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Die Verheißung des Heiligen Geistes

von Friedrich von Biela (Salzwedel)

Predigtdatum : 13.05.2018
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Christi Himmelfahrt
Textstelle : Jeremia 31,31-34
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Wochenspruch:
"Christus spricht: Wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen." (Johannes 12, 32)
Psalm: 27, 1.8 - 9 b (EG 714)

Lesungen
Reihe I: Johannes 15, 26 - 16, 4
Reihe II: Epheser 3, 14 - 21
Reihe III: Johannes 7, 37 – 39
Reihe IV: Jeremia 31, 31 - 34
Reihe V: Johannes 14, 15 - 19
Reihe VI Römer 8, 26 - 30

Liedvorschläge
Eingangslied: EG 134, 1.2.4 Komm, o komm, du Geist des Lebens
Wochenlied: EG 128 Heil‘ger Geist, du Tröster mein
Predigtlied: EG 352, 1 - 4 Alles ist an Gottes Segen
Schlusslied: EG 560 Es kommt die Zeit


Predigttext Jeremia 31, 31 – 34
Der neue Bund
31 Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, da will ich mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda einen neuen Bund schließen,
32 nicht wie der Bund gewesen ist, den ich mit ihren Vätern schloss, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus Ägypten-land zu führen, mein Bund, den sie gebrochen haben, ob ich gleich ihr Herr war, spricht der Herr;
33 sondern das soll der Bund sein, den ich mit dem Hause Israel schließen will nach dieser Zeit, spricht der Herr: Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schrei-ben, und sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein.
34 Und es wird keiner den andern noch ein Bruder den an-dern lehren und sagen: »Erkenne den Herrn«, denn sie sol-len mich alle erkennen, beide, Klein und Groß, spricht der Herr; denn ich will ihnen ihre Missetat vergeben und ihrer Sünde nimmermehr gedenken.


Liebe Gemeinde,

kennen Sie Jeremia? Den Propheten Jeremia? Im Auftrag Gottes ist er unterwegs, obwohl er eigentlich gar nicht wollte. »Ich bin zu jung, ich kann das nicht, nimm doch lieber je-mand anderen!«, hatte er zu Gott gesagt – aber geholfen hat es nicht.

Und dann war er Prophet und es kam schlimmer, als er sich’s vorgestellt hatte. Immer nur Unheil musste er verkün-den. Im Namen Gottes musste er das Unrecht anprangern und Gottes Strafe ankündigen. Klar, dann konnte ihn keiner mehr leiden. Und er selbst wollte auch nicht mehr und konn-te nicht mehr und sehnt sich danach, dass Gott ihn endlich aus dem Dienst entlässt. Er wurde gefoltert, gefangen und verschleppt. Irgendwann verliert sich Jeremias Spur in Ägyp-ten.

Das ist jetzt ungefähr 2600 Jahre her. Nach der Zeit von König Salomo hatte es zwei Königreiche gegeben: im Norden Israel, im Süden Juda mit Jerusalem. Doch das Nordreich war schon lange untergegangen, 721 vor Christus erobert von den Assyrern. Etwa hundert Jahre danach tritt Jeremia auf, um Juda und Jerusalem das gleiche Schicksal anzukün-digen. Schließlich wird Jerusalem 586 endgültig erobert und zerstört, die Führungselite und die Handwerker ins Exil nach Babylon verschleppt.

Mit dieser tragischen Geschichte sind auch die Worte Jeremi-as überliefert worden und stehen nun in unserer Bibel. Noch heute sind sie vielen Menschen wichtig. Wie kam es dazu?

Da ist zum einen der Trost. Mitten im Unglück haben Men-schen Trost gefunden in den harten Prophetenworten. Nichts ist schlimmer als sinnloses Leiden. Wir kennen die Fragen, die damit ringen: »Warum ich?« - »Womit habe ich das ver-dient?« …

Die Menschen, die nach der Zerstörung Jerusalems so frag-ten, haben in den Worten Jeremias eine Antwort gefunden: »Wir haben uns nicht an Gottes Gebote gehalten – was wir jetzt erleben, ist die Folge dessen. Wir haben die Worte Je-remias nicht ernst genommen und damit unser Volk ins Un-glück gestürzt.« - Ist das ein Trost? Manchmal kann eine solche Erklärung zurückführen ins Leben. Manchmal ergibt sie Sinn und führt aus dem Abgrund der Verzweiflung. Manchmal …

Zum anderen, noch stärker als der Trost, ist da die Hoff-nung. Manchmal kommt die in Jeremias Worten ein bisschen kurz. Aber dann gibt es da in all dem Dunkel und dem Unheil auch helle Stellen. Worte der Hoffnung. Auch wenn eigentlich alles zu spät ist, selbst da, wo alles sinnlos ist: Gott ist alles zuzutrauen!

So ein Hoffnungswort wollen wir jetzt hören – ja, das Hoff-nungswort schlechthin:
Ich lese uns aus dem Buch des Propheten Jeremia im 31. Kapitel.
Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, da will ich mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda einen neuen Bund schließen, nicht wie der Bund gewesen ist, den ich mit ihren Vätern schloss, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus Ägyptenland zu führen, mein Bund, den sie gebrochen haben, ob ich gleich ihr Herr war, spricht der Herr; sondern das soll der Bund sein, den ich mit dem Hause Israel schlie-ßen will nach dieser Zeit, spricht der Herr: Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben, und sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein. Und es wird keiner den andern noch ein Bruder den andern lehren und sagen: »Erkenne den Herrn«, denn sie sollen mich alle erkennen, beide, Klein und Groß, spricht der Herr; denn ich will ihnen ihre Missetat vergeben und ihrer Sünde nimmer-mehr gedenken.

Jeremia redet hier von einem Bund, den Gott mit seinem Volk schließt. Um gar nicht erst Missverständnisse aufkom-men zu lassen, macht Gott durch den Propheten klar: Es muss ein neuer Bund sein. Der ursprüngliche Bund – damals mit Mose in der Wüste, mit den Gesetzestafeln und den Ge-boten – der ist vom Volk gebrochen worden. Gott hatte Isra-el zu seinem Volk erklärt. Er hat sich an dieses Volk gebun-den und ihm Begleitung und Beistand versprochen. Und hat ihm Regeln für das Zusammenleben mit Gott und mit-einander gegeben. Aber die Menschen konnten’s nicht. Sie haben sich ein goldenes Kalb gegossen, sind anderen Göttern nachgelaufen und haben immer wieder gemeint, es selber besser zu wissen. Oder, kurz gesagt: Sie haben den Bund gebrochen. Für Jeremia ist die Sache klar: Der Bund ist zer-stört, Gott wendet sich ab, das Volk ist aus eigener Schuld am Ende.

Aber nun kommt die frohe Botschaft: Genau diese Menschen sind Gott immer noch wichtig. Sie haben keinen Anspruch an ihn, aber er hat einen Plan. Einen neuen Bund. Einen ohne in Stein gemeißelte Gebote. Die Regeln dieses Bundes sollen die Menschen im Herzen tragen und verinnerlicht haben. Keine neuen Regeln – aber eine neue Chance. Wenn die Menschen Gott und seinen Bund im Herzen tragen, werden sie ihn nicht mehr verleugnen und verraten. Und Gott will die alten Ge-schichten nicht mehr nachtragen. Er will »ihre Missetat ver-geben und ihrer Sünde nimmermehr gedenken«. So wird ein Neuanfang möglich. Einer, der wirklich Zukunft hat.

Ich glaube, diese Worte hatten die Kraft, wirklich Hoffnung zu wecken. Damals, nach der Zerstörung Jerusalems, und dann immer wieder neu bis heute.
Deshalb also sind die Worte von Jeremia bis in unsere Bibel hinein überliefert worden. Deshalb auch sind es Worte an uns und für uns.

Ein Stichwort kommt da vor, das diesen Text für uns Chris-ten ganz besonders zum Klingen bringt: »ein neuer Bund, der neue Bund«. Das kennen wir aus dem Abendmahl:
»Das ist der neue Bund in meinem Blut, das für euch ver-gossen wird.« (Lukas 22, 20 b)
So sagte es Jesus bei seinem letzten Abendmahl. Jesus selbst sieht also diesen neuen Bund anbrechen. In der Feier des Abendmahls.

Die Worte des Propheten Jeremia können helfen, das zu verstehen. Und umgekehrt hören wir auch die Propheten-worte anders: Was bedeutet es, wenn das nicht eine ferne Zukunftsvision ist, sondern jetzt geschieht!

Hören wir doch noch einmal, wie der neue Bund aussehen soll:
Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben, und sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein. Und es wird keiner den andern noch ein Bruder den andern lehren und sagen: »Erkenne den Herrn«, denn sie sollen mich alle erkennen, beide, Klein und Groß, spricht der Herr; denn ich will ihnen ihre Missetat vergeben und ihrer Sünde nimmermehr gedenken.

Und das ist keine Zukunftsvision? Gesetz im Herzen und im Sinn, keine Belehrungen mehr, alle erkennen Gott von ganz allein? Schön wär’s – dann hätten wir uns die Predigt ja spa-ren können …
Wo also ist das Problem?

Wenn ich Gott im Herzen trage, bin ich ganz bei ihm und er bei mir. Ein Vertraut-Sein, wie es nur die Liebe schenkt. Da ist kein Platz für das Aushandeln: »Tu ich dies, musst du das tun.« Nicht die Angst, zu kurz zu kommen. Nicht das Miss-trauen, ob der andere seine Versprechen auch hält. Nicht all das, was Menschen von einander und von Gott trennt.

Gott tut alles dafür, damit so ein Vertrauensverhältnis ent-steht. Er räumt beiseite, was da von seiner Seite stören würde: »Ich will ihnen ihre Missetat vergeben und ihrer Sün-de nimmermehr gedenken.«

Dafür steht Jesus mit seinem Sterben und Auferstehen. Da-für steht das Abendmahl: »Das ist der neue Bund in meinem Blut, für euch vergossen zur Vergebung der Sünde.«
Gott hat alles getan. Er hat seinen Teil des Bundes besiegelt – mit dem Blut Christi besiegelt. Damit trennt unsere Schuld uns nicht mehr von ihm. Vergeben und vergessen. Weg!
Aber lasse ich mich darauf ein? Glaube ich das? Und: Brau-che ich das überhaupt? Ich tue doch so viel für die Kirche, und ich helfe meinem Nachbarn und ich gehe sogar in den Gottesdienst (wenigstens manchmal). Mehr kann er doch wohl nicht verlangen, oder?

Ja, lieber Mensch, genau das ist es. Du denkst immer noch, dass Gott etwas von dir verlangt für seine Liebe. Du kannst es immer noch nicht annehmen, dass er sie dir einfach schenkt! Auch wenn du wieder mal Mist gebaut hast. Ver-trauen ist der Schlüssel. Vertrau auf Gott in deinem Herzen. Auf Gott, der bei dir ist, wenn du fröhlich bist und wenn du traurig bist. Selbst dann, wenn du am Abgrund stehst. Wenn alles sinnlos scheint. Dann ist er bei dir – nicht mit erhobe-nem Zeigefinger: »Du bist ja selbst schuld« – sondern so, dass er dich in den Arm nimmt und mit dir durch die Dunkel-heit geht. Dieser Trost: manchmal macht er sogar die Sinn-losigkeit aushaltbar.

Denn er birgt eine große Hoffnung. Jesus sagt: »In der Welt habt ihr Angst. Aber seid getrost, ich habe die Welt über-wunden!« (Joh. 16, 33) Die Dunkelheit behält nicht das letzte Wort. In Christus ist Zukunft, in der kein Schmerz und kein Tod mehr sein wird. (Offb. 21,4)

Was Jeremia vor so langer Zeit im Namen Gottes verspro-chen hat, das gilt also auch uns heute. Jeremia hat gelitten, um den Menschen Gottes Gegenwart begreiflich zu machen. Eine Gegenwart, die in allem Unheil noch Trost geben und Hoffnung wecken kann. Und in Christus hat Gott seinen neu-en Bund besiegelt. Jetzt ist es an uns, das, was Gott in unse-re Herzen geschrieben hat, auch wirksam werden zu lassen.
Amen.


Fürbitten
Du barmherziger Gott, voller Liebe und Leidenschaft für dei-ne Welt – und für uns. Wenn Du uns leitest, können wir den Weg des Lebens gehen.
Wir bitten dich, lass erfüllt werden, was Du verheißen hast: Schreib Deine gute Weisung in unsere Herzen und deinen Willen in unseren Sinn.
Hilf uns, Orientierung finden in dieser komplizierten Welt.
Lass deinen Geist in uns wirken, damit wir wollen, was Du willst: Unser Glück in dir, Deinen Frieden unter uns, Dein Heil für die Welt.
Für unsere Kirche, für unsere Gemeinde bitten wir dich, für jeden Einzelnen, für unser Zeugnis in unserer Gesellschaft, für unser Reden und unser Handeln: schreibe Deine Weisung in unsere Herzen, gib Deinen Geist in unseren Sinn, dass wir erkennbar sind als die Deinen.
Für Deine geliebten Kinder, die wegen der Treue zu dir ver-folgt werden oder unter Druck geraten, bitten wir dich: Lass sie Deiner Nähe gewiss bleiben.
Für die Großen in der Welt, die mit viel Einfluss und Verant-wortung bitten wir dich: gib ihnen die Erkenntnis, was zum Leben aller dient.
Für unsere Kinder und Enkel, die aufwachsen in schwierigen Zeiten, bitten wir Dich: Mögen sie Orientierung finden durch gute Lehrer, auch durch uns.
Für die Menschen neben uns, um deren Leid wir wissen, die Kranken, die im Inneren Verletzten und diejenigen, die an den Mühen des Alters schwer zu tragen haben, bitten wir dich: gib ihnen Dein Licht ins Herz.
In der Stille nennen wir Dir die Namen derer, die uns beson-ders am Herzen liegen: - Stille –
Bewahre uns und alle, die mit Dir im Bunde stehen, in Dei-nem Frieden.
Amen


Verfasser: Pfarrer Friedrich von Biela
An der Marienkirche 4, 29410 Salzwedel

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