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Die Verheißung des Heiligen Geistes

von Kurt Bendler (Armsheim)

Predigtdatum : 17.05.2015
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Christi Himmelfahrt
Textstelle : Johannes 15,26-16,4
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Wochenspruch:
"Christus spricht: Wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen." (Johannes 12, 32)
Psalm: 27, 1.8 - 9 b (EG 714)

Lesungen
Altes Testament: Jeremia 31, 31 - 34
Epistel: Epheser 3, 14 - 21
Evangelium: Johannes 15, 26 - 16, 4

Liedvorschläge
Eingangslied: EG 122, 1 - 3 Auf Christi Himmelfahrt allein
Wochenlied: EG 134, 1 - 6 Komm, o komm, du Geit des Lebens
Predigtlied: EG 132 oder EG 136, 3.4.7 Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes oder O komm, du Geist der Wahrheit
Schlusslied: EG 562, 1 - 3 Segne und behüte uns

Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserem Vater und unserem Herrn Jesus Christus. Amen.

Text: Joh. 15, 26 - 16, 4
Wenn aber der Tröster kommen wird, den ich euch senden werde vom Vater, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, der wird Zeugnis geben von mir.
Und auch ihr seid meine Zeugen, denn ihr seid von Anfang an bei mir gewesen.
Das habe ich zu euch geredet, damit ihr nicht abfallt.
Sie werden euch aus der Synagoge ausstoßen. Es kommt aber die Zeit, dass, wer euch tötet, meinen wird, er tue Gott einen Dienst damit.
Und das werden sie darum tun, weil sie weder meinen Vater noch mich erkennen.
Aber dies habe ich zu euch geredet, damit, wenn ihre Stunde kommen wird, ihr daran denkt, dass ich's euch gesagt habe. Zu Anfang aber habe ich es euch nicht gesagt, denn ich war bei euch.

Liebe Gemeinde,

Abschiede gehören zum Leben. Kinder werden erwachsen und verlassen ein familiäres Nest. Partnerschaften gehen in die Brüche. Menschen gehen nach einer langen gemeinsamen Zeit wieder getrennte Wege. Eine berufliche Tätigkeit, die bisher fast alle Kraft und Lebenszeit beanspruchte, geht zu Ende. Ein Sarg verlässt ein Haus und wird einige Zeit später in die Erde gesenkt.

Manche Abschiede zeichnen sich schon vorher ab und füllen die Zeit mit fürsorglicher Geschäftigkeit. Die Weggehenden wollen noch „ihr Haus bestellen“. Sie ordnen dieses und jenes, geben Ratschläge und Hinweise für die kommende Zeit.

Abschiede gehören zum Leben. Abraham muss Abschied nehmen von seiner Heimat, seinem Vaterhaus, seiner Verwandtschaft und den Aufbruch wagen, weil Gott ihn an einen neuen Ort ruft.

Jakob, Josefs Vater, zieht mit seiner ganzen Familie nach Ägypten. Er wird vom Pharao empfangen und bekommt von ihm Land geschenkt. Als er sich dann vom Pharao verabschiedet, segnet er ihn. Beim Abschied Segen zurück zu las-sen ist ganz wichtig.

Samuel, der nach langer Dienstzeit sein prophetisches Richteramt niederlegt, verabschiedet sich vom Volk und gibt noch einmal Rechenschaft über seine Amtszeit. Er hält eine Abschiedsrede und lässt sich vom Volk entlasten.

Das Buch Ruth erzählt von der alt gewordenen Naomi die von ihren Schwiegertöchtern Abschied nimmt um in ihre Heimat Israel und Vaterstadt Bethlehem zurück zu kehren.

Der Apostel Paulus muss auf seinen Reisen, durch die er das Evangelium zu den Völkern bringt, immer wieder Abschied nehmen - von Mitarbeitern, von Freunden, von Gemeinden um die es gut steht und auch von Gemeinden um die es schlecht steht.

Liebe Gemeinde,
im Evangelium des Johannes nimmt sich Jesus beim Abschied von seinen Jüngern viel Zeit. In einem langen Gespräch prägt er ihnen Weg weisendes und Mut machendes für die Zeit ihrer Bewährung ohne ihren Herrn ein.

Ein ausführlicher Abschied erscheint ihm unumgänglich. Was sollen die Jünger auch ohne ihn tun? Er war in den letzten drei Jahren ihr Meister. Er hat sie aus ihren bisherigen Beziehungen herausgelockt. Für ihn haben sie alles zurückgelassen: ihre Familien, ihren Beruf. Durch Jesus haben sie erfahren, wie Gott wirklich ist. Sie konnten seine belebende Gegenwart spüren. Verwandlungen geschahen, aus Fischern wurden Menschenfischer.
Jesu Abschiedsworte leiten keine kurze Abwesenheit ein. Den Jüngern wird klar, wir werden bis auf weiteres ohne unseren Herrn und Meister sein.

Liebe Gemeinde,
bestimmte Umstände geben einem Abschied besonderes Gewicht. Etwa wenn man beim Krankenbesuch im Weggehen ein „Auf Wiedersehen!“ sagt, und es ungewiss ist, ob man sich noch einmal sehen wird. In einem solchen Gruß liegt Hoffnung und Vertrauen. Sei zuversichtlich und mutig, wir werden uns noch einmal sehen!

Jesus malt seinen Jüngern tröstliche Bilder, damit sie ihre Hoffnung und ihr Vertrauen festhalten: „In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen … Ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten“. (Joh. 14, 2)

Die Jünger sehnen sich nach solchen Ankündigungen. Sie erlebten in der Weg- und Lebensgemeinschaft mit Jesus zeichenhaft das Reich Gottes, Gottes neue Welt, den neuen Himmel und die neue Erde. Nun scheint für sie diese erfüllte Zeit zu Ende zu gehen. Jesus spürt ihre Angst und spricht aus, was sie befürchten, dass sie nämlich wie unversorgte Waisen mutterseelenallein zurückbleiben könnten.

In diese Verunsicherung hinein sagt er: habt keine Angst, ich sorge dafür, dass mein Vater euch einen Beistand sendet, einen Tröster. Den Geist der Wahrheit. Einen, der auch vom Vater kommt und euch tröstend zur Seite stehen wird.

Liebe Gemeinde,
Tröster - dieses Wort ist ein bedeutungsreiches Wort. Es meint einmal einen der Trost spendet, der die Tränen trocknet und das Herz und die Haltung aufrichtet.

Es hat aber auch die Bedeutung von „Beistand“, „Fürsprecher“ oder „Anwalt“. Der Tröster, den Jesus verspricht ist ein Beistand für jede Art von Bedrohung, Trauer und Not. Eine umfassende Hilfe für die Zeit der Bewährung.
Brauchen nicht auch wir einen solchen Bewährungshelfer? Was wäre, wenn wir von Jesus bloß die Nachrichten hätten: Er ist gestorben für uns, er ist auferstanden für uns. Er ist aufgefahren in den Himmel und er wird eines Tages wiederkommen. Wir wären nach Christi Himmelfahrt hier unten und wir wären ohne Christus. Wir wären ziemlich arm dran. Auch wir brauchen einen solchen Tröster, dass wir uns nicht vom Vater und vom Sohn und von allen guten Geistern verlassen fühlen.

Da wo der Tröster wirkt, wird das Evangelium wirksam, zu einer Frohen Botschaft, die mehr ist als eine vage Ankündigung. Wenn der Tröster wirkt, entfaltet sich was jetzt und hier feststeht. Dass Christus vor mir ist und hinter mir. Dass er unter mir ist und über mir. Dass er neben mir ist und in mir. Der Tröster zieht uns hinein in Gottes Welt. Er schenkt uns einen Durchblick, er schenkt uns neue Augen. Für Gott den Vater. Für Gott den Sohn. Und für die Gemeinde, die Gottes neue Schöpfung ist.

Liebe Gemeinde,
wenn bei einem Abschied Angst und Lähmung um sich greifen, wird ganz reflexartig die Lage beschönigt: es wird schon nicht so schlimm werden! Anders bei Jesus, er spricht davon, dass für seine Jünger eine schwere Zeit kommt. „Sie werden euch aus der Synagoge ausstoßen“. Eine solche Ausweisung nahm die gesellschaftliche Verankerung und wirtschaftliche Verwurzelung, hatte gravierende soziale und ökonomische Folgen. Doch noch einmal steigert Jesus das Bedrohungsszenario: „Es kommt aber die Zeit, dass, wer euch tötet, meinen wird, er tue Gott einen Dienst damit.“

Liebe Gemeinde,
leider ist diese düstere Vorhersage in unserer Zeit hochaktuell. Der christliche Glaube erlebt in unseren Tagen eine intensive Verfolgung in vielen Teilen der Welt. Betroffen sind Länder wie Nordkorea, Saudi-Arabien, Irak, Iran, Pakistan, Eritrea, Sudan, Nigeria, Ägypten, Indien, Laos, Vietnam, China, Türkei ... Christen werden wegen ihres Glaubens benachteiligt, verfolgt und getötet. Zudem wird eine solche Verfolgung - wie von Jesus angedeutet - noch religiös überhöht. Fanatiker meinen, man dürfe im Namen Gottes töten und täte Gott damit einen Gefallen. Eiferer sind davon überzeugt, sich und andere in den Tod zu bomben, würde Gott im Jenseits belohnen.

Jesus kündigt an: Euer Schicksal wird nicht besser sein als meins. Wie ich umgebracht werde von denen, die nicht erkennen, wer ich bin und wer mein Vater ist, so wird es auch meinen Zeugen gehen. Die Zukunft hält für sie das Kreuz bereit. „Das werden sie darum tun, weil sie weder meinen Vater noch mich erkennen“.

Liebe Gemeinde,
die Welt kann den Geist des Trostes nicht empfangen. Es ist geradezu ihr Kennzeichen, das sie nicht bei Trost ist. Sie hat keine Augen für den Schöpfer, sie hat keine Augen für den Erlöser. Sie hat keine Augen für die Vollendung am Ende der Tage. Die Welt sieht in der Zukunft einzig Sterben und den Tod. Die Auferstehung aber sieht sie nicht. Sie dient dem Tod weiterhin, leistet ihm Handlangerdienste, führt Krieg gegen die belebte und unbelebte Kreatur. „Weil sie nicht erkennen kann, wer ich bin und wer mein Vater ist“.

Liebe Gemeinde,
wenn Jesu Abschiedsworte so unmissverständlich zwischen dem Geist des Trostes und der Welt trennen, darf uns das nicht zu einer bösartigen und falschen Haltung verleiten.

Jesus will nicht, dass wir zu Menschen werden die überheblich auf die Welt herabsehen. Im Gegenteil, „gleichwie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch“. Der Sohn kam nicht, um zu richten, er kam, um zu retten. Wir sind als seine Zeugen und zum Vergeben und zum Versöhnen in die Welt gesandt. Weil wir den Tröster in uns tragen, dürfen wir zum Trost werden, auch für eine Welt, die nicht recht bei Troste ist.
„Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet“, heißt es bei Jesaja (Jes. 66, 13). Einer Mutter und einem Vater tut es weh, wenn ihr Kind sich verletzt, oder von anderen verletzt wird. Sie werden die Verletzungen erkennen und die Wunden versorgen. So tröstet der Heilige Geist.

Liebe Gemeinde,
Jesus nimmt sich richtig viel Zeit zum Abschiednehmen. Er sagt seinen Jüngern „Auf Wiedersehen!“. Und er meint diesen Gruß ernst. Seid nur zuversichtlich und mutig: Wir werden uns noch einmal sehen! Bis dahin wird euch ein Tröster gegeben. Auch wenn die Zukunft für euch das Kreuz bereit-hält, werdet ihr nicht unversorgt, trostlos, oder ungetröstet zurückbleiben. Denn ich bin kraft des Trösters vor euch und hinter euch. Ich bin unter euch und über euch. Ich bin neben euch und in euch. Ihr seid nicht allein in der Zeit eurer Bewährung! Amen.

Und der Friede Gottes, welcher höher ist als all unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.



Verfasser: Pfarrer Kurt Bendler
Bahnhofstraße 4, 55288 Armsheim

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