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Die Gaben der Schöpfung

von Paul-Ulrich Lenz (63679 Schotten-Einartshausen)

Predigtdatum : 04.10.2009
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : 15. Sonntag nach Trinitatis
Textstelle : Matthäus 15,21-28
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Wochenspruch:
Aller Augen warten auf dich, Herr und du gibst ihnen ihre Speiseb zur rechten Zeit (Psalm 145, 15)

Psalm: 25,8-15 (EG 713)

Lesungen

Altes Testament:
Jesaja 49,1-6
Epistel:
2. Korinmther 9, 6 – 15
Evangelium:
Lukas 12 (13-14) 15 – 21

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 502
Nun preiset alle Gottes Barmherzigkeit
Wochenlied:
EG 324
Ich singe dir mit Herz und Mund
Predigtlied:
EG 497, 1 – 5
Ich weiß, mein Gott, dass all mein Tun
Schlusslied:
EG 157
Lass mich dein sein und bleiben

Liebe Gemeinde!

Wie kann man nur so dumm sein! So dumm zu meinen, das Glück eines Lebens ließe sich in Scheunen und Kellern sammeln! Wie kann man nur so kurzsichtig sein wie dieser Kornbauer. Er meint, jetzt habe er für Jahre ausgesorgt, jetzt sei er nach allen Seiten abgesichert, jetzt kann nichts mehr schief gehen. Als ob es eine wirkliche Lebensversicherung gäbe. Ein W ort nur von Gott und alles ist aus! Alle Sicherheit, aller Erfolg, alles Glück ist nichts mehr wert. Wie kurzsichtig ist doch dieser Mensch.

Dieser Kornbauer hat viele Verwandte: den zufriedenen Aktienbesitzer, den erfolgreichen Angestellten, den bescheidenen Arbeiter. Jeder, der sagt: jetzt habe ich das Leben im Griff, jetzt will ich die paar Jahre noch genießen, ist mit ihm verwandt. Jeder, der so denkt, wird von Jesus "Du Dummkopf" genannt. Solche Dummköpfe gibt es in allen Berufsgruppen.

Jeder von uns kann dieser Dummkopf sein, obwohl wir im Grunde wissen, wie lächerlich diese Einstellung ist. Aber wir alle haben diesen Traum wohl schon geträumt: ausgesorgt zu haben fürs Leben, das nötige Kleingeld in der Tasche und sorgenfrei den Rest des Lebens. Bei dem einen ist das Ziel das Häuschen für den Ruhestand, bei dem anderen der Winter in Mallorca, bei dem 3, der Lottogewinn, der die Schichtarbeit überflüssig macht. Wir möchten es gerne ganz sicher haben, unser Lebensglück.

Es gehört zu den Binsenweisheiten, die wir verleugnen: gesichertes Glück gibt es nicht. Da ist der Tag des Einzugs in das Eigenheim und drei Tage spät er stirbt einer. Da ist die erste Urlaubereise nach Jahren und dann kommt ein Telefongespräch, das alles.zunichte macht. Nein, wir leben jeder jeden Tag unter diesem Satz: „Du Narr… diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern!"

Aber, was will Jesus mit dieser Geschichte? Eines gewiss nicht: er will uns nicht unseren Erfolg madig machen. Er will uns nicht die Freude madig machen nicht die Freude über.eine Ernte, nicht die Freude über eine gute Planung, nicht die Freude an dem was wir erreicht haben., Wer das so verstehen würde - Jesus als den Miesmacher des Lebens - der hätte wohl nicht viel von ihm verstanden.

Jesus will vielmehr unser Glück aber ein anderes, als wir es uns erträumen. Wenn wir die Geschichte anschauen, dann fällt eines auf. Der reiche Kornbauer ist von lauter toten Dingen umgeben. Es kommt kein Mensch außer ihm vor. Was da vorkommt, sind Scheunen, Baupläne, Keller, Essen, Trinken, Haus. Aber weit und breit ist kein Mensch zu entdecken

Das ist kein Zufall. Dieser Mensch hat sein Lebensglück an die Dinge gehängt. Er hat von Essen und Trinken, von seinen Plänen und seinen Erfolgen erwartet, dass sie sein Leben sichern, dass sie es ausfüllen bis zum Rand. Und wo einer so sein Leben an "tote Dinge" hängt, da ist kein Platz mehr für Menschen. Da bleibt höchstens noch Platz für den Monolog, das Selbstgespräch, in dem man sich selbst auf die Schulter schlägt und bescheingt, was man doch für ein toller Kerl ist.

Es ist ein Glück ohne Mitmenschen und ein Glück ohne Gott, das der Kornbauer sich hier sichern will und beides geht nicht.

Dein Leben, du Mensch, gehört doch gar nicht dir. Gott hat es dir gegeben. Und Gott ist es, der es einmal zurückfordert und der dich denn fragen wird, was du daraus gemacht hast. Dann kann es zwar sein, dass du die Hände voller Dinge hast, aber du stehst dann doch arm vor Gott: Wie ein Dummkopf hast du an dem Leben vorbei gelebt, das Gott dir schenken wollte. Du bist dazu da, reich zu sein für Gott und in Gott.

Liebe Gemeinde, das gilt auch für uns: Wir sind nicht da, um in unseren Gaben und in unserem Hab und Gut glücklich zu werden – Geld, Gold, Glücksspirale ist kein
besonders christliches Lebensprinzip. Sondern wir sind hier in dieser Welt, um reich, um glücklich zu werden in Gott. Was heißt das?

Glücklich werden in Gott 1. Ich lebe mein Leben ganz offen vor Gott.

Ich bringe ihm die Erfolge, bringe ihm die Freude meines Lebens. Darum feiern wir doch Erntedankfest weil wir uns an diesem Tag daran erinnern wollen, dass die Fülle, in der wir leben dürfen, Geschenk ist und nicht allein unser Produkt.Die Arbeit, die wir tun dürfen, ist Geschenk und bei weitem nicht so sehr Last, wie wir manchmal stöhnen. In Gedanken und in der alltäglichen Wirklichkeit unseres Lebens dürfen wir vor Gott ausbreiten, was wir haben. So führt uns die Ernte, führt uns die Freude, führt uns die Erinnerung aus dem Selbstgespräch des Kornbauern zum Gespräch mit Gott.

Aus diesem Offensein erwächst dann auch die Bereitschaft, den Tag heute zu nehmen, wie er ist und sich auch in den Tag morgen zu fügen, wie Gott ihn gibt. Aus diesem Offensein für Gott entsteht dann neben der Dankbarkeit auch die Bitte um Vergebung überall da, wo ich hinter dem Gebot Gottes zurückgeblieben bin.

Das ist dann auch eine Glückserfahrung: dass ich mich schuldig erkennen darf vor Gott ohne um seine Liebe fürchten zu müssen, dass ich Schuld eingestehen darf
vor Gott, ohne dass darum meine Geschichte mit Gott nun ganz ans Ende gekommen wäre. Jesus will, dass wir Menschen werden, die mit ihrem ganzen Leben vor Gott stehen, den Erfolgen und den Misserfolgen, den gefüllten und den leeren Händen, den Fragen und den Antworten, den Zweifeln und dem Glauben.

Glücklich werden in Gott: 2. die Gewissheit der Herrlichkeit Gottes gewinnen.

Für den reichen Kornbauern ist der Anruf Gottes die große Störung seines Lebens. Alle seine Träume werden zunichte gemacht, werden in dieser Nacht durchkreuzt. Da ist der Ruf Gottes ein Ruf, der stört und ärgert und der nur negativ ist. Es ist der Ruf, der die Todesgrenze als die Grenze aller unserer Planungen ärgerlich aufrichtet. Aber für einen Menschen, der reich ist in Gott, ist das ein anderer Ruf. Dieser Mensch wird heimgerufen in die Herrlichkeit des Vaters. Das gibt es bis zu diesem Tag heute, dass einer in seinem Lebens so in Gott verankert ist, dass sein Sterben zum Heimweg wird, dass sein Sterben nicht in das Dunkel der Traurigkeit stürzt, sondern wirklich ein Sterben ist, über dem der Glanz der Ewigkeit aufleuchtet.

Liebe Gemeinde, das ist die große Narrheit unserer Tage: dass wir über all der Geschäftigkeit des Lebens, über all den Aufgaben und Dingen des Lebens vergessen haben, dass Größeres auf uns wartet. Wir singen zwar
"O Ewigkeit so schöne,
mein Herz an dich gewöhne,
mein Heim ist nicht in dieser Zeit"
aber wir leben es doch allzu oft anders. Seht, aus dieser Narrheit will uns Jesus herausrufen. Glücklich werden in Gott - das ist das Wissen und das Leben aus der Verankerung in seine Ewigkeit, Wer die Ewigkeit Gottes für sich gewonnen hat, der muss nicht mehr alles in schier unersättlicher Lebensgier in der Zeit an sich raffen. Wer die Ewigkeit Gottes für sich gewonnen hat, der kann die Güter der Zeit auch teilen.

Bleibt eine Frage: Wie werden wir Menschen, die in der Ewigkeit Gottes verankert sind? Das geschieht durch ein schlichtes Ja: Das Ja zum Opfer Jesu an meiner Stelle, das Ja zu seinem Tod für mich, das Ja zu Gottes Urteil, das an ihm vollstreckt ist und das doch mich hätte treffen müssen. Wo ich dieses Ja sage zu dem gekreuzigten und auferstandenen Jesus Christus, da gewinnt mein Leben den Halt in der Ewigkeit Gottes, den Halt in der Zukunft Gottes, die auch dem Tod überlegen ist.

So dumm wie der reiche Kornbauer muss keiner von uns sein. Wir müssen keine einsamen Selbstgespräche führen angesichts voller oder leerer Kammern, angesichts von Erfolg und Mißerfolg. Wir dürfen das Gespräch über unser Leben mit Gott führen. Das möchte ich jetzt
für uns tun.

„Ich danke Dir Gott, dass Du uns viel gegeben hast. Du hast mehr in unser Leben geschenkt als wir erbeten haben. Bewahre uns davor, dass wir unser Herz daran hängen. Lass uns nie vergessen, dass die Dinge unser Leben nicht reich machen, sondern Du selbst, der Du uns liebst und uns dein R eich als Erbe bereithältst. Hilf, dass wir deine Gaben recht gebrauchen und sie unverbittert loslassen können, wenn Du uns von ihnen wegnimmst und uns heim rufst in Deine Freude. Amen“


Verfasser: Pfr. Paul-Ulrich Lenz, Am Litzenau, 63679 Schotten-Einartshausen

Herausgegeben vom

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