Wochenspruch: "Christus spricht: Wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen." (Johannes 12,32)
Psalm: 27,1.7-14 (EG 714)
Reihe I: Epheser 3,14-21
Reihe II: Jeremia 31,31-34
Reihe III: Johannes 7,37-39
Reihe IV: Römer 8,26-30
Reihe V: 1. Samuel 3,1-10
Reihe VI: Johannes 16,5-15
Eingangslied: EG 197 Herr, öffne mir die Herzenstür
Wochenlied: EG 136, 1-3 O komm, du Geist der Wahrheit
Predigtlied: EG 165, 1.6-8 Gott ist gegenwärtig
Schlusslied: EG 136, 4-7 O komm, du Geist der Wahrheit
14 Deshalb beuge ich meine Knie vor dem Vater,
15 von dem jedes Geschlecht im Himmel und auf Erden seinen Namen hat,
16 dass er euch Kraft gebe nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit, gestärkt zu werden durch seinen Geist an dem inwendigen Menschen,
17 dass Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne. Und ihr seid in der Liebe eingewurzelt und gegründet,
18 damit ihr mit allen Heiligen begreifen könnt, welches die Breite und die Länge und die Höhe und die Tiefe ist,
19 auch die Liebe Christi erkennen könnt, die alle Erkenntnis übertrifft, damit ihr erfüllt werdet, bis ihr die ganze Fülle Gottes erlangt habt.
20 Dem aber, der überschwänglich tun kann über alles hinaus, was wir bitten oder verstehen, nach der Kraft, die in uns wirkt,
21 dem sei Ehre in der Gemeinde und in Christus Jesus durch alle Geschlechter von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.
Liebe Gemeinde,
in unserem heutigen Predigttext bittet der Absender des fast 2000 Jahre alten Briefes für seine Leser und Zuhörer. Das dürfen wir auch auf uns beziehen: Da betet jemand für uns. Ja, von Christus selbst heißt es, dass er bei unserem Vater im Himmel für uns bittet (Hebräer 7, 25: da er immerdar lebt, um für sie einzutreten). Also dürfen wir auch jetzt in diesem Gottesdienst darauf vertrauen, dass Christus vor Gott sich für uns einsetzt.
Drei Dinge will ich nun aus unserem Predigtabschnitt herausgreifen. Ich möchte sie gleich in persönliche Fragen umwandeln, um zu zeigen, worum es dem Beter des Epheserbriefes geht:
Das erste - was laut Epheserbrief geschehen sollte - ist, dass wir „innerlich stark“ (GN) werden. Wie geht das, „gestärkt zu werden am innerlichen Menschen“ (LÜ)?
Der himmlische Vater gibt dazu die Kraft
Dieser Geist Gottes kann in uns wirksam werden, wenn wir Gottes Wort hören oder lesen, denn das biblische Wort ist „von Gottes Geist eingegeben“ (2. Timotheus 3, 16). Darauf macht uns Jesus in der Versuchungsgeschichte aufmerksam: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht.“ (Matthäus 4, 4)
Da wird mir z. B. in Jesaja 41, 10 gesagt: „Fürchte dich nicht, ich bin mit dir; weiche nicht, denn ich bin dein Gott. Ich stärke dich, ich helfe dir auch“. Oder in 2. Korinther 12, 10 sagt Paulus: „Darum bin ich guten Mutes in Schwachheit, … in Nöten, in … Ängsten - um Christi willen; denn wenn ich schwach bin, so bin ich stark.“ In Hebräer 4, 12 wird uns gesagt: „Das Wort Gottes ist lebendig und kräftig …“
Es ist die Erfahrung vieler Menschen, die sich täglich Zeit nehmen, um einen kurzen Abschnitt in der Bibel zu lesen und das, was einem am wichtigsten erscheint, sich einzuprägen: Sie möchten diese Erfahrungen in all den Höhen und Tiefen des alltäglichen Lebens nicht mehr missen.
Wie sehr kann es einen aufrichten, wenn man erfährt, dass ein Mitmensch nach mir fragt und sich Zeit für mich nimmt! Wieviel mehr kann es stärken, wenn man spürt Gott, unser Vater im Himmel, meint es letztlich immer gut mit mir!
[Parkplatz für eigenes Beispiel.]
Die Stärkung des inwendigen Menschen hat nach unserem Text in Epheser 3 damit zu tun, dass Christus durch den Glauben in uns wohnt. Erhebt sich da nicht die Frage: Ist Jesus nur gelegentlicher Gast in mir oder wohnt er in mir?
Paulus sagt einmal in 1. Korinther 6, 19, dass unser Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist und erklärt dann in 2. Korinther 3, 17, dass der Herr der Geist ist. Wir sind also gewissermaßen seit der Taufe Gottes Wohnung (vgl. auch 1. Korinther 3, 16). Wie sehr nun aber Jesus diese Wohnung nutzt hängt davon ab, ob wir ihm immer wieder vertrauen, dass es so tatsächlich ist, auch wenn wir das weder sehen noch mit unserem Verstand begreifen können. Das meint unser Predigttext mit dem Satz „Deshalb beuge ich meine Knie vor dem Vater, … dass Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne“.
Da, wo das erstmalig in einem Menschenleben passiert, reden manche von „Bekehrung“. So erzählt der bekannte Fuß-ball-Trainer Jürgen Klopp von sich: „Ich bin nicht erleuchtet worden oder so. Ich habe einfach für mich erkannt, dass ich da jemand habe, auf den ich mich verlassen kann und ich möchte gerne, dass das im umgekehrten Fall ähnlich gesehen wird. Ich bin natürlich schwächer und bin nicht immer dieser verlässliche Partner, aber ich habe eins erlebt: Das mit Gott ist eine extrem verlässliche Partnerschaft und das ist absolut top. Ich glaube, dass es einen Gott gibt, der uns Menschen liebt, genauso, wie wir sind, mit all unseren Macken.“
Was manche Bekehrung nennen, heißt bei Luther Buße und er erklärt, dass das kein einmaliges Ereignis, sondern in dieser oder jener Form täglich passiert. In der ersten seiner 95 Thesen - mit denen gewissermaßen der evangelische Glaube durch Luther begründet wird - heißt es: „Wenn unser Herr und Meister sagt: ‚Tut Buße, denn das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen‘ dann will er dass das ganze Leben der Christen Buße sein soll.“ Buße bedeutet demnach, dass ich immer und immer wieder neu mein Vertrauen darauf setzte, dass durch meine Taufe Christus in meinem Herzen wohnt.
In der innerlichen Stärke und der Wohnung Christi in unseren Herzen geht es schließlich darum, dass wir „in der Liebe eingewurzelt und gegründet“ werden und wir so mit allen Heiligen die gewaltigen Dimensionen der Liebe Christi begreifen können. Dann werden wir „erfüllt werden, bis wir die ganze Fülle Gottes erlangt haben“. Das ist das Ziel des christlichen Glaubens, das ewige Leben oder wie es hier in unserem Predigttext abschließend heißt: „Dem aber, der überschwänglich tun kann über alles hinaus, was wir bitten oder verstehen, nach der Kraft, die in uns wirkt, dem sei Ehre in der Gemeinde und in Christus Jesus durch alle Geschlechter von Ewigkeit zu Ewigkeit!“
Um die gewaltigen Dimensionen der Liebe Christi zu begreifen, braucht es unendliche Ewigkeiten. Die dürfen wir ganz gewiss erreichen, wenn wir heute und hier in dieser Liebe verwurzelt und gegründet werden. Das kann zum Beispiel so geschehen, wie es in einem Kommentar letztes Jahr nach der verlorenen WM in einem Zeitungskommentar zu lesen war:
„Warum haben wir dann nicht gewonnen?
Da gilt dieselbe Antwort für den Fußball wie für das ganze Leben: Unser Glaube schützt uns nicht vor Kummer, vor Niederlagen, vor Prüfungen. Wer in die Bibel schaut, findet viele, viele Leidensgeschichten. Von Hiob über Jesus bis Paulus. Dagegen ist ein WM-Aus ein Klacks.
Doch all diese Helden der Bibel haben auch eine schöne Gemeinsamkeit: Sie verlieren den Mut nicht, weil sie Trost von Gott erfahren und weil sie wissen, dass ein Happy End auf sie wartet.
Eine liebe Freundin schickte mir heute Morgen eine selbst erdachte Geschichte. Dort taucht die Frage auf: Wie hilft Gott in Traurigkeit? Eine Frau antwortet hier dem fragenden Mädchen: „Als du eine 5 in Mathe hattest, wie hat deine Mutter reagiert?“ – „Sie hat mich in den Arm genommen, weil ich so geheult habe. Da ging es mir viel besser.“ Die Frau: „So ist es mit Gott. Die 5 wird nicht zur 2. Aber du bekommst Trost und Hoffnung.“
Die verlorene Meisterschaft beim Fußball bleibt trotz (Fußball-)Gott verloren. Aber ein Blick in die Bibel, ein Stoßgebet, ein kurzes Innehalten helfen mir persönlich in solchen Momenten, wieder klarer zu sehen:
Dass es Wichtigeres gibt (Ja, es ist nur Fußball …). Dass wir so viel Emotion und Leidenschaft anderen (bedürftigen) Menschen entgegenbringen könnten und oft sollten, wie dem Fußball. Dass wir uns so sehr über sinkende Arbeitslosenzahlen oder den neuen Job unserer Nachbarin freuen könnten, wie über ein Tor.“
[Parkplatz für eigenes Beispiel.]
Um heute und hier in dieser Liebe verwurzelt und gegründet zu werden, lassen Sie uns innehalten und in unserem Herzen zu Gott sagen: JA! Danke, Herr Jesus Christus! Oder lassen Sie uns das Vaterunser so tief innerlich sprechen, wie wir es vielleicht noch nie getan haben.
Amen
Verfasser: Pfarrer i. R. Gottfried Steffens, Am Brühlfeld 61, 66424 Homburg
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