Die Kirche des Geistes
von Markus Wächter (06193 Petersberg)
Predigtdatum
:
20.05.2002
Lesereihe
:
ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr
:
Pfingstsonntag
Textstelle
:
Apostelgeschichte 2,22-23.32-33.36-39
Wenn Sie diese Predigt als Word-Dokument erhalten möchten, tragen Sie bitte Ihre E-Mail-Adresse ein und klicken Sie auf "Abschicken"
Wochenspruch:
Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der Herr Zebaoth. (Sacharja 4,6)
Psalm: 100 (EG 740)
Lesungen
Altes Testament:
1. Mose 11,1-9
Epistel:
1. Korinther 12,4-11
Evangelium:
Matthäus 16,13-19
Liedvorschläge
Eingangslied:
EG 133
Zieh ein zu deinen Toren
Wochenlied:
EG 125
oder EG 129
Komm, Heiliger Geist, Herre Gott
Freut euch, ihr Christen alle
Predigtlied:
EG 124
Nun bitten wir den Heiligen Geist
Schlusslied:
EG 131
O Heiliger Geist, o heiliger Gott
22 Petrus sprach: Ihr Männer von Israel, hört diese Worte: Jesus von Nazareth, von Gott unter euch ausgewiesen durch Taten und Wunder und Zeichen, die Gott durch ihn in eurer Mitte getan hat, wie ihr selbst wisst - 23 diesen Mann, der durch Gottes Ratschluss und Vorsehung dahingegeben war, habt ihr durch die Hand der Heiden ans Kreuz geschlagen und umgebracht. 32 Diesen Jesus hat Gott auferweckt; dessen sind wir alle Zeugen. 33 Da er nun durch die rechte Hand Gottes erhöht ist und empfangen hat den verheißenen Heiligen Geist vom Vater, hat er diesen ausgegossen, wie ihr hier seht und hört. 36 So wisse nun das ganze Haus Israel gewiss, dass Gott diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt, zum Herrn und Christus gemacht hat. 37 Als sie aber das hörten, ging's ihnen durchs Herz und sie sprachen zu Petrus und den andern Aposteln: Ihr Männer, liebe Brüder, was sollen wir tun? 38 Petrus sprach zu ihnen: Tut Buße und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des Heiligen Geistes. 39 Denn euch und euren Kindern gilt diese Verheißung und allen, die fern sind, so viele der Herr, unser Gott, herzurufen wird.
Vorbemerkungen zur Predigt
Die Pfingstgeschichte (Apostelgeschichte 2, 1-13) ist sehr bekannt. Weniger bekannt ist die Pfingstpredigt des Petrus (Apostelgeschichte 2, 14-41. Ich habe beide Textabschnitte zusammengenommen, weil sie eine Einheit bilden.
In der Pfingstgeschichte ist von der Begeisterung der Geistempfänger die Rede. In der Pfingstpredigt des Petrus wird berichtet, dass der Heilige Geist auf Jesus Christus hinweist. Das ist der Grund der Begeisterung.
Die Predigt des Petrus will nicht nur das Pfingstgeschehen deuten. Sie ist selbst Teil dieses Pfingstgeschehens. Jede Predigt, die seither gehalten wird, hat an diesem Pfingstgeschehen teil.
Darum habe ich nicht nur über die Pfingstpredigt gepredigt. Ich habe versucht, ihre Botschaft zu entfalten und in unsere Situation hineinzusprechen.
Gerne darf an dieser Predigt weitergearbeitet werden!
Liebe Gemeinde!
Der Künstler Karl Hemmeter hat ein bemerkenswertes Kreuz gestaltet. Es ist aus Holz gefertigt. Der Querbalken und der Längsbalken sind etwa gleichlang. In das Holz sind Figuren eingemeißelt. Im oberen Teil des Kreuzes ist eine Taube zu sehen, das Symbol für den Heiligen Geist. Im unteren Teil sind die Jünger zu erkennen. Sie tragen lange Gewänder. Ihre Gesichter sind nach oben gerichtet. Ihre Häupter sind von Feuerflammen umgeben, so dass sie wie brennende Kerzen aussehen.
Ohne große Mühe kann man erkennen, dass die Jünger entflammt sind. Sie sind ganz Feuer und Flamme. Sie sind begeistert. Ein wunderschönes Bild. Der Heilige Geist versetzt uns in Begeisterung. Wir werden Feuer und Flamme, wenn der Geist über uns kommt.
So haben es die Jünger an Pfingsten erlebt. Der Heilige Geist kam über sie unter den Zeichen von Sturm und Feuer. Sie gerieten außer sich. Sie fingen an, in neuen Sprachen zu sprechen. Sie wurden neue Menschen.
Da erhebt sich die Frage: Ist es nicht bedenklich, wenn Menschen so außer sich geraten, wenn sie in Begeisterung versetzt werden? Können da nicht Gefühle hochkommen, die uns ganz durcheinander bringen? Gibt es nicht genug unheilige, törichte Begeisterung, die Menschen zu geistlosen Fans macht:
Fußball - begeisterte, Musik - begeisterte sogar Kriegs - begeisterte? Oft genug eine gefährliche Begeisterung, die Hass und Gier auflodern lässt, die Zerstörung anrichtet, die sich bis zum Blutrausch steigern kann und ins Chaos führt.
Es ist eindeutig! Ein klare Abgrenzung ist notwendig. Denn Begeisterung allein ist noch kein Kennzeichen für das Wirken des Heiligen Geistes. Unkontrollierte Gefühlsausbrüche, Stammeln, Hüpfen, sich auf dem Boden wälzen, müssen nicht unbedingt vom Heiligen Geist kommen.
Was ist der Maßstab dafür, dass Gottes Geist am Werk ist? Das wird aus der Pfingstpredigt des Petrus ersichtlich. Alles, was Petrus zu sagen hat, läuft auf den Vers 36 unseres Predigttextes hinaus: „So wisse nun das ganze Haus Israel gewiss, dass Gott diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt, zum Herrn und Christus gemacht hat.“
Das also bewirkt der Heilige Geist: Er weist uns auf Jesus Christus hin. Er bringt uns Jesus Christus nahe. Er gibt uns Jesus Christus ins Herz, so dass wir entflammt und entzündet werden in der Hingabe und in der Liebe zu Jesus Christus.
Denn Jesus Christus hat uns darin seine Liebe erwiesen, dass er für uns gestorben und auferstanden ist.
Darum kann uns nichts Größeres widerfahren, als dass Jesus Christus unser Heiland und Herr wird. Und das geschieht durch den Heiligen Geist. Der Geist Gottes bewirkt es, dass die Botschaft von Jesus Christus kein leeres Wort bleibt, sondern selige Botschaft wird, süße Botschaft. Der Heilige Geist entzündet uns, so dass wir für Jesus Christus begeistert werden.
Begeisterung braucht jeder Mensch. Jeder von uns braucht etwas, wofür er sein Leben einsetzen kann, woran er sich hingeben kann. Die tiefste Begeisterung erleben wir da, wo Jesus Christus unser Herr und Heiland wird.
Wie geschieht das?
Der Apostel Petrus antwortet darauf: „Tut Buße und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung euerer Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des Heiligen Geistes.“
Beim Wort Buße denken wir an Bußgeld. Aber Buße ist gerade nicht unsere Leistung. Buße ist Geschenk. Buße ist Umkehr und Heimkehr zu Gott. Gott lädt uns in seine Gemeinschaft ein; nicht deswegen, weil wir so brav sind, sondern weil Jesus uns geliebt und sein Leben für uns gegeben hat. Nichts soll uns nun von Gott trennen, nicht unsere Schuld, nicht unsere Fehler, unsere Ängste, unsere Sorgen, unsere Gier. Jesus Christus hat unsere Schuld auf sich genommen, so, wie er auch die Schuld der Juden und der Heiden getragen hat, die ihn gekreuzigt haben.
Gott lädt uns in seine Gemeinschaft ein. Das Zeichen dafür ist die Taufe, in der Gott unsere Schuld abwäscht und uns in Jesus Christus einverleibt. Dadurch werden wir eins mit Christus. Er verbindet sich aufs engste mit uns. Nun gehören wir ihm. Wir sind sein Eigentum. Er hält zu uns. Er lässt uns nicht im Stich.
Tag für Tag dürfen wir uns daran erinnern lassen: Ich bin getauft auf deinen Namen, Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist. Ich bin gezählt zu deinem Samen, zum Volk, das dir geheiligt heißt. Ich bin in Christus eingesenkt, ich bin mit seinem Geist beschenkt.
Immer wieder dürfen wir diesen Liedvers beten. Denn wir brauchen Gewissheit, dass wir in Christus verankert sind. Oft genug ficht uns das Leben an, bekommen wir Angst, werden in Frage gestellt, haben Zweifel, leiden Schmerzen, werden schuldig und sehen dem Tode ins Auge. In solchen Situationen dürfen wir an unsere Taufe denken und zu Jesus Christus hinfliehen und seinen Schutz und Nähe suchen.
Jesus Christus ist unser Herr und Heiland. Er will unser Leben heilen und zurechtbringen. Er lädt uns in die Gemeinschaft mit Gott ein. Er schenkt Leben und Seligkeit. Das schafft Begeisterung. So wirkt der Heilige Geist unter uns.
Diese Botschaft wird uns im eingangs erwähnten Kreuz anschaulich vor Augen geführt. Ich erinnere noch einmal daran: Zwei gleich lange Balken, die zu einem Kreuz zusammengefügt sind. Im oberen Teil des Kreuzes ist die Taube, das Symbol für den Heiligen Geist, zu sehen. Im unteren Teil des Kreuzes sind die Jünger zu erkennen. Sie sind in das Kreuz eingearbeitet. Unter dem Wirken des Heiligen Geistes werden sie Feuer und Flamme, für Gott, der sie liebt. Amen.
Verfasser: Pfr. Markus Wächter, Christusbruderschaft, Bergweg 11, 06193 Petersberg
© Copyright:
Herausgegeben vom

Referat Ehrenamtliche Verkündigung
Markgrafenstraße 14, 60487 Frankfurt/Main,
Telefon: 069.71379-140
Telefax: 069.71379-131
E-Mail: predigtvorschlaege@zentrum-verkuendigung.de
in Kooperation mit dem
Gemeindedienst der
Evangelischen Kirche
in Mitteldeutschland
Pfarrer Dr. Matthias Rost
Zinzendorfplatz 3 (Alte Apotheke), 99192 Neudietendorf
Telefon: 036202.7717-97
Pfarrer Thomas Borchers
Missionarisch-Ökumenischer Dienst
Westbahnstraße 4
76829 Landau
Telefon: 06341.928912
E-Mail: info@moed-pfalz.de
Die „Predigtvorschläge“ sind auch auf CD-ROM (Text- und MS WORD-Datei) erhältlich
(Bestellformular).