Wochenspruch: Es soll nicht durch Heer oder Kraft geschehen, sondern durch meinen Geist, spricht der Herr Zebaoth. (Sacharja 4,6)
Psalm: 118,24-29
Reihe I: Matthäus 16,13-19
Reihe II: Johannes 20,19-23
Reihe III: 1. Korinther 12,4-11
Reihe IV: 4. Mose 11,11-12.14-17.24-25(26-30)
Reihe V: Johannes 4,19-26
Reihe VI: Epheser 4,(1-6)11-15(16)
Eingangslied: EG 501, 1-4 Wie lieblich ist der Maien
Wochenlied: EG 136, 1-4+7 O komm, du Geist der Wahrheit
Predigtlied: EG 557, 1-3 Ein Licht geht uns auf
Schlusslied: EG 171, 1-4 Bewahre uns Gott
4 Es sind verschiedene Gaben; aber es ist ein Geist.
5 Und es sind verschiedene Ämter; aber es ist ein Herr.
6 Und es sind verschiedene Kräfte; aber es ist ein Gott, der da wirkt alles in allen.
7 Durch einen jeden offenbart sich der Geist zum Nutzen aller.
8 Dem einen wird durch den Geist ein Wort der Weisheit gegeben; dem andern ein Wort der Erkenntnis durch denselben Geist;
9 einem andern Glaube, in demselben Geist; einem andern die Gabe, gesund zu machen, in dem einen Geist;
10 einem andern die Kraft, Wunder zu tun; einem andern prophetische Rede; einem andern die Gabe, die Geister zu unterscheiden; einem andern mancherlei Zungenrede; einem andern die Gabe, sie auszulegen.
11 Dies alles aber wirkt derselbe eine Geist, der einem jeden das Seine zuteilt, wie er will.
Pfingsten – viele wissen heute mit diesem christlichen Fest nicht allzu viel anzufangen.
Weihnachten und Ostern, da gibt es was zum Anfassen, die Geschenke und die Plätzchen, die Christbaumkugeln, die Ostereier und die Schokoladenhasen, naja und ein bisschen Krippe und Kreuz darf es eventuell auch noch sein.
Aber was verbindet uns mit Pfingsten, was feiern wir an diesen beiden Tagen?
Es ist wichtig, deutlich zu sagen, worum es bei diesem Fest geht. Es geht um die Begeisterung. Eine Begeisterung, die Menschen verändert hat und immer noch verändern kann, wenn wir uns diesem Geist, dem Geist Gottes öffnen.
Deshalb schlage ich als Lesung vor: Apostelgeschichte 2, 1-13
Diese Predigt stelle ich unter das Thema: Begeisterung – was begeistert mich?
In diesem Sinn „Frohe Pfingsten“.
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft, die der Heilige Geist schafft, sei mit uns allen.
AMEN
Liebe Gemeinde,
Begeisterung ist das Motto des Festes, das wir heute feiern und gestern schon gefeiert haben. Pfingsten.
Obwohl - viele Menschen wissen heutzutage mit diesem Fest nichts mehr anzufangen, freuen sich aber dennoch über die beiden Feiertage. Ich denke, wir alle wissen, worum es geht.
… und Pfingsten wird ja auch als Geburtstag der Kirche bezeichnet.
Gott hat seinen Heiligen Geist zunächst den Jüngern damals in Jerusalem gegeben.
Geist der Veränderung und des Neuanfangs. Geist, der begeistert.
Wie ein frischer Wind kam der Geist über die Jünger. Wir haben es in der Lesung gehört.
Beim ersten Pfingstfest, damals in Jerusalem, wurde schon gefeiert, nämlich das jüdische Fest Schawuot, 50 Tage nach dem Passafest.
Das ist nicht nur ein Erntefest, sondern auch die Gesetzgebung am Sinai wird gefeiert. Es gehört zu den jüdischen Hauptfesten.
Kein Wunder also, dass ganz schön was los war in Jerusalem, damals.
Die ganze Stadt war auf den Beinen: Die Alteingesessenen, und auch die Zugezogenen. Lukas schreibt das in der Apostelgeschichte so schön, wo die gebürtig alle herkamen:
Parther und Meder und Elamiter, Leute aus Mesopotamien und Judäa, Kappadozien, Pontus und der Provinz Asien,
Phrygien und Pamphylien, Ägypten und aus der Gegend von Kyrene in Libyen.
Die Jünger und Jüngerinnen waren auch in der Stadt. Sie hatten sich in einem Haus versammelt. Und mit ihnen noch einige andere Leute aus Jerusalem. Ob ihnen nicht nach Feiern zumute war?
Jesus, der Auferstandenen hatte ihnen bei seiner Himmelfahrt zwar den Heiligen Geist versprochen. Er sollte sozusagen Jesu Abschiedsgeschenk an seine Jünger sein.
„Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen undwerdet meine Zeugen sein!“ so hatte er gesagt.
Aber dann waren die Jünger allein mit ihren Erinnerungen an die Zeit mit Jesus.
Mit den Erinnerungen an seine Worte – an seine Taten.
Sie waren auch allein mit ihren Ängsten, mit ihren Zweifeln und ihrer Mutlosigkeit. Von Begeisterung keine Spur.
Bis – ja, bis zum Pfingsttag, damals in Jerusalem.
Der Heilige Geist ergreift Besitz von den Jüngern.
Die haben genau zwei Möglichkeiten:
Zum einen: Sie bleiben, wo sie sind. Sie bleiben, wie sie sind. Sie diskutieren über das, was sich da gerade abgespielt hat, fragen sich: „Was war das denn jetzt?“ schieben es aber dann beiseite und alles bleibt beim Alten.
Die zweite Möglichkeit: Sie gehen raus. Sie lassen zu, was da geschieht mit ihnen. Sie lassen Veränderung zu. Sie geben sich der Begeisterung, die da von ihnen Besitz ergriffen hat, mit Haut und Haaren hin.
Eigentlich, denke ich, hatten sie gar keine Wahl. Schließlich waren sie erfüllt vom Heiligen Geist. So richtig begeistert. Da geschah etwas, dem konnten sie sich nicht widersetzen.
Schlagartig hat sich alles verändert. Aus den ängstlichen Jüngern werden mutige Zeugen ihres Herrn.
Das ist das Wirken des Heiligen Geistes.
Jetzt beginnen die Jünger ohne Zögern, ihren Auftrag auszuführen:
„Ihr werdet meine Zeugen sein!“ Sie gehen raus unter die Leute. Sie reden, erzählen, predigen, was sie erlebt, gehört, gesehen haben mit Jesus.
Gottes Geist ist wie ein Sturm, der Menschen, die eben noch voller Sorge und Angst um ihr eigenes Leben waren, in Bewegung setzt. Gottes Geist ist wie ein Sturm, der treibt und wachrüttelt, der Verhältnisse ändert, der begeistert.
… und nur wer begeistert ist, kann andere begeistern.
Und dann ist der Heilige Geist so was wie der Übersetzer. Er übersetzt die Botschaft des Wortes Gottes in das Leben, in die Zustände und Umstände des Hörenden hinein. So, und nur so, kann das Wort Gottes Menschen erreichen, so kann Gott durch seinen Geist die Menschen begeistern.
Natürlich sind da auch die Kritiker, die sich müde lächelnd abwenden mit den Worten: „Die sind doch alle besoffen“.
Diese Leute gab es zu allen Zeiten, die gibt es immer.
Das ist nun schon recht lange her und es ist doch schön, das immer mal wieder zu betrachten, an Pfingsten. Und am Dienstag, also schon morgen, ist dann womöglich alles wieder beim Alten.
Aber uns stellt sich doch die Frage, und das nicht nur zu Pfingsten: Was ist der Heilige Geist für uns hier und heute?
Lassen wir uns begeistern, so wie die Jünger damals?
Paulus erklärt in seinem Brief an die Korinther, wie das mit dem Heiligen Geist ist. Nicht etwa, wie wir ihn uns vorzustellen haben, sondern was er tut, wie er sich auswirkt.
Hört Worte aus 1. Korinther 12, die Verse 4-11, das ist der Predigttext für den heutigen Pfingstmontag:
(Predigttext)
So ist das also mit dem Geist Gottes, er begeistert nicht nur, sondern er begabt auch.
Nun zählt der Paulus hier Gaben, Geistesgaben auf, die uns heute doch eher fremd sind. Wunder und Zungenrede, das war damals in der Gemeinde üblich.
Das hat sich gewandelt, aber die Gaben sind da, Gaben, die der Heilige Geist gibt und zur Wirkung kommen lässt zum Nutzen aller, wie Paulus es ausdrückt.
Und was, wenn es denn nun zu uns kommt, das Brausen vom Himmel, wenn uns bewusst wird, das kann ich, das sollte ich jetzt tun, das wäre dran. Was dann? Wie würden wir damit umgehen, wenn sich plötzlich Gaben zeigen und dadurch neue Ideen womöglich Veränderungen ankündigen?
Würden wir diese Begeisterung zulassen, sie reinlassen und dann auch rauslassen, oder würden wir uns lieber zurückziehen, hinter Traditionen und Gewohnheiten, oder gar hinter unsere eigene Bequemlichkeit, und warten bis sich alles wieder gelegt hat?
Schließlich darf man nicht den Boden unter den Füßen verlieren vor lauter frischem Ideenwind.
Aber, die Kraft des Heiligen Geistes ist stärker als Bedenken und Ängste. So haben es auch die Jünger damals erfahren.
Ja, die Gaben sind da, liebe Gemeinde. So lesen wir es bei Paulus. Dass sie auch wirksam werden, das schafft der Heilige Geist.
Ganz unterschiedlich sind die Gaben und Begabungen, die der Heilige Geist gibt. Und daraus resultieren auch die verschiedenen Aufgaben in der Gemeinde.
Keiner ist da, der ohne Gabe und somit auch ohne Aufgabe wäre.
Auch wir haben Gaben und Aufgaben von Gott bekommen:
Einer ist begabt zum Reden.
Einer kann gut singen.
Wieder einer kann geduldig zuhören.
Ein weiterer kann gut organisieren.
Treue im Gebet und in der Fürbitte sind auch ganz wichtige Gaben und Aufgaben.
Nicht zu vergessen den, der seine handwerklichen Fähigkeiten einsetzt.
Ganz unterschiedlich sind die Gaben und Aufgaben – aber alle sind gleich viel wert.
Keiner kann für sich allein etwas bewirken. Die Vielfalt ist wichtig, wo einer den anderen unterstützt, wo man sich gegenseitig ergänzt.
Sollten wir uns da nicht freuen über diesen Reichtum an Gaben, die durch den Heiligen Geist wirksam werden?!
Es ist der Heilige Geist, der uns Menschen die Augen, die Ohren und das Herz öffnet für die Liebe Gottes, die in Jesus Christus sichtbar und greifbar geworden ist.
Wo Menschen den Heiligen Geist empfangen, da schließt er sie zu einer Gemeinde zusammen. Das bedeutet, dass einer für den anderen da ist. Das heißt, sich gegenseitig ergänzen, miteinander, füreinander da sein.
Aber sind wir doch mal ehrlich. Auch, wenn wir sagen, dass alle Gaben und Aufgaben gleich viel wert sind: Wir sind doch alle versucht, uns mit anderen zu vergleichen. Neid schleicht sich ein.
Missgünstig besehen wir die Gaben der anderen und kommen uns dabei dann vielleicht sogar gering, ja unnütz vor.
Aber – bei Gott braucht keiner Minderwertigkeitskomplexe zu haben. Da ist der, der die Kirche für den Gottesdienst vorbereitet, genauso geachtet, wie der oder die, die den Gottesdienst dann schließlich hält. Keiner sollte seine Tätigkeit in der Gemeinde unterschätzen. Es sollte sich aber auch keiner über andere erheben und von sich selbst denken, wichtiger, besser, qualifizierter zu sein als die anderen.
Gewähren wir Neid, Missgunst und Überheblichkeit Einlass in unser Leben und Einlass in unsere Gemeinde, dann hemmen wir das Wirken des Heiligen Geistes. Dadurch stehen wir einem lebendigen, aktiven Gemeindeleben im Weg.
Etwas ganz Wichtiges müssen wir heute bei der Gabenvielfalt noch draufpacken. Etwas, wovon Paulus zu seiner Zeit noch gar keine Ahnung hatte. Denn das gab es noch nicht. Ich meine den Umgang mit der modernen Technik.
Denken wir an 2020. Plötzlich war Corona da, war ganz nahegekommen. Wir mussten den Lockdown auf vielen Gebieten hinnehmen und auch die Gemeinde, das Gemeindeleben wurde davon nicht ausgenommen.
Mit Hilfe der modernen Technik war es möglich Videoandachten nach Hause zu bringen. Am eigenen PC konnten diese Gottesdienste geschaut werden. Viele Ideen waren da, wurden realisiert. So war, wenn auch mit Abstand, Gemeinde möglich.
Ist das nicht auch das Werk des Heiligen Geistes, wo Menschen begeistert werden, das zu tun, was dran ist?
Vielleicht kriegen wir ja gezeigt, dass es an der Zeit ist, Traditionen zu überdenken, Gewohntes zu hinterfragen, neue Wege zu wagen, im eigenen Leben, wie in der Gemeinde.
Menschen ändern sich, Umstände ändern sich, da muss man immer wieder neu gucken, was dran ist, sei es in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, genauso wie in der Arbeit mit Senioren. In anderen Bereichen natürlich auch.
Lassen wir zu, dass Gottes Geist uns begeistert und wagen, was wir dadurch als richtig und wichtig erkennen.
Das ist nun nicht der Weingeist oder der Teamgeist, auch nicht der Zeitgeist oder der gar der Klosterfrau Melissengeist mit gemeint.
Das ist Gott selbst, der uns begeistert mit seinem Heiligen Geist.
Jetzt bitte ich sie einmal, kurz in sich zu gehen und eine Frage zu bedenken. Und zwar die Frage , wann sie das zuletzt so empfunden habe, diese Begeisterung von Gott her. Keine Angst – ich frage nicht ab.
Kurze Pause
Da begeistert mich eine Idee, so könnte man’s machen, so könnte es gut werden - eine neues Format einer Veranstaltung in einer Kirchengemeinde z.B. - da würden viele kommen, auch begeistert sein. Auf der Suche nach Mitstreitern erzähle ich begeistert davon und was geschieht?
Bedenken, jede Menge Wenn und Aber.
Haben Sie so oder ähnlich vielleicht auch schon erlebt.
Ich glaube aber, wenn Gott jenes Brausen vom Himmel schickt, seinen Heiligen Geist, der begeistert, können wir getrost und voller Vertrauen auch Wagnisse eingehen, wir sehen das bei den Jüngern.
Nehmen wir doch das Pfingstfest zum Anlass, dass wir uns ganz neu begeistern lassen vom Geistes Gottes, dass wir ihn aufnehmen und wirken lassen, auch seine verändernde Wirkung zulassen; für uns als einzelne, aber auch für uns als Gemeinde.
Ich wünsche Ihnen am Ende meiner Predigt, dass sie sagen, ja, du, Gott, begeisterst mich! Nehmen Sie diese Begeisterung mit in den Alltag. … und wer begeistert ist, kann andere begeistern.
So ist es – so soll es sein
AMEN
Und dazu wird Gott uns seinen Frieden schenken,
den Frieden, der all unser Verstehen,
all unsere Vernunft übersteigt,
der unsere Herzen und Gedanken im Glauben an Jesus Christus bewahrt.
AMEN
Verfasserin: Prädikantin Ute Arnold, Auf der Lück 2, 35745 Herborn
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