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Die Einladung

von Detlef Hellmann (63456 Hanau)

Predigtdatum : 26.06.2006
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : 1. Sonntag nach Trinitatis
Textstelle : 1. Korinther 14,1-3.20-25
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Wochenspruch:

Christus spricht: Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. (Matthäus 11,28)
Psalm: 36,6-11 (EG 719)

Lesungen

Altes Testament:
Jesaja 55,1-3b.(3c-5)
Epistel:
Epheser 2,17-22
Evangelium:
Lukas 14,(15).16-24

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 168
Du hast uns, Herr, gerufen
Wochenlied:
EG 250
oder EG 363
Ich lobe dich von ganzer Seelen
„Kommt her zu mir“, spricht Gottes Sohn
Predigtlied:
EG 350
Christi Blut und Gerechtigkeit
Schlusslied:
EG 392
Gott rufet noch. Sollt ich nicht endlich

Hinführung:
Der Text ist schwierig, Zungenrede und Prophetie nicht gerade das Alltagsgeschäft in der Gemeinde. Dennoch ergibt sich eine gewisse Aktualität durch immer öfter auftretende Pfingstgemeinden und Zungenredner aus den USA, die durchaus auch größere Kongresse in Deutschland abhalten. Insofern ist es wichtig, das Beurteilungskriterium des Paulus bezüglich der Zungenrede zu kennen.
Bei prophetischer Rede denken die Meisten an Zukunftsvisionen (vielleicht sogar an Horoskope?). Ich löse den Begriff in Anlehnung an die Theologie Paul Tillichs auf als 1. verständliche Rede über den Glauben, die gestützt ist durch das eigene Leben und die 2. durch Wirkung des Heiligen Geistes im Hörer Glauben auslöst; beides zusammen ist dann die prophetische Rede.

Liebe Gemeinde,
wenn ich jetzt die Konfirmanden fragen würde: Was ist eine Pro-phetie?, dann könnte ich vielleicht noch eine Antwort bekommen in die Richtung, dass da wohl etwas vorausgeschaut wird. Aber was würde die Antwort auf die Frage sein: Was ist Zungenrede?
Prophetie und Zungenrede sind offenbar etwas Altes, etwas, das es vor langer Zeit gegeben hat. Im Prinzip stimmt das auch, aber es gibt beides durchaus noch heute. Zunächst hören wir einmal ein paar Worte des Paulus, die uns heute als Predigttext aufgegeben sind:
1 Strebt nach der Liebe! Bemüht euch um die Gaben des Geistes, am meisten aber um die Gabe der prophetischen Rede! 2 Denn wer in Zungen redet, der redet nicht für Menschen, sondern für Gott; denn niemand versteht ihn, vielmehr redet er im Geist von Geheimnissen. 3 Wer aber prophetisch redet, der redet den Menschen zur Erbauung und zur Ermahnung und zur Tröstung.
20 Liebe Brüder, seid nicht Kinder, wenn es ums Verstehen geht; sondern seid Kinder, wenn es um Böses geht; im Verstehen aber seid vollkommen. 21 Im Gesetz steht geschrieben (Jesaja 28,11-12): »Ich will in andern Zungen und mit andern Lippen reden zu diesem Volk, und sie werden mich auch so nicht hören, spricht der Herr.« 22 Darum ist die Zungenrede ein Zeichen nicht für die Gläubigen, sondern für die Ungläubigen; die prophetische Rede aber ein Zeichen nicht für die Ungläubigen, sondern für die Gläubigen. 23 Wenn nun die ganze Gemeinde an einem Ort zusammenkäme und alle redeten in Zungen, es kämen aber Unkundige oder Ungläubige hinein, würden sie nicht sagen, ihr seid von Sinnen? 24 Wenn sie aber alle prophetisch redeten und es käme ein Ungläubiger oder Unkundiger hinein, der würde von allen geprüft und von allen überführt; 25 was in seinem Herzen verborgen ist, würde offenbar, und so würde er niederfallen auf sein Angesicht, Gott anbeten und bekennen, dass Gott wahrhaftig unter euch ist.
Versuchen wir, den zugegebenermaßen verschachtelten und schwierigen Text aufzuschließen!
Paulus stellt Zungenrede und Prophetie nebeneinander und diese Begriffe werden von ihm gegeneinander abgewogen und beurteilt.
Paulus Beurteilungskriterium ist einfach und klar:
Gut ist, was die Gemeinde erbaut, ermahnt und tröstet.
Auf dieser Grundlage durchleuchtet er Zungenrede und Prophetie.
Erste Durchleuchtung: Zungenrede
Aufgrund seines Beurteilungskriteriums - gut ist, was die Gemeinde erbaut, ermahnt und tröstet - durchleuchtet Paulus die Wirkung der Zungenrede:
Sie ist für die Gemeinde unverständlich, und sie erbaut nur den Zungenredner, der im Geist Geheimnisse redet. Wir können uns das etwa so vorstellen, wenn einer in Zungen redet:
In dem Gemeindegottesdienst wird plötzlich einer vom Heiligen Geist gepackt und fängt an zu schreien, lallen oder singen, was der Geist ihm eingibt. Es ist eine den Menschen unverständliche, himmlische Ausdrucksweise. Der Verstand des Lallenden ist dabei ausgeschaltet. Das galt in Korinth als vollkommenste christliche Begabung. Das alles kennt Paulus, ja er selbst sagt von sich, dass er öfter in Zungen geredet hätte als alle Mitglieder der Gemeinde in Korinth zusammen. Aber er setzt die Zungenrede hinter die Prophetie, da sein Kriterium - was der Gemeinde nützt ist gut - nicht erfüllt wird.
Soweit die Erfahrung der Korinther und das Urteil des Paulus.
Das alles ist lange her und in unseren Gemeinden kommt Zungenrede wohl kaum noch vor. Das Wiederaufkommen charismatischer und pfingstlerischer Bewegungen zeigt uns aber, dass Zungenrede auch heute noch vorkommt. Es gibt wieder christliche Bewegungen, in denen diese Art der Rede gefördert wird. Wenn Sie oder ich mal damit konfrontiert werden, dann haben wir auf jeden Fall von Paulus ein gutes Beurteilungskriterium an der Hand: Nützt die Zungenrede der Erbauung, Ermahnung und Tröstung der Gemeinde?
Ohne, dass sie interpretiert wird, nützt sie nur dem Zungenredner, wie auch Paulus sagt. Und weil sie unverständlich ist, sollte sie auch nicht überbewertet werden, zumal es sehr, sehr schwer ist festzustellen, welcher Geist da wirkt.
Zweite Durchleuchtung: Prophetie
Die Prophetie hat für Paulus einen ganz großen Nutzen für die Gemeinde: sie ist sprachlich verständlich. Und weil sie verständlich ist, sich also der Vernunft bedient, ist sie auch für Menschen nützlich, die nicht zur Gemeinde gehören.
Und noch etwas wichtiges sagt Paulus zur Prophetie: Er wünscht, dass alle Gemeindeglieder prophetisch reden können und geht an anderer Stelle auch davon aus.
In den ersten christlichen Gemeinden und auch später noch, gab es das Amt des Propheten. Diesen Propheten oblagen Aufgaben der Gemeindeleitung und sie galten als vom Geist geleitet.
Heute gibt es in unseren Gemeinden das Amt des Propheten nicht mehr. Aber ich glaube, dass grundsätzlich alle Christen prophetisch reden können.
Wir müssen nun versuchen, herauszufinden, was prophetisches Reden auszeichnet und wie jeder so reden kann. Was zeichnet also prophetische Rede aus?
1. Es ist verständliches Reden vom Glauben an Gott!
Vielleicht können wir uns einmal folgende Situation vorstellen: Sie sitzen mit einem Bekannten irgendwo zusammen und reden - wie man so schön sagt - über Gott und die Welt. Im Laufe des Gesprächs kommen sie zu sprechen auf ihr Engagement in der Kirche. Und plötzlich fragt sie der Bekannte, ob sie das denn nun wirklich glauben, dass es einen guten Gott gibt, wenn man doch so viel Leid und Krankheit um einen herum sieht.
Die Frage geht sicherlich, wenn man sie ernst nimmt, an die Substanz eines jeden Christen. Wie können Sie nun so antworten, dass sie verstanden werden?
Die Antwort wird dann verständlich, wenn man bei sich selbst anfängt: Was bedeutet mir das eigentlich, dass Gott in meinem ganzen Leben und auch besonders in leidvollen Situationen an meiner Seite steht? Was hat der Glaube an den zu mir herabgestiegenen Gott für einen Einfluss auf mein Leben?
Wenn es gelingt, dem Gesprächspartner das persönliche Ergriffensein von dieser Frage mitzuteilen, dann wird er wahrscheinlich viel mehr verstehen, als wenn ich allgemeine christliche Lehrsätze verkünde. Von dieser Verstehensgrundlage aus ist es dann auch möglicher, auf Allgemeineres zu sprechen zu kommen.
Verständliches Reden allein ist aber noch kein prophetisches Reden. Es muss noch etwas hinzukommen.
2. Prophetisches Reden bezieht immer die Welt auf Gott und Gott auf die Welt.
Das heißt schlicht und einfach: es gibt kein Thema auf dieser Welt, das nichts mit Gott zu tun hätte. Und deshalb müssten unsere Antworten auf Fragen dieser Welt auch immer bedacht werden aus dem Glauben an Gott. Leider ist das viel zu wenig der Fall! Leider sind unsere Antworten auf Fragen meist nur mit menschlichem Sachverstand gegeben, weil wir es immer wieder schaffen, Gott in die Zuschauerrolle zu drängen.
Prophetisches Reden ist also verständliches Reden, weil das persönliche Betroffensein zum Ausdruck kommt und: prophetisches Reden bezieht zu jeder Frage dieser Welt Gott in die Überlegungen ein.
Jetzt bleibt aber noch die Frage, wie denn unser prophetisches Wort zu einer Wirkung kommt, die über das bloße Verstehen hinausgeht. Paulus sagt in unserem Text, dass das prophetische Reden eine Gabe des Heiligen Geistes ist. Erst die Wirkung dieses Geistes bringt die prophetische Rede zu ihrer Erfüllung, das heißt, der Hörende sinkt auf sein Angesicht vor Gott nieder, wie Paulus das ausdrückt.
Das heißt konkret: Das gehörte Wort wird durch den Geist zum Wort Gottes, zur Glaubenserfahrung. Ich denke, dass es sehr schwer, wenn nicht gar unmöglich ist festzustellen, wer aus dem Heiligen Geist heraus redet. Aber eines können wir mit Sicherheit sagen: Wenn der Heilige Geist im Hörer unserer Rede wirkt, dann kann es für ihn zur Glaubenserfahrung werden. Das geht dann über das bloße Verstehen hinaus allein, das ist uns aus der Hand genommen.
Prophetisches Reden ist verständliches Reden von Gott, weil es die persönliche Glaubenserfahrung immer in Beziehung setzt zu allen Fragen dieser Welt - das ist unser Teil.
Dass das prophetische Reden durch den Heiligen Geist im Hörer zur Glaubenserfahrung wird - das ist Gottes Teil. Amen.

Verfasser: Pfr. Detlef Hellmann, Sudetendeutsche Str. 75, 63456 Hanau

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