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Die Verheißung des Heiligen Geistes

von Traude Prün (Prot. Kirchengemeinde Grünstadt)

Predigtdatum : 28.05.2017
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Christi Himmelfahrt
Textstelle : Johannes 7,37-39
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Wochenspruch:

"Christus spricht: Wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen." (Johannes 12, 32)

Psalm: 27, 1.8 - 9 b (EG 714)

Lesungen

Reihe I: Johannes 15, 26 - 16, 4

Reihe II: Epheser 3, 14 - 21

Reihe III: Johannes 7, 37 – 39

Reihe IV: Jeremia 31, 31 - 34

Reihe V: Johannes 14, 15 - 19

Reihe VI Römer 8, 26 - 30

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 324 Ich singe dir mit Herz und Mund

Wochenlied: EG 140 Brunn allen Heils

Predigtlied: EG 66, 1 + 7 – 8 Jesus ist kommen

Schlusslied: EG 171 Bewahre uns, Gott

Predigttext Johannes 7, 37 - 39

Wen dürstet, der komme zu mir

„Aber am letzten Tag des Festes, der der höchste war, trat Jesus auf und rief: Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen. Das sagte er aber von dem Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glaubten; denn der Geist war noch nicht da; denn Jesus war noch nicht verherrlicht.“

Der Predigttext wird später in der Predigt verlesen.

Liebe Gemeinde,

waren Sie schon einmal auf einem Weinfest? (Hier können Namen der nächstgelegenen 1, 2 oder 3 Weinorte eingefügt werden.) Dann können Sie sich die Stimmung gut vorstellen in Jerusalem. Dort feiert man gerade das Laubhüttenfest. Ausgelassen und fröhlich geht es zu. Das Laubhüttenfest ist ein Dankfest nach der Weinernte.

Eine Woche lang wird gefeiert. Und wer immer kann, ist dazu nach Jerusalem gekommen. Höhepunkt jeden Tages ist die Prozession am frühen Morgen. Sie beginnt unten am Fuß der Stadt, am Siloahteich. Der Siloahteich ist der Wasserspeicher der Stadt. Gespeist aus der Gihonquelle. An dieser Quelle hängt die Wasserversorgung der Stadt. Sie ist die Lebensader, ohne sie könnte Jerusalem nicht existieren.

Dort am Siloahteich geht es also los. Ein Priester, der durchs Los eigens dafür bestimmt wurde, schöpft Wasser in eine goldene Kanne. Diese wird nun feierlich durch die Stadt getragen, hinauf zum Tempel. Am Wassertor angekommen erschallen Trompeten. Nun zieht die Prozession unter lautem Jubel der Festpilger ein in den inneren Vorhof. Sie umrundet den Brandopferaltar. Dann steigt der Priester mit der goldenen Kanne die Rampe zum Altar hinauf. „Heb deine Hand hoch!“ schreit das Volk. Und er hebt sie so hoch er kann. Die goldene Kanne glänzt in der Sonne. Endlich lässt er das Wasser aus der Kanne fließen. Es ergießt sich in eine silberne Schale, die auf dem Altar steht. Gleiches geschieht auch mit einer Kanne Wein. Nun wird eine Öffnung am Grund der Schalen aufgetan. Und das Wasser und auch der Wein fließen in das Innere des Altars und von dort in die Erde, wo der trockene Boden die gespendeten Gaben aufnimmt.

Was der Priester hier tut ist Dank und Bitte zugleich. Von Gottes Wasserspende lebt das Volk. Deshalb jubeln die Festpilger so ausgelassen. Gott gibt das kostbare, lebensnotwendige Wasser, er spendet Tau und Regen. Er lässt wachsen und gedeihen. Die Früchte der Erde und auch die Frucht des Weinstocks. Er schenkt Leben Mensch und Vieh.

Gott möge das auch weiterhin tun. Das ist die Bitte, die Erwartung der Menschen. Gott möge eine reiche Regenzeit schenken und seinen Segen ausgießen über dem Land und der Stadt, über allem was lebt.

Aber das ist nicht alles, was die Menschen bewegt bei diesem Fest. Ihre Erwartung reicht weit hinaus über Wasser und Wein. Das Laubhüttenfest ist ein Fest mit einer ganz großen Sehnsucht. Der Sehnsucht, dass der Tag kommt, an dem Gott seine Herrschaft aufrichtet über alle Welt. Und hier wo der Tempel steht, hier wo Gott gleichsam wohnt, von hier aus wird Gott die Völker regieren. Und dann wird man nicht mehr das Wasser hinauftragen zum Tempelberg. Nein, das Wasser wird hier entspringen. Und vom Tempel aus wird das Wasser hinaus fließen in alle Welt. Es wird zum Strom werden, der Leben spendet. Heilung wird er bringen und Heil. Und wie einen Strom wird Gott seinen Geist ausgießen. Auf alle.

So haben es die Propheten verkündet. So wird es sein, wenn die Heilszeit anbricht.

Wasser und Wein, Dank und Bitte und die Erwartung der kommenden Heilszeit, das alles gehört zum Laubhüttenfest.

Mit diesen Bildern vor Augen hören wir den Predigttext:

Johannes 7, 37 - 39

Liebe Gemeinde,

was Jesus hier in die Menge hineinruft bedeutet nicht weniger als dies: Die Heilszeit ist da! Der Strom des Lebens fließt bereits! Er entspringt nicht unten im Gihontal und auch nicht oben auf dem Tempelberg, er entspringt hier bei Jesus. „Kommt zu mir und trinkt!“

Der Strom des Lebens ist da. Auch heute. Denn Jesus ist da, gegenwärtig in seinen Geist, im Heiligen Geist. Der Heilige Geist ist die Lebensader, ohne die wir nicht glauben könnten. Er ist da und bringt was unser innerer Mensch braucht, um nicht zu verdursten.

Gute Nachricht für alle, deren Sehnsucht nicht gestillt ist mit einem Glas Wasser oder dem Besuch eines Weinfestes. Gute Nachricht für alle, die Durst haben nach Erfüllung und Sinn, Durst nach wahrem Leben.

Von Wolf Biermann gibt es ein Gedicht, das drückt schön aus, wie es ist mit diesem Durst:

Das kann doch nicht alles gewesen sein,

das bisschen Sonntag und Kinderschrein.

Das muss doch noch irgendwo hingehen,

Die Überstunden, das bisschen Kies.

Und abends inne Glotze: das Paradies.

Darin kann ich noch keinen Sinn sehn.

Das soll alles gewesen sein?

Da muss doch noch irgendwas kommen -

nein, da muss noch Leben ins Leben hinein.

Da muss noch Leben ins Leben hinein. So ist es. Und es kommt auch Leben ins Leben hinein, wenn Menschen zu Jesus kommen mit ihrem Durst! Wenn der Heilige Geist, die Lebensader unseres Glaubens in unser Leben hineinströmt. Er gibt, was wir dringend brauchen und was wir uns selbst nicht geben können - eine heile, eine geheilte Beziehung zu Gott.

Menschen sind anspruchsvolle Wesen. Essen und Trinken, Bekleidung und Schutz für den Leib, das allein reicht nicht. Auch eine gesunde menschliche Gemeinschaft, angenommen sein, geliebt und gebraucht werden - und ab und zu ein Weinfest - auch das reicht noch nicht.

Wir brauchen zu all dem eine heile Beziehung zu Gott, Gemeinschaft mit ihm. Wir müssen wissen, woher wir kommen und wohin wir gehen und wie wir dazwischen unser Leben führen vor Gott und mit Gott. Wenn das fehlt, dann werden wir durstig bleiben.

Nun will ich nicht behaupten: Wer Jesus kennt und ihm glaubt, der wird nie mehr durstig sein, für den ist das Leben immer rund und heil. Auch Glaubende kennen Durst. Das ist ja das Wesen des Durstes, dass er immer wieder kommt. Dass er nie ein für alle Male gestillt ist. Aber wer an Jesus glaubt, lebt an der Quelle. Und zu der können wir hin. Und schöpfen was wir brauchen. Tagtäglich, immer wieder. Sozusagen schlückchenweise oder Becher für Becher kommt etwas vom Strom des Lebens auch in unser Leben. Vielleicht so:

(Im Folgenden sind Beispiele zum Auswählen und Ergänzen; man kann auch eines konkreter ausführen, eventuell eine persönliche Erfahrung aufnehmen)

• Jemand ärgert sich gerade gewaltig über einen anderen, aber im Gespräch mit Jesus weicht der Zorn und Friede zieht ins Herz ein.

• Jemand steht unter enormem Leistungsdruck, alles was sie macht muss mindestens 150prozentig sein, sie überfordert sich. Aber dann hört sie in der Predigt: Ich muss nicht perfekt sein, ich darf sogar Fehler machen, Gott hat eine Vorliebe für solche Menschen. Welch eine Erleichterung!

• Ein Geängstigter spürt: Ich bin ja nicht allein. Jesus ist bei mir. Wie gut, dass er sich die Spruchkarte aufgehoben hatte: „Jesus sagt: Siehe ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“

• Jemand ist bedrückt, aber es tut so gut, dass man sein Herz ausschütten kann bei denen im Gesprächskreis. Und einer spricht noch ein Gebet. Danach ist das Herz so viel leichter.

• Jemand hat versagt und liest ausgerechnet heute in der Bibel, dass Jesus sagt: „Dir sind deine Sünden vergeben!“ Keine Frage, das hat Jesus heute zu mir gesagt!

• Jemand kommt sich klein vor und unbedeutend. Aber die Gemeinde bittet um Mitarbeit. Jesus kann auch die Kleinen brauchen.

• Jemand geht traurig über den Friedhof. Der Blick fällt auf eine kleine Osterkerze, die jemand aufs Grab gestellt hat. Es ist wie wenn Jesus selbst reden würde: Der Tod ist nicht das Ende.

Der Strom des Lebens fließt und auch unsere Becher, die großen und die kleineren, werden immer wieder gefüllt und unser Durst wird gestillt.

Das Schöne dabei: Wer versorgt wird von dieser Lebensader, hat auch etwas zum Weitergeben. Wer Gottes überfließende Güte erlebt, der kann selbst zu einer Quelle werden für andere. Das Wasser des Lebens fließt sozusagen durch einen hindurch zu anderen.

„Wer an mich glaubt“, sagt Jesus, „von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen“.

Ganz leiblich, ganz konkret fließt das Lebenswasser von uns zu anderen. Mit unseren Händen, mit dem was wir für andere tun, können wir anderen Anteil geben an Gottes Geschenk. Mit unserm Mund, mit dem was wir sagen, mit unserem Herzen, in der Art und Weise, wie wir einander begegnen … Was aus Gottes Quelle kommt, will weitergehen von einem zum anderen. Wir empfangen und wir geben. Wer Gottes Großzügigkeit gespürt hat, wird anderen großherziger begegnen. Wer von Gott angenommen ist und geliebt, der kann auch andere annehmen. Wem vergeben ist, der wird lernen, anderen zu vergeben. Wer jederzeit ein offenes Ohr hat bei Jesus, der kann das seine auch anderen leihen. Wem zu Herzen gegangen ist, wie sehr sich Jesus eingesetzt hat für uns Menschen, der wird sich auch engagieren lassen.

(hier eventuell Beispiele nennen, möglichst konkret und ortsbezogen wie etwa Mitarbeit bei der Tafel, in der Flüchtlingsarbeit, Besuchsdienst …)

So ist das. So ist das jedenfalls dort, wo der Gottesgeist in Menschen wirkt. Bitten wir um diesen Geist! Komm Heiliger Geist!

Lebendiges Wasser ist kein abgestandenes Wasser, es ist frisch. Täglich neu will es geschöpft werden. Man kann es nicht in Flaschen abfüllen, sozusagen auf Vorrat. „Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke!“ Das gilt für jeden Tag. Ich frage mich ernsthaft, ob wir nicht zu wenig trinken. Die Ärzte mahnen ja auch immer, dass wir mehr trinken sollen. Etwa 2 Liter über den Tag verteilt wären nötig, so als Richtwert. Da geht es um unseren Körper. Aber auch unser innerer Mensch muss ja trinken. Wir vertrocknen innerlich, wenn wir nicht regelmäßig auftanken. Wann und wo tanken Sie auf?

Die christliche Tradition kennt übrigens auch einen Richtwert: Dreimal täglich! Morgengebet, Mittagsgebet, Abendgebet. Und sonntags Gottesdienst. Und damit wir es nicht vergessen, läuten vielerorts deshalb morgens, mittags und abends auch die Kirchenglocken und zum Gottesdienst sowieso.

Wer die Quelle sucht wird sie finden. Kommt und trinkt!

Amen.

Verfasserin: Pfarrerin Traude Prün

Vogelsbergstraße 1, 66994 Dahn


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