Wochenspruch: "Über dir geht auf der HERR, und seine Herrlichkeit erscheint über dir." (Jesaja 60,2)
Psalm: 97
Reihe I: 2. Mose 3,1-8a(8b.9)10(11-12)13-14(15)
Reihe II: Offenbarung 1,9-18
Reihe III: 2. Petrus 1,16-19(20-21)
Reihe IV: 2. Mose 34,29-35
Reihe V: Matthäus 17,1-9
Reihe VI: 2. Korinther 4,6-10
Eingangslied: EG 450 Morgenglanz der Ewigkeit
Wochenlied: EG 67 Herr Christ, der einig Gottes Sohn
Predigtlied: EG+ 93 Wo Menschen sich vergessen
Schlusslied: EG 610 Herr wir bitten komm und segne
Weitere Lieder: EG+ 88 Ich seh empor zu den Bergen, EG 428 Komm in unsere stolze Welt
1 Und nach sechs Tagen nahm Jesus mit sich Petrus und Jakobus und Johannes, dessen Bruder, und führte sie allein auf einen hohen Berg. 2 Und er wurde verklärt vor ihnen, und sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden weiß wie das Licht. 3 Und siehe, da erschienen ihnen Mose und Elia; die redeten mit ihm. 4 Petrus aber antwortete und sprach zu Jesus: Herr, hier ist gut sein! Willst du, so will ich hier drei Hütten bauen, dir eine, Mose eine und Elia eine. 5 Als er noch so redete, siehe, da überschattete sie eine lichte Wolke. Und siehe, eine Stimme aus der Wolke sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe; den sollt ihr hören! 6 Als das die Jünger hörten, fielen sie auf ihr Angesicht und fürchteten sich sehr. 7 Jesus aber trat zu ihnen, rührte sie an und sprach: Steht auf und fürchtet euch nicht! 8 Als sie aber ihre Augen aufhoben, sahen sie niemand als Jesus allein. 9 Und als sie vom Berge hinabgingen, gebot ihnen Jesus und sprach: Ihr sollt von dieser Erscheinung niemandem sagen, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden ist.
Abschied nehmen von und erinnern an den weihnachtlichen Glanz - ist wie Proviant für die Weiterreise einpacken.
Liebe Gemeinde,
vor einem Monat war Weihnachten. Erinnern Sie sich noch an die Festtage, daran wie das Wohnzimmer im Lichterglanz erstrahlte, wie die Stube köstlich nach Plätzchen, Stollen und Weihnachtsbraten roch. Noch strahlt es hier und dort ein wenig weihnachtlich - die Weihnachtszeit geht zu Ende und teilweise ist der weihnachtliche Glanz bereits verblasst, weggeräumt, verpackt und bereits fast vergessen.
Manch einer hat noch das Strahlen, das Leuchten in den Augen der Kinder, Eltern, Großeltern oder Enkel in guter Erinnerung. Wie schön es war, wie gern wir diese wunderbaren Momente festgehalten hätten - so ging es auch den Jüngern.
Auf einem Berg sehen die Jünger Jesus verklärt und erkennen: Dies ist Gottes Sohn. Diesen besonderen Moment möchten sie festhalten.
Es gibt Momente, in denen sehe ich völlig klar. Für einen Augenblick erscheint mir mein Leben wie von Licht bestrahlt, da weiß ich genau, wer ich bin und wohin ich gehe. An Weihnachten fühlen viele solch eine Gewissheit. Auch der Jahreswechsel - an dem man traditionell zurückblickt und gute Vorsätze macht, lässt uns oft solche Klarheit in Bezug auf unser Leben, auf das was uns trägt und uns wichtig ist, empfinden. Vielen ist genau dann unser Gott spürbar nahe. Bergerfahrungen sind das, voller Überblick und Klarheit.
Erinnern wir uns also noch einmal daran, was uns Weihnachten in voller Klarheit erstrahlt ist, welches Licht uns mit dem weihnachtlichen Glanz aufgegangen ist - auch wenn der vorweihnachtliche Stress uns womöglich wieder ergriffen und angestrengt hatte. Auch wenn wir es wieder mal weniger kärglich und bescheiden hatten als im Stall, wie wir es uns vorgenommen hatten, um unsere Kräfte zu schonen. - Unsere Kräfte und den Geldbeutel, weil wir doch bereits seit dem Sommer Sorge tragen ob der enormen Heizkosten.
Auch wenn wir in einigen Punkten wieder mal gescheitert sind, so war es doch letztendlich hoffentlich wunderschön weihnachtlich mit einer wohligen Wärme, die unbezahlbar ist. Diese weihnachtliche Geborgenheit ist, das haben wir deutlich gespürt, ein unverfügbares, himmlisches Geschenk, das uns plötzlich mit Klarheit begreifen lässt: Gott ist Mensch geworden - es gibt menschgewordene Liebe in Jesus, in einem kleinen schäbigen Stall, in unserer alles anderen als perfekten Familie. So erscheint uns die Welt in anderem Licht.
Jesus sucht die Nähe Gottes und nimmt auf den Berg drei Jünger mit, Petrus und die Brüder Jakobus und Johannes. Jünger, denen er besonders vertraute. Oben angekommen strahlt und leuchtet Jesus wundersam. Und zu ihm gesellen sich plötzlich zwei Gestalten: Elia und Mose. Für Jesus sind Elia und Mose leuchtende Vorbilder. Es ist fast, als habe Gott sie geschickt, um ihm beiseite zustehen und zu stärken. Jesus strahlt, sein Angesicht leuchtet wie die Sonne, und seine Kleider werden weiß wie das Licht. Ihn erwarten Leiden und Tod, doch auf dem Berg wird er mit Lichterglanz und leuchtenden Vorbildern als Wegbegleitern an seiner Seite versorgt, wie mit Proviant, das für die Weiterreise eingepackt wird.
Wenn wir in uns hineinhorchen, leuchten vielleicht ähnliche Momente auf: liebe Menschen aus einer anderen Zeit, die in einem besonderen Moment auf einmal so nahekommen, dass man sie förmlich um sich spürt, sie vielleicht auch sprechen hört, wie sie einem immer schon aufgeheitert und ermutigt haben. Das sind kostbare, heilige Momente, die erhellen und sprachlos machen.
[Parkplatz für eigene, himmlische gottvolle Erfahrungen.]
Petrus findet zuerst die Sprache wieder und macht einem praktischen Vorschlag, um diesem besonderen Moment eine Wohnstätte zu geben: „Herr, hier ist gut sein! Willst du, so will ich hier drei Hütten bauen, dir eine, Mose eine und Elia eine.“
Ganz ähnlich ergeht es vielleicht auch uns: Begeistert von diesem Lichterglanz, vom weihnachtlichen Schein, von dem, was uns klar geworden ist, fassten wir gute Vorsätze. Was wollen wir tun, um diese weihnachtliche Geborgenheit, diese Wärme immer wieder in unserem Leben eine Wohnstätte zu geben, sie zu spüren und zu genießen? Vielleicht weniger Stress, Überstunden reduzieren, kleine Feste feiern wie sie fallen, bei einer guten Tasse Tee inne halten …
[Parkplatz für andere Beispiele und Ideen, wie wir besondere Momente und Erfahrungen festhalten können.]
Kaum hatte Petrus seine Idee ausgesprochen, da überschattet sie eine Wolke, aus der sie Gottes Stimme hören: „Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe; den sollt ihr hören!“ Es ist die Stimme, mit der alles begann, die Stimme am Ufer des Jordans, die Jesus hörte, als er sich taufen ließ.
Und die Jünger? Die packt sowohl der heilige Schauer als auch die Angst. Sie fallen zu Boden und verdecken ihr Gesicht.
Jesus kommt auf sie zu, berührt sie und sagt zu ihnen: „Steht auf, und fürchtet euch nicht!“ Als sie wieder aufblicken, sehen sie Jesus, so wie er ihnen vertraut war. Und alles andere: das Strahlen, der Glanz, die verklärten Gestalten und die Wolke sind vergangen. Es heißt Abschied nehmen. Es ist Zeit, wieder hinunterzugehen. Jeder muss nach Festzeiten und Hochtagen in den Alltag zurück, vom Berg herab - oft genug in das Leid, das Klarheit und Überblick verbirgt. Aber alle haben ein Strahlen in den Augen, wenn sie sich zurückerinnern.
Es ist ein Monat nach Weihnachten. Möglicherweise wollten wir diesen weihnachtlichen Glanz doch hinüberretten in den Alltag, in das neue Jahr. Und jetzt stellen wir fest: schon wieder früher verblasst als erhofft. Schade.
Doch noch ist die Erinnerung da, noch leuchten unsere Augen, wenn wir an den weihnachtlichen Glanz denken, noch erwärmen die verblassenden Erinnerungen unsere Herzen. Genau darum geht es am letzten Sonntag nach Epiphanias: die Erinnerungen wachrufen und das Strahlen in unseren Augen neu erwecken. Sich den weihnachtlichen Glanz bewusst machen, bevor die Weihnachtszeit endet, bevor es in die Passion geht. Sich bewusst machen, welche Erlebnisse, welches Strahlen, welchen Glanz wir im Gepäck haben, denn: Abschied nehmen von und erinnern an den weihnachtlichen Glanz - ist wie Proviant für die Weiterreise einpacken.
Mit dieser Nahrung, dieser Kraft und diesem Licht im Gepäck können wir als Christen getrost auch auf steinige Passagen unseres Lebensweges zugehen. Im Bewusstsein der nahrhaften Momente, der göttlichen Geborgenheit und der Begleitung von leuchtenden Vorbildern können wir den Blick darauf richten, was uns bevorsteht. Über die nahende Passionszeit hinweg weist der letzte Sonntag nach Epiphanias schon voraus auf das Osterfest. Dann werden wir wieder ein strahlendes Fest feiern. Ja, der Lebensweg ist phasenweise steinig und führt durch dunkle Täler, doch unser Glaube lässt bereits die nächsten Gipfel, sowie die ewige Zuversicht auf Geborgenheit in Gottes Gegenwart aufstrahlen. Der Glaube an Jesus Christus, dem Licht der Welt, möge uns in diesen schwierigen Zeiten helfen, uns stärken und Orientierung geben.
Und wenn es dann doch zu wirr wird in der Ebene, mögen wir uns immer wieder Auszeiten gönnen, in denen wir hinaufschauen oder auf den Berg steigen, um dem Heiligen zu begegnen, uns vom heiligen Geist begeistern zu lassen und neu Feuer und Flamme zu sein für alles Lebenswerte im Leben. Dann können wir einzustimmen in den Jubel: Danke, dass ich wunderbar gemacht bin, wunderbar sind deine Werke, das erkennt meine Seele.
Amen.
Verfasserin: Pfarrerin Jutta Fang, Laumersheimer Straße 2A, 67246 Dirmstein
Referat Ehrenamtliche Verkündigung
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Pfarrer Dr. Matthias Rost
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