Wochenspruch: Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns und wir sahen seine Herrlichkeit. Joh. 1,14a
Psalm: 96
Reihe I: Jesaja 9, 1 - 6
Reihe II: Hesekiel 37, 24 - 28
Reihe III: Jesaja 11, 1 - 10
Reihe IV: Micha 5, 1 - 4 a
Reihe V: Lukas 2, 1 - 20
Reihe VI: Galater 4, 4 - 7
Eingangslied: EG 45 Herbei, o ihr Gläub´gen
Wochenlied: EG 24 Vom Himmel hoch, da komm ich her
Predigtlied: EG 55 O Bethlehem, du kleine Stadt
Schlusslied: EG 44 O du fröhliche, o du selige
1 Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell.
2 Du weckst lauten Jubel, du machst groß die Freude. Vor dir freut man sich, wie man sich freut in der Ernte, wie man fröhlich ist, wenn man Beute austeilt.
3 Denn du hast ihr drückendes Joch, die Jochstange auf ihrer Schulter und den Stecken ihres Treibers zerbrochen wie am Tage Midians.
4 Denn jeder Stiefel, der mit Gedröhn dahergeht, und jeder Mantel, durch Blut geschleift, wird verbrannt und vom Feuer verzehrt.
5 Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ist auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst;
6 auf dass seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende auf dem Thron Davids und in seinem Königreich, dass er's stärke und stütze durch Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit. Solches wird tun der Eifer des HERRN Zebaoth.
Liebe Gemeinde,
heute Abend möchte ich Sie einladen, mit mir den Worten des Propheten Jesaja zu folgen. Treffen Sie mit mir Menschen, die ihm begegneten, und setzen Sie sich mit mir zusammen ans Feuer der Hirten, die sich vom Licht der Engel überwältigt, an seine Worte erinnerten. Und dann lade ich Sie ein, in sich hineinzuhören, und seine Worte in Ihrem eigenen Herzen zum Klingen zu bringen.
„Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell. Du weckst lauten Jubel, du machst groß die Freude. Vor dir freut man sich, wie man sich freut in der Ernte, wie man fröhlich ist, wenn man Beute austeilt. Denn du hast ihr drückendes Joch, die Jochstange auf ihrer Schulter und den Stecken ihres Treibers zerbrochen wie am Tage Midians. Denn jeder Stiefel, der mit Gedröhn dahergeht, und jeder Mantel, durch Blut geschleift, wird verbrannt und vom Feuer verzehrt.
Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ist auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst; auf dass seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende auf dem Thron Davids und in seinem Königreich, dass er’s stärke und stütze durch Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit. Solches wird tun der Eifer des Herrn Zebaoth.“ (Jesaja 6, 1 - 9, Lutherbibel 2017)
Hört! Hört! Da spricht ein Prophet! Sein Name ist Jasajahu – Das heißt: Geholfen hat der HERR Jahwe. Er spricht zum auserwählten Volk Gottes. Aber auserwählt fühlen sich nur noch die Wenigsten, die ihm zuhören. Denn Armut geht um, dazu Korruption und Ungerechtigkeit. Es sieht nicht gut aus für Gottes Volk. Von dem großen Reich Davids und Salomos ist nicht viel mehr als eine glanzvolle Erinnerung geblieben. Das Reich ist in zwei Teile gespalten und alle starren auf die neue assyrische Großmacht wie das Kaninchen auf die Schlange. Überall ist von Krieg die Rede. Aufrüstung ist das Wort der Stunde.
Doch da lässt Gott seinen Propheten sprechen: Euer Problem ist nicht der äußere Feind! Waffen sind nicht die Lösung. Ihr tragt euer Geld zu den falschen Göttern und träumt von verlorener Macht und falscher Sicherheit. Selbst euer Gottvertrauen habt ihr verloren! Dabei seid Ihr doch mein auserwähltes Volk! Wo wärt ihr ohne mich?
Dem König verheißt der Prophet Jesaja einen kindlichen Retter. Seine Geburt ist das Zeichen der Rettung. Denn nicht Waffen werden ihm helfen, sondern nur dieses Neugeborene. Der König hat keine andere Wahl, die assyrische Übermacht ist zu groß. Er kann ihr nichts entgegensetzen. Und in der Not macht er und mit ihm sein ganzes Volk die Erfahrung, dass Gott tatsächlich ohne Waffen Frieden schenken kann. So wie ein Baby wehrlos ist und sich ganz auf seine Eltern verlassen muss, so geht es jetzt dem König: Und siehe da! Es funktioniert!
Dieser besondere Frieden durch einen kindlichen Retter wird zu einer Erfahrung, die Jüdinnen und Juden von nun an in ihrem Herzen mit sich tragen. Schon etwas mehr als ein Jahrhundert später werden sie ins babylonische Exil gehen. Sie werden alles verlieren, aber diese Erfahrung von einem Frieden ohne Waffen – als alles schon verloren schien – dies werden sie mitnehmen. Sie werden die Worte aufschreiben und mitzurückbringen und sie werden die Botschaft weitergeben von Generation zu Generation: Was einmal geschah, kann wieder geschehen! Ein Kind wird kommen und es wird Frieden und Gerechtigkeit bringen. Und dieses Mal, das hat der Prophet versprochen, wird es für immer sein.
Folgen sie mir auf den Spuren der Worte des Propheten Jesaja in eine besondere Nacht. Inzwischen sind mehrere Jahrhunderte vergangen. Wir befinden uns auf den Feldern von Bethlehem. Ich lade sie ein, sich mit mir am Lagerfeuer einer Hirtengruppe niederzulassen.
Da sitzen ein Vater und sein Sohn zusammen am Feuer, traurig schauen sie in die wärmenden Flammen. Die Augen sind schwer vor Müdigkeit, Körper und Seele erschöpft. Wieder einmal haben römische Soldaten ihnen eines ihrer Schafe weggenommen. Mit Mühe konnte der Vater den Sohn zurückhalten, der mit bloßen Händen auf die Soldaten losgehen wollte. Den Nachbarsohn hatte vor einiger Zeit ein solcher Angriff das Leben gekostet. „Es ist mir nicht leichtgefallen, ruhig zu bleiben, das musst du mir glauben!“ sagt der Vater zu seinem Sohn, als dieser ihm Feigheit vorwirft. „Doch was ist die Alternative? Gewalt und Widerstand? Die Römer sind stärker als wir! Am Ende warten nur Zerstörung und Tod!“ Sein Sohn schüttelt den Kopf, er hat die Hände zu Fäusten geballt. „Auch David hat sich gegen seine Feinde gewehrt. Wenn Gott mit seinem Volk ist, dann haben die Römer keine Chance. In den Bergen warten die Widerstandskämpfer und es werden von Tag zu Tag immer mehr. Und wenn das hier so weiter geht, dann werde auch ich mich ihnen anschließen!“ Der Vater schaut hinüber zu seinem Sohn, in ihm macht sich die Angst breit: Hat er ihn schon an die Hassprediger verloren?
Das Lagerfeuer glüht nur noch. Da kann man plötzlich einen alten Hirten von der anderen Seite des Feuers hören. „Vor vielen Jahren sprach ein König so wie du heute. Damals standen Andere vor Jerusalems Toren, aber die Bedrohung für Gottes Volk war genauso real. Junge Männer bereiteten sich auf einen Kampf vor, der auch aussichtslos schien. Da stand ein Mann auf und sprach in Gottes Namen: „Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen die da wohnen im finsteren Lande, scheint es hell.“
Und dann sagte er die Geburt eines Kindes voraus! Mit diesem Kind würde der Friede kommen, behauptete er, ohne dass irgendeiner dafür in den Krieg ziehen müsse. Das habe Gott so bestimmt. Und weißt du was! Gott hielt sein Wort. Denn ein Kind wurde geboren und es wurde Friede in Israel, wenigstens für eine kleine Weile - ohne Kampf, ohne Blutvergießen, ohne Opfer, einfach weil Gott es so wollte! Das war ein großes Wunder, das keiner im Volk Israel jemals vergessen hat.
Ein Hoffnungszeichen und ein Vorgeschmack auf eine Zeit, in der dieser Friede ewig gelten würde. So jedenfalls hat es der Prophet damals versprochen. Seitdem warten wir alle darauf, dass wieder ein Kind geboren wird und dass dieses Mal der Friede für Israel ewig gilt.
„Aber wie lange sollen wir noch warten?“ fragen Vater und Sohn nun fast gleichzeitig. „Es ist an der Zeit! Dunkler kann es nicht mehr werden.“
„Da schaut auf,“ sagt der alte Hirte, „schaut dort hinten hin, könnt ihr die Dämmerung erkennen? Ganz schwach am Horizont, dämmert die Hoffnung. Lasst sie nicht aus den Augen! Gott hat es seinem Volk versprochen und er hat seine Versprechen bisher immer gehalten. Ich beobachte den Horizont nun schon mein ganzes Leben, jede Nacht und ich glaube, dass die Dämmerung heller geworden ist. Ja, ich bin überzeugt, die Erfüllung ist nah! Das Kind wird bald kommen und dann wird es endlich Frieden geben! Und das wird ein anderer Friede sein als der, den sie dir in den Bergen versprechen – ein gerechter Friede ohne Waffen und ohne Blutvergießen!“
Inzwischen ist das Feuer verglommen, die dunkle Nacht hat es verschluckt. Aber Vater und Sohn schauen in den Himmel und es kommt ihnen vor, als wäre die Nacht heller geworden.
Gemeinde oder Chor singen Lied EG 54:
Hört der Engel helle Lieder klingen das weite Feld entlang, und die Berge hallen wider von des Himmels Lobgesang:
Gloria in excelsis deo! Gloria in excelsis deo!
Hirten, warum wird gesungen? Sagt mir doch eures Jubels Grund! Welch ein Sieg ward denn errungen, den uns die Chöre machen kund?
Gloria in excelsis Deo! Gloria in excelsis deo!
Sie verkünden uns mit Schalle, dass der Erlöser nun erschien, dankbar singen sie heut alle, an diesem Fest und grüßen ihn. Gloria in excelsis deo! Gloria in excelsis deo!
Die Hirten gingen nach Bethlehem und fanden dort den Retter in einem Stall. Und sie begriffen: Wieder einmal hatten sich Jesajas Worte bewahrheitet. Nicht Waffen waren die Antwort, sondern ein hilfloses Neugeborenes. Die Hirten konnten nicht wissen, was dieses Kind in Bewegung setzen würde. Für sie war es diese Kombination aus der Begegnung mit der herrlichen Engelsbotschaft auf dem Feld und dem Neugeborenen in der Krippe im Stall, das da lag, als wäre es eines von ihnen.
Wir sehen rückblickend, dass das Wunder der Weihnacht die Welt bewegt hat. Ein hilfloses Kind in der Krippe ist im Laufe von 2000 Jahren für viele Menschen zum Licht der Hoffnung geworden: Eine Hoffnung gegen alle Hoffnungslosigkeit. Wenn wir heute Abend die Worte Jesajas hören: „Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht!“ dann teilen wir mit den jüdischen Menschen auf dieser Welt die Erfahrung, dass Gott schon einmal ein hilfloses Kind als Retter gesandt hat! Und weil es schon einmal passiert ist, hoffen wir wie sie, dass es wieder passieren kann. Das feiern wir heute Nacht! In der Heiligen Nacht! Das ist die Botschaft, die wir mitnehmen können, wenn wir heute Abend nachhause gehen!
Ich bin sicher, dass jeder und jedem von ihnen auf Anhieb mehrere Menschen einfallen, die das Wunder vom Friedenskind heute Nacht gebrauchen können. Menschen, denen sie die Botschaft von der Hoffnung auf Frieden mitbringen können.
Menschen, die sich so sehr in Streitigkeiten verrannt haben, dass sie sich völlig isoliert haben. Der eine aus eigener Schuld, die andere aber, weil sie Opfer äußerer Umstände geworden ist.
(Parkplatz zur eigenen Fokussierung)
Wie der Freund, der sich gerade von seiner Frau getrennt hat und dieses Jahr zum ersten Mal alleine Weihnachten feiern muss, oder aber die Frau, die mit ihren Nachbarn nur noch über den Rechtsanwalt kommuniziert.
Oder aber Menschen, deren Schicksal zum Spielball der Politiker geworden ist. Flüchtlinge, die heute Abend alleine hier in Deutschland in einem Wohnheim den Abend verbringen, während ihre Familien in einem Flüchtlingslager in Syrien, Jordanien oder in Griechenland festsitzen.
Sie brauchen Hoffnung wider alle Hoffnungslosigkeit! Jemand muss ihnen die Worte des Jesaja weitersagen: Es ist schon einmal passiert. Es kann wieder passieren. Versöhnung ohne Rechtsstreit. Frieden ohne Waffen - das geht! Es mag blauäugig klingen, aber an Weihnachten werden wir daran erinnert, dass es geht! Sagen Sie ihnen, es ist möglich und reichen Sie ihnen die Hand! Heute ist Weihnachten! An Weihnachten hört man Ihnen zu! Da haben wir Christinnen und Christen einen Friedensbonus, wenn wir von dem hilflosen Kind in der Krippe erzählen. Von dem Kind, das für so viele zum Hoffnungsträger geworden ist. Ohne Gewalt, ohne Verträge, ohne Opfer.
An Weihnachten können wir die trösten, die an den Frieden nicht mehr glauben, wenn wir auf das Kind in der Krippe hinweisen! Dann können wir, wie der alte Hirte, die Worten des Propheten Jesaja in unseren Herzen und um uns herum zum Klingen bringen:
„Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen die da wohnen im finsteren Lande, scheint es hell. Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben und des Friedens wird kein Ende sein von nun an bis in Ewigkeit.“
Stimmen Sie in das Loblied der Hirten mit ein und erzählen Sie denen, die im Dunkeln leben, dass es Hoffnung gibt! Denn: was einmal geschah, kann wieder geschehen jederzeit und überall – wenn Gott will! HERR, Dein Wille geschehe! Amen
Kind in der Krippe, Friedefürst!
Heute Abend kommen wir zu Dir mit unserer Hoffnung auf Frieden!
Wir bitten Dich für die Opfer von Krieg und Gewalt
und für alle, die sich nach Versöhnung sehnen!
Von Dir wollen wir das Brückenbauen lernen
und die Besonnenheit, Kompromisse zur rechten Zeit zu finden.
Kind in der Krippe, höre unsere Bitten!
Kind in der Krippe, Wunderrat!
Heute Abend kommen wir zu Dir mit unserer Sehnsucht nach Gerechtigkeit!
Wir bitten Dich für alle, die unter Ungerechtigkeit leiden und ihre Meinung nicht frei sagen dürfen.
Von Deinem Mut und Deiner Klugheit wollen wir uns führen lassen, wenn wir für die eintreten, die keine Stimme haben.
Kind in der Krippe, höre unsere Bitten!
Kind in der Krippe, Gottheld!
Heute Abend kommen wir zu Dir mit unserer Sehnsucht nach Heilung für unsere kranke Erde!
Wir bitten Dich für die Tierarten, die vom Aussterben bedroht sind und für die Landstriche, die austrocknen, weil es an Wasser fehlt.
Ohne Dich können wir unseren Auftrag als Menschen nicht erfüllen. Hilf uns unsere Mitgeschöpfe zu bewahren!
Kind in der Krippe, höre unsere Bitten!
Kind in der Krippe,
Heute Abend kommen wir zu Dir, Friedefürst, Wunderrat, Gottheld, weil für Dich alles möglich ist!
Du bist unsere Hoffnung heute Morgen und immer!
Amen
Verfasserin: Pfarrerin Susanna Faust-Kallenberg, Akazienweg 9, 65760 Eschborn
Referat Ehrenamtliche Verkündigung
Markgrafenstraße 14, 60487 Frankfurt/Main,
Telefon: 069.71379-140
Telefax: 069.71379-131
E-Mail: predigtvorschlaege@zentrum-verkuendigung.de
in Kooperation mit dem
Pfarrer Dr. Matthias Rost
Zinzendorfplatz 3 (Alte Apotheke), 99192 Neudietendorf
Telefon: 036202.7717-97