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Die Kirche des Geistes

von Paul-Ulrich Lenz (63679 Schotten-Einartshausen)

Predigtdatum : 09.06.2003
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Pfingstsonntag
Textstelle : Matthäus 16,13-19
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Wochenspruch:

Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der Herr Zebaoth. (Sacharja 4,6)

Psalm: 100 (EG 740)

Lesungen

Altes Testament:
1. Mose 11,1-9
Epistel:
1. Korinther 12,4-11
Evangelium:
Matthäus 16,13-19

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 133
Zieh ein zu deinen Toren
Wochenlied:
EG 125
oder EG 129
Komm, Heiliger Geist, Herre Gott
Freut euch, ihr Christen alle
Predigtlied:
EG 124
Nun bitten wir den Heiligen Geist
Schlusslied:
EG 131
O Heiliger Geist, o heiliger Gott

13 Jesus kam in die Gegend von Cäsarea Philippi und fragte seine Jünger und sprach: Wer sagen die Leute, dass der Menschensohn sei?
14 Sie sprachen: Einige sagen, du seist Johannes der Täufer, andere, du seist Elia, wieder andere, du seist Jeremia oder einer der Propheten.
15 Er fragte sie: Wer sagt denn ihr, dass ich sei? 16 Da antwortete Simon Petrus und sprach: Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn!
17 Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Selig bist du, Simon, Jonas Sohn; denn Fleisch und Blut haben dir das nicht offenbart, sondern mein Vater im Himmel. 18 Und ich sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen. 19 Ich will dir die Schlüssel des Himmelreichs geben: Alles, was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und alles, was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel gelöst sein.

Liebe Gemeinde!
Wie stabil ist die Kirche? So fragen wir manchmal, und je nachdem, wie einer der Kirche gegenüber eingestellt ist, wird er diese Frage hoffnungsvoll oder ängstlich stellen. Da gibt es Länder, in denen gilt die Kirche als überholt, als ein Instrument, das die Menschen unfrei macht, als ein Überbleibsel aus längst vergangener Zeit. Da gibt es andere Länder, in denen ist die Kirche den mächtigen Herren ein Ärgernis: weil sie für Gerechtigkeit eintritt, weil sie Anklagen erhebt, weil sie Menschen in Schutz nimmt und nicht schweigt, wenn die Herrscher sich mit Gewalt durchsetzen.
Wer der Kirche so gegenüber steht, der wird diese Frage,  wie stabi1 ist die Kirche? wohl gerne mit einem negativen Resultat beantwortet sehen: denn dann ist ja ein Störfaktor weniger da. Dann ist ein unbequemer Mahner vielleicht fort, und man kann machen, was man will.
Aber vielleicht gibt es auch Menschen, die diese Frage ängstlich macht. Sie suchen bei der Kirche Halt, ihnen liegt an der Kirche. In einem Land wie der Bundesrepublik, in dem viele althergebrachte Werte und Normen ins Rutschen gekommen sind, ja abgestreift werden wie veraltete Kleider, die aus der Mode gekommen sind oder zusammenbrechen, da gilt manchen die Kirche noch als ein Garant, als ein zuverlässiger Punkt, an dem alles beim alten bleibt. Da findet man doch wenigstens in der Kirche noch altvertraute Töne.
Wie stabil ist die Kirche? So fragen auch die, die in der Kirche selbst tätig sind. So fragen manchmal voller Sorge die Leute, die in der Kirche für den wirtschaftlichen Teil, die Finanzen und Gebäude zuständig sind. Denn die Krisen unserer Wirtschaft lassen auch kirchliche Eigentumsverhältnisse und Finanzverhältnisse nicht unberührt.
Wie stabil ist die Kirche? Mit dieser Frage hat es auch unser heutiger Predigttext zu tun .Und ich möchte versuchen, in drei Abschnitten die Antwort dieser Geschichte nachzusprechen:
1. Die Kirche hat ein festes Fundament
2. Die Kirche hat einen klaren Auftrag in dieser We1t
3. Die Kirche hat eine offene Zukunft
1. Die Kirche hat ein festes Fundament.
Kritiker des christlichen Glaubens sagen manchmal: Warum es die Kirche noch gibt, ist doch klar: durch die Kindertaufe und die Konfirmation. Da werden ja alle jahrgangsweise erfasst, ob sie wollen oder nicht. Aber  lassen sie uns das doch einmal freimütig sagen: Die Kirche mag finanziell von der Kindertaufe abhängig sein, weil sie sonst die zukünftigen Steuerzahler verlieren würde. Geistlich ist sie es nicht. Das Fundament der Kirche ist etwas anderes: Die Kirche ist gebaut auf die Predigt der Apostel.
Kirche gibt es, weil die ersten Zeugen, die Apostel Jesu, nicht geschwiegen haben, sondern weil sie von Jesus Christus erzählt haben, Kirche gibt es, weil an Pfingsten ein Mann namens Petrus aufgestanden ist und Jesus bezeugt hat als den Christus Gottes in der Stadt, in der dieser Jesus kurze Zeit zuvor hingerichtet worden ist. Kirche gibt es, weil Gott sich durch den Heiligen Geist Menschen immer wieder so bezeugt hat, dass sie nicht anders konnten als von ihm reden  ob das für sie nun gefährlich war oder nicht. Kirche gibt es, weil sich seit 2000 Jahren durch die Geschichte ein Zug von Menschen bewegt, der dies eine bekennt, was wir heute als das Bekenntnis des Petrus gehört haben: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“
Und wenn die Kirche aufhören sollte, dieses Bekenntnis als ihr eigenstes Bekenntnis zu sprechen – dann mag sie reich sein, dann mag sie diakonische Arbeit tun, dann mag sie anerkannt sein und Einfluss haben  eines ist sie dann nicht mehr: sie ist nicht mehr Kirche Jesu Christi.
Aber wenn die Kirche  und das heißt: jeder einzelne Christ festhält an diesem Bekenntnis: Jesus ist der Christus  Jesus ist der, der im Leben und im Sterben unser Herr ist, auf den wir uns verlassen können in aller Not und zu dem wir kommen dürfen mit allem, was in unserem Leben ist, sei es gut oder böse – dann steht die Kirche auf festem Fundament, dann steht sie auf dem Fundament, das mit Petrus angefangen hat als dem ersten, der für sich so bekannt hat: Du, Jesus, bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.
2. Die Kirche hat einen klaren Auftrag in unserer Welt.
Wenn man sich so umhört, dann kann man alles möglich hören, was die Kirche zu tun hat: für die einen ist sie ein Verein, der sich um die Probleme der Außenseiter zu kümmern hat. Für die anderen soll sie vor allem Untermalung zu den Familienfesten liefern. Wieder andere wünschen sich eine Kirche, die etwas für die Kultur tut – in Sachen Kirchenmusik und Kunst. So viele man fragt, so viele Stimmen hört man. Da könnte es einem manchmal wirklich gehen wie dem Menschen, der es allen recht machen wollte und schließlich doch von allen getadelt wurde.
Aber die Kirche muss sich nicht pausenlos nach den Leuten richten: denn sie hat einen Herren, Jesus Christus, und er hat ihr einen klaren Auftrag gegeben: „Ich gebe dir des Himmelreichs Schlüssel  und was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel los sein.“ Das ist der Auftrag der Kirche: sie soll Menschen lösen, so dass sie im Himmel frei sind! Sie soll Menschen aus der Gefangenschaft unter die Sünde herausführen, so dass sie frei leben können. Sie soll Menschen aus der Feindschaft gegen Gott, gegen ihre Mitmenschen und gegen sich selbst lösen. Und das kann sie nur so, dass sie Jesus Christus verkündigt, den Heiland aller Sünder. Denn in der Verkündigung Jesu ruft die Kirche Menschen zu ihm, und ruft sie Menschen in die Freiheit hinein. Wer sich an Jesus bindet, wer ihn Herr werden lässt in seinem Leben, der wird frei, frei von aller Schuld.
Aber in diesem Auftrag ist die Kirche nicht Herrscherin. Sie kann nicht frei entscheiden, wem sie das Wort von der Liebe Gottes in Jesus verkündigen will und wem nicht. Sondern sie ist mit diesem Wort zu allen Menschen gesandt. Sie ist aller Welt dies Wort schuldig. Sie hat es zu sagen  und nicht nach dem Erfolg zu fragen. Denn sie kann den Erfolg ja nicht selbst schaffen: so wenig wie ein Petrus sich selbst den Glauben geben konnte, wie ein Paulus sich selbst zum Glauben bringen konnte  das kann Fleisch und Blut nicht  das muss uns Gottes Geist schenken  so wenig haben wir es in der Hand, Menschen zum Glauben zu bringen. Aber das Wort die gute Nachricht von Jesus und seiner Gnade dürfen wir allen Menschen um uns herum und dieser ganzen Welt nicht schuldig bleiben.
3. Die Kirche hat eine offene Zukunft.
Die Zukunft der Kirche ist keine Sache der Futurologen, Gott sei Dank auch keine Sache der demoskopischen Hochrechnungen. Sie können da herzlich wenig sagen, denn die Zukunft der Kirche hängt an dem, der die Kirche baut: „Ich will meine Kirche bauen und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwinden.“ Das macht die Kirche und den Christen hoffnungsvoll: Jesus ist der Herr der Zukunft. Jesus lässt uns nicht in das Chaos fallen. Jesus lässt sich seine Kirche, für die er ans Kreuz gegangen ist, nicht nehmen.
Das schließt uns die Zukunft auf: Weil Jesus die Kirche baut, seine Gemeinde, deshalb hat sie Zukunft. So ist die Gemeinde Jesu Christi einzig und alleine von ihm abhängig, von seiner Gegenwart und seiner durchtragenden Hilfe. Das macht frei davon, sich durch Austrittszahlen, durch schwindende Finanzkräfte, durch den Verlust an öffentlicher Stellung der Kirche beeindrucken zu lassen. Das macht auch frei dazu, sich um die Gemeinde heute zu mühen, mitzuarbeiten und sich selbst einzubringen. Denn Jesus will unsere Arbeit für die Gemeinde in seine Bauarbeit mit hineinnehmen – das ist unsere Würde: wir sind nicht Bauherren, aber wir werden gebraucht am Bauplatz Gemeinde.
Das Fundament aber für die große Zukunft der Kirche ist der Herr selbst: Der Herr, der seine Kirche in den Katakomben Roms gebaut hat und sie nicht durch die blutigen Opfer der Arenen zerstören ließ  der gleiche Herr wird auch seine Kirche in Zukunft bewahren.
Und wenn diese Kirche in unserer Zeit in Katakomben musste, sich in der Verfolgung bewähren musste  dann hat sie in aller Schwachheit erfahren: die Pforten der Hölle dürfen die Gemeinde Jesu nicht überwinden. Es gibt für die Gemeinde Höllen, durch die sie hindurch muss, es gibt Wegstrecken, in denen sie keine Kraft mehr hat, in denen alles verloren erscheint. Aber trotz alledem gilt das Wort Jesu und dies Wort allein garantiert der Gemeinde ihre Zukunft: Die Pforten der Hölle werden sie nicht überwinden. Amen.

Verfasser: Pfr. Paul-Ulrich Lenz, Leonhardstr. 20, 61169 Friedberg

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