dass er den Israeliten nachjagte. Aber die Israeliten waren mit erhobener Hand ausgezogen.
9 Und die Ägypter jagten ihnen nach, alle Rosse und Wagen des Pharao und seine Reiter und das ganze Heer des Pharao, und holten sie ein, als sie am Meer bei Pi-Hahirot vor Baal-Zefon lagerten.
10 Und als der Pharao nahe herankam, hoben die Israeliten ihre Augen auf, und siehe, die Ägypter zogen hinter ihnen her. Und sie fürchteten sich sehr und schrien zu dem HERRN
11 und sprachen zu Mose: Waren nicht Gräber in Ägypten, dass du uns wegführen musstest, damit wir in der Wüste sterben? Warum hast du uns das angetan, dass du uns aus Ägypten geführt hast?
12 Haben wir's dir nicht schon in Ägypten gesagt: Lass uns in Ruhe, wir wollen den Ägyptern dienen? Es wäre besser für uns, den Ägyptern zu dienen, als in der Wüste zu sterben.
13 Da sprach Mose zum Volk: Fürchtet euch nicht, steht fest und seht zu, was für ein Heil der HERR heute an euch tun wird. Denn wie ihr die Ägypter heute seht, werdet ihr sie niemals wiedersehen.
14 Der HERR wird für euch streiten, und ihr werdet stille sein.
19 Da erhob sich der Engel Gottes, der vor dem Heer Israels herzog, und stellte sich hinter sie. Und die Wolkensäule vor ihnen erhob sich und trat hinter sie
20 und kam zwischen das Heer der Ägypter und das Heer Israels. Und dort war die Wolke finster und hier erleuchtete sie die Nacht, und so kamen die Heere die ganze Nacht einander nicht näher.
21 Als nun Mose seine Hand über das Meer reckte, ließ es der HERR zurückweichen durch einen starken Ostwind die ganze Nacht und machte das Meer trocken, und die Wasser teilten sich.
22 Und die Israeliten gingen hinein mitten ins Meer auf dem Trockenen, und das Wasser war ihnen eine Mauer zur Rechten und zur Linken.
23 Und die Ägypter folgten und zogen hinein ihnen nach, alle Rosse des Pharao, seine Wagen und Reiter, mitten ins Meer.
28 Und das Wasser kam wieder und bedeckte Wagen und Reiter, das ganze Heer des Pharao, das ihnen nachgefolgt war ins Meer, sodass nicht einer von ihnen übrig blieb.
29 Aber die Israeliten gingen trocken mitten durchs Meer, und das Wasser war ihnen eine Mauer zur Rechten und zur Linken.
30 So errettete der HERR an jenem Tage Israel aus der Ägypter Hand.
20 Da nahm Mirjam, die Prophetin, Aarons Schwester, eine Pauke in ihre Hand, und alle Frauen folgten ihr nach mit Pauken im Reigen.
21 Und Mirjam sang ihnen vor: Lasst uns dem HERRN singen, denn er ist hoch erhaben; Ross und Reiter hat er ins Meer gestürzt.
„Das Leben siegt!“
Liebe Gemeinde,
Ostern ist mehr! Mehr als Schokohase und Ostereier. Mehr als österliche Bräuche wie Osterfrühstück und Osterbrot, auch wenn es schöne Traditionen sind, die wir miteinander teilen können. Auch mehr als ein weiterer Geschenkeaustausch nach dem Weihnachtsfest - auch wenn wir uns natürlich freuen, wenn die Kinder mit Begeisterung ihr Osternest suchen und ihre Ostergaben in Empfang nehmen. Ostern ist auch mehr als ein Frühlingsfest, wobei es wunderbarer Weise in diese herrliche Jahreszeit fällt. Wie prächtig blüht und grünt es in diesen Tagen in unseren Gärten und Wiesen in der erwachenden Natur! Alle Symbole der Fruchtbarkeit, Hasen, Eier, blühende Bäume, Sträucher und Blumen sollten wir jedoch nicht mit der Osterbotschaft selbst verwechseln; sie sind nur ein sprechender Hinweis darauf. Ostern ist mehr.
Das Osterfest hat eine existentielle Botschaft für uns als Menschen - und es ist noch dazu die zentralste in unserem christlichen Glauben: Es geht um Befreiung und Erlösung von der Macht größter Bedrängnis, tiefstem menschlichen Leid und dem Tod. Im wahrsten Sinne des Wortes geht es in der Osterbotschaft um Leben und Tod, die Hoffnung auf Gottes Kraft in diesem Leben und darüber hinaus, bis in Ewigkeit. Ostern ist das große Hoffnungsfest der Christenheit. Wir feiern die Auferstehung Jesu und damit auch unsere eigene Hoffnung, dass mit dem Tod nicht einfach alles aus und vorbei ist. Wir vertrauen darauf, dass sich unsere Seele nicht auflöst im Nichts, in der großen Leere, im Nirvana, sondern dass der Tod ein Durchgang ist hinüber in eine andere Wirklichkeit, die all unser menschliches Verstehen und Begreifen übersteigt.
Nach christlichem Verständnis ist der Tod wie ein Durchgang, hinein in die Ewigkeit, hinein in Gottes Fülle, den Raum seiner unendlichen Liebe, seines Lichts und seiner Herrlichkeit. An Jesus Christus, unserem menschlichen Bruder, in dem Gott uns mit seiner Liebe ganz nahegekommen ist als Mensch unter Menschen und doch vom Vater gesandt, hat Gott uns seine Macht gezeigt, die Kraft der Auferstehung. So wie es uns der Wochenspruch aus Offenbarung 1,18 sagt: „Christus spricht: Ich war tot und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle." – Das ist der Sieg des Lebens über den Tod! Und genau darüber jubeln wir an Ostern in unserem österlichen Freudenjubel: über diesen Sieg des Lebens in Gott, das stärker ist als die Mächte des Todes. Kraftvoll darf er heute erklingen, der christliche Osterruf, auf der ganzen Welt: „Christus ist auferstanden; er ist wahrhaftig auferstanden. Halleluja!“
Diesen dramatischen Kampf an der Schwelle von Leben und Tod führt uns heute, am Ostermorgen, überraschender Weise ausgerechnet ein alttestamentlicher Predigttext plastisch vor Augen. Auch in der Schilfmeererzählung in Exodus 14 geht es um die existentielle Bedrängnis durch eine todbringende Macht, doch das Leben ist stärker. Das Leben setzt sich durch und besiegt am Ende die Chaosmächte des Todes. Das Volk Israel hat überlebt damals; aus höchster Todesgefahr hat Gott es gerettet. – Buchstäblich in letzter Minute, was diesen Kampf so dramatisch macht. Die vernichtende Macht der ägyptischen Streitwagen hatte die geknechteten und ausgebeuteten israelitischen Sklavenarbeiter und ihre Familie verfolgt, nachdem sie gerade erst mit Gottes Hilfe unter Führung des Mose aus der ägyptischen Sklaverei entkommen waren. Aber der Pharao, dieser mit staatlicher Vollmacht und von den ägyptischen Göttern verliehener Allmacht ausgestattete Gewaltherrscher, hatte es sich schnell wieder anders überlegt. Kaum waren die 10 Plagen, die ihn hätten warnen sollen, halbwegs ausgestanden, wollte er seine billigen hebräischen Sklavenarbeiter, die aufgrund einer Hungersnot als Nomaden nach Ägypten gekommen waren, wieder zurückholen. Rosse, Reiter und sein Streitwagenheer schickte er den Wehrlosen hinterher in die Wüste, in die sie geflohen waren, um weiter nordwärts, Richtung Israel zu ziehen. – Vor ihnen war nun ein schier unüberwindbares Meer und hinter ihnen stürmten ihre grausamen Verfolger heran, die den Auftrag hatten, sie zu vernichten, sollten sie weiterfliehen. Wie durch ein Wunder schenkte Gott seinem Volk in dieser hoffnungslosen Situation das Leben, das Überleben, während die hochgerüstete ägyptische Streitmacht in den Fluten ertrank. Das Volk Israel jedoch erreichte überglücklich das rettende Ufer. – Das war Rettung in letzter Minute, Überleben, ohne von den chaotischen Wassermassen in die Tiefe gezogen zu werden. Der Durchzug durchs sog. Schilfmeer, das man geographisch bewusst biblisch nicht genau lokalisieren kann, diese alttestamentliche Rettungsgeschichte, wird für uns heute, an Ostern, zur Symbolgeschichte für den erschütternden Kampf zwischen Leben und Tod in seiner existentiellen Dimension, die uns und alle Menschen betrifft.
Im Tod kommen unser menschlicher Erfahrungshorizont, unser Wissen und unsere Macht an ihre Grenzen. Gegen den Tod sind wir machtlos, wenn der Sterbeprozess einmal eingesetzt hat. Wenn ein uns nahestehender Mensch dem Tod geweiht ist, dann sind auch wir als Angehörige hin- und hergerissen zwischen Trauer und letzter Hoffnung.
[PARKPLATZ: Raum für eigene Erfahrungen]
Als Christen darf uns jedoch im Angesicht des menschlichen Sterbens, das unser aller Schicksal ist, eine große christliche Zuversicht tragen: der Tod ist nur ein Durchgang, wenn auch manchmal kein sanfter, stiller, leichter Übergang, sondern ganz dramatischer Todeskampf, in körperlicher und seelischer Bedrängnis. Aber am Ende mit der Hoffnung auf Erlösung, die erlösende Kraft Gottes, die die Seele ans rettende Ufer bringt, hinein in die Ewigkeit, den Raum der Fülle der Liebe Gottes, wo kein Leid und kein Schmerz mehr ist und Gott abwischen wird alle Tränen, wie das Buch der Offenbarung sagt. Oder mit den Worten des Apostels Paulus: „Die Schöpfung ist ja unterworfen der Vergänglichkeit …, aber auf Hoffnung; denn auch die Schöpfung wird frei werden von der Knechtschaft der Vergänglichkeit zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes.“ (Römer 8, 20-21). Und weiter in der Osterepistel: „Hoffen wir allein in diesem Leben auf Gott, so sind wir die elendesten unter allen Menschen.“ (1. Kor 15,19). Gott hat das letzte Wort - der Tod nur das vorletzte. Gott behält am Ende den Sieg über die finsteren Chaosmächten von Tod und Sterben, Krankheit und Leid, Not und Bedrängnis. Er hat die Macht zu Befreiung und Erlösung hinein in eine andere Wirklichkeit. Das Leben siegt! Neuschöpfung und Neuanfang; kurzum: Auferstehung.
Der Weg des Volkes Israel führt uns dieses Wiederauferstehen, diesen Weg in die Freiheit immer wieder vor Augen, schon im sog. Alten Testament, der hebräischen Bibel und bis heute: Befreiung, der Weg in die Freiheit ist möglich - manchmal auf ganz wundersame Weise, wider alles menschliche Erwarten, so wie damals am Schilfmeer. Unsere jüdischen Geschwister feiern das bis heute jedes Jahr am Passahfest, das an den Auszug aus Ägypten, die Befreiung aus der ägyptischen Sklaverei erinnert. Die Feier und die mahnende Botschaft gehen dabei Hand in Hand, denn die Schilfmeergeschichte beinhaltet ja nicht nur die Bedrückung von außen, sondern auch die Versuchung von innen, das Murren des Volkes, das in der Wüste zurück will an die Fleischtöpfe Ägyptens; es weiß die neugewonnene Freiheit nicht zu schätzen, schimpft mit Mose, der es weggeführt hat. Bitter klagen sie ihn an: „Waren nicht Gräber in Ägypten, dass du uns wegführen musstest, damit wir in der Wüste sterben? Warum hast du uns das angetan, dass du uns aus Ägypten geführt hast? Haben wir’s dir nicht schon in Ägypten gesagt: lass uns in Ruhe, wir wollen den Ägyptern dienen?“ (Ex 14,11-12a). Um ein Haar hätten sie das Geschenk ihrer Freiheit wieder verspielt. Erst durch die Rettung am Schilfmeer in höchster Todesnot kommt das Aufwachen. Und als die Israeliten das rettende Ufer glücklich erreicht hatten, kam die Dankbarkeit zurück. Als erste bei Mirijam, der Schwester von Mose und Aaron. Als „Prophetin“ adelt sie das 2. Buch Mose. Einst hatte sie selbst ihrem kleinen Bruder Mose im Schilfkörbchen am Nilufer das Leben gerettet, indem sie ihn der Pharaonentochter als Findelkind zuführte, als der Pharao sämtliche männlichen Neugeborenen töten ließ aus Angst, das Volk der Hebräer würde zu groß und mächtig werden. Mirijam greift zur Pauke und singt ein wunderbares Freudenlied, das sog. Mirijamlied. Sie tanzt sogar dazu und alle Frauen folgen ihr im Reigen, wenn sie jubelt: „Lasst uns dem Herrn singen, denn er ist hoch erhaben; Ross und Reiter hat er ins Meer gestürzt.“ (Ex 15,21). Das war ihr Dank als Antwort auf die erlösende, rettende, befreiende Tat Gottes, der das todbringende Kriegsmaterial, Streitwagen und Waffen untergehen lässt. Erlebte Geschichte und Glaube – sie gehören zusammen. Heilsgeschichte, die immer wieder erzählt werden soll, damit die göttliche Botschaft darin nicht in Vergessenheit gerät. Das geschieht am jüdischen Passahfest und auch am christlichen Osterfest, die beide in die gleiche Jahreszeit fallen. Jesus, der Passah mit seinen Jüngern feiert, identifiziert sich im Abendmahl mit dem Passahlamm, das zur Schlachtbank geführt wird – seine Kreuzigung. Aber dabei bleibt die neutestamentliche Heilsgeschichte nicht stehen, denn nach dem Karfreitag kam am dritten Tag der Ostermorgen und damit der Durchbruch Christi vom Tod zum Leben, als Erstling der Auferstehung.
Das ist, was wir an Ostern mit österlichem Jubel feiern: „Christus ist auferstanden; er ist wahrhaftig auferstanden. Halleluja.“ Das Leben siegt! Das Leben in Gott und aus Gott ist stärker als der Tod. Darum ist Ostern mehr, mehr als volkstümliche Traditionen! Ostern bedeutet: Sieg des Lebens über den Tod; geschenkte Erlösung und Befreiung; Durchgang durch den Tod ins ewige Leben – wie ein Tanz ins Leben bei Gott.
Tanzen wie Mirijam werden wir wohl nicht heute Morgen, liebe Gemeinde, auch nicht hier im Gottesdienst, aber singen wollen auch wir in östlicher Freude mit den Worten eines modernen Osterliedes, in dem es in der ersten Strophe heißt: „Wir stehen im Morgen. Aus Gott ein Schein durchblitzt alle Gräber. Es bricht ein Stein. Erstanden ist Christus. Ein Tanz setzt ein…“ (EG.E 5,1)
AMEN
Verfasserin: Pfarrerin Anke Andrea Rheinheimer, Kirchenstraße 7, 66989 Nünschweiler
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