Wochenspruch: "Christus spricht: Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle." (Offenbarung 1,18)
Psalm: 118,14-24 (EG 747)
Reihe I: Jesaja 25,6-9
Reihe II: Lukas 24,36-45
Reihe III: Offenbarung 5,6-14
Reihe IV: Jona 2,(1-2)3-10(11)
Reihe V: Lukas 24,13-35
Reihe VI: 1. Korinther 15,50-58
Eingangslied: EG 100 Wir wollen alle fröhlich sein
Wochenlied: EG 116,1-3 Er ist erstanden, Halleluja
Predigtlied: EG 116,4-5 Geht und verkündigt …
Schlusslied: EG 99 Christ ist erstanden
13 Und siehe, zwei von ihnen gingen an demselben Tage in ein Dorf, das war von Jerusalem etwa sechzig Stadien entfernt; dessen Name ist Emmaus. 14 Und sie redeten miteinander von allen diesen Geschichten. 15 Und es geschah, als sie so redeten und einander fragten, da nahte sich Jesus selbst und ging mit ihnen. 16 Aber ihre Augen wurden gehalten, dass sie ihn nicht erkannten. 17 Er sprach aber zu ihnen: Was sind das für Dinge, die ihr miteinander verhandelt unterwegs? Da blieben sie traurig stehen. 18 Und der eine, mit Namen Kleopas, antwortete und sprach zu ihm: Bist du der Einzige unter den Fremden in Jerusalem, der nicht weiß, was in diesen Tagen dort geschehen ist? 19 Und er sprach zu ihnen: Was denn? Sie aber sprachen zu ihm: Das mit Jesus von Nazareth, der ein Prophet war, mächtig in Tat und Wort vor Gott und allem Volk; 20 wie ihn unsre Hohenpriester und Oberen zur Todesstrafe überantwortet und gekreuzigt haben. 21 Wir aber hofften, er sei es, der Israel erlösen werde. Und über das alles ist heute der dritte Tag, dass dies geschehen ist. 22 Auch haben uns erschreckt einige Frauen aus unserer Mitte, die sind früh bei dem Grab gewesen, 23 haben seinen Leib nicht gefunden, kommen und sagen, sie haben eine Erscheinung von Engeln gesehen, die sagen, er lebe. 24 Und einige von denen, die mit uns waren, gingen hin zum Grab und fanden's so, wie die Frauen sagten; aber ihn sahen sie nicht. 25 Und er sprach zu ihnen: O ihr Toren, zu trägen Herzens, all dem zu glauben, was die Propheten geredet haben! 26 Musste nicht der Christus dies erleiden und in seine Herrlichkeit eingehen? 27 Und er fing an bei Mose und allen Propheten und legte ihnen aus, was in allen Schriften von ihm gesagt war. 28 Und sie kamen nahe an das Dorf, wo sie hingingen. Und er stellte sich, als wollte er weitergehen. 29 Und sie nötigten ihn und sprachen: Bleibe bei uns; denn es will Abend werden, und der Tag hat sich geneigt. Und er ging hinein, bei ihnen zu bleiben. 30 Und es geschah, als er mit ihnen zu Tisch saß, nahm er das Brot, dankte, brach's und gab's ihnen. 31 Da wurden ihre Augen geöffnet, und sie erkannten ihn. Und er verschwand vor ihnen. 32 Und sie sprachen untereinander: Brannte nicht unser Herz in uns, da er mit uns redete auf dem Wege und uns die Schrift öffnete? 33 Und sie standen auf zu derselben Stunde, kehrten zurück nach Jerusalem und fanden die Elf versammelt und die bei ihnen waren; 34 die sprachen: Der Herr ist wahrhaftig auferstanden und dem Simon erschienen. 35 Und sie erzählten ihnen, was auf dem Wege geschehen war und wie er von ihnen erkannt wurde, da er das Brot brach. 36 Als sie aber davon redeten, trat er selbst mitten unter sie und sprach zu ihnen: Friede sei mit euch!
Der Herr ist auferstanden – er ist wahrhaftig auferstanden! Halleluja! So grüßen sich seit alter Zeit Christen am Ostermorgen – und vielleicht sogar noch am Ostermontag-Morgen?
Haben Sie sich so begrüßt, gestern oder heute? Oder früher mal? Es ist ein Ausruf voller Begeisterung: Ja wirklich, Jesus lebt! Er ist tatsächlich auferstanden und ist auch heute bei uns! Wenn das kein Grund zum Feiern ist – Halleluja!
Diese österliche Begeisterung – sie ist in unseren Gemeinden heutzutage manchmal etwas gedämpft. »Ja, schon, aber es geht ja morgen doch alles so weiter wie bisher… Und wir haben’s ja schon so oft gehört … «
Dieser begeisterte Ostergruß kommt auch im Evangelium vor, das wir eben gehört haben. Allerdings erst ziemlich am Schluss. Und der Weg dahin ist weit …
Der Karfreitag bestimmt die Gedanken der Jünger Jesu, die wir auf ihrem Weg begleiten. Jesus, auf den sie so viele Hoffnungen gesetzt hatten, ist tot. Ostern ist weit weg für sie. Verrückte Geschichten von einem leeren Grab machen es nur noch schlimmer. Wir sehen, wie sie mit hängenden Köpfen auf der staubigen Straße unterwegs sind und sich gegenseitig ihr Leid klagen …
Irgendwann gesellt sich ein Fremder zu ihnen (wir wissen schon: das ist Jesus!). Der stellt auch noch komische Fragen. Das mit Jesus, das war doch das Stadtgespräch – und dieser Typ weiß nichts davon? Traurig und genervt antwortet Kleopas dem Fremden schließlich. – Und es ist spannend, wie er Jesus beschreibt: Er war »ein Prophet, mächtig in Tat und Wort vor Gott und allem Volk«. Vom Sohn Gottes ist da nicht die Rede, aber als Prophet handelte er im Namen Gottes. Und er war mächtig! Und dieser mächtige Prophet wurde einfach verurteilt und gekreuzigt. Das Schlimmste aber ist: »Wir aber hofften, er sei es, der Israel erlösen werde.« Mit ihm sollte alles anders werden. Keine römischen Besatzer mehr, keine Ungerechtigkeit, kein Leid. Deshalb ist die Enttäuschung so groß! Nicht nur Jesus ist tot. Auch die Hoffnung ist tot. Und die stirbt ja bekanntlich zuletzt.
Und dann gibt es nichts mehr zu sagen.
Doch in die Stille hinein hören wir den Fremden plötzlich poltern, schimpfen, stöhnen: »O ihr Toren!« – Wie begriffsstutzig kann man sein? Was habt ihr eigentlich gelernt? Und er erklärt ihnen, dass das alles so kommen musste und dass die Prophetenworte und viele andere biblische Texte schon darauf hinweisen. Ich stelle mir vor, dass die beiden Jünger erstmal ziemlich verdattert und ärgerlich waren. Da kommt so ein Kerl und nennt sie Toren – also Dummköpfe? Unglaublich! Doch immerhin hören sie weiter zu.
Aus dem Ärger wird Staunen. Sie sehen die alten Texte jetzt mit neuen Augen: das Wort des Propheten Jesaja zum Beispiel:
»Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre. Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.« (Jesaja 53, 4.5)
Sie sehen den Weg Jesu, auch sein Leiden und Sterben, mit neuen Augen. Sie sehen, wie Gott immer wieder bei den Schwachen und Ohnmächtigen war. So ahnen sie Stück für Stück, dass am Kreuz nicht die Hoffnung gestorben ist. Das, was sie mit Jesus erlebt haben, ist Teil einer viel größeren Geschichte. Und sie spüren, dass da gerade etwas Außergewöhnliches geschieht. Später beschreiben sie es: »Brannte nicht unser Herz in uns?«
Jetzt vergeht die Zeit wie im Flug.
Und schließlich sind sie an ihrem Ziel – und sie laden den Fremden ein, über Nacht bei ihnen zu bleiben. Es tut so gut, mit ihm zusammen zu sein. Fast wie mit Jesus …
Sie setzen sich mit ihm zu Tisch – und es passiert das, was alles verändert:
30Und es geschah, als er mit ihnen zu Tisch saß, nahm er das Brot, dankte, brach’s und gab’s ihnen. 31Da wurden ihre Augen geöffnet, und sie erkannten ihn. Und er verschwand vor ihnen.
Alles passiert gleichzeitig: Der Fremde spricht das Dankgebet über dem Essen – da ist es kein Fremder mehr, sondern Jesus. Und schon ist dieser flüchtige Moment vorbei und er ist nicht mehr zu sehen. Doch die Erkenntnis, das Erkennen, es bleibt. Das, was vorher war, erscheint in neuem Licht und sie wissen nun: Er ist wahrhaftig auferstanden! Gerade waren sie verzweifelt und enttäuscht und ratlos. Doch nun: Neue Hoffnung gibt ihnen neue Kraft. Sie sind begeistert und fröhlich. Es war nicht sinnlos, dass Jesus am Kreuz gestorben ist. Jetzt fügt sich alles zusammen: das, was Jesus getan und gesagt hatte, als er mit ihnen in Galiläa und nach Jerusalem unterwegs war; das Leiden und Sterben von Jesus; die Berichte vom leeren Grab; dann auch das Gespräch mit dem Fremden auf dem Weg und jetzt, ganz neu, die Gewissheit, dass etwas Neues angefangen hat. Jesus lebt!
Die beiden Jünger rennen zurück nach Jerusalem, um den anderen davon zu erzählen. Wir sehen sie wieder auf der Straße – nicht mit hängenden Köpfen diesmal, auch der Staub ist egal – sie wollen ihre Erfahrung mit den anderen teilen. Er ist wahrhaftig auferstanden!
Irgendwie geht es dann ein bisschen seltsam weiter: Sie sind kaum zur Tür hinein, völlig außer Atem, da schallt es ihnen schon entgegen: Der Herr ist wahrhaftig auferstanden und Simon erschienen! Und sie stimmen in den Jubel ein und erzählen aufgeregt von ihrer eigenen Erfahrung: Wir haben ihn erst gar nicht erkannt aber dann, als er das Brot geteilt hat, da war alles klar – ja: Der Herr ist wahrhaftig auferstanden!
Ach, wenn wir doch damals auch dabei gewesen wären bei diesem ersten Osterfest. Oder wenn uns Jesus heute so begegnen würde – dann wäre das viel leichter mit der Osterfreude. Und mit dem Osterglauben. Und überhaupt alles. Wahrscheinlich würde er uns dann auch Toren, Dummköpfe nennen, weil wir ihn selbst sehen wollen. Aber das wäre es wert. Die Jünger haben ihren Osterglauben ja auch nicht gefunden, als Jesus ihnen die Bibel erklärt hat. Da brannte schon ihr Herz, aber erst, als ihnen beim Essen die Augen geöffnet wurden, da haben sie’s begriffen. Da wurde ihnen klar, dass Jesus schon die ganze Zeit da war. Sie wussten: Er ist wahrhaftig auferstanden!
Doch wir sind nicht dabei gewesen. Wir hören auf die Begeisterung der Jünger und wir vergewissern uns in unseren Zweifeln gegenseitig: Ja, er ist wahrhaftig auferstanden! Und wir erinnern uns an den Weg der traurigen Jünger: Mitten in ihrer Trauer war Jesus schon mit ihnen unterwegs, auch wenn sie ihn nicht erkannten. Er hat ihnen geholfen, zu begreifen. Schon auf dem Weg mit ihm haben sie Trost gespürt und neue Hoffnung. – Ihre Herzen brannten. Und schließlich gab es den Moment, in dem alles klar war – in dem die himmlische Wirklichkeit in ihrer Wirklichkeit sichtbar wurde.
Solche Momente gibt es – auch heute noch. Aber wir können sie nicht machen. Sie sind Geschenk. Ihnen wurden die Augen geöffnet. Er ist da, unter uns. Davon erzählt eindrücklich das Ende unserer Geschichte – zugleich der Anfang eines neuen Abschnitts:
»Als sie aber davon redeten, trat er selbst mitten unter sie
und sprach zu ihnen: Friede sei mit euch!« (Lk. 24,36)
Darauf läuft alles hinaus: Wo wir in seinem Namen zusammen sind – traurig oder fröhlich, zweifelnd oder begeistert – da kommt er dazu. Wenn wir miteinander Abendmahl feiern oder zum Lektorengottesdienst zusammenkommen, wenn wir im Gespräch untereinander auf ihn blicken oder im stillen Gebet: Er ist wahrhaftig unter uns! Er tröstet, er klärt auf, er weist zurecht und manchmal öffnet er uns für einen Moment die Augen und wir erkennen: Es ist wahr, er ist wahrhaftig auferstanden! Halleluja und … … Amen.
Der Herr ist wahrhaftig auferstanden!
Dafür danken wir dir, Gott, und bitten dich:
Öffne unsere Augen für das Leben um uns herum.
Lass uns sehen, wo es bedroht ist
durch Rücksichtslosigkeit oder Gleichgültigkeit.
Lass uns die Augen nicht verschließen
vor der Not, die wir lindern können.
Und bewahre uns die Freude an dem Leben,
das wächst und gedeiht,
Hoffnung schenkt und Liebe weckt.
Der Herr ist wahrhaftig auferstanden!
Darum bitten wir dich, Jesus,
stärke und bewahre die Gemeinschaft unter uns.
Hilf, dass wir nicht müde werden,
die frohe Botschaft vom Leben weiterzusagen
und stärke unseren Glauben
an dich und deine liebende Gegenwart.
Du bist wahrhaftig auferstanden –
öffne unsere Augen und schenke uns deine Nähe!
Der Herr ist wahrhaftig auferstanden!
So bitten wir dich, lebenspendender Geist Gottes,
komm in unsere Herzen und leite uns!
Hilf uns, deine frohe Botschaft so weiterzusagen,
dass sie die Herzen erreicht.
Bewahre in uns die Hoffnung
auf das neue Leben, dass uns verheißen ist.
So beten wir mit den Worten Jesu:
Vater unser im Himmel …
Verfasser: Pfarrer Friedrich von Biela, An der Marienkirche 4, 29410 Hansestadt Salzwedel
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