Wochenspruch: "Singet dem Herrn ein neues Lied; denn er tut Wunder." (Psalm 98,1)
Psalm: 98 (EG 739)
Reihe I: Apostelgeschichte 16,23-34
Reihe II: 2. Chronik 5,2-5(6-11)12-14
Reihe III: Lukas 19,37-40
Reihe IV: Kolosser 3,12-17
Reihe V: 1. Samuel 16,14-23
Reihe VI: Offenbarung 15,2-4
Eingangslied: EG 166, 1-3 Tut mir auf die schöne Pforte
Wochenlied: EG 302 Du meine Seele, singe
Predigtlied: EG 287 Singet dem Herrn ein neues Lied
Schlusslied: EG 157 Laß mich dein sein und bleiben oder EG 170 Komm Herr, segne uns
23 Nachdem man sie hart geschlagen hatte, warf man sie ins Gefängnis und befahl dem Kerkermeister, sie gut zu bewachen.
24 Als er diesen Befehl empfangen hatte, warf er sie in das innerste Gefängnis und legte ihre Füße in den Block.
25 Um Mitternacht aber beteten Paulus und Silas und lobten Gott. Und es hörten sie die Gefangenen.
26 Plötzlich aber geschah ein großes Erdbeben, sodass die Grundmauern des Gefängnisses wankten. Und sogleich öffneten sich alle Türen und von allen fielen die Fesseln ab.
27 Als aber der Kerkermeister aus dem Schlaf auffuhr und sah die Türen des Gefängnisses offen stehen, zog er das Schwert und wollte sich selbst töten; denn er meinte, die Gefangenen wären entflohen.
28 Paulus aber rief laut: Tu dir nichts an; denn wir sind alle hier!
29 Der aber forderte ein Licht und stürzte hinein und fiel zitternd Paulus und Silas zu Füßen.
30 Und er führte sie heraus und sprach: Ihr Herren, was muss ich tun, dass ich gerettet werde?
31 Sie sprachen: Glaube an den Herrn Jesus, so wirst du und dein Haus selig!
32 Und sie sagten ihm das Wort des Herrn und allen, die in seinem Hause waren.
33 Und er nahm sie zu sich in derselben Stunde der Nacht und wusch ihnen die Striemen. Und er ließ sich und alle die Seinen sogleich taufen
34 und führte sie in sein Haus und bereitete ihnen den Tisch und freute sich mit seinem ganzen Hause, dass er zum Glauben an Gott gekommen war.
Liebe Gemeinde,
der Predigttext für heute hätte das Zeug, großes Kino zu werden.
Die beiden Hauptfiguren, der Apostel Paulus und sein Gefährte Silas, werden ohne Prozess blutig geschlagen und ins Gefängnis geworfen. Statt dort zu klagen, loben sie Gott. Darauf gibt es ein Erdbeben, einen Selbstmordversuch, der gerade noch verhindert wird, mehrere Spontantaufen und am Ende ein Happy End, das die beiden Gefangenen wieder auf freien Fuß setzt. Großes Kino eben.
Lassen wir den Bibeltext heute doch zum Drehbuch werden mit mehreren Szenen.
1. Szene: Gefängnis
Die Striemen an ihren Körpern bluten und brennen.
Die Stöcke und Peitschen, mit denen man sie geschlagen hat, haben Wunden hinterlassen.
Ruppig fassen die Soldaten Paulus und Silas bei den Armen und treiben sie vor sich her ins Gefängnis.
Der Kerkermeister nimmt sie in Empfang und wirft sie in die hinterste Zelle.
Er stößt sie an die Wand und drückt Paulus und Silas nieder, um ihre Füße in den Block zu schließen.
Dann fällt die Zellentür ins Schloss.
Paulus und Silas sitzen auf dem feuchten Boden.
Es ist dunkel.
Beide haben schmerzverzerrte Gesichter.
2. Szene: Gefängniszelle
Die Schritte des Kerkermeisters sind verhallt.
Es ist ruhig.
Langsam gewöhnen sich die Augen von Paulus und Silas an die Dunkelheit.
Vorsichtig heben sie ihre Köpfe und schauen sich an.
Als Paulus sich bewegt, geht ein stechender Schmerz über seinen Rücken.
Er kneift die Augen vor Schmerz zusammen.
Dann holt er tief Luft und beginnt zu singen.
„Ich will den Herr loben allezeit; sein Lob soll immerdar in meinem Munde sein.
Meine Seele soll sich rühmen des Herrn, dass es die Elenden hören und sich freuen.“
Silas stimmt mit ein.
Der Gesang klingt wie das Abendgebet in einem Kloster.
3. Szene: Erdbeben, nachts
Plötzlich bebt die Erde.
Silas und Paulus sehen, wie Steine von der Decke bröckeln, wie sich ein Felsblock aus der Mauer löst, wie die Zellentür aus den Angeln springt.
Plötzlich brechen auch die Blöcke auf, in denen ihre Füße feststeckten.
Der Kerkermeister springt zur selben Zeit aus seinem Bett.
Er läuft zum Gefängnis.
Dort stehen alle Türen und Fenster offen.
Vermutlich sind alle Gefangenen entkommen.
Verzweifelt zieht der Kerkermeister sein Schwert und will sich hineinstürzen.
Da ruft Paulus:
„Wir sind alle hier, tu dir nichts an.“
Der Kerkermeister führt Paulus und Silas aus dem Gefängnis.
Zitternd fällt er vor ihnen nieder und fragt:
„Was muss ich tun, dass ich gerettet werde?“
Paulus legt die Hand auf die Schulter des Kerkermeisters, sieht ihm in die Augen und sagt mit fester Stimme:
„Glaube an den Herrn Jesus, so wirst du und dein Haus selig.“
Der Kerkermeister zittert und blickt verklärt zu Paulus auf.
4. Szene: Im Haus des Kerkermeisters
Der Kerkermeister wäscht und verarztet die Wunden und Striemen von Paulus und Silas in seinem Haus.
Der Peiniger wird zum Pfleger.
Paulus predigt, was es heißt, an Jesus zu glauben.
Der Kerkermeister lässt sich von ihm taufen.
Und dann ruft der Kerkermeister seine Frau, seine Kinder, seine Sklaven und alle, die zu seinem Haus gehören, und lässt sie ebenfalls von Paulus mitten in der Nacht am Brunnen taufen.
Die Familie kommt mit Fackeln.
Durch den ganzen Lärm werden auch noch andere aufmerksam.
Auch Mitgefangene lassen sich taufen, denn schließlich sind sie durch das Erdbeben auch befreit worden.
Paulus steht am Brunnen und macht einen nach dem anderen durch die Taufe feierlich zum Christen.
Im Haus des Kerkermeisters sitzen dann alle an einem großen Tisch.
Sie lachen und freuen sich, weil sie zum Glauben an Gott gekommen sind.
Und sie essen und trinken.
Ein großes Fest.
5. Szene: Vor dem Haus des Kerkermeisters, am nächsten Morgen
Ein Hahn kräht.
Durch die Gassen des Ortes kommen zwei Gerichtsdiener, die vor dem Haus des Kerkermeisters stehenbleiben und klopfen.
Der Kerkermeister öffnet.
Die Gerichtsdiener sagen:
„Lass Paulus und Silas frei!“
Der Kerkermeister ruft Paulus und Silas und entlässt die beiden mit den Worten.
„Geht hin in Frieden.“
Paulus aber empört sich.
Römischer Bürger sei er und trotzdem ohne Prozess ins Gefängnis geworfen worden.
Die Gerichtsdiener zucken mit den Schultern, reden Paulus und Silas gut zu und bitten die beiden, die Stadt zu verlassen.
Die beiden ziehen von dannen durch das Stadttor, der Sonne entgegen.
Das Tor schließt sich hinter ihnen. Ende.
Liebe Gemeinde,
Ein Bibeltext, wie geschaffen für ein Drehbuch.
Großes Kino.
Es geht dabei nicht primär darum, ob alles so war, wie es in der Apostelgeschichte aufgeschrieben ist. Es geht um den Glauben. Es geht letztlich darum, die Macht Gottes zu demonstrieren. Es geht um die Vergewisserung, dass Gott befreit. Dass er auch in den finsteren Zeiten, die nicht verlässt, die an ihn glauben.
Dieser Gott ist der Vater Jesu Christi. Er ist mit Paulus und Silas. Er befreit die beiden aus dem Gefängnis, wie er das Volk Israel aus der Knechtschaft in Ägypten befreit hat. Er ist ein Gott der Freiheit und des Lebens. Keine Gefängnismauer kann ihn hindern.
Schließlich geht es darum, dass nichts so bleiben muss, wie es ist. Ketten können springen. Peiniger können zu Pflegern werden. Verzweifelte und Geschlagene können gesunden.
So geht es auch um Hoffnung in einer Welt, in der uns die Loblieder manchmal im Hals stecken bleiben.
[Parkplatz: Aktuelle Beispiele aus dem persönlichen Umfeld, dem Weltgeschehen und/oder Gemeindeleben zeigen konkret, wie sich schlimme Situationen zum Guten wenden können. Sie sind Grund zum Lob Gottes.]
Trotz alle dem, liebe Gemeinde:
Wir werden nicht aufhören, Loblieder Gottes zu singen.
Trotz alle dem:
Wir werden nicht aufhören zu hoffen, dass am Ende das Leben über den Tod siegt.
Amen
Verfasserin: Pfarrerin Iris Schmitt, Schulstraße 13, 67700 Niederkirchen
Referat Ehrenamtliche Verkündigung
Markgrafenstraße 14, 60487 Frankfurt/Main,
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in Kooperation mit dem
Pfarrer Dr. Matthias Rost
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Telefon: 036202.7717-97