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Die singende Gemeinde

von Dieter Leppla (Kleinkarlbach)

Predigtdatum : 14.05.2017
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Jubilate
Textstelle : Matthäus 21,14-17.(18-22)
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Wochenspruch:
"Singet dem Herrn ein neues Lied; denn er tut Wunder." (Psalm 98, 1)

Psalm: 98 (EG 739)


Lesungen
Reihe I: Matthäus 11, 25 - 30

Reihe II: Kolosser 3, 12 - 17

Reihe III: Matthäus 21, 14 – 17 (18 – 22)

Reihe IV: Apostelgeschichte 16, 23 - 34

Reihe V: Jesaja 12, 1 - 6

Reihe VI Offenbarung 15, 2 - 4


Liedvorschläge
Eingangslied: EG 302 Du meine Seele singe
Wochenlied: EG 243 Lob Gott getrost mit Singen
Predigtlied: EG 305 Singt das Lied der Freude
Schlusslied: EG 499 Erd und Himmel sollen singen




Predigttext Matthäus 21, 14 - 17
Die Kinder schreien Hosianna

„Und es gingen zu ihm Blinde und Lahme im Tempel und er heilte sie. Als aber die Hohenpriester und Schriftgelehrten die Wunder sahen, die er tat, und die Kinder, die im Tempel schrien: Hosianna dem Sohne Davids! entrüsteten sie sich und sprachen zu ihm: Hörst du auch, was diese sagen? Je-sus antwortete ihnen: Ja! Habt ihr nie gelesen (Psalm 8,3): „Aus dem Munde der Unmündigen und Säuglinge hast du dir Lob bereitet“? Und er ließ sie stehen und ging zur Stadt hin-aus nach Betanien und blieb dort über Nacht.“

"Musiker sind die Architekten des Himmels" (Bobby mc Ferrin). Natürlich, liebe Gemeinde, ist uns bewusst, dass Gott, der Herr, Himmel und Erde geschaffen hat und dass wir Menschen ihm unser Leben verdanken. Dennoch muss sich Bobby mc Ferrin etwas dabei gedacht haben, als er die Formulierung gebrauchte: "Musiker sind die Architekten des Himmels".

Musik vermag etwas auszustrahlen von Harmonie - von Harmonie, die in feinfühlig komponierter Tonfolge zum Aus-druck kommt, Harmonie, die wohltuend auf unsere Seele wirkt, Harmonie, die miteinander Singende und Musizierende verbindet. Nach Harmonie sehnen wir Menschen uns - so, wie wir uns sehnen nach Glück. Und nach Frieden. Und nach etwas von heiler Welt. Von solchem hat Jesus in seiner Reich-Gottes-Verkündigung nicht nur gesprochen, sondern zugleich offenbart, dass mit ihm und seinem Heilswerk das Reich Gottes bereits sichtbar angebrochen ist.

Vom Reich Gottes handelt unser biblischer Text, insofern er davon spricht, dass Jesus Blinde und Lahme im Tempel heilt. Aus dem Tempel hat Jesus zuvor Händler und Geldwechsler hinausgetrieben, um diese heilige Stätte zum Ort seines Heilswirkens werden zu lassen. In unserem Text liegt nun der Schwerpunkt weniger auf dem Geschehen der Wunder selbst, sondern vielmehr darauf, wie der sich als Heiland offenbarende Gottessohn im Schnittpunkt steht zwischen Anklage und Verehrung:

Anklagen tun Jesus die Pharisäer und Schriftgelehrten. Diese legen hohen Wert auf ihre eigene Frömmigkeit und die penible Ein¬haltung der göttlichen Gebote. Zugleich sind sie auch schnell dabei, über Andere zu richten, wenn sie an deren Verhalten etwas auszu¬setzen haben. So gesehen müssten sie eigentlich Jesus dafür loben, dass er diejenigen aus dem Tempel getrieben hat, die diesen Ort als Markthalle missbraucht haben. Stattdessen suchen die Pharisäer und Schriftgelehrten hartnäckig nach einem Grund, Jesus anzu-greifen. Und sie finden tatsächlich etwas, womit sie ihn at-tackieren können: Warum lässt Jesus es zu, dass Kinder sich im Tempel aufhalten und sich lauthals bemerkbar machen?

Die Kinder stellen die andere Gruppe dar, die in unserem Text vorkommt.
Sie, die Kinder machen sich nicht nur bemerkbar, sondern sie äußern sich in einer geradezu Aufsehen erregenden Wei-se: Sie loben Jesus mit lauter Stimme, indem sie rufen: "Hosianna, dem Sohne Davids!"

Ja, manchmal, da steht die Welt ein wenig Kopf - insbeson-dere da, wo Jesus präsent ist. Da wird der ferne Himmel plötzlich ganz nah. Da beginnen Lahme, ihr Herz zu entde-cken und Mut zu fassen und über ihren Schatten zu sprin-gen. Da fangen Blinde an, ihre Augen aufzumachen. Und die Welt neu zu sehen. Und hinter der sichtbaren Welt die un-sichtbare Gegenwart Gottes zu erkennen. Ja, manches Mal da steht die Welt ein wenig Kopf – insbesondere da, wo Je-sus präsent ist. Da sollten doch eigentlich die Gottes¬fürchti- gen Beifall klatschen oder Jesus preisen, weil er Anderen mehr hilft als ihnen je zuvor jemand zu helfen vermochte.

Stattdessen entrüsten sie sich, weil Kinder Jesus preisen. Und sie, die Kinder, die in den Augen der Gesetzeshüter läs-tige Stör¬faktoren sind, gerade sie loben Jesus mit vollem Munde und legen mit ihrem Hosianna ein Bekenntnis ab, welches Zeugnis gibt von der Größe Gottes und der Er-kenntnis Jesu Christi. Sie, die Kinder, werden dadurch in den Augen Jesu zu den wahren Helden des Geschehens.

"Aus dem Munde der Unmündigen und Säuglinge hast du dir Lob bereitet". Mit diesem alttestamentlichen Zitat nimmt Jesus den Pharisäern und Schriftgelehrten den Wind aus den Segeln. Mit diesem Zitat macht Jesus deutlich: Kinder haben nicht nur ihren berechtigten Platz in Gottes Haus. Kinder sind durch ihr unbe¬fangenes Empfinden der Wahrheit oft näher als Erwachsene. Kinder sind in ihrer Sichtweise nicht verdorben durch Machtansprüche und diplomatisches Taktieren, sondern sie nennen die Dinge beim Namen, auch wenn dies bisweilen Verlegenheiten verursacht oder Pein-lichkeiten heraufbeschwört. Oder - wie in unserem Text - seitens der Engstirnigen als Skandal erachtet wird. Aber diese Art von Skandal scheidet die Geister: Die Schriftge-lehrten und Pharisäer lässt Jesus stehen, während er die unmündigen Kinder zu den wahren Erben von Gottes Reich erklärt.

Erben von Gottes Reich sind nicht die, die sich die Gnade Gottes verdienen wollen, sondern die, die bereit sind, sich Gottes Liebe schenken zu lassen. Erben von Gottes Reich sind nicht die, die nach Vollkommenheit streben, sondern die, die Vergebung von Schuld als Befreiung erfahren. Erben von Gottes Reich sind nicht die, die rituelle Opfer er¬bringen, sondern die, die aus vollem Herzen Gott loben können.

Die Kinder, die im Tempel rufen: "Hosianna dem Sohne Da-vids" sind in ihrer Gotteserkenntnis und in ihrer Glaubwür-digkeit weiter als die Schriftgelehrten. Die Kinder, die Jesus preisen, werden so dargestellt, dass wir in ihrem Lobpreis mit einstimmen können:

Das Lob Gottes ist wahrhaftiger Ausdruck unserer Einstellung gegenüber Gott. Gott zu loben, seine Güte zu preisen und seine Spuren in dieser Welt zu erkennen, ist die eigentlichste Art und Weise unserer Einstellung ihm gegenüber, der der Schöpfer ist von Himmel und Erde und der Herr unseres ganz persön¬lichen Lebens. Indem wir Gott loben, wird uns seine Größe und Güte und Liebe bewusster. Wir dürfen staunen über die wunderbaren Werke seiner Schöpfung - so wie ein Kind, das wie gebannt vor einer Quelle sitzt und staunt und sich wundert, dass das herauslaufende Wasser nicht alle wird. So kann das ehrfurchts¬volle Staunen eines Kindes zum Maßstab werden, wie wir Gott loben können und mit seinem Lob etwas von Seelenerhebung erfahren - See-lenerhebung, die die Kreisläufe von Pflichten und Zwängen zu durchbrechen vermag und den Blick frei werden lässt, den Wolken nachzuschauen oder eine Blüte zu bewundern und einen alten Mann, der trotz seiner Gebrechlichkeit etwas von Zufriedenheit ausstrahlt.

Das Lob Gottes findet des Weiteren seinen Ausdruck im Sin-gen. Die Bezeichnung des heutigen Sonntags "Kantate" will uns aufrufen, im Singen und Musizieren unsere Freude vor Gott zu bringen, Viele geistliche und weltliche Lieder besingen die Größe Gottes und die Schönheit der Schöpfung. Und wenn Menschen miteinander singen und musizieren, fühlen sie sich in Gemeinschaft miteinander verbunden - eine Ver-bundenheit, die nach harmonischem Ausdruck strebt und die im Bezug auf Gott ihre innere Mitte erhält. Im Vorgang des Singens kann eine Atmosphäre des Feierlichen ent¬stehen, die dem Gottesdienst nicht nur Ausdruck als Verkündigung verleiht, sondern auch dem Schönen und Erhebenden seinen Platz schenkt.

Unser biblischer Text lenkt mit dem "Hosianna dem Sohne Davids" unser Augenmerk auf die Kinder. Kinder finden im Rahmen von Kirche insbesondere durch gemeinschaftliches Singen und Musi¬zieren zusammen. In solcher Gemeinschaft lernen Kinder, Bega¬bungen zu entdecken und zu fördern, sie lernen, in Kinderchor oder Musizierkreis aufeinander ein-zugehen gerade dadurch, dass jedes Einzelne seinen Part in Abstimmung mit den Anderen spielt. Zumeist erfahren Kin-der dabei Freude, sei es, dass beim Üben auch Platz ist zum Lachen, sei es, dass sie nach einem öffentlichen Auftritt selbst Lob und Anerkennung erhalten. Selbst zu musizieren ist erfüllender und zumeist auch beglückender als Musik über Radio oder CD-Player zu "konsumieren". Kinderchöre sind eine Quelle von musikalischem Potenzial. Bisweilen moti¬viert Singen auch dazu ein Instrument zu erlernen. Die Meisten, die später als Musiker tätig sind, haben ihr Talent bereits im Kindesalter entdeckt. Und wer die Musik als Frei-zeitbetätigung pflegt, kann sein ganzes Leben hindurch daran Freude haben.

Religiöse Musik ist als solche auch Botschaft und Bekenntnis. Von Georg Friedrich Händel ist überliefert, dass er, während er den "Messias" komponierte, "den Himmel offen sah". Indem er sich in seinem Schaffen zutiefst mit dem Höchsten verbunden fühlte, wurde ihm die Inspiration zu teil, sein "Halleluja" wie im Rausch auf´s Papier zu werfen.

Durch Lobpreis und Dank kann das Leben in seiner Tiefen-dimen¬sion erfahren werden. Durch Lobpreis und Dank kann Christus als Heiland und Retter verehrt werden. Durch Lob-preis und Dank können Musiker etwas vom Himmel abbilden.

Amen.



Verfasser: Pfarrer Dieter Leppla
Am Kelleracker 10, 67271 Kleinkarlbach

Herausgegeben vom

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