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Die Ordnungen Gottes

von Paul Kluge (39114 Magdeburg)

Predigtdatum : 13.10.2002
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : 19. Sonntag nach Trinitatis
Textstelle : 2. Korinther 3,2-9
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Wochenspruch:

Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.
(Micha 6,8)

Psalm: 119,101-108 (EG 748)

Lesungen

Altes Testament:
1. Mose 8,18-22
Epistel:
1. Thessalonicher 4,1-8
Evangelium:
Markus 10,2-9 (10-16)

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 445
Gott des Himmels und der Erden
Wochenlied:
EG 295
Wohl denen, die da wandeln
Predigtlied:
EG 130
O Heilger Geist, kehr bei uns ein
Schlusslied:
EG 157
Lass mich dein sein und bleiben

3 Es ist offenbar geworden, dass ihr ein Brief Christi seid, durch unsern Dienst zubereitet, geschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes, nicht auf steinerne Tafeln, sondern auf fleischerne Tafeln, nämlich eure Herzen.
4 Solches Vertrauen aber haben wir durch Christus zu Gott. 5 Nicht dass wir tüchtig sind von uns selber, uns etwas zuzurechnen als von uns selber; sondern dass wir tüchtig sind, ist von Gott, 6 der uns auch tüchtig gemacht hat zu Dienern des neuen Bundes, nicht des Buchstabens, sondern des Geistes. Denn der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig.
7 Wenn aber schon das Amt, das den Tod bringt und das mit Buchstaben in Stein gehauen war, Herrlichkeit hatte, sodass die Israeliten das Angesicht des Mose nicht ansehen konnten wegen der Herrlichkeit auf seinem Angesicht, die doch aufhörte, 8 wie sollte nicht viel mehr das Amt, das den Geist gibt, Herrlichkeit haben? 9 Denn wenn das Amt, das zur Verdammnis führt, Herrlichkeit hatte, wie viel mehr hat das Amt, das zur Gerechtigkeit führt, überschwängliche Herrlichkeit.

Liebe Geschwister,
was Sie da gerade als Predigttext für den heutigen Sonntag gehört haben, klingt recht kompliziert. Kompliziert war auch die Lage in Korinth, kompliziert auch das Verhältnis des Paulus zu der dortigen Gemeinde. Schon einmal hatte Paulus den Korinthern die Leviten lesen müssen. Das tat er nicht gern, lieber hegte und pflegte er die noch jungen Gemeinden wie Setzlinge. Damit große, starke Bäume daraus würden. Doch die Gemeinde in Korinth hatte wilde Triebe entwickelt, und die mussten gestutzt werden. Auch wenn es beiden Seiten weh tat.
Zur Zeit des Paulus ist Korinth eine bedeutende Hafenstadt mit einem ganz bunten Völkergemisch. Kaufleute und Händler, Seeleute und Landreisende aus allen Ländern des römischen Reiches tummeln sich in der Stadt, ja sogar Menschen aus Schwarzafrika und Indien hat es nach Korinth verschlagen. Sie alle haben ihre Religionen mitgebracht, haben ihren Göttern kleinere oder größere Tempel gebaut. Doch all die Tempel, all die Götter nützen nichts gegen die Sittenlosigkeit der Bevölkerung. Die ist geradezu sprichwörtlich, und so sagt man „korinthern“ für jede Art von Unzucht.
Doch nicht die Unsitten der Umwelt bedrohen die junge christliche Gemeinde. Die Gefahr kommt aus den eigenen Reihen: Nachdem Paulus die Gemeinde gegründet hat, sind andere Prediger nach Korinth gekommen und haben die Christen verwirrt. Es ist zu Streit gekommen, zu Flügelkämpfen innerhalb der Gemeinde. Die zarte Pflanze, die Paulus gesetzt hat, droht überwuchert zu werden. Manche wollen sie sogar wie Unkraut ausreißen. Darum machen sie Paulus schlecht, zweifeln seine Autorität an, seine Berechtigung zu predigen. Das aber darf er nicht zulassen, dagegen muss er sich wehren. Darum hat er einen langen Brief nach Korinth geschrieben, hat auch seinen Besuch angekündigt. Bewirkt hat sein Schreiben gar nichts.
Deshalb schreibt er noch einmal, schreibt von seiner Rettung vor dem Tod – ein verdeckter Hinweis auf seine Berufung, entschuldigt sich dafür, dass sein Besuch noch aussteht – das nimmt die Leute für ihn ein, und empfiehlt, ein ausgeschlossenes Gemeindeglied wieder aufzunehmen – in der Hoffnung, dass sie auch ihn gnädig annähmen. Dann will er zur Sache kommen, doch das fällt ihm schwer. Denn es geht um ihn, um seine Berechtigung zu missionieren, um seine Berufung zum Apostel. Er muss sich gegen ungerechtfertigte Vorwürfe wehren und gegen Zweifel an seinem Amt. Dabei kommen ihm selbst manchmal Zweifel. Die anderen Prediger in Korinth konnten Empfehlungsschreiben vorweisen. Das macht Eindruck. Er hat kein solches Schreiben. Er hat nur sein ganz persönliches Erlebnis vor Damaskus. Das kann man ihm glauben - oder auch nicht. Deshalb kann man ihm glauben – oder auch nicht.
Viele Korinther glauben ihm nicht. Oder nicht mehr, laufen anderen, gewaltigeren Predigern nach. Solchen, die einen Kult um ihre Person pflegen. Die Kraft zum Leben versprechen und das Leiden verschweigen. Paulus dagegen: Kein guter Redner, bescheiden, fast schüchtern, chronisch krank, mehrfach inhaftiert und gefoltert. Ein kleines Licht neben den Glaubensprotzen.
Und doch hat er etwas aufzuweisen, was die anderen nicht haben: Zwischen Syrien und Mazedonien hat er zahlreiche Gemeinden gegründet. Ist nicht jede Gemeinde eine Empfehlung für ihn, ist nicht die Gemeinde von Korinth selber sein Empfehlungsschreiben für diese Gemeinde? Nicht mit Tinte auf Papyrus geschrieben – Tinte verblasst, Papyrus zerfällt. Auch nicht „in Keilschrift auf sechs Ziegelstein“ gehauen – die werden nur zu oft in Mauern verbaut.
Nein, seine Empfehlung hat der Geist Gottes in die Herzen der Menschen geschrieben. Ihr Glaube ist es, der ihn empfiehlt. Nein: Mit dem Gott ihn empfiehlt. Paulus versteht sich als Diener Gottes, als Bote Christi, er sieht sich als Werkzeug. Die großen Prediger, die ganze Hallen füllen, entfachen in den Menschen nur Strohfeuer. Das Licht des Glaubens aber ist ewiges Licht. Und durch ihn, Paulus, gibt Gott es in die Herzen der Menschen. Liebe strahlen sie dann aus und Güte, Hoffnung und Zuversicht. Und Gerechtigkeit – im doppelten Sinn: Als Kinder Gottes, mit ihm versöhnt und vertöchtert, machen sie sich stark für Freiheit, Gleichheit und Geschwisterlichkeit. Zunächst untereinander, dann auch unter anderen. Das zieht dann Kreise, bis der ganze Weltenkreis von Gottes Herrlichkeit erstrahlt.
Das schreibt Paulus den Korinthern. Auch, dass sie sich untereinander umsehen sollen, um ihm Recht zu geben. Und dass andere Menschen an ihrer Ausstrahlung Gott erkennen können. Besser als aus Büchern oder Briefen.
Dabei denkt er auch an seine Briefe, die immer nur ein kümmerlicher Ersatz für die persönliche Begegnung sind. Denn Glaube lebt aus Begegnungen, lebt in Beziehungen. Die Beziehung zu Gott wird in Begegnungen mit Menschen lebendig. Und aus Begegnungen von Menschen erwachsen Beziehungen zu Gott. Schade nur, dass er nicht bei allen Gemeinden gleichzeitig sein kann. Doch auf ihn kommt es ja gar nicht an: Was Gott durch ihn tut, kann er durch jeden tun. Und wird es tun. Amen.

Verfasser: Pfr. i. R. Paul Kluge, Großer Werder 17, 39114 Magdeburg

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