Wochenspruch: "So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen." (Epheser 2,19)
Psalm: 107,1-9
Reihe I: Johannes 6,30-35
Reihe II: Hebräer 13,1-3
Reihe III: 1. Könige 17,1-16
Reihe IV: Johannes 6,1-15
Reihe V: Apostelgeschichte 2,41-47
Reihe VI: 2. Mose 16,2-3.11-18
Eingangslied: EG 161 Liebster Jesu, wir sind hier
Wochenlied: EG 320,1.5 Nun lasst uns Gott, dem Herren
Predigtlied: EG 225 Kommt, sag es allen weiter
Schlusslied: EG 395 Vertraut den neuen Wegen
41 Die nun sein Wort annahmen, ließen sich taufen; und an diesem Tage wurden hinzugefügt etwa dreitausend Menschen. 42 Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet. 43 Es kam aber Furcht über alle, und es geschahen viele Wunder und Zeichen durch die Apostel. 44 Alle aber, die gläubig geworden waren, waren beieinander und hatten alle Dinge gemeinsam. 45 Sie verkauften Güter und Habe und teilten sie aus unter alle, je nachdem es einer nötig hatte. 46 Und sie waren täglich einmütig beieinander im Tempel und brachen das Brot hier und dort in den Häusern, hielten die Mahlzeiten mit Freude und lauterem Herzen 47 und lobten Gott und fanden Wohlwollen beim ganzen Volk. Der Herr aber fügte täglich zur Gemeinde hinzu, die gerettet wurden.
Liebe Gemeinde,
in der Kirchenlandschaft tut sich allerlei. Menschen kündigen ihre Mitgliedschaft auf; weniger als die Hälfte der deutschen Bevölkerung gehört noch einer Kirche an. Die Regierung drängt darauf, endlich umzusetzen, was schon lange beschlossen ist: kein Geld soll mehr für Enteignungen von Kirchengütern in Napoleons Zeit an die heutigen Kirchen fließen. Die Synode der pfälzischen Landeskirche hat vor Jahren schon den Kirchengemeinden und Kirchenbezirken verordnet, den Gebäudebestand zu verkleinern.
Die Zahl der Menschen, die hauptberuflich in Pfarramt und Seelsorge Dienst tun wollen, wird von allein immer kleiner. Wie in anderen Lebensbereichen stöhnen die Ehrenamtlichen, weil ihnen immer mehr von der bisherigen Arbeit der Hauptamtlichen zugemutet und aufgebürdet wird. Pfarrerinnen und Pfarrern werden Stellen verliehen, die viele Dörfer und Gemeinden umfassen.
Man versteht, was Menschen umtreibt, die sich ihrer Kirche und ihrem Glauben noch verbunden fühlen, wenn man sich bewusst macht, was vor gut dreißig Jahren ein Mann einer nordpfälzischen Gemeinde einem Pfarrer gesagt hat: „Die Pfarrer haben so viele Gemeinden zu versorgen, dass sie nur noch im Auto unterwegs sein können, und meist sieht man sie nur vorbeifahren.“
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Viele neue Modelle wurden schon in Angriff genommen, kirchliches Leben anders zu gestalten, womöglich neu zu beleben. Trotzdem beschleicht einen in vielen Fällen der Gedanke, da werde nicht Glauben fröhlich gelebt, sondern eher ängstlich notdürftig verwaltet. Man könnte meinen, der Satz „Es kam aber Furcht über alle“ sei auf unser Dasein als Christen heute bezogen.
Aber in der Apostelgeschichte wird etwas anderes erzählt. Nach der Pfingstpredigt des Apostels Petrus sind so viele Menschen angesprochen von der Botschaft! Dreitausend lassen sich auf einen Schlag taufen! Die junge Kirche, gerade im Entstehen begriffen, explodiert geradezu. Die Getauften leben treu nach dem, was die Apostel ihnen beigebracht haben: sie bewahren die Gemeinschaft, sie feiern gemeinsam Abendmahl, sie beten regelmäßig. Das Ganze wird unterstützt durch die Apostel, die nicht nur predigen, sondern Zeichen und Wunder vollbringen. Wer etwas besitzt, teilt es gern mit den anderen; wird etwas verkauft, teilen sie den Gewinn. Sie alle „sind reinen Herzens“, heißt es da, sie jubeln und loben Gott, und die Menschen um sie herum bestaunen und bewundern sie dafür.
Für einen heutigen Christenmenschen muss das aussehen wie ein Schwarz-Weiß-Bild. Strahlender Anfang voller Begeisterung; im Alltag gelebte Frömmigkeit voller Strahlkraft; eine wunderbare Gemeinschaft, die überzeugt und viele Menschen anzieht und geradezu aufsaugt. Und heute eine eher düstere beklemmende Situation: viele wenden sich ab; Glaube soll privat sein und am besten nach außen nicht sichtbar, schließlich soll er nicht aufdringlich erscheinen; Abendmahl feiern -in der Apostelgeschichte geradezu als Grundsubstanz beschrieben – ist vielen Menschen eher peinlich; für Aufnahmerituale und für Feiern wie Hochzeit oder Beerdigung gibt es all-inclusive-Anbieter, bei denen sich niemand zu irgendwas oder irgendwem bekennen müsste.
Was aber nun, wenn es bei den christlichen Gemeinden der Anfangsgenerationen gar nicht so golden, so glänzend, so strahlend gewesen ist? Und was, wenn es mit dem Leben als Christenmensch heutzutage gar nicht so beängstigend, so bedrohlich, so gott-los und untergangsmäßig ist?
Zum Leben der Christinnen und Christen gehört schließlich als Grundlage dazu, auf Gott zu vertrauen. „Gott sitzt im Regimente“ singen wir in einem unserer Gesangbuchslieder. Das soll wohl in der Beschreibung der Apostelgeschichte von den frühen Gemeinden sichtbar werden. Jesus, der Christus, der Herr der Gemeinde lässt die zugewandte Liebe Gottes erkennen, und Menschen, die sich danach sehnen, strecken sich danach aus. Die Apostel erzählen genau davon, was Jesus beispielhaft vorgelebt hat: wie Gottes Liebe unser Leben hell machen, gut machen, heil machen kann. Wer so etwas erlebt, erzählt gern von diesen wunderbaren Erlebnissen weiter.
[Parkplatz für eine eigene Erfahrung, wie Gottes Liebe das Leben hell macht.]
Der Abschnitt aus der Apostelgeschichte vom Leben der ersten Christengemeinde hat etwas von einem Hochglanzprospekt. Er betrachtet ein Leben engagierter Menschen, die sich angeschaut, ergriffen, angenommen und aufgenommen wissen; Glaubensgemeinde voller Wachstum, voller Zukunft, voll zugewandtem Leben. Und das alles wird in höchsten Tönen besungen, im hellsten Licht betrachtet, voll Glück und Dankbarkeit bejubelt.
Werbung und Reklame und Public Relations sind für Menschen unserer Tage völlig normale Erscheinungen. Und gute Werbung ist so pfiffig, so listig, so verführerisch gemacht, dass Begierden geweckt werden und viele Menschen viel dafür geben, sich Dinge zu leisten, die sie sich manchmal überhaupt nicht wirklich leisten können, nicht bezahlen können, auch nicht wirklich brauchen.
Da spricht dieser ebenfalls werbende Abschnitt aus der Apostelgeschichte die Leserinnen und Leser, die Hörerinnen und Hörer, Suchende aller Art, auf einem ganz anderen Level an. Diese Worte versprechen nichts, was sie nicht halten können. Sie erzählen, sozusagen mit leuchtenden Augen, von einem Leben, das sich dem lebendigen Gott mit der Lebenskraft des Herrn Jesus anvertraut, und das darum allen, die daran beteiligt werden, guttut. Und mit dem Feiern des Abendmahls werden die Glaubenden vergewissert: Ihr seid angenommen; ihr seid aufgehoben; ihr geht nicht verloren!
Gebe Gott, dass wir mit klarem Blick sehen, was uns als Christen und auch als Kirche, heute herausfordert, und dass wir den Mut, zu hoffen, nicht verlieren, sondern uns täglich neu von Gott – gern auch im Feiern des Abendmahls – schenken lassen. Amen.
Verfasser: Pfarrer i. R. Christian Rust, Rockenhausen
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