Die Einladung
von Andreas Hartmann (04886 Arzberg)
Predigtdatum
:
29.06.2003
Lesereihe
:
ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr
:
1. Sonntag nach Trinitatis
Textstelle
:
Lukas 14,(15).16-24
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Wochenspruch:
Christus spricht: Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. (Matthäus 11,28)
Psalm: 36,6-11 (EG 719)
Lesungen
Altes Testament:
Jesaja 55,1-3b.(3c-5)
Epistel:
Epheser 2,17-22
Evangelium:
Lukas 14,(15).16-24
Liedvorschläge
Eingangslied:
EG 213,1+2
Kommt her, ihr seid geladen
Wochenlied:
EG 250
oder EG 363
Ich lobe dich von ganzer Seelen
Kommt her zu mir, spricht Gottes Sohn
Predigtlied:
EG 243 oder
EG 614
Lob Gott getrost mit Singen
Lass uns in deinem Namen, Herr
Schlusslied:
EG 225
Komm, sag es allen weiter
[15 Einer, der mit zu Tisch saß, sprach zu Jesus: Selig ist, der das Brot isst im Reich Gottes!]
16 Er aber sprach zu ihm: Es war ein Mensch, der machte ein großes Abendmahl und lud viele dazu ein. 17 Und er sandte seinen Knecht aus zur Stunde des Abendmahls, den Geladenen zu sagen: Kommt, denn es ist alles bereit! 18 Und sie fingen an alle nacheinander, sich zu entschuldigen. Der erste sprach zu ihm: Ich habe einen Acker gekauft und muss hinausgehen und ihn besehen; ich bitte dich, entschuldige mich. 19 Und der zweite sprach: Ich habe fünf Gespanne Ochsen gekauft und ich gehe jetzt hin, sie zu besehen; ich bitte dich, entschuldige mich.
20 Und der dritte sprach: Ich habe eine Frau genommen; darum kann ich nicht kommen. 21 Und der Knecht kam zurück und sagte das seinem Herrn. Da wurde der Hausherr zornig und sprach zu seinem Knecht: Geh schnell hinaus auf die Straßen und Gassen der Stadt und führe die Armen, Verkrüppelten, Blinden und Lahmen herein. 22 Und der Knecht sprach: Herr, es ist geschehen, was du befohlen hast; es ist aber noch Raum da. 23 Und der Herr sprach zu dem Knecht: Geh hinaus auf die Landstraßen und an die Zäune und nötige sie hereinzukommen, dass mein Haus voll werde. 24 Denn ich sage euch, dass keiner der Männer, die eingeladen waren, mein Abendmahl schmecken wird.
Liebe Gemeinde,
Sie werden heute Zeugen eines großen Festes. Lassen Sie sich mit einladen auf ein Fest zur Zeit Jesu und in seiner Umgebung. Und sehen Sie, was sich dort ereignet:
Jesus weilt auf Einladung im Hause eines hohen Pharisäers. Er ist mit zahlreichen anderen, vornehmen Gästen eingeladen, das Brot zum Sabbat zu essen (Lk 14,1). Bei diesem gemeinsamen Mahl wird er kritisch beobachtet. Wird er sich an alle Sabbatvorschriften halten? Das fragen sich die schriftgelehrten Gäste.
Zum Essen war vom Gastgeber auch ein Kranker eingeladen worden, er litt an Wassersucht. Dieser Mensch bedurfte unbedingt der Heilung, und so bricht die Frage auf: darf am Sabbat geheilt werden oder nicht, denn eine Heilung am Sabbat wurde im allgemeinen abgelehnt.
Jesus nimmt sich umgehend des Kranken an. Er heilt ihn.
Im weiteren Verlauf des Tischgespräches ermutigt Jesus die anwesenden Gäste, Gutes zu tun. Er mahnt zu Bescheidenheit und zur Wohltätigkeit. Man solle zum Festmahl nicht nur Verwandte und Freunde einladen, von denen man Gleiches zurück bekommt, sondern auch Arme, Krüppel, Lahme und Blinde. Das wird den Gastgeber selig sein lassen. Seinen Lohn wird er bei der Auferstehung der Gerechten empfangen. Gottes neues Reich erfordert eben auch neue Verhaltensweisen. Dieser Gedanke der neuen Verhaltensweisen im Reiche Gottes ist Jesus so wichtig, dass er dafür eine eigene Geschichte erzählt:
(Lukas 14,15-24 vorlesen oder dicht an der Vorlage nacherzählen!)
Liebe Gemeinde, Gott liegt so sehr daran, sich mit Ihnen gemeinsam an einen Tisch zu setzen, mit Ihnen zu essen, damit Sie gestärkt weiter gehen können. Gott liegt daran, mit Ihnen zu erzählen, damit Sie sich angesprochen wissen und mit einem neuen Blick in ihre Umgebung zurück gehen. Gott liegt daran, dass Sie Gemeinschaft erleben und froh darüber werden. Doch dann die verschiedenen Erfahrungen:
Zunächst die Enttäuschung: Die sonst so treuen und engagierten Leute haben alle etwas vor, was ihnen wichtiger geworden ist als Gottes Anliegen.
Dann die erste Überraschung: Frauen und Männer, die die Not in ihrem Leben kennen gelernt haben, die nehmen die Einladung an. Sie wissen um ihre Bedürftigkeit.
Schließlich die zweite Überraschung: Auch unter den ganz Fremden an den Landstraßen und Zäunen sind viele, die ansprechbar, offen sind.
Alle sind sie eingeladen, seine Gastfreundschaft zu erleben und daraus die Kraft für ein verändertes Leben zu gewinnen. Jesus fasst das in dem Satz zusammen: „Kommt her zu mir, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.“ (Wochenspruch)
Die Erzählung Jesu lässt mich an unsere eigene Gemeinde denken.
Gottes Reich soll doch zu allen kommen. Sein Heil soll jeden erreichen. Das ist auch unser Bemühen. Deshalb laden wir die anderen ein, und viel Mühe gehört dazu, das Fest zu organisieren oder den Gottesdienst vorzubereiten. Einladungen und Aushänge müssen geschrieben werden. Der Kaffe ist zu kochen. Jemand muss sich um das Essen kümmern. Die Kinder sollen ihr eigenes Programm haben. Manche Veranstaltung gelingt uns dabei gut, die Kirche ist voll. Zu besonderen Festtagen oder zum Konzert, da kommen gern auch Leute, die sonst nicht so oft den Weg zur Kirche finden. Das ist schön, und wir freuen uns darüber.
Doch daneben kennen Sie ja die Enttäuschungen wie z.B. in der Zeit der langen Durststrecken an den Sonntagen nach Trinitatis. Da sieht es oft anders aus. Und viele Gemeinden sind auf Dauer sehr klein. Oft ist die Arbeit einfach auf zu wenige Schultern verteilt. Wir hätten es schon gerne anders. Sicher erwarten wir zu unseren Gemeindefesten und Abendmahlsgottesdiensten in der Regel mehr Gäste als dann kommen. Mancher Platz, von dem wir wünschen, dass er besetzt ist, bleibt leer.
Auch die Gutwilligen haben hin und wieder ihre Gründe fern zu bleiben: ich kann nicht jeden Sonntag kommen, die Familie fordert ihr Recht, die Arbeit ist Pflicht, einmal muss ich mich auch ausruhen.
Diese Argumente haben ihr Recht. Wir wollen sie nicht überhören. Aber zu guter Letzt sind die Erwartungen doch zu hoch und folglich die Enttäuschung vorprogrammiert.
Auch wenn nach der Enttäuschung der Gedanke manchmal auftaucht - ein Gerichtsurteil über die, die der Gemeinde fern bleiben, steht uns nicht zu!
Uns steht die Frage zu: Was ist in Deinem Leben das Wichtigste, der tragende Grund? Sind es der Besitz? Die Arbeit (oder die Arbeitslosigkeit)? Die Familie? Hat der Glaube das überhaupt noch eine Chance? Jesus behauptet mit diesem Gleichnis: Die Einladung Gottes zum Glauben gehört an die erste Stelle.
Und uns als Gemeinde steht die Frage zu: Laden wir falsch/die Falschen ein? Unser Gleichnis zeigt uns eine bestimmte Art, wie christliche Gemeinde auf Menschen ihrer Umgebung zugehen kann: Die ersten, die eingeladen werden, sind die Glaubensgeschwister im engeren Sinne. Das sind die, die wir eigentlich erwarten, die sogenannte Kerngemeinde. Selbige schlagen in unserem Beispiel die Einladung aus.
Danach werden Menschen am Rande des öffentlichen Lebens eingeladen. Hier sind es: Arme, Verkrüppelte, Blinde und Lahme. Es sind die Verachteten, die ebenso wie die Vorherigen zur Gemeinde Gottes gehören. Sie lehnen die Einladung nicht ab. Haben wir die in unserer Umgebung eigentlich im Blick? Die Arbeitslosen beispielsweise, die Sozialhilfeempfänger, diejenigen, die angesichts der Konflikte in der Welt, angesichts der Kriege und der Ungerechtigkeit keine Hoffnung haben und frustriert sind?
Zu diesen werden in der Erzählung Jesu dann die Außenstehenden gebeten, also die, die nicht zur Gemeinde Gottes gehören, die Nichtchristen. Diese letzte Gruppe ist in unserem Umfeld sicher die größte. Sie muss unsere Beachtung finden. An diesem Umstand müssen sich unsere Gemeindeaktivitäten neu orientieren. Wie offen sind wir eigentlich für Neue in unserer Mitte?
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle menschliche Vernunft, der bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.
Anregungen zum Gebet:
Für das Kollektengebet:
Unser Gott, du lädst uns ein und rufst uns, an deinen Tisch zu kommen,
in der Gemeinschaft mit dir zu leben, als Menschen,
die angenommen sind, die eine Hoffnung und ein Ziel haben,
als Menschen, die sich geborgen und geliebt wissen.
Dein Ruf kommt zu uns. Er erreicht uns auf den Wegen und Straßen,
die wir gehen, er findet uns an den Hecken und Zäunen,
und keiner ist unwürdig, deinen Ruf zu hören
und eingeladen zu sein in deine Gemeinschaft.
Bei dir ist Raum für alle und Brot des Lebens.
Amen.
Für das Fürbittengebet:
Ich schaue auf Christus und rufe ihn an:
Christus,
du lädst zum großen Abendmahl,
du rufst zu dir die Mühseligen und Beladenen,
du stärkst und erquickst die Bedürftigen,
du bist Nahrung für Leib und Seele,
du gibst deinen Gästen Zugang und Gemeinschaft mit Gott.
Christus,
ich bitte dich, erhöre mich! Ich bitte dich
für die Menschen, die mit ihren Angelegenheiten, Aufgaben und beruflichen Pflichten so überlastet sind, dass sie die Einladung zum Leben verlieren,
für die Traurigen und Niedergeschlagenen, dass sie Entlastung und Ermutigung finden,
für die Menschen, die mit Kranken, Schwachen und Behinderten arbeiten, dass sie selbst immer wieder Kraft und Stärkung finden,
für die Völker der Welt, dass sie im Frieden miteinander leben,
für alle Menschen, die guten Willen sind, das Gute zu tun,
...
Verfasser: Pfr. Andreas Hartmann, 04886 Arzberg, Pfarrstraße 7
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Missionarisch-Ökumenischer Dienst
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