Predigt von Elke Burkholz zum Pfingstmontag zu Apostelgeschichte 2
Die Liebe Gottes, die Gnade Jesu Christi und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit uns,
liebe Gemeinde,
Pfingsten ist in unserer Gegend der Welt das unbekannteste christliche Fest. Wenn man auf der Strasse fragt, was an Pfingsten gefeiert wird, fangen die Leute an zu raten. 30% ungefähr raten richtig oder wissen es. Genauso ist es mit dem heiligen Geist. Der heilige Geist ist die unbekannteste Person der Dreieinigkeit. Gott ist der Schöpfer aller Dinge. Auch diejenigen, die das nicht glauben wissen, dass das zum christlichen Glauben gehört. Jesus Christus ist der Erlöser. Auch diejenigen, die Erlösung eher überflüssig finden, wissen, dass das Christentum irgendetwas mit Jesus zu tun hat. Aber der heilige Geist oder wie die Bibel in gerechter Sprache übersetzt: die heilige Geistkraft, da rätseln viele, wofür die gut sein soll.
Unser Predigttext heute hilft uns da weiter. Es ist ein Teil der Predigt des Petrus, die zur Pfingstgeschichte gehört. Die Jüngerinnen und Jünger Jesu, Frauen und Männer war in Jerusalem versammelt. Da kam ein Brausen vom Himmel wie ein Sturmwind. Und Flammen wie Feuerzungen setzten sich auf alle. Und sie fingen an zu reden und verkündigten die großen Taten Gottes. Und die Leute liefen zusammen und jeder hörte sie in der eigenen Sprache reden. Dann ergreift Petrus das Wort und erklärt, was da passiert ist. Der Predigttext ist ein Teil dieser Erklärung: Ich lese
Apostelgeschichte 2
(22)Ihr Männer von Israel, hört diese Worte: Jesus von Nazareth, von Gott unter euch ausgewiesen durch Taten und Wunder und Zeichen, die Gott durch ihn in eurer Mitte getan hat, wie ihr selbst wisst,
(23)diesen Mann, der (a) durch Gottes Ratschluss und Vorsehung dahingegeben war, habt ihr durch die Hand der Heiden ans Kreuz geschlagen und umgebracht.
(32)Diesen Jesus hat Gott auferweckt; dessen sind wir alle Zeugen.
(33)Da er nun durch die rechte Hand Gottes erhöht ist und empfangen hat den verheißenen heiligen Geist vom Vater, (a) hat er diesen ausgegossen, wie ihr hier seht und hört.
(36)So wisse nun das ganze Haus Israel gewiss, dass Gott diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt, zum Herrn und Christus gemacht hat. (a)
(37) Als sie aber das hörten, ging's ihnen durchs Herz, und sie sprachen zu Petrus und den andern Aposteln: Ihr Männer, liebe Brüder, (a) was sollen wir tun?
(38)Petrus sprach zu ihnen: (a) Tut Buße, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des heiligen Geistes.
(39)Denn euch und euren Kindern gilt diese Verheißung, und allen, die fern sind, so viele der Herr, unser Gott, herzurufen wird. (a)
Petrus mutet seinen Zuhörerinnen und Zuhörern einiges zu. Er macht den Leuten einen Vorwurf. Ihr habt denjenigen umgebracht, durch den Gott Wunder in eurer Mitte vollbracht habt, Jesus Christus. Also wenn ich so ein Zuhörer wäre, dann hätte ich drei Möglichkeiten: 1. ich denke: damit habe ich doch gar nichts zu tun. Warum will dieser Mann mit ein schlechtes Gewissen machen und ich würde dann weggehen.
2. oder ich denke: Oh, mein Gott, wenn wir tatsächlich den Gesandten Gottes umgebracht haben, dann wird Gott uns schwer bestrafen. Und ich würde Petrus fragen: Was können wir denn tun, um die Strafe abzuwenden.
3. Oder ich denke: da ist etwas ganz besonderes passiert. Ich will wissen, ob da etwas dran ist, vielleicht gibt es für mich ja etwas zu entdecken.
Diejenigen, die das erste gedacht haben, sind inzwischen gegangen. Den anderen sagt Petrus. Gott hat Jesus von den Toten auferweckt und ihm die Macht übergeben. Und er hat den heiligen Geist gesandt. Hier an uns seht ihr, was der heilige Geist alles bewirkt. Für die die das zweite denken bewirkt der heilige Geist Vergebung der Sünden. Ihr seid nicht mehr in eurer Schuld gefangen. Ihr könnt etwas tun, um den Zorn Gottes abzuwenden. Lasst euch taufen. Und zu denen die das dritte gedacht haben, sagt er: Lasst euch taufen, dann werdet ihr den heiligen Geist empfangen, dann gehört ihr zu uns. Dann passieren die Wunder, die ihr an uns seht auch euch. Die Apostelgeschichte erzählt, dass sich nach der Predigt es Petrus 3000 Leute haben taufen lassen. Was da geschehen ist, war also sehr überzeugend.
Ja und? Die Leute haben sich taufen lassen und den heiligen Geist empfangen. Wissen wir jetzt mehr darüber, was es mit der heiligen Geistkraft auf sich hat?
Ja, ich denke schon: Wir wissen zumindest, was die Kraft des heiligen Geistes bewirkt:
Sie bewirkt Verständigung über die Grenzen der einzelnen Nationen hinweg. Die Menschen verstehen die Jüngerinnen und Jünger in ihrer je eigenen Sprache.
Sie bewirkt Glauben, also dass sich die Leute taufen lassen, so dass die christliche Kirche entsteht.
Sie bewirkt mit der Taufe zusammen Vergebung der Sünden.
Sie macht die Jüngerinnen und Jünger mutig, so dass sich trauen öffentlich zu reden.
Sie inspiriert die Jüngerinnen und Jünger, so dass sie wissen, was sie reden sollen.
Sie bewirkt, dass das was Petrus sagt, den Menschen zu Herzen geht.
Lassen Sie uns darüber einen Augenblick nachdenken:
Eine Bekannte hat mir folgende Geschichte erzählt: Sie hatte eine gute Freundin, die stand dem christlichen Glauben eher skeptisch gegenüber. Diese Freundin meinte: Vielleicht gibt es Gott ja, vielleicht auch nicht, jedenfalls macht es für mein Leben keinen Unterschied. Und ich interessiere mich da auch nicht dafür. Eines Tages kam diese Freundin aus dem Urlaub zurück und hat ihr erzählt, dass sie eine wunderbare Erfahrung gemacht hat. Jedenfalls war sie zum Glauben gekommen. Und sie machte meiner Bekannten den Vorwurf: Du glaubst doch schon länger an Jesus Christus. Wieso hast du mir nie erzählt wie toll das ist. Ich habe Jahre meines Lebens damit verschwendet ohne diesen Trost zu leben. Da antwortete meine Bekannte: Ich habe dir das ja erzählt, aber du konntest es in dem Moment nicht hören. Du hast gedacht, ich will dich bekehren und da habe ich dann meinen Mund gehalten.
Es gibt eben für alles den richtigen Ort und die richtige Zeit. Und wenn die nicht da ist, dann können wir uns den Mund fusselig reden und uns bemühen gut zuzuhören, es wird keine Verständigung geben. Verständigung bewirkt der heilige Geist. Und der weht bekanntlich wann er will wo er will. Die heilige Geistkraft bewirkt, dass jemand sein Herz öffnet und hören kann, was man gerade sagt. Und die heilige Geistkraft bewirkt, dass man das richtige sagt, das was das Gegenüber gerade hören und verstehen kann und was ihm gut tut. Verständigung ist nämlich schwierig. Auch wenn alle Beteiligten guten Willens sind ist es nicht selbstverständlich, dass man sich versteht. Und das ist manchmal ganz schön nervig. Und dann denke ich manchmal: Es ist jetzt einfach nicht die richtige Zeit. Ich höre jetzt auf zu versuchen, meinem Ehemann etwas klar zu machen. Ich lege das, was ich sagen möchte zur Seite. Vielleicht kommt nachher der Moment, wo er offen ist und ich nicht mehr so genervt bin. Vielleicht bin ich später offen dafür zu verstehen, warum er das gerade nicht hören will oder kann. Und vielleicht hat er ja recht, und es ist gar keine so gute Idee.
So lerne ich auf die heilige Geistkraft zu vertrauen. Sie weht wann sie will und wo sie will. Und wenn ich immer wieder versuche, mich für sie zu öffnen, dann schenkt sie mir ein offenes Herz für die Menschen denen ich begegne und sie schenkt mir die richtigen Worte und die Gnade im richtigen Moment den Mund zu halten. Wissen Sie, ich finde es ermutigend, was unser Text sagt: In der Taufe haben wir den heiligen Geist erhalten. Wir sind also grundsätzlich fähig einander zu verstehen. Wir sind grundsätzlich in der Lage Missverständnisse zu überwinden. Wir können uns von Gottes Geist leiten lassen, und dann werden wir das richtige tun.
Ich finde das eine gute Nachricht. Und ich wünsche uns allen, dass wir die Kraft des heiligen Geistes in uns spüren und erleben, was Gutes passiert, wenn wir dieser Kraft Raum geben.
Und der Friede Gottes ….