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Die Kraft des Glaubens

von Reinhard Süpke (Oldisleben)

Predigtdatum : 18.09.2016
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : 15. Sonntag nach Trinitatis
Textstelle : Römer 10,9-17.(18)
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Wochenspruch:
„Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.“ (1. Johannes 5, 4)
Psalm: 25, 8 – 15 (EG 713)

Lesungen
Altes Testament: Jesaja 49, 1 – 6
Epistel: Römer 10, 9 – 17 (18)
Evangelium: Matthäus 15, 21 – 28

Liedvorschläge
Eingangslied: EG 197 Herr, öffne mir die Herzenstür
Wochenlied: EG 346 Such, wer da will, ein ander Ziel
Predigtlied: EG 638 Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt
Schlusslied: EG 258 Zieht in Frieden eure Pfade


Predigttext Römer 10, 9 - 17
„Denn wenn du mit deinem Munde bekennst, dass Jesus der Herr ist, und in deinem Herzen glaubst, dass ihn Gott von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet. Denn wenn man von Herzen glaubt, so wird man gerecht; und wenn man mit dem Munde bekennt, so wird man gerettet. Denn die Schrift spricht (Jesaja 28,16): „Wer an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden.“ Es ist hier kein Unterschied zwischen Juden und Griechen; es ist über alle derselbe Herr, reich für alle, die ihn anrufen. Denn „wer den Namen des Herrn anrufen wird, soll gerettet werden.“(Joel 3,5). Wie sollen sie aber den anrufen, an den sie nicht glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie aber hören ohne Prediger? Wie sollen sie aber predigen, wenn sie nicht gesandt werden? Wie denn geschrieben steht (Jesaja 52,7):“Wie lieblich sind die Füße der Freudenboten, die das Gute verkünden!“ Aber nicht alle sind dem Evangelium gehorsam. Denn Jesaja spricht (Jesaja 53,1): „Herr, wer glaubt unserm Predigen?“ So kommt der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber durch das Wort Christi.“

Predigt

Liebe Gemeinde,

ich habe hier ein ganz schönes Früchtchen – besser eine schmackhafte Wurzel: ein Radieschen. Und Sie wissen alle: Ein Radieschen ist außen: Rot – und innen: Weiß!

Es gibt einen Witz aus DDR – Zeiten:
„Was ist ein ‚Radieschen–Kommunist’? Der ist auch außen rot – und innen weiß!“
Leider kann uns als Christen dieser Vorwurf auch treffen. Der Vorwurf: „Euer Glaube ist nur äußerlich. Er ist nur ein „Lippenbekenntnis“.

Paulus schreibt im Brief an die Gemeinde in Rom: Denn wenn du mit deinem Munde bekennst, dass Jesus der Herr ist, und in deinem Herzen glaubst, dass ihn Gott von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet. Denn wenn man von Herzen glaubt, so wird man gerecht; und wenn man mit dem Munde bekennt, so wird man gerettet.

Das könnten wir so missverstehen: Hauptsache, wir sagen die richtigen Dinge von Gott. Hauptsache, wir kennen die richtigen Formeln auswendig: Wie das Glaubensbekenntnis, das Vaterunser, die Liturgie usw.
Das kann Paulus doch nicht gemeint haben! Oder?

Dazu ist es wichtig zu wissen: die Menschen im Orient denken nicht so wie wir. Herz und Lippen gehören zusammen. Ein bisschen kennen wir das doch auch:
Das, was das Herz erfüllt, das merkt man einem Menschen an. Das bricht sich Bahn nach außen. Wovon ein Mensch erfüllt ist, davon redet er auch. Wir sehen es an seinem Gesichtsausdruck, wenn er davon spricht. Z. B. wie die Augen glänzen und leuchten, wenn ein verliebter junger Mann von seiner Angebeteten schwärmt.

Paulus schreibt hier von dem Glauben an Jesus, der uns rettet. Das ist das Hauptthema des Römerbriefes. Wir erinnern uns kurz daran: Weil kein Mensch aus eigener Kraft die Kluft der Sünde überwinden kann, darum ist Jesus aus Gottes Dimension zu uns gekommen. ER hat als einziger Gerechter so gelebt, wie Gott es wollte. Aber er wurde stellvertretend für unsere Sünde bestraft, als er am Kreuz starb. Dort trug ER unsere Sünde, er versöhnte uns mit Gott. Und Gott hat Jesus nicht im Tod gelassen. ER hat ihn auferweckt. Jeder, der jetzt sein Vertrauen auf Jesus setzt, der von ganzem Herzen an ihn glaubt, der ist vor Gott gerecht. Nicht, weil er besser ist als andere Menschen. Denn alle Menschen sind in Gottes Augen Sünder. Sondern weil er Gottes Gnade in Jesus erkannt hat. Und weil er auf IHN vertraut, der diese Gnade besiegelt hat durch seinen Tod am Kreuz und durch seine Auferstehung.

Denn wenn du mit deinem Munde bekennst, dass Jesus der Herr ist, und in deinem Herzen glaubst, dass ihn Gott von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet. Denn wenn man von Herzen glaubt, so wird man gerecht; und wenn man mit dem Munde bekennt, so wird man gerettet.

Wir sind alles ganz schöne Früchtchen, wir leben manchmal wie die Radieschen: Entweder es gibt ein bloßes Lippenbekenntnis – die Formeln stimmen. Aber keiner sieht, wie es innen aussieht.
Oder aber: Wir haben ja unseren Glauben im Herzen – und da soll er auch bleiben. Das ist schließlich Privatsache. Es geht keinen was an, wie es in mir aussieht.

Aber – Herz und Mund gehören im Leben zusammen. Inneres und äußeres Leben können nicht für immer auseinanderdividiert werden. Irgendwann merken es die Menschen, was wirklich in uns drin steckt. Menschen spüren es, ob unser Glaube nur Lippenbekenntnis ist. Menschen spüren es, wenn unser Glaube ansteckend wirkt. Einen wirklichen, tragfähigen Glauben kann kein Mensch auf Dauer für sich behalten. Der bricht sich Bahn.

Nehmen wir mal eine unserer ältesten und bekanntesten Formeln: „Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist. Wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“ Sonntag für Sonntag singen und beten das Millionen von Christen in der Welt.

Aber macht es unser Herz stark? Wie war es denn am Anfang der Zeiten? Wissenschaftler forschen und rätseln viel, wie das mal war, als alles begann. Ich glaube, wir können eines sagen: Als der Kosmos entstand, mit allen Atomen, Galaxien und Sonnen und Planeten, da war Licht und Ehre – das gesamte Universum lobte den Schöpfer: Vater, Sohn und Heiligen Geist. Da gab es kein Leid, kein Geschrei, kein Unrecht, keine Krankheiten, keine Tränen, keinen Tod, keine Gräber. Leben pur, weil Gott im Zentrum war!

Und wie wird es am Ende, in der Ewigkeit sein? Das gesamte Weltall – jedes Atom, jede Galaxie, jede Sonne, jeder Planet, jedes Staubkorn, jedes Wesen – und alle Menschen – werden Gott und seinen Sohn und den Heiligen Geist anerkennen als HERRN und Ihm allein huldigen. Alles wird IHN ehren, alles wird IHM zujubeln – und die bis zum Ende ihren Glauben festgehalten haben, brechen in staunenden Jubel aus: „Jesus, du bist HERR, das Ziel der Geschichte, der Anker in der Zeit. Du hast alles, wirklich alles gut gemacht.“ Da gibt es kein Leid, kein Geschrei, kein Unrecht, keine Krankheiten, keine Tränen, keinen Tod, keine Gräber mehr. Leben pur, weil Gott wieder im Zentrum ist!

Glauben wir das, wenn wir singen: „Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist. Wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“ Glauben wir das hier und heute – also: „Jetzt und immerdar /allezeit/auch morgen noch?“

Wenn wir von ganzem Herzen glauben, dass Jesus auferstanden ist, dann müsste es unser Herz stark machen. Dann müssten aus uns heraus Worte der Hoffnung und der Zuversicht kommen, wenn wir Problemen gegenüberstehen. Der Glaube an den Auferstandenen müsste uns Mut machen, uns tragen, egal, was die Zukunft mit sich bringt – für jeden Einzelnen oder landesweit oder weltweit. Es müsste uns tragen, egal, was hinter uns liegt.

Sehr oft werden wir entmutigt, von dem, was hinter uns liegt: Schicksalsschläge. Niederlagen. Beleidigungen durch andere. Gebete, die nicht erhört wurden. Quälende Fragen. Das alles ist schwer. Keiner kann es so einfach wegwischen durch ein paar Formeln und Worte. Aber halten wir im Herzen wirklich fest, dass Jesus auferstanden ist und alles gut machen wird am Ende? Dass uns in IHM alles zum Besten dienen muss?

Manchmal entmutigt uns das Gestern, wenn wir an unsere eigene Fehler, unser Versagen denken. Halten wir uns da an den Auferstandenen, der uns Gottes Vergebung zuspricht? Oder spüren wir hier bei uns einen Mangel – dass wir uns (auch ich) so vorkommen wie ein Radieschen?

Halten wir uns im Herzen und mit unserem Bekenntnis an den Auferstandenen fest? Egal, was vor uns liegt? Egal was hinter uns liegt? Egal, was uns auf der Seele liegt?

John Orthberg, ein Pastor, Psychologe und Schriftsteller schreibt dazu: "Wie steht´s mit deinem geistlichen Leben? Früher beantwortete ich diese Frage, indem ich mir meine religiösen Aktivitäten anschaute: betete ich genug und las ich regelmäßig in der Bibel? Das Problem ist jedoch, dass stets die Pharisäer gewinnen, wenn wir diesen Maßstab anlegen. Menschen können äußerst diszipliniert sein, ständig ‚fromme’ Dinge tun und trotzdem stolz und boshaft bleiben. Wie können wir geistliches Wachstum messen, sodass die Pharisäer nicht gewinnen? - Ich habe einen weisen Mann einmal gefragt: Wie misst du das Wohl deiner Seele? Sofort entgegnete er: Ich stelle mir zwei Fragen: Wie leicht lasse ich mich in letzter Zeit entmutigen? Wie leicht bin ich in letzter Zeit gereizt? Wenn Sie möchten, dass Ihr (geistliches) Leben gedeiht, dann brauchen Sie die Liebe und den Frieden Gottes. Wenn Friede sich in mir ausbreitet, lasse ich mich auch nicht so schnell entmutigen. Wenn die Liebe sich zunehmend in mir ausbreitet, ärgere ich mich nicht so leicht. Für mich war das eine geniale Diagnose, um zu beurteilen, wie es wirklich um mich bestellt ist. Wie würden Sie diese beiden Fragen für sich beantworten?“

Ein gewisser Thomas Merton sagt diesen wunderschönen Satz dazu: "Wir müssen lernen zu begreifen, dass die Liebe Gottes uns in jeder Situation sucht - und sie sucht unser Bestes."

Wie kommen wir dahin, dass der Glaube uns durchdringt? Dass das Vertrauen uns immer wieder prägt und trägt? Der erste Schritt ist die Stille vor Gott. Das bedeutet, dass wir mit unserem Herzen, mit allem, zu IHM kommen, der uns und unsere Ängste und Einwände kennt. Dass wir kommen mit allem: Mit dem, was vor uns liegt uns Angst macht. Mit dem, was hinter uns liegt und uns lähmt. Mit dem, was uns auf der Seele liegt und uns beschwert. Dann halten wir IHM unser Herz hin und sprechen zu IHM – das, was Paulus schreibt, dass unser Mund Jesus als HERRN bekennen soll, meint auch: Wir sollen ihn anrufen! Das heißt: Mit unserem Mund aussprechen vor unseren eigenen Ohren: Jesus, ich brauche Deine Hilfe! Das ist ein Bekenntnis!

Du könntest z.B. damit anfangen, dass du deine Probleme erst einmal aufschreibst – in einer Art Tagebuch. Dann formulierst du in eine stillen Stunde ein Gebet daraus– und dann lies es laut – so laut, dass Du es auch selber hörst – Gott vor. Das hört sich für uns erst mal komisch an. Aber es ist auch bei den Mönchen eine hilfreiche und gute Übung: Sich Psalmen, Bibeltexte und Gebete selber vorzulesen – in der Stille. Gott kennt zwar unser Herz. Und wir als kluge und aufgeklärte Menschen könnten sagen, ER braucht das doch nicht. Aber wir sollen es mit unserem Mund bekennen: Wir brauchen Dich Gott! Jesus, du bist auferstanden! Lass mich erfahren, dass Du da bist und hilfst!
Für diese Zeit mit Gott ist immer wieder die Bibel wichtig. Sie ist die Quelle des Glaubens – mit dem Wort Gottes, das ein Mensch vernimmt, beginnt alles: So kommt der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber durch das Wort Christi. Natürlich ist hier auch die Sonntagspredigt gemeint! Oder das gemeinsame Lesen der Bibel in einem kleinen Kreis. Aber in der griechischen Sprache steht hier interessanterweise für Predigt: „Hören“! Der Glaube kommt aus dem Hören.

Und das ist die Erfahrung der Mönche und der Beter in den Psalmen: Wer sich einen Bibeltext selber vorliest, der gewinnt daraus neue Kraft für sich.

Den wird der Glaube durchdringen – das Vertrauen, dass Gott uns beständig liebt – uns, die wir manchmal ganz schöne Früchtchen sind – manchmal wie Radieschen. Aber auch der Glaube: In seiner Liebe kommt ER mit uns zum Ziel. Dann werden wir tief in uns wissen, dass das wahr ist.
Wir müssen lernen zu begreifen, dass die Liebe Gottes uns in jeder Situation sucht- und sie sucht unser Bestes. Wenn das unser Herz erreicht, dann wird unser Leben bekennen: Gottes Liebe sucht unser Bestes egal, was vor uns liegt. Gottes Liebe sucht unser Bestes egal, was hinter uns liegt. Gottes Liebe sucht unser Bestes egal, was uns auf der Seele liegt!

Darum können wir zu seiner Ehre bekennen – mit neuen oder alten Worten, mit rockigen, ausgeflippten oder altehrwürdigen Melodien:

„Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist. Wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

Zu Beginn des Gottesdienstes könnte der Psalm von Ernesto Cardenal gebetet werden:

Lobet den Herrn des Kosmos,
das Weltall ist Sein Heiligtum
mit einem Radius von hunderttausend Millionen Lichtjahren.
Lobt ihn den Herrn der Sterne und der interstellaren Räume.
Lobt ihn den Herrn der Milchstraßen
und der Räume zwischen den Milchstraßen.
Lobt ihn den Herrn der Atome
und der Vakuen zwischen den Atomen.
Lobt ihn mit Geigen, mit Flöten und Saxophonen.
Lobt ihn mit Klarinetten und Englisch Horn,
mit Waldhörnern und Posaunen,
mit Flügelhörnern und Trompeten.
Lobt ihn mit Bratschen und Violoncelli,
mit Klavieren und Pianolen.
Lobt ihn mit Blues und Jazz und Sinfonieorchestern,
mit den Spirituals der Neger
und der Fünften von Beethoven,
mit Gitarren und Xylophonen.
Lobt ihn mit Plattenspielern und Tonbändern.
Alles was atmet, lobet den Herrn,
jede lebendige Zelle, Halleluja!


Verfasser: Pfarrer Reinhard Süpke
Karl-Liebknecht-Straße 12, 06578 Oldisleben

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