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Die große Krankenheilung

von Karsten Müller (Halle /Saale)

Predigtdatum : 07.09.2014
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : 10. Sonntag nach Trinitatis - Israelsonntag: Gedenktag der Zerstörung Jerusalem
Textstelle : 1. Korinther 3,9-15
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Wochenspruch:
Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen. (Jesaja 42, 3)
Psalm: Psalm 147, 3 - 6.11 – 14 a

Lesungen
Altes Testament: Jesaja 29, 17 - 24
Epistel: Apostelgeschichte 9, 1 - 9.(10 - 20)
Evangelium: Markus 7, 31 - 37

Liedvorschläge
Eingangslied: EG 161 Liebster Jesu, wir sind hier
Wochenlied: EG 289 Nun lob, mein Seel, den Herren
Predigtlied: EG 351 Ist Gott für mich, so trete
Schlusslied: EG 163 Unsern Ausgang segne Gott

Der Predigttext wird während der Predigt verlesen

Liebe Gemeinde,

werden wir nicht ganz klein, wenn wir die großen Geschichten hören: Da wird ein Taubstummer geheilt. Ein Saulus wird bekehrt – von Christus persönlich.

Und wir? Wie ist es in unserer Gemeinde? Können wir auch auf so etwas verweisen, wenigstens in unserer Geschichte? Der Wochenspruch der neuen Woche drückt wohl eher unser Lebens- und Glaubensgefühl aus: Es wird immer weniger mit Glauben und Kirche. Manche Gemeinde fühlt sich gar auf verlorenem Posten: Glimmende Dochte und zerknickte Rohre. Die Strukturreformen in der Kirche in den letzten Jahren sprechen für sich: Mecklenburg und Pommern sind z.B. keine Landeskirchen mehr, sondern nur noch Kirchenkreise der Nordkirche. Wer hätte das noch vor 25 Jahren gedacht?

Sind die Geschichten, die wir hören nicht oft für uns Nor-malchristen und Normalgemeinden eine Nummer zu groß? Hören wir den Predigttext aus dem 1. Korintherbrief im 3. Kapitel. Hören wir ihn als Kommentar zu den biblischen Ge-schichten dieses Tages und unseren An-Fragen in dieser Zeit:

Verlesung des Predigttextes

Bleiben wir einmal beim letzten Satz. Hört man ihn auf die Kirchlichkeit in unserem Land hin, dann könnte man fast sagen: Das Werk muss gar nicht verbrennen. In manchen Gegenden unseres Landes verschwinden die Gemeinden nach Jahrhunderte langer Tradition auch so. Sie lösen sich einfach auf, zerbröckeln. Daran nehmen Menschen Schaden. Mancher Mitarbeiter oder manche Mitarbeiterin fallen in ein Burn-out. Andere resignieren und ziehen sich mehr oder weniger enttäuscht oder traurig zurück.
Wir sollten nicht überhören, dass unser Textabschnitt mit der Zusage der Rettung endet. Es wird kein Blankoscheck ausgestellt. Und es ist auch nicht so, dass wir die letzte Verantwortung für Gottes Ackerfeld und den Bau der Gemeinde tragen.

Wir sollten uns bei allen unseren Aktivitäten, auch in den Phasen von Traurigkeit oder Resignation, verdeutlichen, wer es eigentlich ist, dem der Bau, der Acker, die Gemeinde wirklich gehört. Die Gemeinde ist Gottes Ackerfeld und Gottes Bau, so schreibt es Paulus am Anfang unseres Predigttextes. Das gerät leicht in Vergessenheit. Gott ist der Baumeister, der Sämann, der Gärtner, wir sind seine Mitarbeiter. Und auch nicht zu vergessen: Wir müssen nichts retten, weil schon alles gerettet ist.

Das soll uns nicht verantwortungslos machen, sondern frei - frei von Ängsten und Zwängen, mit denen man nicht gut beim Bau oder beim Pflanzen mitmachen kann. Die Verantwortung beim Mitbauen kann hoch sein. Paulus hat das ja selbst gespürt und er hat sich dieser Verantwortung auch gestellt. Es klingt fast ein bisschen befremdlich für unsere Ohren, wenn er sich als Grundsteinleger bezeichnet.
Aber Paulus ist klug und fromm. Er weiß, dass nicht er es ist, der im Grunde – das ist hier im wahrsten Sinn des Wortes zu hören - agiert. Gott mit seiner Zuwendung zu uns ist es. Und es tut an dieser Stelle auch gut zu hören, dass der Bau ein Gemeinschaftswerk ist: Ich nach Gottes Gnade, die mir gegeben ist, habe den Grund gelegt als ein weiser Baumeister; ein anderer baut darauf. Ein jeder aber sehe zu, wie er darauf baut, lesen wir da. Haben wir vielleicht in unseren Gemeinden zu viele Einzelkämpfer und Einzelkämpferinnen? Sie kümmern sich, oft mit großer Treue um alles. Aber sie machen es eben oft oder manchmal allein.

Vielleicht hängt das damit zusammen, dass unser Glaube, unsere Beziehung zu Gott, etwas sehr persönliches ist. Jede und jeder von uns hat seine eigenen Erfahrungen und wir tun uns manchmal schwer, sie zu teilen.

Auch wenn sich Paulus mit seinem Selbstbewusstsein als Grundsteinleger bezeichnet: Er weiß ganz genau, dass der Baugrund von einem anderen schon bereitet ist. Einen andern Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.

Wir können fragen: Was ist eigentlich die Grundlage unserer Gemeinde. Also nicht die theologische oder die theoretische. Nicht die, die wir aus unserem Konfirmandenwissen zitieren können. Was ist die tatsächliche, die alltägliche Grundlage unserer Gemeinde. Vielleicht: Irgendjemand muss sich doch um die Kirche kümmern. Oder gar: Es war doch schon immer so.

Ist Christus der alltägliche Grund unseres Lebens, ohne den es einfach nicht geht? Oder sind es doch eher Gold, Silber, Edelsteine, Holz, Heu, Stroh, von denen Paulus schreibt?

Wenn wir hier von Gottes Acker oder Bau oder Weinberg reden, dann sprechen wir nicht von der Kirche als Organisation, wie wir sie heute kennen. Wir denken nicht an Haushaltspläne und Baumaßnahmen, Mitarbeitergehälter und Strukturanpassung. Daran hat Paulus auch nicht gedacht. Davon wusste er nichts.

Paulus wusste aber sehr viel von der Gemeinschaft derer, die sich im Namen des auferstandenen Jesus versammeln. Er selbst hatte ja Menschen in diesem Namen zusammen gebracht. Was prägt diese Gemeinschaft, was kennzeichnet unsere Gemeinschaft? Leben wir – auch in Glauben – nur neben einander her? Oder nehmen wir aneinander Anteil? Teilen wir unsere Freude, unsere Lasten, das Leid, das Heil?
Teilen wir uns mit, welche Erfahrungen wir mit dem Grund des Glaubens machen oder gemacht haben? Unser Leben ist in irgendeiner Weise von Christus geprägte. Das ist das Band das uns verbindet und das uns auch mit allen Christinnen und Christen auf der Welt verbindet.

Wir haben mit Christus als unserem Grund eine gute Erfahrung gemacht. Sonst wären wir wahrscheinlich nicht hier, sonst würden wir nicht in seinem Namen zusammen kommen. Diese gute Erfahrung besteht auch gegen das Schwere und nicht Verstehbare des Lebens.

Wir haben heute Geschichten von Menschen gehört, bei denen die Begegnung mit Jesus Heilung gebracht hat. Paulus hat durch die Begegnung mit Jesus für sein Leben eine ganz neue Richtung gefunden, einen ganz neuen Lebensinhalt.

Vielleicht sind die Folgen der Begegnung mit Jesus für unser Leben etwas weniger spektakulär. Aber auch wir haben die Erfahrung des tragenden Glaubens, des festen Grundsteins, auf dem unser Leben steht.

Das bedeutet ja nicht, dass Zweifel für immer ausgeräumt sind. Auch im Leben eines Christen oder einer Christin scheint nicht immer nur die Sonne. Aber wir haben einen guten Grund, gewissermaßen ein festes Fundament, das unser Leben trägt und das uns auch über das gegenwärtige Leben hinaus tragen wird.

Manche Menschen haben Angst vor dem, was nach dem Leben kommt. Und wir müssen uns auch eingestehen, dass der Glaube oft auch dazu missbraucht wurde, unsere Ängste zu schüren. Luther ist von den Ängsten vor dem richtenden Gott geplagt worden. Auch Paulus spricht in unserem Text vom Gericht, davon, dass der Tag des Gerichtes mit Feuer hereinbrechen wird.

Müssen wir uns Sorgen machen? Was passiert, wenn wir in der Nachfolge etwas falsch machen? Wenn uns Gott das Leben schenkt, warum sollte er es uns dann im Gericht für im-mer nehmen? Warum soll es eine Befreiung durch den Glauben geben, der dann in eine noch größere Gefangenschaft mündet?

Man kann sich vielleicht an der Hitze des Glaubens die Finger verbrennen. Aber wenn ein Kind sich am Herd verbrennt, dann wird es von der Mutter oder den Vater getröstet, die Haut wird gepflegt. Es wird geholfen.

So wird es auch mit uns sein. Vielleicht machen wir im Glauben nicht alles richtig. Vielleicht bleiben wir hinter den Idealen zurück. Sicher sind wir keine perfekten Menschen. Aber das müssen wir auch nicht sein. Vielleicht empfangen wir nicht alle einen großen Lohn, weil die Leerstellen unse-res Lebens zu groß sind. Aber auf jeden Fall werden wir ge-rettet.
Nein, wir sind schon gerettet. Das macht uns frei.
Amen.

Verfasser: Pfarrer Karsten Müller
An der Johanneskirche 1, 06110 Halle (Saale)

1. Kor 3, 9 - 15
9 Denn wir sind Gottes Mitarbeiter; ihr seid Gottes Ackerfeld und Gottes [b]Bau.
10 Ich nach Gottes Gnade, die mir gegeben ist, habe den Grund gelegt als ein weiser Baumeister; ein anderer baut darauf. Ein jeder aber sehe zu, wie er darauf baut.
11 Einen andern Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus. [a]
12 Wenn aber jemand auf den Grund baut Gold, Silber, Edelsteine, Holz, Heu, Stroh,
13 so wird das Werk eines jeden offenbar werden. [a] Der Tag des Gerichts wird's klar machen; denn mit Feuer wird er sich offenbaren. Und von welcher Art eines jeden Werk ist, wird das Feuer erweisen.
14 Wird jemandes Werk bleiben, das er darauf gebaut hat, so wird er Lohn empfangen.
15 Wird aber jemandes Werk verbrennen, so wird er Schaden leiden; er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durchs Feuer hindurch.

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