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Die neue Schöpfung

von Karsten Müller (Halle /Saale)

Predigtdatum : 21.04.2013
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Miserikordias Domini
Textstelle : 1. Mose 1,1-4a.26-31;2,1-4a
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Wochenspruch:

Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden. (2.Korinther 5,17)

Psalm: Psalm 66, 1 - 9 oder wie Ostern

Lesungen

Altes Testament: 1.Mose 1, 1 - 4a.26 - 31; 2, 1 - 4a

Epistel: 1. Johannes 5, 1 - 4

Evangelium: Johannes 15, 1 - 8

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 506 Wenn ich, o Schöpfer, dein Macht

Wochenlied: EG 108 Mit Freuden zart

Predigtlied: EG 504 oder

EG 510 Himmel, Erde, Luft und Meer

Freuet euch der schönen Erde

Schlusslied: EG 115 Jesus lebt

Kurze Hinführung:

Zur Orientierung empfehle ich eine Predigtmeditation, die Horst Hirschler zu Jubilate 2007 geschrieben hat (in: Pastoraltheologie 2007, Heft 2, S.210 ff; zugänglich auch unter http://www.v-r.de/de/magazine_edition-0-0/pastoraltheologie_mit_gpm_2007 _jg_96_heft_02-1008875/ ). Die Meditation ist so geschrieben, dass sie größtenteils auch für den Nichttheologen verständlich ist.

Hier ein paar Stichpunkte aus diesem Text, die in meinen Predigtvorschlag einmünden:

• Der gesamte Text 1. Mose 1,1-2,4a soll im Gottesdienst gelesen werden. Ich schlage eine Homilie vor, die sich an den Schöpfungstagen orientiert. Für Lesung und Predigt kann man auch verschiedene SprecherInnen haben. Für den Gottesdienst kann das die Folge haben, neben der Schöpfungsgeschichte in der Predigt nur noch das Evangelium zu lesen oder den Gottesdienst generell nach der Grundform II des EGB zu gestalten.

• Aufgenommen wird der Gedanke, dass es sich hier um einen von zwei unterschiedlichen Schöpfungsgeschichten der Bibel handelt.

• Schöpfung im Sinn dieses Textes ist kein handwerklicher Akt. Die Dinge entwickeln sich allein durch das Wort. Menschliches „Machen“ und göttliches „Machen“ sind fundamental verschieden.

• Die Schöpfungserzählung entkleidet die Gestirne. Sie sind nicht schicksalsmächtig, einflussreich. „Schicksalsmacht der Sterne? Fehlanzeige! Beleuchtungskörper!“ (H.Hirschler)

• Der Mensch ist Bild Gottes, nach dem Wesen ihm gleich. Der Mensch als Mann und Frau hat viele Chancen und schwebt gleichzeitig in der Gefahr der Selbstüberschätzung mit Hang zum Größenwahn.

• Der siebente Tag ist Teil des Menschseins. Seine Begründung ist im Grund eine religiöse und erst danach eine soziale.

• Neben dem Lob des Schöpfers steht die unverständliche Seite Gottes, die nicht erklärbar ist. Neben dem Osterjubel steht die Betroffenheit und Trauer über das Geschehen des Karfreitags. Man kann diese Zusammenhänge nicht hinreichend erklären.

Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Mit diesem einfachen Satz beginnt alles, liebe Gemeinde. Am Anfang ist Gott. Sonst nichts. Gott schuf, er brachte Himmel und Erde hervor. Wie das geschah, bleibt im Dunkeln wie der Urknall. Auf jeden Fall übersteigt Gottes Schaffen alles Menschliches machen.

Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser. Mit dem Anfang ist es nicht getan. Es herrschen Chaos und Leere gleichzeitig. Die Dunkelheit ist nicht die Abwesenheit von Licht. Sie ist der Zustand überhaupt. Es gibt kein Licht. Aber selbst diese finstere, chaotische, leere Welt ist kein Ort ohne Gott. Sie ist sein Geschöpf, er ist in ihr, sein Geist schwebt, weht vielleicht, auf dem Urozean.

Und dann geht es los - Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht. Und Gott sah, dass das Licht gut war. Da schied Gott das Licht von der Finsternis und nannte das Licht Tag und die Finsternis Nacht. Da ward aus Abend und Morgen der erste Tag. Hier wird nicht nur geredet, gesprochen. Rede und Tat fallen ineinander. Gott spricht, es geschieht. Der Wille wird ausgeführt, ohne dass jemand da ist, der ihn ausführen könnte. Das Licht ist ohne die Sonne da. Das Licht ist gut. Es soll sich nicht mit der Finsternis vermischen. Trennung tut Not in Tag und Nacht. Voraussetzungen werden geschaffen für das Kommende: Licht und Finsternis und die Zeit. Der erste Tag aus Abend und Morgen.

Und Gott sprach: Es werde eine Feste zwischen den Wassern, die da scheide zwischen den Wassern. Da machte Gott die Feste und schied das Wasser unter der Feste von dem Wasser über der Feste. Und es geschah so. Und Gott nannte die Feste Himmel. Da ward aus Abend und Morgen der zweite Tag. Am zweiten Tag muss immer noch Ord-nung geschaffen werden. Ordnung entsteht hier durch die Einheit von Wort und Tat. Die Vorstellung vom Himmelgewölbe unterstreicht: Hier geht es um Atmosphäre und Erde, nicht um das All, den Kosmos. Die zerstörerische Kraft des lebensspendenden Wassers muss gebannt werden.

Und Gott sprach: Es sammle sich das Wasser unter dem Himmel an besondere Orte, dass man das Trockene sehe. Und es geschah so. Und Gott nannte das Trockene Erde, und die Sammlung der Wasser nannte er Meer. Und Gott sah, dass es gut war. Gott schafft Ordnung durch sein Wort. Das irdische Wasser erhält seinen Platz. Die Erde wird zur Erde. Nun herrscht Ordnung in Zeit und Raum. Die Ordnung ist gut. Aber Ordnung ist nicht alles.

Und Gott sprach: Es lasse die Erde aufgehen Gras und Kraut, das Samen bringe, und fruchtbare Bäume auf Erden, die ein jeder nach seiner Art Früchte tragen, in denen ihr Same ist. Und es geschah so. Und die Erde ließ aufgehen Gras und Kraut, das Samen bringt, ein jedes nach seiner Art, und Bäume, die da Früchte tragen, in denen ihr Same ist, ein jeder nach seiner Art. Und Gott sah, dass es gut war. Da ward aus Abend und Morgen der dritte Tag. Am dritten Tag gibt der Allmächtige Macht ab. Er gibt den Impuls, aber die Erde bringt die Pflanzen hervor. Das Bild von „Mutter Erde“ leuchtet hier auf. Nach dem Impuls der Schöpfung wachsen die Pflanzen immer wieder neu aus ihrem Samen. Wozu aber tragen sie Früchte? Wer soll sie essen?

Und Gott sprach: Es werden Lichter an der Feste des Himmels, die da scheiden Tag und Nacht und geben Zeichen, Zeiten, Tage und Jahre und seien Lichter an der Feste des Himmels, dass sie scheinen auf die Erde. Und es geschah so. Und Gott machte zwei große Lichter: ein großes Licht, das den Tag regiere, und ein kleines Licht, das die Nacht regiere, dazu auch die Sterne. Und Gott setzte sie an die Feste des Himmels, dass sie schienen auf die Erde und den Tag und die Nacht regierten und schieden Licht und Finsternis. Und Gott sah, dass es gut war. Da ward aus Abend und Morgen der vierte Tag. Am vierten Tag bekommt der Himmel seine Ordnung. Merkwürdig aufwändig wird das erzählt. Deutlich wird: Sonne Mond und Sterne sind Geschöpfe, keine Götter. Sie bündeln das geschaffene Licht, dienen dem Kalender, mehr nicht. Sonnengott und Mondgöttin und die Sterne, die angeblich nicht lügen, werden wie Lampen an das Himmelsgewölbe geschraubt. Beleuchtungskörper sind sie. Mehr nicht!

Und Gott sprach: Es wimmle das Wasser von lebendigem Getier, und Vögel sollen fliegen auf Erden unter der Feste des Himmels. Und Gott schuf große Walfische und alles Getier, das da lebt und webt, davon das Wasser wimmelt, ein jedes nach seiner Art, und alle gefiederten Vögel, einen jeden nach seiner Art. Und Gott sah, dass es gut war. Und Gott segnete sie und sprach: Seid fruchtbar und mehret euch und erfüllet das Wasser im Meer, und die Vögel sollen sich mehren auf Erden. Da ward aus Abend und Morgen der fünfte Tag. Am fünften Tag kommt das Leben ins Wasser und aus dem Wasser. Fische und Vögel entstehen durch Gottes Wort und Tat. Etwas Neues tritt hinzu: Der Segen. Er ist hier elementare Kraft der Fruchtbarkeit.

Nun läuft die Schöpfung auf ihre Vollendung hin. Das Wasser und die Luft sind mit Tieren bevölkert. Nun bringt nach dem Impuls Gottes auch die gründende Erde etwas hervor:

Und Gott sprach: Die Erde bringe hervor lebendiges Getier, ein jedes nach seiner Art: Vieh, Gewürm und Tiere des Feldes, ein jedes nach seiner Art. Und es geschah so. Und Gott machte die Tiere des Feldes, ein jedes nach seiner Art, und das Vieh nach seiner Art und alles Gewürm des Erdbodens nach seiner Art. Und Gott sah, dass es gut war. Es fällt auf, dass die Landtiere nicht sofort einen Segen erhalten. Das deutet darauf hin, dass am sechsten Tag noch etwas Besonderes geschieht.

Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alle Tiere des Feldes und über alles Gewürm, das auf Erden kriecht. Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Weib. Auf die Erschaffung des Menschen läuft die Geschichte zu. Gott kommt ins Nachdenken. Er plant: Lasst uns Menschen machen. Er reflektiert: Wozu sollen die Menschen gut sein? Herrschen über die Fische, Vögel und Landtiere. Wie sollen sie sein? Ein Bild, das ihm, Gott, gleich sei. Mann und Frau ist der Mensch.

Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alles Getier, das auf Erden kriecht. Und Gott sprach: Sehet da, ich habe euch gegeben alle Pflanzen, die Samen bringen, auf der ganzen Erde, und alle Bäume mit Früchten, die Samen bringen, zu eurer Speise. Aber allen Tieren auf Erden und allen Vögeln unter dem Himmel und allem Gewürm, das auf Erden lebt, habe ich alles grüne Kraut zur Nahrung gegeben. Und es geschah so. Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut. Da ward aus Abend und Morgen der sechste Tag. Gottes Segen gilt Menschen und Tieren. Aus sich selbst heraus können sie sich erhalten. Der Mensch allerdings ist das einzige Geschöpf, das zu den anderen in ein Verhältnis gesetzt wird. Der Mensch herrscht über die Tiere.

Diese Herrschaft ist keine Ausbeutung der Tiere. Hier ist noch nicht einmal davon die Rede, dass die Tiere dem Menschen als Nahrung dienen sollen. Eine gute Herrschaft beruht auf Vernunft. Mit der ist der Mensch ja begabt. Wohin es führt, wenn die Herrschaft in Tyrannei umschlägt, in Ausbeutung, ist in unserer Welt zu sehen. Aber davon sind wir am Ende des sechsten Tages ja noch weit entfernt. Zunächst kann festgestellt werden: Alles ist sehr gut.

Mit der Erschaffung des Menschen hat die Schöpfung vielleicht einen Höhepunkt erfahren, vollendet ist sie noch nicht ganz:

So wurden vollendet Himmel und Erde mit ihrem ganzen Heer. Und so vollendete Gott am siebenten Tage seine Werke, die er machte, und ruhte am siebenten Tage von allen seinen Werken, die er gemacht hatte. Und Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ihn, weil er an ihm ruhte von allen seinen Werken, die Gott geschaffen und gemacht hatte. So sind Himmel und Erde geworden, als sie geschaffen wurden. Pause. Ruhe. Eine Unterbrechung. Die brauchen wir wie die Luft zum Atmen. Gott vollendet seine Schöpfung nicht mit einem Schlussstein, sondern mit einem Ruhetag. Keine Einweihungsfeier mit verkatertem Kopf am nächsten Morgen.

Vollendet wird die Schöpfung in Ruhe. So sind Himmel und Erde geworden, als sie geschaffen wurden. Wirklich? Kann es so gewesen sein? Wo sind die Dinosaurier? Gab es da nicht noch die Weisung Gottes, die Erde zu bebauen und bewahren? Wurde Eva nicht aus Adams Rippe gemacht?

Zum „Wie?“ der Schöpfung schweigt die Bibel. Wenn Sie zu Hause weiter lesen, dann macht die Schrift noch einen Vorschlag, wie es gewesen sein könnte. Er ist ganz anders, als das, was wir eben hörten. Aber auf das „Wie?“ kommt es hier in der Kirche nicht an. Es geht um die Beziehung zu Gott. Und um die Vollendung in der Ruhe. Dinge, die einen ein Leben lang begleiten können.

Amen.

Verfasser: Pfarrer Karsten Müller

Zinzendorfplatz 3, 99192 Neudietendorf


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