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Die verheißene Erlösung

von Susanne Wildberger (67655 Kaiserslautern)

Predigtdatum : 06.12.2020
Lesereihe : III
Predigttag im Kirchenjahr : 2. Advent
Textstelle : Jakobus 5,7-8(9-11)
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Wochenspruch: Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht! (Lk 21,28)

Psalm: 80,2.3b.5-6.15-16.19-20

Lesungen

Reihe I: Jesaja 35,3-10
Reihe II: Lukas 21,25-33
Reihe III: Jakobus 5,7-8(9-11)
Reihe IV: Jesaja 63,15-64,3
Reihe V: Hohelied 2,8-13
Reihe VI: Offenbarung 3,7-13

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 152 Wir warten dein, o Gottes Sohn
Wochenlied: EG 6 Ihr lieben Christen freut euch nun
Predigtlied: EG 1 Macht hoch die Tür
Schlusslied: EG 19 O komm, o komm, du Morgenstern

Predigttext Jakobus 5,7-11 (BasisBibel)

7 Übt euch in Geduld, Brüder und Schwestern, bis der Herr wiederkommt! Seht, wie der Bauer auf die köstliche Frucht seines Ackers wartet: Er übt sich in Geduld – so lange, bis Frühregen und Spätregen gefallen sind.
8 So sollt auch ihr euch in Geduld üben und eure Herzen stärken. Das Kommen des Herrn steht nahe bevor.
9 Brüder und Schwestern, beklagt euch nicht übereinander, damit Gott euch nicht verurteilt. Seht doch, der Richter steht schon vor der Tür.
10 Brüder und Schwestern! Denkt an die Propheten, die ihre Botschaft im Namen des Herrn verkündet haben: Sie sollen euer Vorbild darin sein, Leid zu ertragen und euch in Geduld zu üben.

11 Seht doch, wir preisen diejenigen glückselig, die standhaft geblieben sind! Ihr habt gehört, wie standhaft Hiob war. Und ihr habt gesehen, wie Gott es bei ihm zu einem guten Ende gebracht hat. Denn der Herr ist voller Mitleid und Barmherzigkeit.

Predigt

Liebe Gemeinde,
liebe Schwestern und Brüder,

übt euch in Geduld, bis der Herr Jesus Christus wiederkommt.
Dann ist die Welt zu Ende.
Und dann hoffen wir, dass er uns dorthin bringt,
wo ungestörter und unendlicher Frieden ist.

Das schreibt Jakobus vor etwa 1.900 Jahren an eine Gemeinde. In der Volxbibel, die mit vielen Jugendlichen im Internet erarbeitet wurde, wird es noch ein Tick deutlicher, was er meint. Da steht:

„Liebe Geschwister, lasst euch nicht schlecht draufbringen und zieht das mit Gott so lange durch, bis er wiederkommt.“

Bleibt an ihm dran, auch wenn es mal wieder so aussieht, als wäre Gott mit unbestimmtem Ziel verreist und hätte uns allein gelassen. Allein mit all den bösartigen, gewalttätigen, dummen und raffgierigen Menschen. Oder feiner ausgedrückt: Manchmal fühlt man sich den bösen Mächten und Gewalten hilflos ausgeliefert.

Jesus Christus wird kommen. In biblischer Zeit hat man sich das in eindrucksvoller Weise bildlich vorgestellt:

Am Ende der Welt wird es ein Gericht geben. Gottes Sohn wird kommen und auf einem Richterstuhl thronen. Alle Menschen, die jemals gelebt haben, treten nacheinander vor ihm an und über jeden wird ein Urteil gefällt:

Das Kriterium ist, wie man einander beim Leben geholfen hat.

Vor allem den Schwächsten, den Minderheiten, denen die sich nicht wehren können, die keine Lobby haben.

Im Matthäus Evangelium sagt Jesus:

„Was Ihr den geringsten meiner Brüder und Schwestern getan habt, das habt ihr mir getan.“

Spätestens am letzten Tag der Welt wird Gerechtigkeit hergestellt. Die einen kommen danach weg von Gott – in eine Gottesferne, in der es keinen Trost gibt – nur Heulen und Zähneklappern. Die anderen dürfen dauerhaft in Gottes Nähe bleiben. Da wo es keine Gewalt mehr gibt, keine Tränen, keine Trennung, keine Einsamkeit, keinen Tod.

Gottes Nähe – um die geht es!
Die Bilder von Himmel und Hölle lenken uns vielleicht davon ab. Mit Teufel und Feuerflammen können Maler Verzweiflung und höllische Schmerzen illustrieren. Heute wirkt das nicht mehr auf uns. Es macht den Eindruck von Theaterkulisse und erinnert an den jahrhundertelangen Machtmissbrauch der Kirche: „Wenn ihr nicht nach unserer Pfeife tanzt – dann wird euch das da erwarten. Wollt ihr das?“

Die Gottesferne müssen wir uns nicht wie ein mittelalterliches Spektakel vorstellen und der Himmel – der Ort der Nähe zu Gott ist auch keine Mischung aus Schlaraffenland und Paradiesgarten.

Es geht um die Nähe Gottes.
In den Evangelien wird wieder und wieder erzählt, dass so viele und so unterschiedliche Menschen in Jesu Nähe Gottes Nähe gespürt haben. Die war so wohltuend, dass sie gesund wurden, an Leib und Seele.

Wir haben gesungen:

Komm, o mein Heiland Jesu Christ,
meins Herzens Tür dir offen ist.

Ach zieh mit deiner Gnade ein;
dein Freundlichkeit auch uns erschein.
Dein Heilger Geist uns führ und leit
den Weg zur ewgen Seligkeit.
Dem Namen dein, o Herr, sei ewig Preis und Ehr.

Dabei denken wir nicht an das Gericht am Ende der Welt, sondern daran, dass Jesus heute und jetzt, zu mir kommen kann.
Und dann? Dann weiß ich: Es ist alles gut!
Mein göttlicher Beistand ist bei mir
Gott ist uns nahe – mir und den anderen.

Jakobus sagt:
Übt euch in Geduld. Gott kommt auf uns zu!
Er steht quasi schon vor der Tür.
Deshalb strapaziert eure Nerven nicht mit Klagen und Jammern und Meckern.
Übt euch in Lang-Mut!

Jakobus gibt uns 3 Beispiele von vorbildlich geduldigen Personen und Personengruppen:

  1. der Bauer
  2. die Propheten
  3. Hiob

Ein Bauer hat Geduld zu haben, alles andere bringt nichts.
Karotten wachsen nicht schneller, wenn man an ihnen zieht. Und der Regen fällt, wenn er fällt.

In der Landwirtschaft sind zwei Bereiche ganz klar voneinander getrennt:

  1. Das Machbare und Notwendige: Also pflügen und säen und ernten (und heutzutage noch Lobbyarbeit)
  2. Das geduldige Warten: Auf Sonne und Regen. Von beidem nicht zu viel und nicht zu wenig – und alles auch noch zur richtigen Zeit. Darauf hat der Bauer KEINEN Einfluss!

In unserem Leben gibt es viel Machbares und Notwendiges.
Aber auch vieles, auf das wir keinen Einfluss haben.
Da brauchen wir Geduld und Gottvertrauen.

Jakobus sagt: Leute! Haltet durch!
Jesus kommt bald und dann ist diese Welt mit all ihren Schrecken – und damals gehörte noch die Christenverfolgung dazu – vorbei und das himmlische Jenseits öffnet seine Türen für euch. Also: Noch ein bisschen christliches Verhalten! Das werdet ihr schon schaffen!

Martin Luther hat es gestört, dass der Jakobus dieses:
Streng dich an! Mach dies. Mach das! so betont.
Dabei kommt nämlich das Wichtigste im Glauben zu kurz: Glauben-Können ist ein Geschenk.
Gott schenkt uns die Fähigkeit, ihm vertrauen zu können.

Geduld ist ein Geschenk.
Mit den richtigen Gedanken kann man sich ein bisschen geduldiger machen. Zum Beispiel hilft die Erkenntnis, dass mein Computer mich nicht ärgern will.
Sobald ich den richtigen Knopf gefunden habe, macht er wieder, was ich will. Und ich bin nicht verpflichtet, mich über jeden zu ärgern, der mir Stress macht.
Man kann schon das ein oder andere tun, um sich in Geduld zu üben.

Aber wichtiger und erfolgreicher ist das Beten für Geduld.
Wenn ich Gott bitte: Schenke mir Geduld - in dieser Situation oder mit diesem Menschen, dann anerkenne ich vor mir selbst: Geduld ist mir wichtig – und dann öffne ich mein Herz für dieses göttliche Geschenk.

Jakobus stellt uns Hiob als gutes Beispiel vor Augen.
Hiob ist eine Figur aus einer biblischen Erzählung.
Er wird uns als der reichste und frömmste Mann im ganzen Orient vorgestellt. In kürzester Zeit verlor er durch Raub und Totschlag, Feuer und Sturm alles was er hatte und es starben alle seine 10 Kinder.
Hiob behielt die Nerven.
Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen, der Name des Herrn sei gelobt.“
Hiob der Super Geduldige! Das ist Geduld für Experten, für Meister. Großartig. Schön für ihn – aber leider nicht ganz unsere Liga.

Aber seine Geschichte geht weiter.
Über Nacht wird er von einer widerwärtigen unerträglichen Hautkrankheit befallen. Vom Scheitel bis zur Fußsohle.
Je mehr er sich kratzt, desto schlimmer wird es – aber ohne kratzen geht es gar nicht.
Er kann nicht mehr schlafen und findet weder am Tag noch in der Nacht Ruhe.

Seine Frau verspottet ihn und sagt: Du mit deinem Gott!
Vergiss ihn. Du siehst doch, er will nichts von dir wissen!
Seine Freunde sind subtiler, sie meinen:
Von nichts kommt nichts! Du musst selbst schuld an deinem Unglück sein. Überleg mal. Sei ehrlich!
Irgendwann reißt dem Hiob die Geduld und dann fängt seine Geschichte erst richtig an.
Hiob widerspricht ganz entschieden seinen Freunden und stellt Gott zur Rede:
Ich habe das nicht verdient!
Gott, Du machst an mir was falsch!
Hiob schreit und weint und flucht und fordert Gerechtigkeit – aber er wendet sich nicht von Gott ab.

Hiob ist ein Beispiel für eine sehr aktive Art von Geduld:
Ich erwarte noch was von Dir.
Mein Lang-Mut wartet auf Dich Gott.
Auf eine Erklärung.
Ich warte auf Dein Eingreifen.
Hiob „zieht das mit Gott tatsächlich durch. Er lässt sich durch niemanden und nichts davon abhalten.
Er bleibt an Gott dran! Und fordert ihn!

Und tatsächlich, Gott redet mit ihm. Mit ihm persönlich.
Eine wirkliche Erklärung bekommt Hiob dadurch nicht.
Gott machte ihm klar: Junge, überleg mal, mit wem Du hier redest. Ich bin nicht Deinesgleichen.
Meine Gedanken sind nicht Deine Gedanken und meine Wege kennst Du auch nicht.

Hiob beeindruckt es sehr, dass Gott mit ihm so unmittelbar spricht.
Und es wird ruhig in ihm. Er spürt eindrucksvoll Gottes Nähe.

Am Ende dieser Geschichte wird dann auch alles in märchenhafter Weise wieder gut. Hiob wird wieder wohlhabend und bekommt auch wieder 10 Kinder.
(In Klammer: Was mit seiner Frau wird, erfahren wir nicht, denn für dieses Lehrstück wird uns nur Hiob vor Augen gehalten.)

Es gibt Menschen, die haben dieses Gottvertrauen:
„Mir werden Dinge und Menschen im Leben gegeben. Und genommen. Ich danke Gott für alles Gute und vertraue darauf, dass er mir hilft mit allem anderen fertig zu werden.“

Alle anderen tun gut daran, für dieses Vertrauen und den nötigen Lang-Mut zu beten.

Dafür können das unsere Vorbilder sein: Wie der Bauer, tue ich, was ich kann und was meine Aufgabe ist, wie die Propheten möchte ich in Gottes Namen für die Gemeinschaft, in der ich lebe, einen Beitrag leisten und wie Hiob lass ich Gott nicht los.

Denn unser Gott ist voller Mitleid und Barmherzigkeit.
Amen.

Verfasserin: Pfarrerin Susanne Wildberger,  Friedrich-Karl-Str. 13, 67655 Kaiserslautern


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