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Die Einladung

von Mechthild Gäntzle (64354 Reinheim)

Predigtdatum : 05.06.2005
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : 1. Sonntag nach Trinitatis
Textstelle : Matthäus 22,1-14
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Wochenspruch:

Christus spricht: Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. (Matthäus 11,28)

Psalm: 36,6-11 (EG 719)

Lesungen

Altes Testament:
Jesaja 55,1-3b.(3c-5)
Epistel:
Epheser 2,17-22
Evangelium:
Lukas 14,(15).16-24

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 168
Du hast uns, Herr, gerufen
Wochenlied:
EG 250
oder EG 363
Ich lobe dich von ganzer Seelen
„Kommt her zu mir“, spricht Gottes Sohn
Predigtlied:
EG 350
Christi Blut und Gerechtigkeit
Schlusslied:
EG 392
Gott rufet noch. Sollt ich nicht endlich

Hinführung
Das Gleichnis, das Matthäus erzählt, findet man in einer etwas anderen Fassung bei Lukas (14,16-24). Diese könnte die älteste Überlieferung des Gleichnisses sein. Der Unterschied in den beiden Versionen: Lukas betont die einladende, werbende Seite Gottes an alle Menschen.
Matthäus hat über das „vorgefundene“ Gleichnis zeitbezogen geschrieben und scheint auf die Zerstörung Jerusalems durch die Römer (um 70 n. Chr.) Bezug zu nehmen. Aber die Einladung geht weiter.
Das Gleichnis ist ein gutes Beispiel, dass Überlieferung zugleich auch „situationsgerechte Umwandlung bedeutet“. Dieser Gedanke soll bei der Ausführung der Predigt zum Tragen kommen. Es scheint auf den ersten Blick so, als sei ein zweites Gleichnis (V.11-13) eingefügt. Der Einschub, dass von den geladenen Gästen einer kein hochzeitliches Kleid anhatte, ist zunächst befremdend. Aber es gab die orientalische Sitte, dass Gäste mit Kleidern beschenkt wurden. (1. Mose 45,22; Richter 14,12). Hätte der Geladene dieses Geschenk zurückgewiesen, wäre dies eine weitere Missachtung gewesen und der Rauswurf nur die Folge dieses gleichgültigen Verhaltens.
Alle sind eingeladen, jeder darf kommen. Man kann kommen wie man ist, aber man kann nicht bleiben wie man ist. Gottes Liebe verändert.
Ein passendes Lied ist auch „Leben im Schatten“ von Manfred Siebald (in „Songs junger Christen II“, Hänssler-Verlag)

Liebe Gemeinde!
Zum großen Fest war eingeladen, und keiner ging hin. Welch eine traurige Mitteilung!
Aus eigner Erfahrung wissen wir, ein Fest vorzubereiten macht Arbeit, aber auch viel Freude. Man möchte mit vielen Menschen einen freudigen Anlass gemeinsam feiern. Verwandte, Freunde, Nachbarn und Bekannte werden eingeladen. Heute werden schon lange vorher die am Computer erstellten, originellen Einladungen mit Rückmeldung verschickt, und eine Zusage wird natürlich erwartet.
Vielleicht haben wir dies aber auch schon erlebt, eine Absage kam nach der anderen, und unsere Traurigkeit stieg. War es der falsche Termin oder gar Desinteresse, vielleicht Ablehnung sogar?
Für viele Menschen, besonders Engländer war in diesem Jahr die Hochzeit des Sohnes der Königin ein ganz besonders Ereignis. Medien berichteten schon lange davon. Natürlich war auch die Königin, die Mutter von Charles, eingeladen, aber ob sie daran teilnehmen würde, stand lange Zeit nicht fest.
Einladungen zu Festen, die von Prominenten veranstaltet werden, sind meist sehr begehrt. Jeder, der eine Einladung dazu erhält, ist stolz und glücklich, wenn er zu den geladenen Gästen gehört. In diesem Jahr war das Fest der Oskar-Verleihung ein Höhepunkt und die Einladung dazu blieb nur besonderen Gästen vorbehalten. Kurze Reportagen im Fernsehen zeigten den Glanz und den Glamour der Gäste und man sah die tollsten Kleider und Abendroben, von denen viele Menschen nur träumen können.
Auch in unserem heutigen Predigttext hören wir von einer Einladung zum königlichen Hochzeitsfest:
1 Jesus redete in Gleichnissen und sprach: 2 Das Himmelreich gleicht einem König, der seinem Sohn die Hochzeit ausrichtete. 3 Und er sandte seine Knechte aus, die Gäste zur Hochzeit zu laden; doch sie wollten nicht kommen. 4 Abermals sandte er andere Knechte aus und sprach: Sagt den Gästen: Siehe, meine Mahlzeit habe ich bereitet, meine Ochsen und mein Mastvieh ist geschlachtet und alles ist bereit; kommt zur Hochzeit! 5 Aber sie verachteten das und gingen weg, einer auf seinen Acker, der andere an sein Geschäft. 6 Einige aber ergriffen seine Knechte, verhöhnten und töteten sie. 7 Da wurde der König zornig und schickte seine Heere aus und brachte diese Mörder um und zündete ihre Stadt an. 8 Dann sprach er zu seinen Knechten: Die Hochzeit ist zwar bereit, aber die Gäste waren's nicht wert. 9 Darum geht hinaus auf die Straßen und ladet zur Hochzeit ein, wen ihr findet. 10 Und die Knechte gingen auf die Straßen hinaus und brachten zusammen, wen sie fanden, Böse und Gute; und die Tische wurden alle voll. 11 Da ging der König hinein, sich die Gäste anzusehen, und sah da einen Menschen, der hatte kein hochzeitliches Gewand an, 12 und sprach zu ihm: Freund, wie bist du hier hereingekommen und hast doch kein hochzeitliches Gewand an? Er aber verstummte. 13 Da sprach der König zu seinen Dienern: Bindet ihm die Hände und Füße und werft ihn in die Finsternis hinaus! Da wird Heulen und Zähneklappern sein. 14 Denn viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt.
Liebe Gemeinde!
Jesus war mit seiner Botschaft den Menschen deshalb so nahe, weil er sich nicht in theologischen Abhandlungen erging und Themen des Lebens nicht philosophisch behandelte, sondern weil er immer wieder Bilder aus dem alltäglichen Bereich ansprach, um den Menschen, mit denen er zusammenkam durch Gleichnisse das zu sagen, was wichtig war für ihr Leben. Anschauungsunterricht würden wir das heute nennen.
Über abstrakte Dinge zu reden, ist nicht nur recht schwierig, sondern auch für Viele langweilig und unverständlich. Aber ein Fest zu feiern war sicher allen bekannt, und man konnte sich erinnern: Wie war das bei dem letzten Fest? Lange vorher wurde geplant, die Gäste ausgewählt und eingeladen.
In dem Gleichnis, das Jesus erzählt, ist der Einladende der König höchstpersönlich, denn die Hochzeit des Sohnes stand bevor. Man kann es sich kaum vorstellen, dass eine königliche Einladung nicht gehört wird. Es werden Knechte ausgeschickt, die davon berichten, dass alles bereit sei. Ein gutes Essen lockt, kommt zur Hochzeitsfeier! Unfassbar, diese freundliche Einladung wird abgeschlagen, weil tägliche Dinge den Vorrang haben. Wie unverständlich, wie schockierend und unhöflich ist dieses Verhalten. Die Hochzeit interessiert sie überhaupt nicht, es gibt anders zu tun. Was könnte wichtiger sein, als die königliche Einladung anzunehmen? - Doch alle lehnen ab.
Aber der König gibt nicht auf, er schickt andere Knechte, von denen er annimmt, die werden mehr Erfolg haben.
Wie kann man eine solche Einladung ablehnen, wenn alles so festlich vorbereitet ist?
Es kommt noch schlimmer.
Die einladenden Knechte erfahren Schreckliches, sie werden nicht nur verhöhnt, sondern auch getötet, und der König ist erzürnt und seine Heere brachten die Mörder um.
War dem König die Festtagsfreude nun vergangen als er sah, dass keiner sich für die Hochzeit seines Sohnes interessierte? Die geladenen Gäste hatten sich selbst ausgeschlossen, sie waren es nicht wert, aber die Hochzeit sollte dennoch stattfinden, also werden andere Gäste geladen.
Geht auf die Straßen und Dörfer, und ladet alle ein! Alle dürfen kommen und sind eingeladen, das große, schöne Fest ist nun für alle offen, für Gute und Böse. Und die Tische wurden alle besetzt.
Nach orientalischer Sitte bekamen die, die verdreckt und ohne rechte Kleider waren auch noch ein hochzeitliches Gewand, damit alle mit Freuden und Stolz am Fest teilnehmen konnten, um später zu erzählen, ich war dabei.
Ein Gleichnis wäre kein Gleichnis, wenn es nicht im Inneren auf etwas anderes hinweisen würde. Und so ist es auch hier. Es geht um das Himmelreich, und der einladende König ist Gott. Er lädt zum Festmahl ein. Und er erlebt die Enttäuschung, dass seine Gäste nicht kommen wollen, das belanglose Sachen wichtiger sind als die Einladung anzunehmen, und dass sogar die Boten des Königs getötet werden.
Als Jesus diese Geschichte erzählte, waren unter seinen Zuhörern auch Hohepriester und Pharisäer, denen das Gleichnis galt, und sie verstanden sehr wohl, was Jesus ihnen mit diesem Gleichnis sagen wollte. Es traf sie, und sie erkannten sich und ihr Handeln und reagierten mit Ärger und Wut. Sie trachteten danach, Jesus zu ergreifen und hätten es sicher auch getan, wenn da nicht die Furcht vor dem Volk gewesen wäre.
Das Gleichnis hat eine zeitlose Aussage, und sein Kern ist geblieben. Wir sollten keine Außenseiterrolle einnehmen und sagen: damit waren die Pharisäer gemeint. Wir wollen uns fragen, was ist die Botschaft in diesem Gleichnis, was die Verkündigung, die für uns heute wichtig ist.
Vielleicht trifft auch uns dieses Gleichnis an unserer wunden Stelle oder wir ärgern uns, denn wir gehören ja zur Kirche, sind immer im Gottesdienst. Werden wir einst auch bei dem Fest dabei sein?
Vielleicht öffnen wir uns neu für diese Frage und hören Gottes liebendes Angebot. Seine Einladung, zu seinem Fest zu kommen und erkennen auch die Wichtigkeit der Aufforderung: Sagt es allen, die ihr auf dem Wege seht. Gott lädt uns ein!
Denn alle Menschen sind eingeladen, damals wie heute. Aber damals wie heute gibt es Menschen, die diese Einladung achtlos ablehnen, die Wichtigeres zu tun haben.
Alle dürfen kommen, aber man kann und wird nicht so bleiben, wie man ist. Gottes Liebe will uns verändern.
So erzählt das Gleichnis von einem Geladenen, der kein hochzeitliches Kleid anhatte. Ein Kleid bekamen alle vom König geschenkt, um auch festlich und angemessen an der Hochzeitsfeier teilzunehmen. Dennoch gab es einen, der nahm sich entweder nicht die Zeit, das neue Kleid anzuziehen oder er missachtete den Wunsch des Königs und schlich sich, so wie er war, zur Hochzeit ein. Vielleicht wollte er nur einmal gut essen und trinken, aber sonst wollte er nichts. Er wollte sein Leben wie bisher weiter leben. Leben ohne Konsequenzen, ohne Veränderungen. Doch wer Gastrecht beim König hat, der wird immer in einer besonderen Beziehung, - in Verbindung mit ihm stehen. Wir müssen uns das hochzeitliche Kleid nicht erwerben. Wir könnten es auch nicht, in der Begegnung mit ihm, durch Wort, Gebet und Sakrament wird uns dieses Kleid geschenkt. Wir dürfen es dankbar annehmen und es mit den Worten des Dichters bekennen:
Christi Blut und Gerechtigkeit,
das ist mein Schmuck und Ehrenkleid,
damit will ich vor Gott bestehn,
wenn ich zum Himmel werd eingehen.
Amen.

Verfasserin: Prädikantin Mechthild Gäntzle, Egerländer Straße 33, 64354 Reinheim

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