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Die Kirche des Geistes

von Hans-Ulrich Deußen (55270 Schwabenheim)

Predigtdatum : 12.06.2000
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Pfingstsonntag
Textstelle : Epheser 4,11-15.(16)
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Wochenspruch:

Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der Herr Zebaoth. (Sacharja 4,6)

Psalm: 100 (EG 740)

Lesungen

Altes Testament:
1. Mose 11,1-9
Epistel:
1. Korinther 12,4-11
Evangelium:
Matthäus 16,13-19

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 130
O Heilger Geist, kehr bei uns ein
Wochenlied:
EG 125
oder EG 129
Komm, Heiliger Geist, Herre Gott
Freut euch, ihr Christen alle
Predigtlied:
EG 267
Herr, du hast darum gebetet
Schlusslied:
EG 132
Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen

11 Christus hat einige als Apostel eingesetzt, einige als Propheten, einige als Evangelisten, einige als Hirten und Lehrer, 12 damit die Heiligen zugerüstet werden zum Werk des Dienstes. Dadurch soll der Leib Christi erbaut werden, 13 bis wir alle hingelangen zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zum vollendeten Mann, zum vollen Maß der Fülle Christi, 14 damit wir nicht mehr unmündig seien und uns von jedem Wind einer Lehre bewegen und umhertreiben lassen durch trügerisches Spiel der Menschen, mit dem sie uns arglistig verführen. 15 Lasst uns aber wahrhaftig sein in der Liebe und wachsen in allen Stücken zu dem hin, der das Haupt ist, Christus, [16 von dem aus der ganze Leib zusammengefügt ist und ein Glied am andern hängt durch alle Gelenke, wodurch jedes Glied das andere unterstützt nach dem Maß seiner Kraft und macht, dass der Leib wächst und sich selbst aufbaut in der Liebe.]

Liebe Gemeinde,
Pfingsten - die Geburtsstunde der Kirche. Damals – vor fast 2000 Jahren – wurden die Jünger Jesu mit dem Heiligen Geist ausgestattet. Die erste Folge davon war, dass Menschen unterschiedlicher Sprache die Predigt des Petrus verstanden.
Jetzt – nach fast 2000 Jahren – reden manche Menschen von der Kirche, als ob sie ein alter Greis geworden sei, der sich allmählich aufs Sterben vorbereitet. Hohe Austrittszahlen, nachlassender Einfluss auf die Gesellschaft und auf den einzelnen scheinen solchen Kassandrarufen Recht zu geben.
Da ist es mehr als verständlich, wenn sich Pfarrer und Gemeindeglieder Gedanken machen, wie diesem Trend Einhalt zu gebieten sei. Gemeindeaufbau-Konzepte werden entwickelt. Manche meinen, durch technisches Know-How sterbenden Gemeinde wieder auf die Beine helfen zu können. Viel Phantasie ist freigesetzt worden. Auch manche merkwürdigen Konzepte wurden angegangen.
Da tut es gut, immer wieder die Heilige Schrift zu befragen, wie dort Gemeindeaufbau verstanden wird. Der Predigttext sagt dazu Entscheidendes: Er macht deutlich, dass es Jesus Christus ist, der Gemeinde baut. Wie, das wird uns in vier Punkten deutlich gemacht.
Gott schenkt Menschen
Kirche wird durch Menschen gebaut. Unser Predigttext macht allerdings deutlich, dass sich Menschen nicht nach eigener Willkür und Laune in der Kirche engagieren, sondern dass sie von Jesus eingesetzt sind. In erster Linie trifft das auf die Apostel zu. Sie sind es, die Mission trieben, Gemeinden gründeten, erste Christen tauften. Aber vor allem: Sie haben schriftlich festgehalten, was sie gesehen und gehört haben. Sie sind authentische Zeugen. Auf dem Bericht dieser Menschen beruhen die Aussagen des Neuen Testaments.
Wenn wir uns deshalb auf die Bibel berufen – und nur auf sie – dann tun wir dies mit gutem Recht. In ihr kommen Menschen zu Wort, die Jesus selbst mit Autorität ausgerüstet hat. Gott hat seiner Kirche Menschen gegeben, die zuverlässig sein Wort festgehalten haben und denen wir aus guten Gründen Glauben schenken können. “Unser Glaube soll einen Grund haben, der Gottes Wort sei, und nicht Sand noch Moos, Menschen Wahn oder Werk”, hat Martin Luther dazu gesagt.
Gehen wir einen Schritt weiter: Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrer werden genannt. Das sind wieder Menschen, denen ein Amt gegeben wurde. Große Namen aus der Kirchengeschichte fallen uns dazu ein: Augustinus, Martin Luther, Philipp Jakob Spener, Adolf Schlatter oder auch Karl Barth. Gott schenkt seiner Kirche Menschen, die sein Wort werbend und überzeugend sagen. “Menschen müssen’s Menschen sagen, dass Gott alle liebt...”. So baut Gott Gemeinde.
Aber denken wir auch an unser eigenes Leben. Waren es nicht vor allem Menschen, die uns den Weg zum Glauben zeigten, indem sie uns geduldig zuhörten, das richtige Wort zur rechten Zeit fanden, deutende Situationsklärung gaben? Für den Schreiber dieser Predigt waren es Menschen der Jungen Gemeinde, die ihn wieder dazu brachten, seinen Glauben auch zu leben (Vielleicht gibt es ähnliche Beispiele aus Ihrem Leben). Aus solcher Hilfe von Menschen sind Schritte zum Glauben geworden.
Gott schenkt Ziele
Gemeindeaufbau geht auf ein Ziel zu. “Einheit des Glaubens und Erkenntnis des Sohnes Gottes” nennt es der Predigttext. Wie sieht dagegen unsere kirchliche Wirklichkeit aus! Es begegnen uns die verschiedensten Strömungen mit ihren eigenen Formen und Schwerpunkten, die sich gegenseitig von einander abgrenzen. Da grenzen sich pietistische Kreise von denen ab, die ihren Glauben eher in einer emotionalen charismatischen Umgebung verwirklichen und beide wenden sich gegen die, die meinen ihren Glauben nur in diakonischer Arbeit verwirklichen zu können. Wie gut wäre es, wenn wir im Glauben miteinander zum gemeinsamen Bekenntnis finden und uns so als eine Gemeinde verstehen könnten, deren Glieder einander ergänzen! Wie belastend aber ist es, wenn einzelne Richtungen nur ihren Weg sehen!
Unüberhörbar ruft Jesus zur Einheit. Er bittet Gott darum, dass sie – nämlich seine Nachfolger – “alle eins seien” (Joh. 17,21).
Wenn wir Christen uns um Einheit mühen, leisten wir uns keinen Luxus. Die Gespaltenheit der Kirche Jesu ist vor der Welt nicht nur ein Ärgernis, sie ruft auch Unverständnis hervor.
Was aber ist Einheit? Einheit ist nicht Gleichmacherei. Nach unserem Text hat Einheit eine gemeinsame Mitte: Jesus Christus.
In Philadelphia predigte einmal der Methodist Whitefield. Mitten in der Predigt richtete er seinen Blick zum Himmel und rief mit lauter Stimme: “Vater Abraham, wen hast du im Himmel? Hast du Glieder der Episkopalkirche dort?” Er ließ Abraham antworten: “Nein!” - “Sind Presbyterianer dort?” - “Nein!” - “Sind Lutheraner dort?” - “Nein!” - “Baptisten?” - “Nein!” - “Methodisten?” - “Nein!” - “Ja, welche Leute sind denn im Himmel?” - “Wir wissen nichts von Parteinamen. Bei uns sind nur Kinder Gottes!” – “Wenn dies der Fall ist”, rief Whitefield seinen Zuhörern zu, “dann lasst uns alle Parteinamen vergessen und bestrebt sein, einander zu lieben und als Kinder Gottes vor ihm zu wandeln und ihm zu dienen.”
Gott verhindert Irrwege
Pastor Wilhelm Busch hat einmal ein Beispiel für unseren Weg zur Mitte, zu Jesus Christus hin erzählt. Da stehen wir auf einem Bahnhof. Zwei Züge stehen auf den Gleisen. Die eine Strecke führt geradewegs auf unser Ziel zu. Steigen wir allerdings in den falschen Zug, scheint dieser zunächst die gleiche Richtung einzuschlagen. Aber nach einiger Zeit entfernen sich die Gleise voneinander. Das falsche Gleis macht einen Bogen und entfernt sich immer weiter vom Ziel.
Gott hat Apostel und Lehrer gegeben, damit wir nicht in den falschen Zug einsteigen.
Paulus hat uns das ebenfalls in Bildern beschrieben. Das ist nicht nur der Atheismus, der vom Glauben wegbringt, sondern es ist ebenfalls Lehre. Aber es ist nicht die apostolische Lehre, sondern Lehre, die sich auf Menschen gründet. Sie macht viel Wind, so dass man ihn zuweilen mit dem Wehen des Heiligen Geistes verwechseln kann. Die Besinnung auf den “Grund der Apostel und Propheten” (Epheser 3,20) bewahrt uns davor, dass wir uns in Ecken und Winkeln wiederfinden, in die uns der Wind menschlicher Lehre treiben will.
Gott schenkt gesunden Organismus
Paulus beendet seinen Gedankengang mit einem großartigen Bild. Er zeigt uns einen lebendigen Körper, der aus vielen einzelnen Gliedern mit verschiedenen Funktionen besteht. Was wir mit der linken Hand nicht schaffen, übernimmt die rechte. Manchmal sind auch beide Hände nötig, um eine Arbeit zu vollenden. Gesteuert und abgestimmt wird das ganze vom Zentrum, dem Kopf. Der sorgt auch dafür, dass kranke und schwache Glieder unterstützt werden.
Zu einem solchen Körper soll christliche Gemeinde werden. Jeder Einzelne und jede Gruppe stehen in Beziehung zum Ganzen. Das funktioniert jedoch nur, wenn für alle Christus der Kopf ist.
Christus baut Gemeinde, indem er bei aller Arbeitsteilung eine gemeinsame Blickrichtung schenkt. Wo das geschieht, entsteht lebendige Gemeinde. Amen.

Verfasser: Prädikant Hans-Ulrich Deußen, Raiffeisenstr. 5, 55270 Schwabenheim

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