Wochenspruch: Dies Gebot haben wir von ihm, dass, wer Gott liebt, dass der auch seinen Bruder liebe. (1. Johannes 4,21)
Psalm: 1
Reihe I: Jakobus 2,14-26
Reihe II: 5. Mose 30,11-14
Reihe III: Markus 10,17-27
Reihe IV: Epheser 5,15-20
Reihe V: 2. Mose 20,1-17
Reihe VI: 1. Petrus 4,7-11
Eingangslied: EG 454 Auf und macht die Herzen weit
Wochenlied: EG 640 Lass uns den Weg der Gerechtigkeit gehn
Predigtlied: EG 429 Lobt und preist die herrlichen Taten des Herrn
Schlusslied: EG 170 Komm, Herr, segne uns
14 Was hilft‘s, Brüder und Schwestern, wenn jemand sagt, er habe Glauben, und hat doch keine Werke? Kann denn der Glaube ihn selig machen?
15 Wenn ein Bruder oder eine Schwester nackt ist und Mangel hat an täglicher Nahrung
16 und jemand unter euch spricht zu ihnen: Geht hin in Frieden, wärmt euch und sättigt euch!, ihr gebt ihnen aber nicht, was der Leib nötig hat – was hilft ihnen das?
17 So ist auch der Glaube, wenn er nicht Werke hat, tot in sich selber.
18 Aber es könnte jemand sagen: Du hast Glauben, und ich habe Werke. Zeige mir deinen Glauben ohne die Werke, so will ich dir meinen Glauben zeigen aus meinen Werken.
19 Du glaubst, dass nur einer Gott ist? Du tust recht daran; die Teufel glauben‘s auch und zittern.
20 Willst du nun einsehen, du törichter Mensch, dass der Glaube ohne Werke nutzlos ist?
21 Ist nicht Abraham, unser Vater, durch Werke gerecht geworden, als er seinen Sohn Isaak auf dem Altar opferte?
22 Da siehst du, dass der Glaube zusammengewirkt hat mit seinen Werken, und durch die Werke ist der Glaube vollkommen geworden.
23 So ist die Schrift erfüllt, die da spricht (1. Mose 15,6): »Abraham hat Gott geglaubt und das ist ihm zur Gerechtigkeit gerechnet worden«, und er wurde »ein Freund Gottes« genannt (Jesaja 41,8).
24 So seht ihr nun, dass der Mensch durch Werke gerecht wird, nicht durch Glauben allein.
25 Desgleichen die Hure Rahab: Ist sie nicht durch Werke gerecht geworden, als sie die Boten aufnahm und sie auf einem andern Weg hinausließ?
26 Denn wie der Leib ohne Geist tot ist, so ist auch der Glaube ohne Werke tot.
Liebe Gemeinde,
viele Menschen tun sich schwer damit, mit anderen über ihren Glauben zu sprechen. Manche sind sogar der Meinung, dass Themen, die mit Religion oder Politik zu tun haben, aus Gesprächen komplett herausgehalten werden müssten, damit keine Konflikte aufkommen. Natürlich besteht die Gefahr, dass sich nicht alle einig sind, wenn wir solche Themen ansprechen. Das bedeutet aber auf keinen Fall, dass wir nicht darüber sprechen könnten. Es ist doch sogar oft dringend notwendig, sich zum Geschehen um uns herum zu äußern und Meinungen auszutauschen. Gerade im beruflichen Umfeld fällt es aber natürlich vielen nicht leicht, zuzugeben, dass sie sich für Glaubensfragen interessieren oder noch ärger, sogar regelmäßig in die Kirche gehen. Besonders schwierig scheint das im naturwissenschaftlichen Bereich zu sein. Da gilt es bei den meisten irgendwie als selbstverständlich, dass alles, was mit dem Glauben zu tun hat, nicht ernst zu nehmen ist.
Nun können wir ja auch schlecht herumlaufen und ungefragt allen erzählen, dass wir an Gott glauben und im Sinne Jesu leben wollen. Dann würden wir ja wohl noch weniger ernst genommen werden.
Die Frage ist aber doch: wie unterscheiden Christinnen und Christen sich eigentlich von Menschen, die von Kirche und Glauben gar nichts wissen wollen oder die etwas anderes glauben? Gibt es denn überhaupt erkennbare Unterschiede? Wie wird unsere Lebenseinstellung für andere sichtbar? Es gibt doch auch Menschen, die nicht an Gott glauben und trotzdem Gutes tun, sich für die Umwelt und den Frieden einsetzen.
Vermutlich wird allen auf Anhieb eingeleuchtet haben, was der Jakobusbrief hier als Beispiel anführt. Selbstverständlich können wir Menschen, die in Not sind, nicht mit Worten abspeisen und einfach weg schicken.
15 Wenn ein Bruder oder eine Schwester nackt ist und Mangel hat an täglicher Nahrung 16 und jemand unter euch spricht zu ihnen: Geht hin in Frieden, wärmt euch und sättigt euch!, ihr gebt ihnen aber nicht, was der Leib nötig hat – was hilft ihnen das?
Das versteht sich ja wohl von selbst. Unser Text wird ja dann richtig drastisch, wenn es heißt: 17 So ist auch der Glaube, wenn er nicht Werke hat, tot in sich selber.
Worte und Taten müssen übereinstimmen. Nur dann wirken wir glaubwürdig. Wir machen oft viele Worte und halten uns selbst nicht daran. Wir werden von anderen daran gemessen, wie wir uns verhalten und oft auch besonders kritisch beurteilt. Und wenn wir ehrlich sind, müssen wir auch zugeben, dass wir es oft nicht schaffen, diesem hohen Anspruch gerecht zu werden. Manchmal macht mich das ein wenig mutlos.
Vielleicht haben sich manche von Ihnen, liebe Gemeinde, auch schon gefragt, warum der Jakobusbrief so sehr betont, wie wichtig das gute und richtige Handeln ist. Wir haben doch ganz andere Worte im Ohr. Luthers reformatorische Prinzipien, die er aus den Paulusbriefen ableitet, klingen doch völlig anders, wenn er sagt: allein der Glaube zählt und allein aus Gnade sind wir gerettet. Paulus begründet damit sehr deutlich, warum seiner Meinung nach der christliche Glaube allen offen steht, ohne Vorbedingungen und ohne sich vorher jüdischen Traditionen anpassen zu müssen. Für ihn ist lediglich der Glaube an Jesus Christus ausschlaggebend, um dazu zu gehören und vor allem auch, um vor Gott gerechtfertigt zu sein. Jakobus wendet sich allerdings kritisch dagegen und betont, wenn jemand nur Glauben, aber keine guten Werke habe, dann nütze der Glaube gar nichts. Der Glaube ohne Werke sei ein toter Glaube.
Aus unserer heutigen Sicht gesehen, sind das ja aber nur zwei Seiten derselben Medaille. Oder anders gesagt: beides gehört doch zusammen.
Wir dürfen darauf vertrauen, dass Gott uns liebt so wie wir sind, ohne dass wir Vorleistung bringen müssen. Und zwar jede und jeden Einzelnen von uns. Ohne Unterschiede. Dieses Vertrauen gibt uns immer wieder den Mut und die Kraft, uns für das Leben und die Liebe stark zu machen. Unser Glaube führt uns dann dazu, auch gute Werke vollbringen zu wollen.
Es ist gut zu wissen, dass Gottes Liebe da ist und uns tragen will, was immer auch geschehen mag. Ohne dass wir nach unseren Leistungen beurteilt werden. Einfach so, fürsorglich und liebevoll begleitet uns Gott durch unser Leben. Das hat Jesus immer wieder deutlich gemacht, durch sein ganzes Leben und Wirken. Von dieser soliden Grundlage können wir ausgehen. Menschen, die sich von Gott geliebt wissen, können diese Liebe auch weiter geben. Und das wird sichtbar in unserem Auftreten und unseren Taten. Vermutlich nicht immer, aber doch immer wieder. Wir können einen Unterschied machen. Jeden Tag ergeben sich neue Möglichkeiten, Gottes Liebe lebendig zu machen. Überall dort, wo wir sind, wo wir leben und arbeiten.
Vielleicht wartet in meinem persönlichen Umfeld jemand gerade darauf, von mir beachtet zu werden, ein gutes Wort zu hören, ein Lob oder einen Dank zu bekommen. Vielleicht ist da auch ein Mensch, der angehört werden will mit seinen Sorgen und seinem Kummer.
Vielleicht gibt es eine Person, die Unterstützung in einer bestimmten schwierigen Situation braucht, die ich ihr geben kann. Manchmal sind es vielleicht sogar nur kleine, aber wichtige Schritte in die richtige Richtung, die uns auf den Weg zu mehr Frieden und Gerechtigkeit bringen.
Wir können auf andere Menschen zugehen und mithelfen, dass Streit und Unfriede beendet werden. Der anderen Person, auf die ich böse bin, die Hand der Versöhnung hinstrecken. Nicht stur darauf beharren, dass ich doch im Recht bin. Nicht mitmachen, wenn über andere gelästert und gespottet wird, nur weil sie anders sind. Dazwischen gehen, wenn Schwächere fertig gemacht werden. Dagegen reden und etwas dagegen unternehmen, wenn irgendjemand diskriminiert oder benachteiligt wird, sei es aufgrund der Nationalität, der Hautfarbe oder irgendeiner Unfähigkeit oder Schwäche. Das sind Situationen, die wir alle im Alltag immer wieder erleben und wo wir ganz unspektakulär unsere Lebenseinstellung und Glaubensüberzeugung sichtbar machen können. Sozusagen durch unsere Taten unseren Glauben bezeugen können.
Vielleicht denken jetzt manche, ja, gut, das geht ja noch. Aber an der großen Politik, an der Ungerechtigkeit in der Welt, da kann ich als einzelne Person doch wenig ändern.
Wir haben jedoch auch eine ganze Menge Möglichkeiten, gesellschaftlichen Einfluss zu nehmen. Wir können immer wieder mutig unsere Stimme erheben und laut und deutlich sagen, was ungerecht ist und wo etwas verändert werden muss. Wir können durch unser Konsumverhalten, durch unsere Art zu leben dazu beitragen, dass Müll vermieden wird oder dass Menschen in anderen Teilen der Erde gerechtere Löhne bezahlt bekommen.
Denn, wenn ich glaube, dass für Gott alle Menschen gleich wichtig sind und dass Gott uns alle gleichermaßen liebt, dann ergibt sich doch automatisch daraus, dass ich nicht zulassen kann, dass Menschen leiden oder ungerecht behandelt werden. Dann muss ich doch versuchen, daran etwas zu verändern. Vielleicht werden wir ja auch irgendwann danach gefragt, woher wir unsere Motivation nehmen, uns für etwas einzusetzen. Dann dürfen wir uns ruhig auch dazu bekennen, dass wir die Sache Jesu weiter führen und seinem Vorbild folgen wollen. Im Vertrauen darauf, dass Gott bei uns ist und uns begleitet.
Das Lied des ehemaligen Jugendwarts und Liedermachers in Brandenburg, Fritz Müller, fasst zusammen, worum es geht:
Es reicht nicht, dass wir Amen sagen
Es reicht nicht, dass wir Amen sagen
und meinen, Gott wird‘s tun.
Wer Amen will, muss etwas wagen,
so billig kommt man nicht davon.
Wir bitten Gott um Frieden in der Welt
und meinen doch nur uns und unser Geld.
Ja und Amen, das heißt: Geh und tu!
Wir sagen Gott den Hunger und die Not
und meinen doch nur uns und unser Brot.
Ja und Amen, das heißt: Geh und tu!
Wir zeigen Gott den Hass der bösen Welt
und haben ihn bei uns nicht abgestellt.
Ja und Amen, das heißt: Geh und tu!
Es reicht nicht, dass wir Amen sagen
und meinen, Gott wird‘s tun.
Wer Amen will, muss etwas wagen,
so billig kommt man nicht davon.
Amen
Verfasserin: Pfarrerin Martina Horak-Werz, Kirchstr. 1, 67377 Gommersheim
Referat Ehrenamtliche Verkündigung
Markgrafenstraße 14, 60487 Frankfurt/Main,
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Pfarrer Dr. Matthias Rost
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