Die neue Schöpfung
von Dietmar Diefenbach (Bad Homburg)
Predigtdatum
:
22.04.2018
Lesereihe
:
ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr
:
Miserikordias Domini
Textstelle
:
2. Korinther 4,16-18
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Wochenspruch:
"Ist jemand in Christus, so ister eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden." (2. Korinther 5, 17)
Psalm: 66, 1 - 9
Lesungen
Reihe I: Johannes 15, 1 - 8
Reihe II: 1. Johannes 5, 1 - 4
Reihe III: Johannes 16, 16 (17 – 19) 20 – 23 a
Reihe IV: 2. Korinther 4, 16 - 18
Reihe V: 1. Mose 1, 1 - 4 a. 26 - 31; 2, 1 - 4 a
Reihe VI Apostelgeschichte 17, 22 - 28a (28 b - 34)
Liedvorschläge
Eingangslied: EG 166 Tut mir auf die schöne Pforte
Wochenlied: EG 398 In dir ist Freude
Predigtlied: EG 613 Freunde, dass der Mandelzweig
Schlusslied: EG 625 Wir strecken uns nach dir
Predigttext 2. Korinther 4, 16 – 18
Leidensgemeinschaft mit Christus
16 Darum werden wir nicht müde; sondern wenn auch unser äußerer Mensch verfällt, so wird doch der innere von Tag zu Tag erneuert.
17 Denn unsre Bedrängnis, die zeitlich und leicht ist, schafft eine ewige und über alle Maßen gewichtige Herrlichkeit,
18 uns, die wir nicht sehen auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare. Denn was sichtbar ist, das ist zeitlich; was aber unsichtbar ist, das ist ewig.
Liebe Gemeinde,
„darum werden wir nicht müde“, so schreibt Paulus an die Christen in Korinth, und es klingt nach Durchhalteparole: Wir werden nicht müde. Wir schaffen das! - Aber wenn wir ehr-lich sind, - zu uns selbst und zu anderen - dann müssen wir zugeben, wir kennen das: müde zu werden, nicht mehr wei-ter zu können, oder nicht weiter zu wollen, sei es im Leben, im Glauben, in der Partnerschaft, in Schule und Beruf.
Natürlich kann man müde werden, und sicherlich wird es auch Paulus erlebt haben, dass er müde geworden ist, dass er am liebsten aufgeben wollte, nicht immer wieder von Neuem anfangen müssen und die Menschen für Jesus be-geistern, sondern einfach an einem Ort bleiben, bei Men-schen, die einem ans Herz gewachsen sind.
Ist Paulus nicht lang genug von Ort zu Ort gereist? Immer wieder begab er sich auf Missionsreise, besuchte Dörfer und Städte, in denen man noch nicht von Jesus erzählt hatte, in denen die frohe Botschaft von Gottes Liebe noch nicht ver-kündigt war. Und immer wieder, wenn sein Predigen Erfolg hatte, wenn sich Menschen zusammen fanden, um Jesus seinen Gott zu glauben, immer wieder wenn sich eine kleine Gemeinde gegründet war, dann zog Paulus weiter.
Weiter um nach alten Gemeinden zu schauen, wie es dort geht; weiter um wieder an einem neuen Ort zu beginnen, Menschen für Jesus zu begeistern.
Darum werden wir nicht müde – bewundernswert, dass Pau-lus mit so viel Ausdauer und Power durchgehalten hat.
Darum werden wir nicht müde – nein, lieber Paulus, wir kennen es müde zu werden.
Auch in der Kirche, in manchen Gemeinden, in manchen Kreisen schleicht sich das Gefühl von Müdigkeit und Nieder-geschlagenheit ein, wenn Gruppen und Kreise immer kleiner werden, wenn es für die bisherigen Mitglieder zu viel oder zu schwer wird, wenn man eine Aufgabe abgeben möchte, weil sie zur Last wurde.
Darum werden wir nicht müde – als Durchhalteparole helfen uns diese Worte nicht weiter. Wenn man müde wird, kann man das nicht einfach weg reden, nach dem Motto, was nicht sein darf, das gibt es auch nicht.
Nein, wenn man ehrlich und erwachsen mit sich und anderen umgeht, dann gesteht man sich auch ein, wo man müde ge-worden sind, und keine Kraft mehr hat, wo man sich hängen lässt und nicht mehr weiter weiß oder weiter kann.
Wo sind wir müde geworden in unserem Leben, in unserer Gemeinde? Was würden wir am liebsten sein lassen, weil wir sagen, wir können nicht mehr? Wo wurde uns etwas zur Last – und bereitet uns keine Lust mehr?
Und wieso eigentlich kommt Paulus dazu zu sagen: Darum werden wir nicht müde? Wie schafft er das?
Hören wir doch noch einmal auf seine Worte: 16 Darum werden wir nicht müde; sondern wenn auch unser äußerer Mensch verfällt, so wird doch der innere von Tag zu Tag er-neuert.
Paulus beschreibt hier nichts, was er tut, und folglich auch wir tun müssten, sondern Paulus beschreibt einen Wesens-zug, er beschreibt, wie sich Leben verändert: unser äußerer Mensch verfällt – sehr zu unserem Missfallen, wenn wir morgens in den Spiegel schauen, wenn unser Haar ergraut, wenn unsere Haut Falten bekommt, wenn die jugendliche Frische ein Bild vergangner Tage ist.
Unser äußerer Mensch verfällt – so ist das. Ob wir es wollen oder nicht. Gewiss mit gesunder Ernährung, Fitness, Cremes und Kuren lässt die Alterungsprozess ein wenig verzögern, aber letztendlich ist es so: unser äußerer Mensch verfällt.
Aber, so sagt Paulus: wenn auch unser äußerer Mensch ver-fällt, so wird doch der innere von Tag zu Tag erneuert. – Unser innerer Mensch wird von Tag zu Tag erneuert, sagt Paulus. – Was meint er damit?
Wenn man im zweiten Korintherbrief etwas kreuz und quer liest, dann findet man im fünften Kapitel einen hilfreichen Hinweis. Hier schreibt Paulus: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur, das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.
Wenn sich jemand taufen lässt, wenn sich jemand auf Chris-tus einlässt, wenn jemand Christus in sein Herz einziehen lässt, dann ist das Alte vergangen, dann ist er eine neue Kreatur, und wird, so ist Paulus überzeugt, von Tag zu Tag erneuert.
Von Tag zu Tag neu werden, weil Jesu Denken und Fühlen in uns Raum greift. Von Tag zu Tag, weil jeder Tag neue Situa-tionen mit sich bringt, in denen man sich von Jesus, von Got-tes Geist führen lassen kann, und mit Gott lernen kann, ge-lassen, barmherzig und liebevoll mit sich und mit anderen umzugehen.
Sich von Tag zu Tag von Gott erneuern lassen, in dem wir unser Leben, unser Handeln, Reden und Tun mit Gottes Au-gen betrachten. Mit Gottes Augen betrachten und erkennen, was ist wichtig und was nicht, was ich tun muss, und was ich auch lassen kann, - was muss ich sagen, weil es gesagt sein muss, und auf welche Worte ich getrost verzichten kann – von Tag zu Tag lernen, erkennen, worauf es im Leben an-kommt, das ist das, was wir mit Jesus, mit Gott lernen, wenn wir Jesus, wenn wir Gott in unser Herz einziehen las-sen, wenn er zum König unseres Herzens wird.
Wer sich auf Jesus einlässt, steckt in diesem Erneuerungs-prozess, Tag für Tag, je nachdem welche Fragen, welche Sorgen, welche Hoffnungen sich an uns herandrängen. Im Vertrauen auf Gott lernt man gelassen und barmherzig mit sich und anderen umzugehen.
Jeden Tag gilt es als ein Geschenk Gottes zu erleben, jedes Singen eines Vogels, jedes Lächeln eines Menschen. Es gibt so vieles, worüber man froh und dankbar sein kann, aber es will entdeckt sein. – Und es wird nur von dem entdecken lassen, der von sich selbst absieht, der seine Augen für das Leben öffnet, der mit Gottes Augen das Leben betrachtet.
Bei allem Leid, bei allen Schmerzen, bei aller Trauer nicht im Leid stecken bleiben, sondern den Kopf heben, und sich er-freuen am Leben.
Für einen solchen Erneuerungsprozess braucht es natürlich Zeit und Muße. Wer durch sein Leben rennt, als wär der Teu-fel hinter ihm her, wer von einem Freizeit-Highlight zum nächsten stürmt, von einer Aktivität zur nächsten, wer alles mitmachen muss, damit er nichts verpasst, verpasst das Leben, wird am Leben vorbeileben, der wird sich dem inne-ren Wachstum verschließen.
Wer sich von Gott aber anrühren lassen will, wer durch Christus eine neue Kreatur werden möchte, der muss sich und Gott dafür Zeit gönnen, Zeit, in der Gott unser Herz an-sprechen kann, Zeit, in der wir unser Leben bedenken, Zeit, in der wir reflektieren, was wir so treiben, tun und lassen – und was es braucht, damit unser innerer Mensch mehr und mehr von Gott erneuert wird.
Und wenn wir selbst dafür zu müde geworden sind, dann hilft ein Gebet, in dem wir uns ganz und gar dem heilsamen Wirken unseres Gottes öffnen und bitten: Mach du mich neu.
Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur, das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden. – Herzliche Einla-dung zum Neuwerden mit Gott!
Verfasser: Pfarrer Dietmar Diefenbach
Haingrabenweg 1, 61352 Bad Homburg
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