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Die Kirche des Geistes

von Stefan Hucke (64850 Schaafheim)

Predigtdatum : 24.05.2010
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Pfingstsonntag
Textstelle : 1. Korinther 12,4-11
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Wochenspruch:

„Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der Herr Zebaoth.“ (Sacharja 4 4, 6)

Psalm: 100 (EG 740)

Lesungen

Altes Testament:
1. Mose 11, 1 – 9
Epistel:
1. Korinther 12, 4 – 11
Evangelium:
Matthäus 16, 13 – 19

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 168, 1 – 3
Du hast uns, Herr, gerufen
Wochenlied:
EG 129
Freut Euch, ihr Christen alle
Predigtlied:
EG 495, 1 – 3
O, Gott, du frommer Gott
Schlusslied:
EG 503,13-15
Hilf mir und segne meinen Geist

Hinführung:

Die Stadt Korinth war ein Schmelztiegel des Römischen Reiches, eine wichtige Brücke zwischen seinem westlichen und östlichen Teil. So hatte auch die junge christliche Gemeinde von Korinth eine bunte soziologische Zusammensetzung und war reich an Aufbrüchen und Spannungen.

Der Apostel Paulus war mit der Gemeinde in Korinth auf besonders tiefe Weise verbunden, denn er hatte sie gegründet. Als er nach etwa 2 Jahren missionarischer Tätigkeit die Stadt verließ, suchte er immer wieder engen Kontakt zu "seiner Gemeinde". Mit der Zeit nahmen deren innere Spannungen zu. Zur Zeit der Abfassung des 1. Korintherbriefs standen sich mehrere Gruppierungen kritisch gegenüber und versuchten u. a. sich gegenseitig "geistlich zu übertrumpfen".

Der Feiertag im Kirchenjahr: Die Predigtworte des Pfingstfests umkreisen das Geschenk des Heiligen Geistes. Der Schwerpunkt am Pfingstmontag liegt dabei insbesondere auf der Gemeinschaft innerhalb der Gemeinde. "Gottes Geist bringt Menschen zur Erkenntnis der Wahrheit, führt sie zusammen und lässt sie ihre verschiedenen Gaben entdecken." (Didaskalia 47)

Predigt:

Liebe Gemeinde, in diesen Tagen erinnern wir uns an die Pfingstereignisse vor fast 2000 Jahren. An Pfingsten erwies Gott sich unter den Jüngern und Jüngerinnen Jesu als Quelle unvergleichlicher Kräfte. Diese Kräfte des Heiligen Geistes machten einfache Männer und Frauen zu Menschen, die andere mit Vollmacht zum Glauben führten, ihnen Heilung für Seele und Körper brachten und die entstehenden ersten Gemeinden mit Weisheit leiteten. Wie ein Sturmesbrausen wurde Pfingsten im ersten Moment erfahren, wie Zungen von Feuer, die sich auf die einzelnen legten. Dieses Wirken der Geistkraft Gottes schweißte alle zusammen. Und alle waren erfreut über die Kräfte, die sich in der Gemeinde durch unterschiedliche Menschen hindurch als wirksam erwiesen.

Gut zwei Jahrzehnte später standen sich in Korinth einzelne Gruppierungen der Gemeinde unversöhnlich gegenüber. Jede Gruppe mit ihren jeweiligen geistlichen Begabungen beanspruchte für sich „die besondere Geistesgegenwart Gottes“. Was war geschehen? Eben noch war doch alles gut gewesen! Nun aber schienen die Gaben des Heiligen Geistes zueinander in starke Konkurrenz zu treten. Diese "Zungen von Feuer“ erzeugten einen Funken, der auf gefährliche Weise an die Zündschnur der Gemeinde von Korinth herankam. Der Funke drohte, den inneren Zusammenhalt ihrer Gemeinschaft zu zerstören. In diese kurz umrissene Szenerie hinein schrieb Paulus das heutige Predigtwort. Ich lese 1. Korinther 12, 4 – 11:

4 Es sind verschiedene Gaben; aber es ist "ein" Geist. 5 Und es sind verschiedene Ämter; aber es ist "ein" Herr. 6 Und es sind verschiedene Kräfte; aber es ist "ein" Gott, der da wirkt alles in allen. 7 In einem jeden offenbart sich der Geist zum Nutzen aller; 8 dem einen wird durch den Geist gegeben, von der Weisheit zu reden; dem andern wird gegeben, von der Erkenntnis zu reden, nach demselben Geist; 9 einem andern Glaube, in demselben Geist; einem andern die Gabe, gesund zu machen, in dem "einen" Geist; 10 einem andern die Kraft, Wunder zu tun; einem andern prophetische Rede; einem andern die Gabe, die Geister zu unterscheiden; einem andern mancherlei Zungenrede; einem andern die Gabe, sie auszulegen. 11 Dies alles aber wirkt derselbe "eine" Geist und teilt einem jeden das Seine zu, wie er will.

Die Sätze des Paulus klingen sehr logisch und wohlgeordnet. Gerne, so unterstelle ich, folgen wir seinen einleitenden Worten über Gaben, Ämter und Kräfte. Wie bei einem Mobile bringt er diese Begriffe in eine wohl abgewogene Balance. Zustimmend nehmen wir sicher auch zur Kenntnis, dass alle Arbeitsfelder der Kirche ihre Wurzel in Gottes Wirken haben und in der Gemeinde Begabungen nicht aus eigener Vollmacht, sondern aus der Vollmacht des Geistes Gottes entfaltet werden. Mit Staunen hören wir bestimmt, wie kraftvoll und breit damals die Palette der Auswirkungen des Heiligen Geistes war.

Was liegt denn eigentlich im Argen, dass Paulus so weit ausholt? In seinen Briefen lernen wir die Korinther als eine Gemeinde voller Dynamik kennen. Diese verdankte sich zu einem großen Teil den äußerst starken Kräften, die die Kultur dieser Stadt beeinflussten. Da war ihre bevorzugte Lage in einer wichtigen Brückenfunktion zwischen dem Ostteil und dem Westteil des Römischen Reiches. Da war die wirtschaftliche Dynamik einer Stadt im Aufschwung mit tiefen Gegensätzen zwischen Arm und Reich. Da war die Aufgeschlossenheit der Bewohner für neue Ideen und religiöse Strömungen mit allen damit verbundenen Risiken und Nebenwirkungen. Der Schmelztiegel „Korinth“ stellte seine Einwohner, ob Eingesessene oder Neuankömmlinge, ständig vor große Herausforderungen durch eine schwer zu beantwortende Frage: „Wie kann ich so sein und so leben, dass ich nicht in der Masse untergehe.“

Die Christen in Korinth hatten aufgrund der Evangeliums-Predigt des Paulus zum christlichen Glauben gefunden. Doch sie blieben zu-gleich Teil ihrer Kultur, einer Lebensweise, wo einer den anderen mit spitzen Ellenbogen beharkte, weil das Licht der Sonne offensichtlich nicht für alle ausreichte, um wirkungsvoll den Schatten zu bekämpfen. Sie hatten Angst, in der Anonymität der Stadt aufzugehen und in der Bedeutungslosigkeit unterzugehen. So entstanden innerhalb der Gemeinde sehr bald Gruppierungen, die einander kritisch bis unversöhnlich gegenüber standen. Was lag auf dem Hintergrund des menschlichen Faktors im Allgemeinen und der Kultur der Korinther im Speziellen näher, als das „Geschenk des Glaubens“ aus der ursprünglichen Predigt des Paulus in ein „Spielfeld des Frommseins“ zu verwandeln.

Die neuen Spielregeln bedeuteten, dass jeder durch fromme Aktivitäten auf eigene Rechnung „Punkte sammelte“. Folgerichtig trat das „Copyright“ Gottes, die Autorschaft Gottes an den geistlichen Gaben in den Hintergrund, die je eigene „geistliche Größe“ aber massiv in den Vordergrund. Das geistliche Leben der Gemeinde wurde zu einer Leiter, auf der man zu höheren Stufen hinaufstrebte. Das galt besonders für Gruppen der Gemeinde, die während der Gottesdienste in Ekstase gerieten. Sie sahen ihre Gaben als höherwertig an als die der anderen Gemeindemitglieder. Doch Paulus wusste: „Wer dauernd geistliche Tore schießen muss, um Punkte zu sammeln, kann so manches Match gewinnen, bleibt aber am Ende allein und unerfüllt zurück.“ Aus der gewünschten Addition von Punkten auf dem "Spielfeld" wird eine Subtraktion, an deren Schluss unterm Strich immer die Zahl eins erscheint, einer allein, eine allein.

Wie lautet aber die Lösungsrichtung des Paulus? „Vertragt ihr euch noch oder habt ihr schon geerbt?“ So heißt volkstümlich die Testfrage an Geschwister mittleren Alters. Woran liegt es, dass die wohlmeinenden elterlichen Worte „bleibt einig“ häufig so ungehört verhallen? Es liegt an beidem, an der Begrenztheit des Erbes und an der Begrenztheit unserer Herzen. Die erbenden Geschwister müssen im Erbfall mit der Notwendigkeit des Teilens klarkommen. Was dem einen gerecht vorkommt, grenzt häufig für den anderen an eine Zumutung.

Paulus setzt vom Evangelium her 5 andere Positionsbeschreibungen dagegen:

1. Das Erbe ist unbegrenzt. Gottes Geistkraft ist eine unbegrenzte Kraftquelle, die immer neu aus der Ewigkeit in die Zeit hineinfließt und jedem Menschen offen steht, ohne in der Gefahr zu stehen, weniger zu werden und zu versiegen.

2. Die Aufteilung der Geistesgaben ist gerecht und gut. Da jeder Christ Gaben empfangen hat und alle Gaben der gleichen Quelle entstammen, gibt es keine Qualitätsunterschiede der Gaben im Sinne einer Über- oder Unterordnung.

3. Der herausgefahrene Ellenbogen gefährdet nicht nur den Attackierten, sondern auch den Angreifer; diesen in seinem geistlichen Leben sogar in größerem Masse. Der Preis des Ellenbogens ist geistliche Einsamkeit und innere Leere.

4. Ein dienender Umgang, der sich auf das Vorbild Jesu einlässt, ist die einzig angemessene Weise des Umgangs mit geistlichen Gaben.

5. Die natürliche Weise des menschlichen Herzens mit Gaben umzugehen, ist das Besitzdenken. Teilen führt dabei zur Minderung des Besitzes. Geistliche Gaben dagegen vermehren sich durch Teilen. Sie verringern sich dabei nicht, sondern multiplizieren sich sogar.

Was liegt bei uns an? Wie können wir heute etwas von dieser anderen Blickrichtung des Paulus lernen? Nehmen wir einmal an, Ihre (unsere) Kirchengemeinde bekommt „hohen Besuch“, richtig hohen Besuch. Welche Personen sollten unbedingt dabei sein, wenn dieser Besuch die Top-Leute der Gemeinde zum Gespräch bittet? An wen denken Sie zuerst? An wen vielleicht erst nach längerem Nachdenken? Hätten Sie auch eine Chance eingeladen zu werden? Ja, was ist das eigentlich für eine Person, die zu den Top-Leuten der Gemeinde gehört? Wodurch würde sie auffallen? Was würde sie niemals tun?

Nach einigem Nachdenken höre ich Ihren möglichen Einwand: Soll hier heute morgen in der Predigt ein Idealbild von Gemeinde entfaltet werden, das mit unseren Erfahrungen wenig zu tun hat, nach dem Motto „elf Freunde sollt ihr sein in eurer Kirchengemeinde“? Wie viele Predigten mit diesem Unterton haben wir schon gehört, wie oft wurde an unsere guten Manieren als Christenmenschen appelliert, doch wie wenig hat sich dadurch im Kern des Geschehens verändert.
Paulus schlägt uns heute nicht gute neue Vorsätze vor, sondern eine tiefe Veränderung unserer Blickrichtung. Seine Leitgedanken in unserem heutigen Predigtwort sind mit einem Kompass zu vergleichen, der auf den Nordpol, seinen Bezugspunkt, hinweist. Worauf ist der geistliche Kompass des Apostels gerichtet? Er weist zunächst vom Ich und Wir weg zum Du, zum großen Du Gottes. Hinsehen zu Gott, aufsehen zu Jesus, hinblicken zur Geistkraft bringt das "Ich" über sich selbst hinaus, zum Angesicht einer Quelle, die nie versiegt. Meine Gabe, mein Amt, meine Kraft? Das ist nicht sein Ansatz, sondern zuerst nach Gottes Gabe fragen, auf Gottes Amt schauen, aus Gottes Kraft leben. Wie der Mond, von der Sonne beleuchtet, Licht spendet, ohne selbst eine „Leuchte“ zu sein, so erscheint es nach Paulus als einzig angemessener Umgang mit geistlichen Gaben, nicht selbst eine "Leuchte" sein zu wollen (und zu müssen!), sondern beleuchtet das Licht Jesu zu reflektieren.

An zwei Punkten kann das für uns heute besonders aktuell werden. Es gibt unter uns den häufigen Satz: „Da brauche ich gar nicht erst anzufangen, das wird sowieso nichts!“ Und fast ebenso häufig: „Den (oder die) kannst du grad vergessen!“

- "Da brauche ich gar nicht erst anzufangen": Unsere Welt ist unübersichtlich und kompliziert geworden. Wer blickt noch richtig durch? Unsere Vorfahren brauchten zum Beispiel nicht viel, um der Kraft ihrer eigenen Singstimme zu vertrauen. Heute dagegen hören wir mit kritischen Ohren per Kopfhörer schwierigste Liedpassagen, die vielleicht tagelang im Studio eingespielt und bearbeitet wurden, bis sie so vollkommen klingen. Die vielen Schnitte hinter den Kulissen sieht man aber nicht. In allen Lebensbereichen sind wir von dieser Art von Perfektion umgeben. Nie gehörte deshalb so viel Mut dazu selbst etwas Neues anzufangen und eigene Schritte zu wagen. Wenn wir in unseren Gedanken diesem Beispiel noch etwas nachgehen, spüren wir die Entmutigung, die die selbsternannten "Superchristen von Korinth" bei den übrigen Gemeindemitgliedern auslösten, und wir bemerken die Ermutigung, um die es im Gegensatz dazu Paulus geht. Wir spüren hoffentlich auch, dass er nicht den Zeigefinger erhebt, sondern Kräfte freisetzen möchte, in der Nachfolge Jesu und im Vertrauen auf die ermutigende und stärkende Geistkraft Gottes etwas zu wagen.

- „Den (oder die) kannst du grad vergessen!“ Wo das Sonnenlicht nicht für alle reicht, um den Schatten wegzunehmen, wird oft brüsk und hart übereinander geurteilt, seltener ins Angesicht hinein, häufiger hinter dem Rücken. Auch mancher unter uns heute Morgen trägt da Verletzungen mit sich herum. Die Narben zu spüren möge uns vorsichtiger werden lassen, gleiches mit gleichem zu vergelten. Paulus selbst hätte dazu auch manche Möglichkeit gehabt. Er versuchte aber, solche Gelegenheiten nach Möglichkeit "zu verpassen". Warum? Weil er so edel war oder sein wollte? Nein. Nicht aus eigener Kraft hatte er sich vom "Spielfeld des Frommseins" verabschiedet, mit seinem unwiderstehlichen Sog des "geistlichen Punktesammelns".

Der gekreuzigte und auferstandene Jesus Christus hatte ihn da herausgeholt und ihm einen neuen Platz angeboten, einen Platz innerhalb des Wertesystems des Evangeliums. Nicht, weil Paulus so gut und edel war, legte er sein früheres Leben beherzt zur Seite, sondern weil er im Gegenüber zu Jesus schockartig begriff, dass das Wertesystem des Punktesammelns in Einsamkeit und innere Leere führt, vor Menschen und vor Gott. Nun arbeitete er mit denen zusammen, von denen er selbst zuvor gesagt hatte: "die kannst du vergessen" - und brachte das Evangelium mit großem Engagement zu solchen Menschen, vor denen ihn seine Eltern noch gewarnt hatten.

Vor diesem Hintergrund können wir uns nun noch einmal neu dem Feuerwerk an geistlichen Gaben zuwenden, das Paulus in diesen acht Versen vor unseren Augen aufleuchten lässt. Neun Gabenbereiche sind es, von der Gabe zum Heilen bis zur Gabe, an andere Einsichten in Gottes Weisheit weiterzugeben, von der Fähigkeit, eine besondere Sprache gegenüber Gott zu sprechen bis zur Fähigkeit, kritisch zu prüfen, ob etwas tatsächlich durch Gottes Geist bewirkt wird. Jetzt erst, nach einem langen Anlauf, haben wir den Punkt erreicht, uns an der Verschiedenartigkeit dieser Gaben erfreuen zu können. Jetzt
nämlich können wir sie von einem Standpunkt jenseits menschlicher Konkurrenzen wahrnehmen.

Sind die von Paulus genannten Gaben noch aktuell? Ist die hinter ihnen stehende Kraftquelle des Heiligen Geistes auch heute noch verfügbar? Es gehört zu unserer kirchlichen Situation, dass wir im Gottesdienst häufiger über Gott, den Schöpfer, und Jesus Christus, den Sohn, sprechen als über die göttliche Geistkraft. Lassen wir uns aber durch die Risiken und Nebenwirkungen nicht verwirren, die sich in der Gemeinde von Korinth oder im Lauf der Kirchengeschichte an anderen Orten gezeigt haben. Wären die "Zungen von Feuer" zu gefährlich für die Hand der Christinnen und Christen, hätte Paulus hier in 1. Korinther 12 nicht klar und eindeutig ihr Loblied gesungen. Missbrauch schützt uns nicht davor miteinander über
einen guten Gebrauch nachzudenken. Bei bestimmungsgemäßem Gebrauch sind die "Gaben des Heiligen Geistes" aus Gottes Sicht keine Sorgenquelle, sondern eine Freudenquelle.

Gehen wir noch einmal zu den ersten Sätzen unseres Predigtwortes zurück. 4 Es sind verschiedene Gaben; aber es ist "ein" Geist. 5 Und es sind verschiedene Ämter; aber es ist "ein" Herr. 6 Und es sind verschiedene Kräfte; aber es ist "ein" Gott, der da wirkt alles in allen. Martin Luthers Übersetzung ist sehr treffend. Doch hat sich unser Sprachgebrauch von dem Seinen an einer entscheidenden Stelle stark wegbewegt. In Lied 288 unseres Gesangbuchs singen wir in der 5. Strophe: "Gott loben, das ist unser Amt". Wir meinen damit eine Aufgabe für alle Christen, nicht nur für einige wenige. Das entspricht genau dem Sprachgebrauch Martin Luthers im Blick auf das Wort "Amt". Luther sah jede Christin und jeden Christen mit einem Amt ausgestattet, z. B. im Blick auf die Familie, am Arbeitsplatz, in der Gemeinde. Wenn wir heute demgegenüber in unserer Sprech- und Denkweise Begriffe wie "amtlich" oder "von Amts wegen" verwenden, geht es dabei um exklusive Aufgabenfelder von Personen, die gegenüber dem Staat (oder der Kirche) in einem besonderen Treue- und Sorgfaltsverhältnis stehen. Paulus spricht hier aber eindeutig nicht von "Amtsinhabern mit Amtsbonus", sondern von einer jeden Person, die in einem Arbeitsfeld der Gemeinde mit ihren Gaben in kreativer Weise tätig ist, ehren- wie hauptamtlich. Die Gaben des Heiligen Geistes an uns selbst und anderen zu entdecken soll uns also Spaß machen. Sie sind nichts für triste Amtsstuben, sondern für ein lebendiges Christsein, dessen Qualität „von oben kommt“.

Es ist der Ruf Jesu, der uns ermutigt, unsere Gaben zu entdecken und zu erproben. Es ist seine Geistkraft, die uns befähigt, sie einzusetzen. Sie führt uns zur Freiheit, etwas zu wagen. Wenn sie uns anrührt, erleben wir unsere Hände als reich gefüllt, sind wir „hochbegabt durch Gottes Geist“. Wir dürfen auf unserem Weg fest darauf vertrauen, dass Gottes Kraft nicht kleiner wird, sondern größer, wenn wir uns auf unsere geistlichen Gaben besinnen, sie mit Freude praktizieren und miteinander teilen. Er möge uns den Mut schenken, zu leben, was wir glauben. Amen.

Verfasser: Stefan Hucke, Lutherstraße 3, 64850 Schaafheim

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