Die Kirche des Geistes
von Margarete Sommer (29410 Salzwedel)
Predigtdatum
:
08.06.2003
Lesereihe
:
ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr
:
Exaudi
Textstelle
:
Johannes 14,23-27
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Wochenspruch:
Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der Herr Zebaoth. (Sacharja 4,6)
Psalm: 118,24-29 (EG 747)
Lesungen
Altes Testament:
4. Mose 11,11-12.14-17.24-25
Epistel:
Apostelgeschichte 2,1-18
Evangelium:
Johannes 14,23-27
Liedvorschläge
Eingangslied:
EG 166,1-4
Tut mir auf die schöne Pforte
Wochenlied:
EG 125
oder EG 136,1-4+7
Komm, Heiliger Geist, Herre Gott
O komm, du Geist der Wahrheit
Predigtlied:
EG 130
O Heilger Geist, kehr bei uns ein
Schlusslied:
EG 168,4-6
Wenn wir jetzt weitergehen
23 Jesus sprach zu seinen Jüngern: Wer mich liebt, der wird mein Wort halten; und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen. 24 Wer aber mich nicht liebt, der hält meine Worte nicht. Und das Wort, das ihr hört, ist nicht mein Wort, sondern das des Vaters, der mich gesandt hat.
25 Das habe ich zu euch geredet, solange ich bei euch gewesen bin.
26 Aber der Tröster, der Heilige Geist, den mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.
27 Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.
Liebe Gemeinde!
Zu Pfingsten in Jerusalem da ist etwas geschehn.
Die Jünger reden ohne Angst und jeder kann’s verstehn.
Während die alte Epistel, die wir hörten, von dem ersten einmaligen Pfingstereignis spricht, ist im heutigen Predigttext aus dem Johannes-Evangelium von dem gegenwärtigen, von dem bleibenden Pfingsten die Rede, wie es der Gemeinde zu allen Zeiten widerfahren kann (So der Theologe Dietrich Bonhoeffer).
Lesung des Predigttextes (Vorschlag: Einheitsübersetzung oder Zürcher Bibel )
Liebe Gemeinde, Pfingsten wird es bei denen, die Jesus Christus lieben und sein Wort halten. Bei denen wird der Herr Wohnung nehmen. Und da, wo Gottes guter Geist Quartier hat, da ist Pfingsten.
„Ich bin, Herr, zu dir gekommen, komme du nun auch zu mir.
Wo du Wohnung hast genommen, da ist lauter Himmel hier.
Zieh in meinem Herzen ein, lass es deinen Tempel sein.“
Diese Bitte haben wir zu Beginn gesungen (EG 166,2).
Nun ist Ihnen sicher aufgefallen, dass der gehörte Abschnitt aus dem Johannesevangelium nicht sehr pfingstlich klingt, nicht begeistert und begeisternd, sondern ernst, ja traurig.
Diese Sätze sagte Jesus seinen Freunden zum Abschied. Er fährt dann sinngemäß fort: Ich hatte es schon gesagt, ich verlasse euch für einige Zeit, ich werde nicht mehr viel reden, denn der Herrscher dieser Welt ist schon unterwegs.... Und bald darauf folgt seine Gefangennahme.
Aber wir gehen doch nicht auf Karfreitag zu, wir haben Ostern und Himmelfahrt hinter uns und feiern Pfingsten - mögen Sie einwenden. Das stimmt natürlich. Mit diesen Worten aber hat Jesus seine Jüngerschar schon vorbereiten wollen auf das, was auf sie zukommt, wenn er dann nicht mehr da ist - nach Karfreitag, nach Ostern und Himmelfahrt. Er verspricht: Ich werde euch nicht allein, nicht verwaist zurücklassen wenn ich zum Vater gehe. Er eröffnet die gute Aussicht: Der Vater wird euch in meinem Namen einen Anwalt, einen Fürsprecher, einen Beistand zum Trost schicken. Dieser Tröster, der Heilige Geist, ist mein Stellvertreter; durch ihn bleiben wir miteinander verbunden. Er wird euch alles lehren, er wird euch ins Gedächtnis rufen, was ich euch gesagt habe. Er wird euch erinnern und helfen, es zu verstehen.
Zunächst verstanden die Jünger freilich gar nichts. Das zeigen ihre Fragen und Einwände im Abschnitt zuvor. Petrus: „Warum kann ich dir nicht dorthin folgen, wo du hingehst?“ Thomas: „Wir kennen dein Ziel nicht, wie sollen wir den Weg wissen?“ Philippus: „Zeig uns doch den Vater!“ Judas: „Warum zeigst du dich nur uns und nicht der Welt?“ Begriffen haben sie erst Pfingsten, als sie vom Heiligen Geist ergriffen wurden. Da fiel es ihnen ein, sie wurden erinnert. Nachdem Jesus nicht mehr greifbar für sie da war, ging es der Jüngergemeinde damals so wie es auch unserer Gemeinde heute geht. Wir können unseren Herrn nicht vorweisen. Aber uns fällt doch immer wieder ein, was er gesagt und verheißen hat, wir werden daran erinnert.
Lassen wir uns erinnern! „Ich will bei euch wohnen“, sagt Gott schon im Alten Testament (3. Mose 26,11). - Lassen wir ihn doch einziehen, indem wir seinem Wort einen guten Platz einräumen! Beachten und halten wir seine Gebote. Das Johannesevangelium spricht oft von den Geboten, nennt jedoch konkret immer nur eines, das Liebesgebot. „Das ist mein Gebot, dass ihr euch untereinander liebt, gleichwie ich euch liebe“, sagt Jesus. Was er darunter versteht, demonstriert er selbst, indem er seinen Jüngern die Füße wäscht, und dann erklärt er: „Ein Beispiel habe ich euch gegeben, dass ihr tut, wie ich euch getan habe“.
Liebe erweist sich demnach in der Bereitschaft, dem anderen zu dienen, nicht zu fragen: Wieso gerade ich?, sondern: Wer denn sonst?; nicht mehr: Was wird aus mir?, sondern: Was wird aus dem anderen?
Ein neueres Lied beschreibt das so:
„Wo Menschen sich verschenken, die Liebe bedenken,
und neu beginnen, ganz neu,
da berühren sich Himmel und Erde,
dass Friede werde unter uns,
da berühren sich Himmel und Erde,
dass Friede werde...“
Das ist ein anderer Friede als der Friede, den die Welt gibt. Das ist der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft. Friede nicht nur aus dem Verstand heraus, sondern Friede aus dem Herzen - und für das Herz. Da braucht das Herz nicht zu erschrecken. Da hat Gott Wohnung genommen.
Zu Pfingsten in Jerusalem da war etwas geschehn.
Die Jünger reden ohne Angst und jeder kann’s verstehn.
Zu jeder Zeit in jedem Land kann plötzlich was geschehn.
Die Menschen hören, was Gott will, und können sich verstehn.
Bei einer Olympiade der Behinderten in den USA spielte sich einmal im 400-m-Endlauf in der Zielgeraden ein bewegendes Ereignis ab. Manche Zuschauer konnten kaum hinsehen, als die Läufer, jeder mit einem anderen Handicap, die Bahn durcheilten. Dann passierte es: Der führende Läufer stürzte. Aber der zweite rannte nicht vorbei, um sich den Sieg zu sichern, er stoppte, er half dem Gefallenen und zu zweit humpelten sie weiter. Auch die restlichen sechs liefen jetzt auf die beiden zu, griffen sich gegenseitig unter die Arme und so liefen und schleppten sie sich gemeinsam ins Ziel, den Gestürzten in der Mitte.
Ich denke, da berührten sich Himmel und Erde, da war der gute Geist Gottes am Wirken. Bitten wir für uns: O heilger Geist, kehr bei uns ein und lass uns deine Wohnung sein. Amen.
Verfasserin: Pfrn. Margarete Sommer, Kl. Predigerstr. 7, 29410 Salzwedel
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