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Die heiligen drei Könige

von Johannes Henke (Biedritz)

Predigtdatum : 06.01.2013
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Epiphanias
Textstelle : Jesaja 60,1-6
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Wochenspruch:

Die Finsternis vergeht, und das wahre Licht scheint jetzt. (1. Johannes 2, 8)

Psalm: Psalm 72 ,1 - 3.10 - 13.19 oder Psalm 100

Lesungen

Altes Testament: Jesaja 60, 1 - 6

Epistel: Epheser 3, 2 - 3a.5 - 6

Evangelium: Matthäus 2, 1 - 12

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 73 Auf, Seele, auf und säume nicht

Wochenlied: EG 70 oder

EG 71 Wie schön leuchtet der Morgenstern

O König aller Ehren

Predigtlied: EG 72 O Jesu Christe, wahres Licht

Schlusslied: EG 69 Der Morgenstern ist aufgedrungen

Kurze Hinführung:

Das babylonische Exil ist beendet und das Volk Israel ist aus der Gefangenschaft zurückgekehrt. Doch ist die Lage in Israel sehr unbefriedigend. Die wirtschaftlichen Verhältnisse sind schwierig, der Tempel und Jerusalem sind zerstört. Gegen die Enttäuschung richtet der Prophet Jesaja seine Worte. Das Volk soll sein Verhalten ausrichten auf das von Gott angekündigte Heil.

Kirchengemeinden und Kirchengemeindeverbände erleben Zeiten hoffnungsvoller Aufbrüche, aber auch Zeiten von Enttäuschung und Resignation. Die Predigt ist bemüht, die ermutigende Kraft des Wortes Gottes in Erinnerung zu rufen, die über gegenwärtig bedrängende Situationen hinausführt und bei der Entwicklung der Gemeinden auf die Verheißungen Gottes vertrauen hilft.

Predigt (Der Predigttext wird während der Predigt verlesen)

Liebe Gemeinde,

wenn ich mir den regelmäßig erscheinenden Gemeindebrief ansehe, dann fällt mir auf, was sich in unseren Kirchengemeinden und Kirchengemeindeverbänden so alles bewegt. Engagierte Gemeindeglieder, ehrenamtliche wie hauptamtliche, bringen sich mit ihren Gaben ein, damit Gemeinde lebt und wächst. Es sind Gottes Gaben, die der Herr in uns zur Entfaltung und zum Einsatz bringt.

Neulich gestand mir ein Gemeindeglied, dass es den letzten Gemeindebrief noch gar nicht gelesen habe. Dabei ist sein Erscheinen schon mehrere Wochen her.

Ein anderer bedauerte, dass die besten Angebote nur in der größeren Nachbarkirchengemeinde zu finden seien.

Wieder ein anderer beklagte, dass er in seiner Kirchengemeinde bisher alles alleine machen musste, weil weiter keiner mitmachen wollte. Jetzt habe er keine Kraft mehr und höre auf.

An allen drei Gemeindegliedern scheinen die Einladungen zum Leben und Feiern in der Kirchengemeinde bzw. im Kirchengemeindeverband ungenutzt vorüber zu gehen.

Fröhlicher Aufbruch und Enttäuschung und Resignation liegen offenbar nicht weit voneinander entfernt.

In einer ähnlichen Situation mögen sich die Israeliten befunden haben, denen der Prophet Jesaja seine Botschaft bringt.

Verlesung des Predigttextes

Liebe Gemeinde,

mit welcher Dynamik und Ermutigung zum Aufbruch beginnt dieser Bibeltext!

Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir!

Und etwas später, im 5. Vers, geht es weiter: Dann wirst du deine Lust sehen und vor Freude strahlen, und dein Herz wird erbeben und weit werden …

Das sind Jubel und Vorfreude zusammen.

Wie kommen diese überschwänglichen Worte an bei Menschen, denen eher nach Resignation und Mutlosigkeit zumute ist?

Der Jesajatext führt uns in eine Zeit des Volkes Israel, in der ein Aufbruch bitter notwendig wäre. Es war das 5. Jahrhundert vor Christus. Das Exil der Israeliten in Babylon war vorbei. Die Gefangenen durften zurück in ihre Heimat ziehen. Wir können uns gut vorstellen, mit welchen Hoffnungen und Erwartungen sie zurückkehrten. Doch in den mehreren Jahrzehnten ihrer Abwesenheit hat sich ihre Heimat verändert. Dort weitermachen, wo sie einst aufgehört hatten, ging nicht mehr.

In Jerusalem waren die Stadt und der Tempel zerstört. Die Planungen zum Wiederaufbau des Tempels gingen nicht voran. Die wirtschaftlichen Verhältnisse waren schwierig. Die Menschen waren enttäuscht.

Sie haben alles Menschenmögliche getan; die Strapazen der weiten Rückkehr auf sich genommen; die Ellenbogen hochgekrempelt; vielleicht auch den Schutt der Ruinen beiseite geräumt.

Ich erinnere an die Katharinen-Kirche in Magdeburg.

Die Ruine der im Krieg zerstörten Kirche war aufgeräumt und zum Wiederaufbau mit großer Hoffnung vorbereitet. Dennoch wurde sie in den 1960iger Jahren gesprengt. Was für eine Enttäuschung, Wut und Ohnmacht.

Wie kann man nur unter diesen Bedingungen weiterleben und weiterglauben?

Die evangelischen Kirchen in der DDR suchten nach Orientierung. Wohin will Gott uns führen? Eine mögliche Antwort fanden sie im Bibelwort des Propheten Jeremia, 29,7: Suchet der Stadt Bestes, dahin ich euch habe wegführen lassen, und betet für sie zum Herrn; denn wenn´s ihr wohlgeht, so geht´s auch euch wohl.

Dieses Wort des Propheten Jeremia und seine Anwendung auf die Situation im Sozialismus waren nicht unumstritten. Es suchte aber einen Weg zwischen Anpassung und Widerstand und orientierte sich am Wort Gottes, das in die Zukunft führen will.

Ein anderes Wort Gottes, zwei Jahrzehnte später und Mitten in der Zeit des „kalten Krieges“, zeigte hohe gesellschaftliche Brisanz. Es war ein Wort des Propheten Micha (4,3) zur Friedensdekade der 1980er Jahre: Schwerter zu Pflugscharen. Staatliche Behörden haben in der damaligen DDR die Verwendung in der Öffentlichkeit verboten.

Doch die Kirchen und viele Christen in der DDR ließen sich ihre Hoffnung auf eine Zukunft ohne Waffen und Krieg nicht nehmen. Sie orientierten sich an Gottes Verheißung auf ein Leben ohne Krieg und eine Bewältigung von Konflikten ohne Gewalt. Diesem Willen der Gewaltlosigkeit schlossen sich viele Menschen an, als Christen und Nichtchristen gemeinsam nach Gebeten in den Kirchen im Herbst 1989 mit Kerzen auf die Straßen gingen.

Gottes Wort führt weiter. Das haben Christen nicht nur in der DDR so erlebt.

Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir!

Das ist Gottes Ziel mit dem Volk Israel. Er führt es über die Enttäuschungen der Gegenwart hinauszuführen in eine Zukunft, die von seiner Gegenwart und vom Heil geprägt sein wird.

Gottes Ziel mit uns reicht weiter, als die Erfahrungen unserer Gegenwart. Das gilt auch für die Entwicklung unsere Kirchengemeinden und Kirchengemeindeverbände zwischen Aufbruch und Resignation.

Und was mich besonders anspricht, ist die Feststellung, dass nicht wir das Licht machen werden, sondern Gott selbst.Wir sind aufgefordert, in sein Licht zu treten und dieses Licht durch unser Leben hindurch scheinen zu lassen.

Liebe Gemeinde,

Sie haben bereits begonnen, sich in Gottes Licht zu stellen. Sie haben sich heute entschieden, diesen Gottesdienst zu besuchen.

Gottes Licht, seine ganze Schöpferkraft, seine Liebe und Güte ist ganz auf uns gerichtet – auf Sie und auf mich! Und dieses Licht füllt uns aus. Gottes Licht wärmt und speist uns mit seiner Liebe.

Und damit Gottes Liebe und sein Licht bei uns ankommen konnte, ist er Mensch geworden in Jesus Christus.

Die Finsternis vergeht und das wahre Licht scheint jetzt, hören wir als Wochenspruch aus dem 1. Johannesbrief.

Was meinen Sie, wie Gottes Licht strahlt! Nicht erst in der Wärme der Sonne. Im Licht Gottes Leben ermöglicht uns, einander zu lieben, wertzuschätzen und zu achten.

Was für große Möglichkeiten des Wachstums hat Gott in unser Leben gelegt! Ohne Gottes Licht würde unser Leben verkümmern wie eine Pflanze, die wir im Frühjahr im dunklen Keller vergessen haben. Zur vollen Entfaltung will Gott uns führen.

Darum ruht Gottes Licht und seine ganze Aufmerksamkeit auf uns! Und das verändert uns.

Menschen, die liebevoll miteinander in Beziehung stehen, sind wachsende Menschen.

Gemeindeglieder von Schwestern und Brüdern, die liebevoll miteinander in Beziehung stehen, werden zu einer wachsenden Gemeinde, weil ihre Liebe wie ein leuchtendes Licht ausstrahlt und von anderen wahrgenommen wird.

Bereits der Prophet Jesaja beschreibt, wie das Licht über dem Gottesvolk auf andere ausstrahlt, von ihnen wahrgenommen und angezogen wird: Und die Heiden werden zu deinem Lichte ziehen und die Könige zum Glanz, der über dir aufgeht.

Was für ermutigende Aussichten für das Volk Gottes!

Liebe Gemeinde,

nun ist das mit dem Licht aber so eine Sache.

Wollen wir wirklich, dass das Licht Gottes überall hin scheint? Gottes Licht verändert unsere Gegenwart, weil wir uns auf die Zukunft Gottes hin orientieren, hörten wir. Diese Botschaft mag ermutigen in notvollen und bedrückenden Zeiten.

Doch wie sieht unsere Bereitschaft für Veränderungen aus, wenn wir uns gerade so gut eingerichtet haben? Was wird sein, wenn sich durch Gottes Licht die Wirklichkeit auch in unseren Gemeinden verändert? Macht uns das Angst?

Manchmal scheint es ja wie eine Drohung zu klingen, dass nicht alles beim Alten bleiben wird. Aber das ist die Sprache des Heiligen Geistes!

Der Heilige Geist will alles neu machen, beleben, erfrischen!

Wenn Jesus Christus seine Gemeinde bauen will – und davon gehen wir mal aus, denn sonst wäre all unser Tun umsonst - wenn Jesus Christus auch heute noch seine Gemeinde bauen will und wir von Herzen um die Kraft des Heiligen Geistes bitten, dann wird der Heilige Geist frischen Wind und Veränderungen in die Gemeinde Jesu bringen. Sind wir dazu bereit?

Liebe Gemeinde,

rechnen Sie mit dem Geist Jesu. Und gehen Sie davon aus, dass der Heilige Geist einiges in Ihrem Leben neu beleuchten, aufräumen und umkrempeln wird. Halten Sie Ausschau, wo sich Angebote zum Wachsen im Glauben finden lassen. Bedenken Sie, dass die Gemeinde Jesu nicht an den Grenzen Ihrer Kirchengemeinde aufhört. Und nehmen Sie den Propheten Jesaja ruhig beim Wort, wenn sich in der Nachbarkirchengemeinde etwas tut und Sie Ihren Nachbarn einladen: Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir!

Amen

Verfasser: Pfarrer Johannes Henke

Breite Straße 31, 39175 Biederitz


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