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Die Verheißung des Heiligen Geistes

von Ernst Rohleder (Schöneck)

Predigtdatum : 05.06.2011
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Christi Himmelfahrt
Textstelle : Johannes 7,37-39
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Wochenspruch: „Christus spricht: Wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen.“ (Johannes 12, 32)
Psalm: 27, 1.8 – 9 b (EG 714)

Lesungen
Altes Testament: Jeremia 31, 31 – 34
Epistel: Epheser 3, 14 – 21
Evangelium: Johannes 15, 26 - 16, 4

Liedvorschläge
Eingangslied: EG 162, 1 - 4
Gott Lob, der Sonntag kommt herbei
Wochenlied: EG 129, 1 - 4 Freut Euch, ihr Christen alle, Gott schenkt uns seinen Sohn
Predigtlied: EG 602, 1 - 6 Du hast gesagt: Ich bin der Weg
Schlusslied: EG 140,1 - 5 Brunn allen Heils

Liebe Gemeinde!
I
Ich bin durstig.
Die erste Tasse Kaffee am Morgen brauch ich nicht nur zum Wachwerden.
Zum Essen etwas Wasser oder einen Fruchtsaft.
Nach dem Sport am Abend im Verein - ich muss etwas trinken.
Bei der Wanderung im Urlaub darf ich genügend Getränke nicht vergessen.
Wie gut tut der erste Schluck Wasser bei der Rast.
Am Fahrrad ist ein Flaschenhalter.
Ich bin durstig.
Meistens trinke ich schon, bevor ich den Durst wirklich spüre.
Ich weiß, ich muss trinken. Ich brauche das. Ich weiß, mein Körper braucht Flüssigkeit.
Zum Wohlergehen, zum Gesundbleiben, zum Leben.
Ich bin durstig – mein ganzes Leben lang.
Durst wird niemals gestillt für immer – er kommt immer wieder.
Im Trinken spüre ich das Leben.
Trinken ist das erste Wollen des Neugeborenen.
Der befeuchtete Mund ein letzter Wunsch der Sterbenden.

Ich bin durstig.
Durst haben und Leben wollen ist eins.

Wir sind durstig nach Leben,
nach Erfahrungen,
wir sind durstig nach Neuem.
Wir sind durstig nach einem Wort, das uns erreicht; nach einem Wort, das wir uns nicht selbst sagen können.
Wir sind durstig nach einem Gefühl, das uns bewegt.
Sehnsucht, Verlangen, Zukunftsträume -
das sind Worte für den Durst in unserer Seele.
Sie dürstet nach Heimat, nach Frieden,
sie dürstet danach bei sich selbst ein Zuhause zu haben.
Wir sind durstig danach, Liebe zu geben und Liebe zu empfangen.

Wir sind durstig.
Durst haben und Leben wollen ist eins.
Diesen Durst bekomme ich niemals ganz gestillt.
Den Durst nach Leben.

II
Mit Durst und Wüstenstrecken kannte sich das Volk Israel aus.
Abraham, der Urvater von allen, zog von einem Wasserloch zum nächsten, von Oase zu Oase.
Vierzig Jahre wanderte das Volk Israel unter der Führung des Mose durch wüstes Land. Nicht selten gingen Not und Elend mit. Deswegen begehrten sie auf gegen Mose „Du führst uns in die Wüste zum Sterben, wären wir doch in Ägyptenland geblieben.“
Und doch war ein Ziel vor den Augen ihrer Sehnsucht: ein Land, in dem Milch und Honig fließen, weil es dort genügend Wasser gibt, Vieh zu weiden und zu tränken, Milch zu gewinnen und Butter zu essen. Genügend Wasser für Blumen, Sträucher und Bäume, von denen Bienen einsammeln können.
Eine Wüste lag zwischen ihnen und der Heimat, als ein großer Teil des Volkes in die Gefangenschaft nach Babylon geführt worden waren. Dort war es, das ein Prophet aufstand und sagte:
„Es werden Wasser in der Wüste hervorbrechen
und Ströme in dürrem Land.
Wo es zuvor trocken gewesen ist, sollen Teiche stehen
und wo es dürre gewesen ist, sollen Brunnenquellen sein.
Auch wenn unser Leben jetzt,
selbst wenn unser Glauben jetzt,
so eingetrocknet ist wie ein dürres Land, von dem man keine Frucht und keine Ernte mehr erwartet, glaubt mir, es kommt doch auch wieder anders. Weil es Gott will.“
Und es kam anders. Weil Gott es wollte.
Sie kehrten heim in das Land ihrer Väter, wo Milch und Honig floss,
wo man unter dem Feigenbaum saß, und das Öl des Ölbaums das Gesicht schön machte.
Da sprach man untereinander: „Wir wollen nicht vergessen, dass unser Gott uns immer wieder durch die Wüste und durch durstige Zeiten geführt hat. Er war da und er blieb da, als wir im Elend waren. Einmal im Jahr wollen wir die Häuser verlassen und in Zelten und Hütten aus Laub wohnen wie unsere Väter und Mütter.“
Und so schrieben sie auf: „Ich bin Gott der Herr. Sieben Tage sollt ihr in Laubhütten wohnen, dass eure Nachkommen wissen, wie ich die Israeliten in Hütten habe wohnen lassen, als ich sie aus Ägyptenland herausführte. Am achten Tag sollt ihr eine heilige Versammlung halten. Eine ewige Ordnung soll es bei euch sein.“
Und so wurde das Laubhüttenfest gefeiert. Ein Erntedankfest. Dank für Milch und Honig und für die Brunnquellen und die Teiche, wo es zuvor dürre war.
Und es kamen jährlich viele Menschen in dem Tempel von Jerusalem den achten Tag zu feiern und das Fest zu beschließen. Die heilige Tradition wurde erfüllt, die ewige Ordnung. Es wurden die geliebten Texte von Mose und den Propheten gelesen. „Wohlan, alle, die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser!“ Dort im Tempel fühlte man sich der Quelle nah, – in Gottes Nähe und wie schön war es dabei, Gott zu ehren, den Herrn, der durch die Wüste führt und den Durst nach Leben stillt, eine Weile und immer wieder.

III
Von diesem Fest in Jerusalem erzählt Johannes:
Aber am letzten Tag des Festes, der der herrlichste war,
trat Jesus auf und rief: Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke!
Wer an mich glaubt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen, wie die Schrift sagt.
Das sagte er aber von dem Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glaubten; denn der Geist war noch nicht da; denn Jesus war noch nicht verherrlicht.

Es ist mitten im Festtrubel, Leute kommen und gehen, kaufen und verkaufen. Plötzlich sagt einer ICH.
Ein Mensch.
Jesus tritt auf und sagt: Ich.
Nicht die Tradition. Nicht die ewige Ordnung. Nicht der Tempel, der ihm zum Kaufhaus verkommen erschien.
Ich. Wer durstig ist, der komme zu mir und trinke.
Was für eine Provokation.
Er stellt sich in den Mittelpunkt.
Wie kann man bei ihm satt werden und trinken?
Wie kann man den Durst stillen bei ihm?
Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke!
Damit wird alles, was gerade um ihn her im Tempel geschieht, zur Frage.
Und manchen schien, als würde auch Gott zur Frage.
Deshalb wollten einige ihn ergreifen, aber - so erzählt Johannes weiter - niemand legte Hand an ihn. Da fragten die Hohepriester ihre Knechte: Warum habt ihr ihn nicht gebracht und die Knechte antworteten: Noch nie hat ein Mensch geredet wie dieser. Und sie haben Recht mit ihrer Antwort, sie haben Recht.
Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke.
Ich bin es der euren Durst nach Leben kennt,
ich bin es der euren Durst nach Leben stillt.
Bei mir seid ihr aufgehoben mit eurer Sehnsucht, eurem Verlangen, euren Zukunftsträumen -
wie ihr dürstet nach Heimat, nach Frieden,
wie ihr dürstet bei euch selbst ein Zuhause zu haben.
In diesem „Ich bin es“ ist so vieles enthalten, was Jesus damit sagt:
Ich habe euch in Kana, als Wasser zu Wein wurde, gezeigt: Gott möchte, dass das Fest des Lebens nicht durch Mangel beschädigt wird.
Wenn ihr das glaubt, bin ich der Weinstock.
Ich habe euch gezeigt, wie man teilt und dass es reicht für alle. Viele saßen erwartungsvoll zusammen saßen und stellten ihre Fragen nach dem Leben. Und sie bekamen Antworten.
Wenn ihr das glaubt, bin ich das Brot des Lebens.
Ich habe euch gezeigt, dass ihr nicht warten braucht, bis ein Engel das Wasser am Teich Betesda bewegt, ihr könnt auch selbst hingehen, wenn jemand spricht: Ich habe keinen, der mich hinträgt.
Wenn ihr das glaubt und tut, dann bin ich für euch der Weg.

IV
Jesus spricht vom Glauben als einer Beziehung, in der ich mit ihm und seiner Person verbunden bin. Ich und ihr.
Jesus spricht vom Glauben als einer Beziehung, in der ich werde wie er:
Wer an mich glaubt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen, wie die Schrift sagt.
Jesus sagt, von Dir, der du selbst durstig bist, können andere trinken.
Jesus nennt das Anteil haben am seinen, an dem heiligen Geist.
Das sagte er aber von dem Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glaubten; denn der Geist war noch nicht da; denn Jesus war noch nicht verherrlicht.
Ich kann sagen ‚Ich’ wie er. Und wenn ich das sage, dann spüre ich damit zugleich meinen Durst, denn ich will leben.
Als Gemeinde sind wir eine Gemeinschaft von denen, die nach Leben dürsten und einander Quelle werden können, verbunden mit ihm der uns zu sich ruft:
Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke. Amen.

Verfasser: Pfarrer Ernst Rohleder, Mühlstraße 11, 61137 Schöneck

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