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Die Kraft des Glaubens

von Jürgen Wolf (Hermsdorf)

Predigtdatum : 26.09.2021
Lesereihe : III
Predigttag im Kirchenjahr : 17. Sonntag nach Trinitatis
Textstelle : Römer 10,9-17(18)
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Wochenspruch: Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat. (1. Johannes 5,4c)

Psalm: 138

Lesungen

Reihe I: Josua 2,1-21
Reihe II: Matthäus 15,21-28
Reihe III: Römer 10,9-17(18)
Reihe IV: Jesaja 49,1-6
Reihe V: Markus 9,17-27
Reihe VI: Galater 3,26-29

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 198 Herr, dein Wort die edle Gabe
Wochenlied: EG 346,1-3 Such, wer da will
Predigtlied: EG 130,1.3.5 O Heil’ger Geist, kehr bei uns ein
Schlusslied: EG 395 Vertraut den neuen Wegen

Predigttext: Römer 10,9-17(18)

9 Denn wenn du mit deinem Munde bekennst, dass Jesus der Herr ist, und glaubst in deinem Herzen, dass ihn Gott von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet.
10 Denn wer mit dem Herzen glaubt, wird gerecht; und wer mit dem Munde bekennt, wird selig.
11 Denn die Schrift spricht (Jesaja 28,16): »Wer an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden.«
12 Es ist hier kein Unterschied zwischen Juden und Griechen; es ist über alle derselbe Herr, reich für alle, die ihn anrufen.
13 Denn »wer den Namen des Herrn anruft, wird selig werden« (Joel 3,5).
14 Wie sollen sie aber den anrufen, an den sie nicht glauben? Wie sollen sie aber an den glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie aber hören ohne Prediger?
15 Wie sollen sie aber predigen, wenn sie nicht gesandt werden? Wie denn geschrieben steht (Jesaja 52,7): »Wie lieblich sind die Füße der Freudenboten, die das Gute verkündigen!«

Warum ist Israel nicht zum Glauben gekommen?
16 Aber nicht alle waren dem Evangelium gehorsam. Denn Jesaja spricht (Jesaja 53,1): »Herr, wer glaubte unserm Predigen?«
17 So kommt der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber durch das Wort Christi.

(18 Ich frage aber: Haben sie es nicht gehört? Doch, es ist ja »in alle Lande ausgegangen ihr Schall und ihr Wort bis an die Enden der Welt« (Psalm 19,5).)

Predigt

Liebe Gemeinde,

wir Menschen sehnen uns nach dem Glück. Jeder möchte auf seine Weise glücklich sein.

Was aber ist Glück? Glück ist für jeden etwas anders. In der Zeit der Pandemie ist es das Zusammensein mit den Angehörigen, damit die Einsamkeit durchbrochen wird (ich schreibe diesen Entwurf Ende Januar 2021 in der Zeit der Kontaktbeschränkung und kann nicht vorausberechnen, wie die Situation diesbezüglich im September dieses Jahres ist, wenn die Predigt gehalten wird. Hier bitte ich den Nutzer diese Predigt entsprechend zu modifizieren.)

So sagen oft Großmütter: Glück ist, wenn die Enkel kommen. 

Wir sagen: Glück ist, wenn ihnen etwas Besonderes gelingt – ein guter Berufsabschluss oder Arbeitsbeginn in einer guten Stelle. Das ist ein Glück, dass er oder sie diese Stelle gefunden hat und auch noch genommen wurde.

Glück ist, sagen wieder andere, wenn ich andere glücklich machen kann. Ich freue mich, wenn sie sich freuen. Und wenn ich ihre strahlenden Gesichter sehe macht mich das glücklich.

Glück ist, wenn eine Krankheit rechtzeitig erkannt wird und entsprechend gut behandelt werden kann. „Das ist ja ein Glück, dass ich zu dieser oder jener Untersuchung war. Dann wurde etwas ganz anderes festgestellt. Das hätte sich schlimm entwickelt.“ Aber zum Glück wurde es erkannt. Was für ein Glück!

Für die Frau aus dem Evangelium wäre es wahrscheinlich das größte Glück, wenn ihre Tochter wieder gesund werden könnte. Sie macht sich daher auf den Weg zu Jesus und bittet für sie. Zunächst wird sie abgewiesen. Aber die Abweisung Jesu verändert sich zur Hilfe für das Kind. Was für ein Glück!

Was fühlen wir, wenn wir glücklich sind? Auch das kann jeder anders beschreiben. Glück fühlt sich gut an. Wenn ich glücklich bin, fühle ich mich mit mir selbst im Reinen. Ich fühle mich rund mit mir selber. Ich fühle mich geborgen. Ich fühle mich geliebt und angenommen.

Wie kommen wir zu unserem Glück? Ist jeder seines Glückes Schmied? Kann Glück geschmiedet werden?

Ein anderes Wort für Glück ist Heil oder Rettung.
Kann ich mein Heil schmieden, so wie manche versuchen, das Glück zu schmieden? Das kann ich nicht. Und das brauche ich auch nicht.

Heil ist das große Geschenk von Gott. Das kann ich nicht machen. Es ist schon da. Rettung ist schon da. Die Welt ist schon gerettet. So schreibt Paulus im 10. Kapitel seines Briefes an die Gemeinde in Rom: Denn wenn du mit deinem Munde bekennst, dass Jesus der Herr ist, und glaubst in deinem Herzen, dass ihn Gott von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet. Denn wer mit dem Herzen glaubt, wird gerecht; und wer mit dem Munde bekennt, wird selig. 

Das Geschenk des Heiles, des Glückes, zu Gott zu gehören, ist in unserem Herzen. Und dieses Heil hat auch einen Inhalt. Es sind hier nicht die glücklichen Stunden mit den Enkeln oder der geglückte Arbeitsstart in einer neuen Stelle. Der Inhalt des Glücks ist, dass Jesus von den Toten auferweckt wurde. Der Inhalt des Glücks ist, dass Gott uns immer begleitet. Er ist auch in den schweren Zeiten da. Gott ist auch dann da, wenn wir uns nicht glücklich fühlen.

Was haben wir von diesem Glück, werden wir fragen? Was nützt das für unser Leben?

Wir haben davon, dass wir von Gott auch in den Situationen getragen sind, die sich nicht glücklich anfühlen. Wir haben die Gewissheit, dass er uns auch dann trägt. Paulus selbst beruft sich dafür auf die Schrift des Alten Testaments: Denn die Schrift spricht (Jes 28,16): »Wer an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden.« 

Und dann sagt er, wem das gilt: allen Menschen – egal zu welcher Nation sie gehören oder in welchen Besitzverhältnissen sie leben. Es ist hier kein Unterschied zwischen Juden und Griechen; es ist über alle derselbe Herr, reich für alle, die ihn anrufen. 

Nicht wahr, liebe Gemeinde, es ist ein Glück, dass wir einen Gott haben, der uns trägt. Er liebt uns. In ihm können wir geborgen sein in den Momenten des Lebens, die nicht so glücklich sind. Und dieses Glück, dieses Heil können wir nicht machen. Wir können es nicht schmieden. Es ist schon da. Darum brauchen wir es nicht zu machen.

Und Paulus sagt dann weiter: Die Welt muss das erfahren. Dieses Vertrauen kommt aus dem Hören der Predigt. Und bevor eine Predigt gesprochen wird, muss der Prediger selbst hören, was das Wort Gottes ihm sagt. Paulus schreibt darum: So kommt der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber durch das Wort Christi.

Gottes Heil und das Glück, dass wir zu Gott gehören ist uns nahe – in unserem Herzen. Wir fühlen das nicht immer. Und manchmal werden wir Umwege im Leben geführt, damit wir merken: Gott ist uns nahe. Und er ist bei uns. Das ist wie in der Legende vom verborgenen Schatz aus der jüdischen Tradition. Da wird erzählt vom Juden Eisik Jekel, der in Krakau lebte.

Eisik, Sohn Jekels, aus Krakau war im Traum befohlen worden, in Prag unter der Brücke, die zum Königsschloss führt, nach einem Schatz zu suchen. Als der Traum zum dritten Mal wiederkehrte, machte sich Eisik auf und wanderte nach Prag. Aber an der Brücke standen Tag und Nacht Wachtposten, und er getraute sich nicht zu graben. Doch kam er an jedem Morgen zur Brücke und umkreiste sie bis zum Abend. Endlich fragte ihn der Hauptmann der Wache, auf sein Treiben aufmerksam geworden, freundlich, ob er hier etwas suche oder auf jemand warte. Eisik erzählte, welcher Traum ihn aus fernem Land hergeführt habe. Der Hauptmann lachte: „Und da bist du armer Kerl mit deinen zerfetzten Sohlen einem Traum zu Gefallen hergepilgert! Ja, wer den Träumen traut! Da hätte ich mich ja auch auf die Beine machen müssen, als es mir einmal im Traum befahl, nach Krakau zu wandern und in der Stube eines Juden, Eisik Sohn Jekels sollte er heißen, unterm Ofen nach einem Schatz zu graben. Eisik Sohn Jekels! Ich kann’s mir vorstellen, wie ich drüben, wo die eine Hälfte der Juden Eisik und die andre Jekel heißt, alle Häuser aufreiße!“

Und er lachte wieder. Eisik verneigte sich, wanderte heim, grub den Schatz aus und baute das Bethaus, das Reb Eisik Reb Jekels Schul heißt.

„Merke dir diese Geschichte“, pflegte Rabbi Bunam hinzuzufügen, „und nimm auf, was sie dir sagt: dass es etwas gibt, was du nirgends in der Welt finden kannst, und dass es doch einen Ort gibt, wo du es finden kannst.“ (Martin Buber: Der Weg des Menschen, Gütersloh 2018, S. 73 f.)

Nicht wahr, so ergeht es uns auch manchmal. Eisik Jekel möchte ein neues Bethaus bauen. Im Traum sieht er, wo der Schatz sein könnte, um den Bau zu bezahlen. Er macht sich auf den Weg nach Prag. Dort sagt ihm der Hauptmann der Wache, dass es in Krakau einen Juden gibt, unter dessen Ofen einen Schatz gibt. Eisik Jekel findet den Schatz bei sich.

So nahe ist das Glück. So nahe oder so weit ist Gott von uns entfernt in unserem Leben. Er ist ein Gebet weit entfernt.  Denn wenn du mit deinem Munde bekennst, dass Jesus der Herr ist, und glaubst in deinem Herzen, dass ihn Gott von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet.

Für „gerettet“ können wir sagen: „glücklich sein“. Das ist nicht das Glück eines Lotto–Gewinnes. Es ist das Glück, dass wir von Gott begleitet sind. Auch in den Momenten und in den Zeiten, in denen wir uns nicht glücklich fühlen. Wer weiß – vielleicht sind diese Zeiten und Momente auch Umwege, nach denen wir erkennen, dass das wahre Glück uns von Gott bereits schon jetzt in unser Herz geschenkt ist.

Amen.

Fürbittengebet

Vater im Himmel, wir danken dir für das Glück, dass du uns nahe bist. Oft vergessen wir das, wenn uns das Leben mit Lasten beschwert. Wir bitten dich, lass uns immer auf dich schauen, damit wir mit Zuversicht unseren Weg gehen.

So denken wir an die, die dich nicht sehen und wahrnehmen: die Kranken, die Einsamen und die Menschen, die auf der Flucht sind. Lass dich von ihnen finden, berühre die Kranken heilend, erleuchte die Herzen der Einsamen wärmend und lass die Fliehenden in dir Heimat und Halt finden. Uns zeige, wo wir helfen können.

Wir bitten dich um Frieden für diese Welt, damit Menschen in Würde leben können und ihre Heimat nicht verlassen müssen. Lenke die Schritte der Verantwortlichen in dieser Welt für Wirtschaft, Politik und Bildung auf den Weg der Gerechtigkeit. Und zeige uns, was wir dazu beitragen können.

Wir bitten dich für deine Kirche, dass sie äußerlich und innerlich wächst. Begabe sie mit deinem Geist immer wieder neu und fange damit bei uns an. Schenke uns Zuversicht und Vertrauen nach den Formen von Verkündigung zu suchen, die die Herzen der Menschen so berühren, dass sie dich als tragenden Grund für ihr Leben finden.

Wir bitten dich für uns selbst. Gehe mir uns mit in die Zeit, die vor uns liegt. Stärke uns im Vertrauen auf dich, dass du auch in den schweren Stunden des Lebens bei uns bist.

Vater unser ….

Verfasser: Pfarrer Dr. Jürgen Wolf, Pfarrstr. 1, 07819 Triptis


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