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Die Jesus nachfolgen, legen ab, was Gottes Willen nicht entspricht

von Katrin Schipprack-Tröndle (Mühlacker)

Predigtdatum : 19.03.2017
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Reminiszere
Textstelle : Markus 12,41-44
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Wochenspruch:
"Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes." (Lukas 9, 62)

Psalm: 34, 16 - 23


Lesungen
Reihe I: Lukas 9, 57 - 62

Reihe II: Epheser 5, 1 - 8 a

Reihe III: Markus 12, 41 – 44

Reihe IV: 1. Petrus 1, (13 - 17) 18 - 21

Reihe V: Jeremia 20, 7 - 11 a (11 b - 13)

Reihe VI 1. Könige 19, 1- 8 (9 - 13 a)


Liedvorschläge
Eingangslied: EG 165, 1 – 3. 6 oder EG 428, 1 – 5 Gott ist gegenwärtig oder Komm in unsre stolze Welt
Wochenlied: EG 96, 1 – 6 Du schöner Lebensbaum des Paradieses
Predigtlied: EG 368, 1 – 7 In allen meinen Taten
Schlusslied: EG 369, 1.4-6 Wer nur den lieben Gott
Predigttext Markus 12, 41 - 44
Das Scherflein der Witwe

„Und Jesus setzte sich dem Gotteskasten gegenüber und sah zu, wie das Volk Geld einlegte in den Gotteskasten. Und viele Reiche legten viel ein.
Und es kam eine arme Witwe und legte zwei Scherflein ein; das macht zusammen einen Pfennig.
Und er rief seine Jünger zu sich und sprach zu ihnen: Wahr-lich, ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr in den Got-teskasten gelegt als alle, die etwas eingelegt haben.
Denn sie haben alle etwas von ihrem Überfluss eingelegt; diese aber hat von ihrer Armut ihre ganze Habe eingelegt, alles, was sie zum Leben hatte.“

Hinführung
Thema des Sonntags Okuli ist »Nachfolge«“. Die Nachfolge der Witwe, ihre Hingabe an Gott zeigt sich in den zwei Mün-zen.
Im Vergleich mit anderen ist es eine kleine Gabe. Vor Gott aber hat sie einen hohen Wert. Er schaut nicht mit verglei-chenden, sondern liebenden Augen den einzelnen Menschen mit seinen Möglichkeiten an.
Und hinter ihrer »kleinen« Gabe steht ein großes Vertrauen zu ihm.

Zum Aufbau:
Geld und wirtschaftliche Überlegungen sind in der Kirche auch ein Thema, was aber manchmal nur »verschämt« ein-geräumt wird. Deshalb soll es in der Predigt aber zur Spra-che kommen. Unsere Gesellschaft bewertet Menschen unter »wirtschaftlichen« Kriterien. Das steht im Kontrast zur Sichtweise Gottes auf den Menschen. Sein Blick auf uns macht Mut, auch unsre kleinen »Gaben« für ihn einzusetzen. Dass die Gabe der Witwe auch ihr Vertrauen in Gottes Fürsorge zeigt, ist ein neuer Gedankenansatz, aber ein wei-terer Aspekt, was Nachfolge heißen kann.


Gliederung
(I.) Auch in der Kirche geht es nicht ohne Geld
(II.) Wirtschaftliche Kriterien werden auch an Menschen angelegt
(III.) Gott setzt andere Maßstäbe
(IV.) Das ermutigt, uns mit unseren Gaben einzubringen
(V.) Im Vertrauen auf Gott zu leben befreit und schenkt inneren Frieden

Ziel
Nachfolge heißt:
sich mit seinen Möglichkeiten für Gott und das Evangelium einbringen, ungeachtet der menschlichen Bewertungen im Vertrauen auf die Fürsorge Gottes leben.


Predigt
(I.)

Liebe Gemeinde,
das Thema Geld beschäftigt uns mehr als uns lieb ist, auch in der Kirche. Haushaltspläne und Sparmaßnahmen, Spen-denaufrufe für die Kirchenmusik und die neue Küche im Gemeindehaus, und immer wieder die Kirchensteuer, die für Diskussionen und manchen Kirchenaustritt sorgt.

Um Geld geht es zumindest auf den ersten Blick auch im heutigen Predigttext. Jesus hebt hervor, was die arme Witwe getan hat. Will er damit erreichen, dass wir beschämt aus der Kirche schleichen, weil wir gemessen an ärmeren Menschen und Gemeinden »nur« aus unserem Überfluss geben? Oder will er uns motivieren, die zwei Euro für’s heu-tige Opfer noch schnell in einen Fünfer umzutauschen? Denn zwei Euro tun vermutlich den Wenigsten weh – und ein Opfer, das den Namen verdient, muss man ja schon ein bisschen spüren. Aber weder das eine noch das andere kann doch im Sinne Jesu sein.

Schauen wir noch einmal genauer hin, was Jesus dort beo-bachtet:
Da sind die Reichen, die ihre große Gabe den Priestern in die Hand drücken, bevor diese das Geld dann in den Opfer-kasten legen. Und bei besonders hohen Beträgen gibt der Priester ein Zeichen, damit die Tempeltrompeten geblasen werden. Ein herausragendes Opfer verdient offensichtlich auch besondere öffentliche Würdigung.

Doch nicht nur die Wohlhabenden kommen. Da ist die Frau, die als Witwe ohne einen Versorger oder sonst eine Sicher-heit lebt. Zwei der kleinsten Münzen, das Letzte was sie hat, gibt sie dem Priester. Das ist nicht viel, geradezu lächerlich angesichts manch anderer Spenden. Und trotzdem hebt Jesus hervor, was sie getan hat. »Diese arme Witwe hat mehr in den Gotteskasten gelegt als alle, die etwas einge-legt haben.«

Liebe Gemeinde,
auf der einen Seite stimmen wir Jesus sicher zu. Diese Frau hat mit ihren zwei kleinen Münzen tatsächlich mehr gegeben, als die Wohlhabenden mit ihren großen Spenden. Denn sie hat ein wirkliches Opfer gebracht, während die Wohlha-benden ihre Gabe kaum gespürt haben.

Aber auf der anderen Seite: Es wäre doch heuchlerisch, wenn wir so tun, als wären uns nur die kleinen Spenden willkommen. Jedes Jahr wird der Brief für die freiwillige Ge-meindespende in die Häuser gebracht oder es wird für ein bestimmtes Projekt um finanzielle Unterstützung gebeten.
Und da freut sich jede Kirchengemeinde über eine große Spende, die dazu beiträgt, dass das geplante Vorhaben schneller verwirklicht werden kann.

Nicht überall können wir uns in der Kirche frei machen von Fragen der Rentabilität und ökonomischen Überlegungen, z. B. wenn es um Neuanschaffungen und Baumaßnahmen geht. Und die Haushaltsstellen müssen ja auch verantwortlich mit dem Geld umgehen, das ihnen zur Verfügung steht.
(II.)
Aber es ist eine andere Sache, wenn diese Maßstäbe an Menschen und das, was sie tun, angelegt werden. Wir leben in einer Zeit und Gesellschaft, wo vor allem denen Anerken-nung entgegengebracht wird, die erfolgreich sind und von sich reden machen.
Schon Kinder werden daraufhin »gedrillt«, dass im Leben in erster Linie Erfolg und Leistung zählen und glücklich machen.
Und noch immer sind die alten Zöpfe nicht abgeschnitten, dass der, der einen Titel hat oder ein öffentliches Amt in Stadt oder Dorf ausübt, mit besonderer Aufmerksamkeit bedacht wird.
Diese Maßstäbe machen vor der Kirchentüre nicht Halt. Und so ist es nicht verwunderlich, dass Menschen auch unsicher sind und sich fragen, ob das, was sie geben oder tun kön-nen, überhaupt etwas wert ist.

»Es sind aber nur fünf Euro,« hören manchmal Mitarbeitende im Besuchsdienst, wenn ihnen diese Spende für die Kir-chengemeinde etwas verschämt in die Hand gedrückt wird.
»Besondere Begabungen habe ich nicht. Ich weiß nicht, ob man mich brauchen kann?«, hören Kirchengemeinderäte, wenn sie auf der Suche nach Mitarbeitenden sind.

(III.)
Wie gut, dass Jesus mit ganz anderen Augen sieht und ur-teilt. Wie gut für uns und für diese Frau. Er schaut sie nicht an unter dem Maßstab der absoluten Zahlen, wo natürlich zehn große Münzen mehr sind als zwei kleine. Vielmehr sieht er die Frau und ihre Lebensumstände mit liebenden Augen an.

Und er sieht, dass die beiden Kupfermünzen für sie unbe-schreiblich viel sind, ja ihre ganze Hingabe an Gott ausdrü-cken. Deshalb lenkt er den Blick der Jünger auf diese Frau und sagt:
»Wahrlich, ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr in den Gotteskasten gelegt als alle, die etwas eingelegt ha-ben.«

Liebe Gemeinde,
wenn Jesus etwas mit den Worten einleitet »Wahrlich, ich sage euch«, dann ist besonderes Hinhören angesagt. Dann will er etwas sagen, was bei Gott Gültigkeit hat für Zeit und Ewigkeit. Und das bedeutet hier: Die ärmliche Gabe der Frau findet bei Gott Anerkennung.

Und so dürfen wir in diesem Wort Jesu über die Witwe auch für uns hören:
Gott vergleicht uns nicht mit anderen Menschen und verteilt dann – je nachdem wie wir abschneiden – seine Liebe und seine Barmherzigkeit. Sondern er sieht uns als einzelnen Menschen, in unseren Lebensumständen, mit unseren Mög-lichkeiten und mit unseren Grenzen.

Und die sind so verschieden, wie auch wir Menschen unter-schiedlich sind; und können nicht miteinander verglichen oder gar bewertet werden.
An einem Schulbeispiel vereinfacht gesagt: Er weiß, dass die Note Vier in Mathematik bei einem Kind, das sich sehr darum bemühen muss, nicht geringer zu bewerten ist, als die Eins bei einem Kind, dem alles zufliegt.

(IV.)
Bei der Witwe sind es ihre zwei Münzen, mit denen sie zeigt, wie wichtig ihr Gott ist.
Wenn wir uns in der Kirchengemeinde umschauen, dann sehen wir noch viele andere Bereiche, wo mit Hingabe etwas für Gott und seine Sache getan wird. Viele Menschen engagieren sich in Kirche und Diakonie.
(In einem Gremium, Tafelladen, Jugendarbeit, Besuchsdienst, Kochen beim Gemeindefest, Singen im Chor, Blumen aus dem eigenen Garten für den Altar, Förderverein für Kirchenmusik, handwerkliche Arbeiten im Gemeindehaus. … eigene Beispiele können ergänzt, bzw. etwas genauer ausgeführt werden.)

Alle bringen ihre Fähigkeiten und Gaben mit, um etwas für Gott und ihre Mitmenschen zu tun.
Und alle »opfern« auch etwas von ihrer Zeit, die heute für viele ein knappes und deshalb ein so wertvolles Gut ist.

Doch über den Wert und Sinn unserer Gabe entscheiden nicht wir, sondern Gott wird dies einmal tun. Und er hat gütigere Augen als wir, die wir oft harte Maßstäbe anlegen an uns und andere.

Bei ihm sind wir wert geachtet mit dem, was wir für ihn und das Evangelium tun, ungeachtet ob es groß oder klein ist, im Hintergrund geschieht oder in der Öffentlichkeit, wöchentlich oder zwei Mal im Jahr. Und wer immer auch meint, er könne Gott und seinen Mitmenschen nicht genug geben, materiell, an Zeit oder tatkräftige Hilfe, der soll hören, was Jesus über die Witwe gesagt hat. Lassen wir uns dadurch ermutigen, unbekümmert auch unsere Gaben und Fähigkeiten einzusetzen, wie die Witwe, die gibt, was sie hat, auch wenn es im Vergleich mit anderen wenig erscheint.

(V.)
Liebe Gemeinde,

das Wort Jesu über die Gabe der Witwe können wir aber noch unter einem anderen Blickwinkel anschauen.
Jesus lenkt den Blick seiner Jünger auf diese Frau. Denn er findet bei ihr eine Liebe und ein Vertrauen zu Gott, die nicht nach dem morgigen Tag fragen.
Es heißt von ihr: Sie hat von ihrer Armut ihre ganze Habe eingelegt, alles, was sie zum Leben hatte. Ist das nicht etwas unvernünftig?

Sie hätte doch eine der zwei Münzen zurückbehalten können, Lebensunterhalt für die nächsten Tage. Und die andere Münze wäre, gemessen an ihren Lebensverhältnissen trotz-dem ein großes Opfer gewesen.

Aber nein, sie gibt alles. Und das heißt doch: Gottes Fürsorge muss ersetzen, was sie an Lebensunterhalt hergegeben hat. Sie setzt ihr ganzes Vertrauen auf Gott. Er wird für sie sorgen. Er wird sie nicht untergehen lassen. Er wird ihr Menschen über den Weg schicken, die weiter-helfen und begleiten.

Liebe Gemeinde,
diese selbstvergessene Hingabe an Gott, das ist etwas ganz besonderes. Und es ist ein großes Geschenk, wenn jemand aus diesem vollen Vertrauen zu Gott leben kann.

Wir sind es mehr gewöhnt, für alles Vorsorge zu treffen und uns abzusichern. Doch was ist, wenn wir mit unserer Ver-nunft und unseren Sicherheiten ans Ende gekommen sind; wenn wir Erfahrungen machen, wo uns keine Absicherung davor bewahren kann: Krankheit oder Tod, große Einsam-keit, Scheitern im Beruf oder in der Familie?

Was für ein Geschenk Gottes und was für ein Segen, wenn wir in solchen Grenzerfahrungen entdecken, welcher Friede darin liegt, unser Leben vertrauensvoll der Fürsorge Gottes zu überlassen.

Liebe Gemeinde,
meist halten wir ja Menschen mit viel Geld und Besitz für reich. Indem Jesus diese Frau hervorhebt macht er deutlich:
Reich ist der, der weiß, was es heißt, sich Gott mit seinem ganzen Leben anzuvertrauen. Denn in dieser Hingabe und in diesem Vertrauen zu Gott sind wirkliche Freiheit und inne-rer Friede zu finden.

Amen.


Eingangsgebet
Du Gott,
du gibst uns diesen Morgen
einen neuen Tag,
ein Aufatmen für Leib und Seele
nach den Anstrengungen dieser Woche.
Wir legen unsere Hände in den Schoß
und vertrauen darauf, dass du sie füllst.
Richte uns auf, wo wir gebeugt sind,
richte uns aus, wo wir uns verlaufen haben.
Dir sagen wir in der Stille, was uns bewegt.

Fürbittengebet
Jesus Christus,
an vielen Stellen und auf vielerlei Weise folgen Menschen dir nach und geben deine Liebe an andere weiter.
In der Kirche, in den Familien, am Arbeitsplatz,
in Krankenhäusern und Altenheimen.
Vieles geschieht im Verborgenen.
Wir danken dir für ihre Kraft und ihre Treue.

Wir bitten dich: Wo sie durch Überforderung
hart werden gegen sich und andere, da rühre ihr Herz an,
damit sie nicht zerbrechen und andere nicht verletzen.
Wir rufen zu dir: Herr erbarme dich

Wir bitten dich für diejenigen, die überfordert werden, denen jede Aufgabe aufgebürdet wird, um die sich
niemand sorgt, weil sie unendlich stark wirken.
Stelle ihnen Menschen zur Seite, die ihnen helfen,
sich zu schützen und auch »nein« zu sagen.
Wir rufen zu dir: Herr erbarme dich

Wir bitten dich für alle, die mit ihren Möglichkeiten
an ein Ende gekommen sind;
die alt und kraftlos wurden;
die sich einsam und verlassen sehen.
Erfülle ihre Tage mit innerem Frieden und Geborgenheit. Lass sie immer wieder erfahren, wo sie für andere wichtig sind und bleiben.
Wir rufen zu dir: Herr erbarme dich
(Katrin Schipprack-Trönde)



Verfasserin: Pfarrerin Katrin Schipprack-Tröndle
Uhlandstraße 28, 75417 Mühlacker

Herausgegeben vom

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