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Die Gaben der Schöpfung. Verantwortlich leben: Gott danken und mit anderen teilen.

von Detlef Puttkammer (Bad Soden-Neuenhain)

Predigtdatum : 30.09.2007
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : 17. Sonntag nach Trinitatis
Textstelle : Matthäus 6,19-23
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Wochenspruch:

Aller Augen warten auf dich, und du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit.
(Psalm 145,15)
Psalm: 104,10-15.27-30 (EG 743)

Lesungen

Altes Testament:
Jesaja 58,7-12
Epistel:
2. Korinther 9,6-15
Evangelium:
Lukas 12, (13-14) 15-21

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 508
Wir pflügen und wir streuen
Wochenlied:
EG 324
oder EG 502
Ich singe dir mit Herz und Mund
Nun preiset alle Gottes Barmherzigkeit
Predigtlied:
EG 324,13-14
Wohlauf, mein Herze, sing und spring
Schlusslied:
EG 321
Nun danket alle Gott

Vorbemerkung:
In vielen, wenn nicht in den meisten Gemeinden wird Erntedank als fröhliches Fest gefeiert, oft als Familiengottesdienst mit gemeinsamem Essen. Sicher wird es keine Kirche geben, die nicht mit bunten Erntegaben geschmückt ist. Wie schön, dass es außerhalb der Advents- und Weihnachtszeit einen so sinnenfälligen Tag im Kirchenjahr gibt! Doch dann passen weder die Form einer „gedankenschweren“ Predigt noch der vorgeschlagene Predigttext so recht zum Kasus. Aber warum soll man nicht am folgenden Sonntag, in einem „normalen“ Predigt- oder Abendmahlsgottesdienst Thema und Text noch einmal aufnehmen? Oder man kann beides bis zum Jahresschluss aufheben. Der Jahreswechsel ist ja für viele unserer Gemeindeglieder die Zeit der persönlichen „Jahresbilanz“, der Silvestergottesdienst der eigentliche „Jahres-Ernte-Danktag“.

Liebe Gemeinde,
der heutige Sonntag hat ein Thema (hat noch einmal das Thema): Das Danken! Das kann man ja gar nicht oft genug tun. Denn das Danken weitet die Seele. Es erfüllt uns mit Freude und Zuversicht. Es lenkt unseren Blick weg von den großen und kleinen Sorgen des Alltages hin auf das Wunder unseres Lebens. Es ist ja ganz und gar nicht selbstverständlich, das wir leben, das wir gut leben, das wir bewahrt leben, das wir zufrieden sein können. Der Dichter Matthias Claudius hat dafür schöne und ansteckende Worte gefunden:
„Ich danke Gott und freue mich wie`s Kind zur Weihnachtsgabe, dass ich bin, bin! Und dass ich dich, schön menschlich Antlitz habe.
Dass ich die Sonne, Berg und Meer und Laub und Gras kann sehen, und abends unterm Sternenheer und lieben Monde gehen. Und dass mir dann zumute ist, als wenn wir Kinder kamen und sahen, was der heil`ge Christ bescheret hatte, Amen!“
Ist Ihnen das zu romantisch formuliert? Nun, dann tragen Sie in Gedanken doch Ihren Erntedank 2007 ein, malen Sie sich vor Augen, welche Freude Ihnen in den vergangenen Monaten geschenkt wurde, wo Sie Glück hatten, wovor Sie bewahrt wurden, was Ihnen in den Schoß gefallen ist, was Sie sich erfolgreich erarbeitet haben. Tun Sie das ruhig ganz konkret. Vielleicht fällt Ihnen der erlebnisreiche und erholsame Urlaub ein. Oder Ihr Projekt in der Firma, das Sie gut zu Ende gebracht haben. Oder die bestandene Prüfung Ihres Kindes. Oder die erfreuliche Kursentwicklung Ihres Depots. Oder, oder, oder... Nur zu! Alles, was wir sind und was uns zur Ernte wurde, verdient erinnert und verdankt zu werden. Immer wieder berühren sich dabei die Freude über das Gelingen des eigenen Tuns und die wichtige Einsicht, dass all unser Tun des Segens bedarf. Es ist wirklich so, wie wir am Erntedankfest singen:
„Wir pflügen und wir streuen den Samen auf das Land, doch Wachstum und Gedeihen steht in des Himmels Hand. Der tut mit leisem Wehen sich mild und heimlich auf und streut, wenn heim wir gehen, Wuchs und Gedeihen drauf. Alle gute Gabe kommt her von Gott, dem Herrn, drum dankt ihm, dankt, drum dankt ihm, dankt und hofft auf ihn.“
Erst wenn die Freude über Gottes gute Gaben uns so richtig erfüllt, erst dann können wir auch die mahnenden und warnenden Worte Jesu richtig verstehen, die wir im heutigen Predigttext lesen. Es ist ein Abschnitt aus der Bergpredigt. Jesus sagt dort:

19 Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo sie die Motten und der Rost fressen und wo die Diebe einbrechen und stehlen. 20 Sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo sie weder Motten noch Rost fressen und wo die Diebe nicht einbrechen und stehlen. 21 Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz. 22 Das Auge ist das Licht des Leibes. Wenn dein Auge lauter ist, so wird dein ganzer Leib licht sein. 23 Wenn aber dein Auge böse ist, so wird dein ganzer Leib finster sein. Wenn nun das Licht, das in dir ist, Finsternis ist, wie groß wird dann die Finsternis sein!

Oh, denken Sie wahrscheinlich, das ist aber noch einmal ein ganz anderes Thema. Was soll das an einem Tag, an dem wir auf Feiern und Freude gestimmt sind? Sollen diese Worte Jesu uns die Stimmung verderben? Sicher nicht, aber sie sollen uns vor einem verhängnisvollen Irrtum bewahren. Jesus warnt uns davor, das Geschenkte falsch einzuschätzen. Er will uns nicht die Freude am Leben vermiesen. Wahrlich nicht! Aber umgekehrt wird auch ein Schuh daraus: Er möchte uns davor schützen, dass wir uns zu sehr auf die Dinge des irdischen Lebens verlassen, sie verabsolutieren, von ihnen zuviel erwarten, sie geradezu vergötzen.
Wenn das Glück unseres Lebens von ihnen abhängt, dann wird jeder Verlust zur Katastrophe. Zwei Beispiele sollten genügen.
Natürlich ist es schön, wenn wir im Beruf Anerkennung finden und Erfolg haben. Das ist Grund zu Freude und Dankbarkeit. Aber wenn unser Selbstwertgefühl daran hängt, wenn wir uns ohne unsere Berufswelt als ein Nichts fühlen, was geschieht dann mit uns, wenn wir in eine berufliche Krise geraten? Und wie schnell kann das gehen. Oder: Natürlich ist es erfreulich, wenn wir ein gutes Polster auf den Altersvorsorgekonto haben. Aber gibt uns das wirklich die Gewissheit für eine gesicherte Zukunft, wie wir uns dann oft einbilden? Jesus redet von den Dieben, die die dünnen Lehmwände der Häuser in Palästina leicht durchbrechen konnten und sich mit dem Gefundenen schnell aus dem Staub machten. Er weist auf das Ungeziefer hin, das die schönen Kleiderstoffe zernagt, bis sie zerlöchert, unbrauchbar und wertlos geworden sind. Er spricht von der Korrosion, die die Kupfermünzen erst grün anlaufen lässt und dann zu bröseligen Rostkrümmeln zerfrisst. Heute würde er wahrscheinlich von Anlagenbetrug oder Börsencrash reden, von Rentenunsicherheit, Inflation oder Globalisierungsrisiken. In jedem Fall ist es eine hilfreiche und notwendige Warnung, die er ausspricht.
In dem Maße, in dem wir uns dankbar daran erinnern, wem wir alles Gute unseres Lebens zu verdanken haben, in dem Maße sollten wir davor bewahrt sein, uns in falsche Sicherheiten zu träumen. Nur wenige Verse vor unserem Abschnitt hat Jesus seine Jünger das Vaterunser gelehrt. Mindestens zwei Gesichtspunkte dieses Gebetes helfen uns in unseren Überlegungen weiter.
Zum einen: Die Anrede „Vater“. Sie ist grundlegend im wahrsten Sinne des Wortes. Wir danken dem guten Vater im Himmel, und wir erhoffen alleine von ihm alles Gute für unsere Gegenwart und unsere Zukunft. Zum anderen die Bitte: „Unser täglich Brot gib uns heute!“ Sie erinnert uns daran, täglich neu von Gott alles Nötige zum Leben zu erbitten und zu erwarten. Also kein von ihm getrennter Vorrat, keine ohne ihn gehortete Lebensration.
Dietrich Bonhoeffer hat in seinem Bekenntnis von 1943 geschrieben: „Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage soviel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen. Aber er gibt sie uns nicht im Voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn verlassen. In solchem Glauben müsste alle Angst vor der Zukunft überwunden sein.“ Immer wieder und immer neu nehmen wir das Leben selbst und alles, was er uns im Leben schenkt, aus seiner Hand. „Keine Sorge“, will uns Jesus sagen, „ihr kommt schon nicht zu kurz. Euer Vater weiß, was ihr braucht, noch bevor ihr ihn bittet.“
So gesehen ist es ja ganz nahe liegend: der Dank, der aus dem Herzen kommt, ermöglicht uns, unser Herz nicht an vorläufige und vergängliche Dinge zu hängen. Deswegen lädt uns Jesus ein, dem Vater zu vertrauen und uns auf das zu konzentrieren, was bleibenden Wert hat. „Sammelt euch Schätze im Himmel“ meint ja: Richtet eurer Denken, euer Wollen, euer Fühlen und Handeln an Gottes Maßstäben aus. Dazu gehört sicher nicht zuletzt das Teilen. Also anstatt Schätze egoistisch zu raffen und zu horten, sollen wir alle unsere Möglichkeiten anderen zugute kommen zu lassen. Und bei den Schätzen, die wir teilen, ist nicht nur an Geld gedacht, sondern auch an Phantasie, an Gaben, an Zeit, an gute Erfahrungen, an geschenkten Trost, an Glaube, Hoffnung und Liebe. Dabei sollen wir nach Jesu Worten herzlich großzügig und von Herzen bereit sein. Da es seine Worte sind, da er selbst es vorgelebt hat, da er es darin auch mit uns herzlich gut meint, deshalb sind wir gut beraten, ihm zu glauben und nach seinem Rat zu handeln.
Wir werden dann erfahren, dass uns eine neue Sicht der Dinge und der Welt geschenkt wird. Unsere Augen sehen anders, und wir sehen anders aus. In der Rückschau leuchten unsere Augen vor Dankbarkeit. Das Licht der Hoffnung auf eine gesegnete Zukunft bringt uns zum Strahlen. Unsere Gegenwart wird hell und unsere Herzen weit.
Wir leben in unsicheren Zeiten, das wissen wir. Kein Erfolg und kein irdischer Reichtum geben wirkliche Sicherheit. Da wären wir schlecht beraten. Das können wir Jesus glauben. Allein das Zutrauen auf den Geber aller guten Gaben ist ein gutes Fundament, auf dem wir unser Lebenshaus gründen können. Er, unser Gott und Vater, möchte unseren Dank, und wir brauchen diesen Dank um unsretwillen. Ihm unser Herz zu schenken, ist die wichtigste Erntedankgabe. Damit gewinnen wir unendlich viel, nicht zuletzt die Gelassenheit der Gotteskinder, die allen Wirrungen und Windungen eines Menschenlebens souverän begegnen kann. Noch einmal Matthias Claudius:
„Ich danke Gott mit Saitenspiel, dass ich kein König worden; ich wär geschmeichelt worden viel und wär vielleicht verdorben.
Auch bet ich ihn von Herzen an, dass ich auf dieser Erde nicht bin ein großer reicher Mann und wohl auch keiner werde.
Denn Ehr und Reichtum treibt und bläht, hat mancherlei Gefahren, und vielen hat`s das Herz verdreht, die vorher wacker waren.
Und all das Geld und all das Gut gewährt zwar viele Sachen; Gesundheit, Schlaf und guten Mut kann`s aber doch nicht machen.
Und die sind doch, bei Ja und Nein, ein rechter Lohn und Segen, drum will ich mich nicht groß kastei’n des vielen Geldes wegen.
Gott gebe mir nur jeden Tag, soviel ich brauch zum Leben. Er gibt`s dem Sperling auf dem Dach, wie sollt er`s mir nicht geben!“
Mit dem fröhlichen Zutrauen der Gotteskinder wollen wir dankbar alles annehmen, was uns unser himmlischer Vater schenkt, wollen wir uns die Warnung Jesu gesagt sein lassen, wollen wir uns von ihm verlocken lassen, alles was wir haben und sind, Gott anzuvertrauen, wollen wir uns leuchtende Augen geben lassen, die voller Hoffnung in die Zukunft schauen. Amen.

Verfasser: Detlef Puttkammer, Bad Soden-Neuenhain

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