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Die Einladung

von Gabriele Melk (63329 Egelsbach)

Predigtdatum : 13.06.1999
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : 1. Sonntag nach Trinitatis
Textstelle : Matthäus 22,1-14
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Wochenspruch:

Christus spricht: Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. (Matthäus 11,28)

Psalm: 36,6-11 (EG 719)

Lesungen

Altes Testament:
Jesaja 55,1-3b.(3c-5)
Epistel:
Epheser 2,17-22
Evangelium:
Lukas 14,(15).16-24

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 168
Du hast uns, Herr, gerufen
Wochenlied:
EG 250
oder EG 363
Ich lobe dich von ganzer Seelen
Kommt her zu mir, spricht Gottes Sohn
Predigtlied:
EG 224
Du hast zu deinem Abendmahl
Schlußlied:
EG 392
Gott rufet noch. Sollt ich nicht endlich

Gedanken zum Predigttext
Gott will teilen. Mit uns. Seine Liebe gilt uns und seinem Sohn. Er bereitet alles vor, er wartet auf uns. Und wer kommt nicht? Wir, die Menschen. Mit den fadenscheinigsten Ausreden lehnen wir seine Einladung ab. Wir wollen uns nicht ändern, wir wollen nicht vorgeschrieben bekommen, wie wir zu leben haben. Dazu kommen unsere verqueren Vorstellungen, wie Christen zu sein haben.
Der Text schildert uns einen Gott (in diesem Rollenspiel der König), der viel Geduld hat, die aber auch einmal zu Ende gehen kann. Er will ernstgenommen werden. Wer kommt, der soll wirklich kommen, nicht nur mal kurz vorbeischauen, wie der, dessen Kleider nicht in Ordnung waren. Gott will uns ganz.
Doch: Wenn wir uns dann ändern, wie wird das Leben dann sein? Jede Veränderung weckt Ängste in uns. Und hier sei uns gesagt: Gott ist ein liebender Gott. Er zwingt niemanden. Gott wollte keine Marionetten, er wollte freie Menschen, die er nach seinem Bild schuf. Wir sollen, wir dürfen freiwillig kommen. Und Gott wird uns beschenken, wie nur ein König schenken kann! Kein Gold, keine Juwelen, aber Würde schenkt er uns. Wir dürfen selbstbewußt sein, uns bewußt sein, daß wir von Gott geliebte Menschen sind. Wenn kein Mensch an uns Interesse hat, wenn wir uns so von gar niemandem verstanden fühlen, Gott versteht uns. Wir dürfen wissen, daß wir zu Gottes Leuten gehören, und – um beim Gleichnis zu bleiben – wir gehören dann zum Hofstaat des Königs. Keine andere Macht dieser Welt darf dann Anspruch auf uns erheben! Kein anderes Gesetz, das dem Gesetz des Königs entgegensteht, darf uns bestimmen. Denn zur Freiheit hat uns Gott berufen! Gott sei Dank!

1 Jesus redete in Gleichnissen und sprach: 2 Das Himmelreich gleicht einem König, der seinem Sohn die Hochzeit ausrichtete. 3 Und er sandte seine Knechte aus, die Gäste zur Hochzeit zu laden; doch sie wollten nicht kommen. 4 Abermals sandte er andere Knechte aus und sprach: Sagt den Gästen: Siehe, meine Mahlzeit habe ich bereitet, meine Ochsen und mein Mastvieh ist geschlachtet, und alles ist bereit; kommt zur Hochzeit! 5 Aber sie verachteten das und gingen weg, einer auf seinen Acker, der andere an sein Geschäft. 6 Einige aber ergriffen seine Knechte, verhöhnten und töteten sie. 7 Da wurde der König zornig und schickte seine Heere aus und brachte diese Mörder um und zündete ihre Stadt an. 8 Dann sprach er zu seinen Knechten: Die Hochzeit ist zwar bereit, aber die Gäste waren's nicht wert. 9 Darum geht hinaus auf die Straßen und ladet zur Hochzeit ein, wen ihr findet. 10 Und die Knechte gingen auf die Straßen hinaus und brachten zusammen, wen sie fanden, Böse und Gute; und die Tische wurden alle voll. 11 Da ging der König hinein, sich die Gäste anzusehen, und sah da einen Menschen, der hatte kein hochzeitliches Gewand an, 12 und sprach zu ihm: Freund, wie bist du hier hereingekommen und hast doch kein hochzeitliches Gewand an? Er aber verstummte. 13 Da sprach der König zu seinen Dienern: Bindet ihm die Hände und Füße und werft ihn in die Finsternis hinaus! Da wird Heulen und Zähneklappern sein. 14 Denn viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt.

Liebe Gemeinde,
Vor einigen Jahren erschien ein Buch mit dem Titel: “Ich war bei der Hochzeit der englischen Königin dabei!” Den Einband zierte das Bild einer Menschenmenge. Ganz hinten war ein Gesicht eingekreist, ein Pfeil zeigte darauf, offensichtlich der, der bei der Hochzeit dabei war. Zu erkennen war nichts. Aber “Dabeisein ist alles”.
Und wer möchte bei so einem Ereignis nicht gerne dabei sein! Natürlich nicht als einer von zehntausend Jubelnden, nein, selbstverständlich als geladener Gast. Mit am Champagner nippen und lässig mit dem Vater der Braut plaudern. Einmal zu den oberen Zehntausend gehören – nicht umsonst wird der gleichnamige Film mit Grace Kelly und Bing Crosby fast vierteljährlich wiederholt. Zu den oberen Zehntausend zu gehören ist wohl ein weit verbreiteter Traum – fast scheint eine “mystische” Hoffnung da zu sein, etwas von dem Glanz und Reichtum abzubekommen.
Im krassen Gegensatz dazu steht unser Bibeltext. Hier reißt sich keiner darum, etwas abzubekommen. Der König lädt zum Festmahl, und keiner kommt. Haben Sie so etwas schon mal erlebt? Daß keiner der Eingeladenen kommt? O ja, werden vielleicht einige von Ihnen denken, o ja. Und dann kommt der alte Groll hoch. Oft ist es die Familie, die mit den fadenscheinigsten Ausreden kommt oder besser gesagt: Nicht kommt. Und allein der Satz: “Ich muß auf einen Geburtstag” sagt doch wirklich alles.
Wahrscheinlich ist jede und jeder von uns schon einmal versetzt worden, ich bin sicher, da mischen sich bei allen Wut und Trauer, ja Trauer, denn jede Ausrede hier ist ein Nein zur Freundschaft. Jede Ausrede heißt: ‚Du bist mir nicht wichtig. Ich habe kein Interesse an Dir.‘ Und das tut weh, sehr weh.
Heute würden wir vermutlich die Reste des Essens einfrieren, so gut es geht, würden tagelang Torte und Braten essen und uns kräftig ärgern. Und die, die nicht kommen wollten, würden wir auch nie mehr einladen.
Der König aus dem Gleichnis – und wir dürfen nicht vergessen, es ist ein Gleichnis, eine Geschichte, die uns etwas erzählen will, was zwischen den Zeilen steht – dieser König gibt nicht so schnell auf. Als seine Knechte zurückkommen mit den Absagen der geladenen Gäste, glaubt er, sich verhört zu haben. Er schickt andere Knechte, von denen er weiß: Sie sind zuverlässig. Diese Knechte kommen nicht wieder, denn sie werden verhöhnt und getötet. Das ist weit mehr als ein diplomatischer Ausrutscher, das ist ein Affront, eine Kriegserklärung. Und die nimmt unser König an, mit allen Mitteln, die ihm zur Verfügung stehen. Nach seinem Feldzug hat der König sicher genug von diesem Fest, zu dem keiner kommen will. Er wird das Fest gewiß absagen! Wen interessiert schon sein Sohn?!
Aber nein, er gibt nicht auf. Und warum nicht? Zum einen, weil er seinen Sohn liebt; ihn will er nicht enttäuschen. Zum anderen, weil er teilen will! Er hat soviel zu bieten! Hier gibt es mehr als nur Essen und Trinken in Fülle! Wer hier zum Fest eingeladen wird, der hat für den Rest seines Lebens einen königlichen Freund. Salopp gesprochen: Der hat Beziehungen. Der kann direkt zum König gehen, wenn etwas anliegt. Der kann sagen: Ich war bei der Hochzeit des Königs dabei.
Mit den Worten “Die Gäste waren geladen, aber sie waren es nicht wert”, schickt er seine Diener aus, jeden, den sie auf der Straße treffen würden, einzuladen zum großen Fest des Königs.
Haben Sie es schon einmal erlebt, wie in den Fußgängerzonen oder am Bahnhof Menschen von Jesus Christus erzählen? Sie tun nichts anderes als die Diener des Königs, sie laden zum großen Fest ein, dazu, heute und in Ewigkeit zu Gott zu kommen. Der Text wird oft als erweiterter Missionsbefehl verstanden: “Geht auf die Straße und ladet ein, wen ihr findet, geht zu denen, die keine Wohnung haben, kein Geld, keine anständigen Sachen zum Anziehen. Erzählt ihnen davon, daß Gott jeden Menschen so liebt, daß er ihn zu seinem Fest einlädt.”
Die Diener brachten sicher eine bunte Menschenschar mit. Wer würde denn mitkommen, wenn wir heute auf die Straße gingen und sagten: Kommen Sie mal mit, wir feiern ein Fest und brauchen Gäste? Ein gutes Thema für die versteckte Kamera! Mitgekommen sind, wie die Bibel schreibt, Gute und Böse. Der König hat allen Gästen Zeit gelassen, sich zu waschen und sich umzuziehen. Denen, die keine anderen Kleider hatten, ließ er welche geben, denn wenn sein Sohn schon die erstgeladenen Gäste entbehrt, dann wenigstens nicht eine schöne Hochzeit.
Einem der Gäste war das egal. Was ging ihn an, warum der König ihn hatte einladen lassen! Er wollte gut essen und trinken und dann wieder seine Ruhe haben. Doch hier gibt der Gastgeber die Kleiderordnung vor. – Das Wort Kleiderordnung ist etwas aus der Mode gekommen, denn eigentlich kann man heute anziehen, was man will. Deshalb wird auf manchen Einladungen vermerkt, welche Art Kleidung gewünscht wird, oder, wie in Urlaubsprospekten: Zu den Mahlzeiten wird um angemessene Kleidung gebeten. Der Gast, der dann vom König zu gut Deutsch rausgeschmissen wird, wollte nichts mit dem Gastgeber zu tun haben. Etwas abbekommen von der großen Tafel, mehr nicht.
Die Chefin des berühmten Waldorf-Astoria in New York lädt einmal im Jahr zu einem großen Essen in den größten Raum des Hotels. Dieser Raum faßt 200 Gäste, und wer hier eingeladen wird, gehört zu den Obersten der oberen Zehntausend. Wer hier eingeladen wird, der ist “wer”.
Seien Sie versichert, wenn Gott Sie zu seinem Fest einlädt, dann sind Sie auch wer. Nämlich ein Mann oder eine Frau, ein Junge oder ein Mädchen, den Gott in seiner Nähe haben will. Wir schütteln den Kopf über die Menschen, die die Einladung zur Königshochzeit nicht angenommen haben. Doch wie heißt es am Anfang des Predigttextes: “Das Himmelreich ist gleich einem König, der seinem Sohn Hochzeit machte.” Welcher Glanz könnte mehr auf uns abfärben als der Glanz Gottes? Welche Anerkennung könnte größer sein als die Tatsache, daß Gott uns, ja, Sie und mich, mit unserem Namen kennt! Wir dürfen zu den Leuten des Königs gehören, wenn wir seine Einladung annehmen!
Und wie gehen wir damit um, wenn Gott uns – auf welche Weise auch immer – sagt: “Du bist eingeladen. Eingeladen zu einem Leben in meinem Glanz. Du wirst zu meinen Leuten gehören, in diesem Leben und im Leben nach dem Tod. Einzige Bedingung: Du mußt bereit sein, dich zu ändern. Den Dreck, der an deinen Händen ist, den mußt du abwaschen. Deine Kleider müssen auch gewaschen werden. Nichts anderes bedeutet Bekehrung, dieses ausgetretene Wort. Sei bereit, dich mal in einem anderen Licht zu sehen, im Licht, das von Gott kommt! Mach nicht mehr jeden Mist mit! Gott selbst hilft Dir dabei.”
Wenn wir Gottes Angebot annehmen, dann müssen wir uns auch ändern. – Das klingt immer so bedrohlich. Dann müssen wir uns ändern. Da gibt es auch zu viele Vorurteile, was denn ein Christ so tun und lassen darf. Altmodisch angezogene Leute können uns da einfallen oder solche, die ihr Einfamilienhaus verkauft haben, weil sie das Geld für eine gute Sache spenden wollten.
Ich kann Ihnen nur soviel sagen: Gott wird nichts von Ihnen erwarten, was Sie nicht wollen. Paulus schreibt in seinem Brief an die Römer: “Verachtest Du den Reichtum seiner Güte, Geduld und Langmut? Weißt Du nicht, daß Gottes Güte dich zur Umkehr bereit macht?” Wenn Sie sich entscheiden, Ihr Leben mit Jesus Christus leben zu wollen, dann werden Sie gemeinsam mit Gott Ihren Weg finden. Zeigen Sie Gott die schwarzen Flecken auf Ihrer Seele, er wird sie wegwischen, auch die Tränen. Wer sich entscheidet, seinen Lebensweg mit Gott zu gehen, der tritt keiner Sekte bei, die es auf Ihr Geld abgesehen hat.
Und wie nehme ich Gottes Einladung an? Es gibt da noch so viele Fragen und Punkte, die erst geklärt werden müssen? Nein, fragen Sie Gott gleich und jeden Tag. Sagen Sie ihm, daß Sie dabei sein wollen bei seinem Fest, sagen Sie ihm, daß an Ihren Kleidern der Schmutz der Straße oder der Staub der Langeweile hängt, und sagen Sie ihm, daß Sie nicht wissen, wie das alles gehen soll. Stellen Sie ruhig Ihre Fragen, aber geben Sie Gott auch die Ruhe und die Zeit, Ihnen zu antworten! Er will und er wird Ihnen antworten!
Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere menschliche Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen.

Verfasserin: Gaby Melk, Taunusstr. 13, 63329 Egelsbach

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