Wochenspruch: "Christus spricht: Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken." (Matthäus 11,28)
Psalm: 36,6-10
Reihe I: Jesaja 55,1-5
Reihe II: Matthäus 11,25-30
Reihe III: 1. Korinther 14,1-12(23-25)
Reihe IV: Jona 3,1-10
Reihe V: Lukas 14,(15)16-24
Reihe VI: Epheser 2,(11-16)17-22
Eingangslied: EG 168, 1-3 Du hast uns, Herr, gerufen
Wochenlied: EG 213, 1-4 Kommt her, ihr seid geladen
Predigtlied: EG 346, 1-5 Such, wer da will
Schlusslied: EG 175 Ausgang und Eingang
1 Wohlan, alle, die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser! Und die ihr kein Geld habt, kommt her, kauft und esst! Kommt her und kauft ohne Geld und umsonst Wein und Milch!
2 Warum zählt ihr Geld dar für das, was kein Brot ist, und euren sauren Verdienst für das, was nicht satt macht? Hört doch auf mich, so werdet ihr Gutes essen und euch am Köstlichen laben.
3 Neigt eure Ohren her und kommt her zu mir! Höret, so werdet ihr leben! Ich will mit euch einen ewigen Bund schließen, euch die beständigen Gnaden Davids zu geben.
4 Siehe, ich habe ihn den Völkern zum Zeugen bestellt, zum Fürsten für sie und zum Gebieter.
5 Siehe, du wirst Völker rufen, die du nicht kennst, und Völker, die dich nicht kennen, werden zu dir laufen um des HERRN willen, deines Gottes, und des Heiligen Israels, der dich herrlich gemacht hat.
Liebe Gemeinde,
wo können wir Kraft für unser Leben schöpfen? Was sind die Kraftpunkte unseres Lebens, an denen wir auftanken, damit unser Leben gelingt?
Ich kann mir vorstellen, dass jeder so einen bestimmten Punkt hat. Wenn wir uns darüber unterhalten würden, könnte der eine vielleicht erzählen und sagen: Also, mir ist morgens das Frühstück wichtig. Das ist für mich wie eine Grundlage für den Tag. Da geht es nicht nur um das Essen. Ich kann von dem Küchentisch aus in den Garten sehen. Viel Zeit ist morgens nicht. Aber die paar Minuten nehme ich mir da bewusst. Und im Winter zünde ich mir eine Kerze an. Das ist dann so gemütlich. Und dann kann der Tag losgehen.
Jemand anders würde sagen: Wenn ich meine Hausarbeit morgens geschafft habe, dann setze ich mich noch mal hin und gönne mir einen Kaffee. Und vor der zweiten Tasse Kaffee geht dann nichts. Da ist noch mal ein Moment zum Innehalten. Und wenn ich diesen Moment der Ruhe für mich nicht habe, geht das Kuchenbacken oder das Essenkochen danach garantiert schief.
Wieder jemand würde sagen: Nach dem Mittagessen setze ich mich an einen bestimmten Platz im Büro oder zu Hause – je nachdem, ob jemand noch einer Erwerbsarbeit nachgeht. Und dann nehme ich mir noch 10 Minuten Zeit. Oder es ergibt sich so ein Gespräch mit den Kollegen auf der Arbeit. Und danach geht es weiter.
[Die Aufzählung der Kraftpunkte für das Leben kann auch ausgetauscht werden, je nachdem, was über die Lebensweise der Gottesdienstteilnehmer bekannt ist, so dass sie sich abgeholt fühlen. Beim Abfassen der Predigt habe ich nur meine Hörer vor Augen, ahne aber nicht, in welche Situationen hinein diese Predigt übernommen wird.]
Jeder von uns braucht so eine Quelle von Kraft. Wir brauchen solche Kraftpunkte in der Kleinteiligkeit des Alltages. Und wir brauchen solche Kraftquellen noch mehr für bestimmte Wegstrecken des Lebens. Da ist die Begleitung der Kinder in das Leben. Da gibt es die Phasen von Krankheit und durchwachten Nächten. Und es gibt die Phase der Loslösung mit allen pubertären Aufwallungen.
Kinder werden heutzutage mitunter aber auch als „Kostenfaktor“ angesehen. Was kosten sie? Was kosten die Schulmaterialien? Und was kostet die Berufsausbildung? Die kosten natürlich Geld. Und „Geld regiert die Welt“, sagt ein Sprichwort. Wir könnten das ganze Leben unter der Frage der Kosten betrachten. Das ist nicht unerheblich. Aber sind die Kosten für das Leben das Leben selbst? Sind die Kosten für das Leben das Leben selbst? Oder ist das Leben doch noch mehr?
Wenn wir genau hinschauen, ist das Leben natürlich mehr als das Geld, das die Kinder und die Miete und die Betriebskosten darstellen. Denn wenn ich die Wegstrecke einer Krankheit geführt werde, brauche ich Dinge, die ich für Geld nicht kaufen kann. Ich meine damit die Zuwendung meiner Familie, die mich ermutigt und tröstet und dann auch heilt. Ich brauche die Geduld des Wartens auf die Genesung. Und ich brauche Gespräche, wenn sich durch bestimmte Krankheiten Einschränkungen ergeben, mit denen ich leben muss. Zuwendung, Geduld und Gespräche kann ich für kein Geld der Welt kaufen.
Wenn wir uns das klar machen, spüren wir in der Tiefe unserer Seele: Das Entscheidende des Lebens ist Geschenk. Und vielleicht nehmen wir manchmal diese Sehnsucht in uns wahr. Wir nehmen sie wahr bei den besinnlichen Momenten des Frühstücks, beim Innehalten bei der zweiten Tasse Kaffee am Vormittag oder in dem vertrauten Gespräch nach dem Mittag mit den Kollegen.
Dass wir beschenkt werden, können wir nicht machen. Aber dieser Sehnsucht antwortet Gott mit einem großen Angebot und einer großen Einladung durch den Propheten Jesaja. Gott spricht durch den Propheten: „Wohlan, alle, die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser! Und die ihr kein Geld habt, kommt her, kauft und esst! Kommt her und kauft ohne Geld und umsonst Wein und Milch!“
Gott steht neben uns. Und er sieht unsere Sehnsucht in unserem Herzen. Er sieht auch die Sehnsucht, die uns vielleicht noch gar nicht bewusst ist. Und er hat längst geantwortet. Wenn ihr den Durst nach Leben spürt: Kommt, nehmt von mir Wasser als Zeichen des Lebens. Kommt an meinen Tisch. Hier ist Leben umsonst. Gott meint: Ich will euch das Entscheidende für das Leben geben. Das Entscheidende und Wichtige ist immer Geschenk. Und Wein und Milch sind Zeichen für das Leben im Übermaß und in der Fülle. Das Leben ist nicht nur Wasser und Brot.
Und lauft nicht den falschen Göttern hinterher. Die moderne Wohlstandsgesellschaft huldigt immer auch anderen Götter, die sie selbst schafft. Seht tiefer! Durchschaut sie! Nehmt wahr, dass das Entscheidende des Lebens Geschenk ist. Das Entscheidende eurer Kinder sind nicht die Kosten, die sie verursachen, sondern ihr Lächeln und das gemeinsame Spielen und die Freude und die Liebe.
Darum spricht Gott durch den Propheten im Hinblick auf die fremden Götter der Antike: „Warum zählt ihr Geld dar für das, was kein Brot ist, und euren sauren Verdienst für das, was nicht satt macht?“
Die antiken und die modernen Götter wollen euch weismachen: Ihr seid nur etwas, wenn ihr etwas leistet. Das stimmt nicht. Lasst euch in diesen Sog nicht hineinziehen. Das Leben ist Geschenk.
Gott bietet dann noch einen ganz anderen Kraftpunkt für unser Leben an. Das ist auch ein Kraftpunkt, der kein Geld kostet. Und es ist ein Kraftpunkt, der uns nicht nur in der Krankheit und der Trauer oder den Krisen des Lebens trägt. Es ist ein Kraftpunkt, aus dem wir auch Energie bekommen, wenn wir an die Grenzen unseres Lebens geraten. Gott spricht durch Jesaja:
„Hört doch auf mich, so werdet ihr Gutes essen und euch am Köstlichen laben. Neigt eure Ohren her und kommt her zu mir! Höret, so werdet ihr leben! Ich will mit euch einen ewigen Bund schließen, euch die beständigen Gnaden Davids zu geben.“
Gott bietet sich uns selbst als Quelle der Kraft an. Hört doch auf mich, neigt eure Ohren zu mir. Gott ist bei uns durch sein Wort und durch seinen Geist. Sein Wort ist bei uns. Wir haben das Wort der Heiligen Schrift. Vielleicht ist das für den einen die Losung, die er liest, morgens beim Frühstück. Oder eine andere Form des Bibellesens.
Gott spricht zu uns auch durch die Ereignisse des Lebens. Was sagt Gott uns in den beglückenden Momenten, wenn wir mit den Kindern oder Enkeln spielen? Was sagt Gott uns in der herzlichen Begegnung mit der Nachbarin, die uns vielleicht ihr Leid über ihre Einsamkeit klagt, seit ihr Ehemann verstorben ist? Was sagt Gott uns in der Krankheit, wenn wir die Geduld brauchen, um auf Besserung zu warten? Welche Botschaft hören wir da? Gehen Sie, liebe Gemeinde, in solchen Momenten aufmerksam mit sich mit.
Gott wird sagen: Ich bin die Quelle der Lebensfreude im Spiel mit den Kindern. Ich bin die Quelle des Trostes für die Einsamen. Ich bin dir nahe, wenn du Geduld brauchst. Denn Gott sagt hier durch Jesaja: „Ich will mit euch einen ewigen Bund schließen, euch die beständigen Gnaden Davids zu geben.“
Die Gnade, die Gott dem David geschenkt hat, ist, dass er ihm ein Haus gebaut hat. Das war die Zusage, dass immer einer von den Nachkommen Davids König in Jerusalem sein soll. Wir können für uns sagen: Gott schenkt uns für unseren Lebensweg durch die Zeit ein zu Hause bei sich. Er ist uns immer nahe. Er lädt uns ein, bei ihm Kraft zu schöpfen für das Gelingen unseres Lebens.
Gott schenkt uns Kraft durch seine Nähe in der Freude des Lebens. Er schenkt uns Kraft für die Wegstrecken, in denen wir Trost und Geduld brauchen. Er ist da durch sein Wort. Und er ist da durch seine Geistesgegenwart. Die Gegenwart seines Geistes können wir spüren in den Momenten des Tages, in denen wir innehalten beim Frühstück, beim Nachsinnen bei einer Tasse Kaffee oder einer gelungenen Begegnung mit anderen Menschen. Schaut so Gottes Gegenwart im Alltag, hört sein Sprechen in den Ereignissen des Lebens. Lasst euch stärken durch seine Zuwendung. Sie ist Geschenk.
Amen
Mit dem Spruch für die neue Woche möchte ich Sie herzlich zu diesem Gottesdienst begrüßen: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken (Mat. 11, 28).“ Damit klingt auch schon das große Thema dieses Sonntages an: Die Einladung Gottes zum Leben. Wir werden im Evangelium das Gleichnis vom großen Abendmahl hören. Und in der Predigt wollen wir über die Einladung Gottes nachdenken, dass er für uns Quelle von Kraft sein möchte.
Guter Gott, wir danken dir für deine Einladung, dass wir in der Mühsal und unter den Lasten des Lebens bei dir Kraft schöpfen können.
Öffne unsere Augen, deine Gegenwart zu sehen.
Öffne unsere Ohren, dein Sprechen in unserem Leben zu hören.
Das bitten wir durch Christus, unseren Herrn und Bruder, der mit dir lebt und wirkt in Zeit und Ewigkeit.
Amen
Wir danken dir, Gott, für die große Einladung,
dass du die Quelle von Kraft für unser Leben bist.
Öffne unsere Augen, dass wir dich in unserem Alltag
wahrnehmen und entdecken.
Schenke uns Momente der Stille zum Innehalten.
Und öffne uns im Alltag, damit wir erkennen,
wo unser Handeln notwendig ist.
Wir rufen zu dir: Herr, erhöre uns!
Wir danken dir, Gott, für die große Einladung,
dass du die Quelle von Kraft für unser Leben bist.
Wir bitten dich für alle, die sich am Ende ihrer Kraft fühlen: die Kranken, die Geduld brauchen, die Krankenschwestern und Pfleger, Ärzte und Therapeuten, die ihnen zu helfen versuchen und die Angehörigen, die sie begleiten.
Lass sie alle das Geschenk deiner Gegenwart erkennen und berühre du sie heilend und kräftigend.
Wir rufen zu dir: Herr, erhöre uns!
Wir danken dir, Gott, für die große Einladung,
dass du die Quelle von Kraft für unser Leben bist.
So bitten wir dich für deine Kirche, dass sie Zeugin deiner Gegenwart in dieser Welt bleibt und immer neu wird. Schenke Phantasie und Einfallsreichtum, die Botschaft deiner Liebe immer neu zu sagen und öffne die Herzen der Menschen, dass sie so ein zu Hause bei dir für sich finden.
Wir rufen zu dir: Herr, erhöre uns!
Wir danken dir, Gott, für die große Einladung,
dass du die Quelle von Kraft für unser Leben bist.
Lass dich auch als Quelle des Friedens von denen
entdecken, die Verantwortung in dieser Welt für Politik und Wirtschaft tragen.
Schenke so Frieden für das Zusammenleben und Gerechtigkeit für das Auskommen eines jeden einzelnen, damit alle in Würde leben können.
Wehre so dem Hunger und dem Krieg in der Welt und zeige uns, wo wir wirkungsvoll gebraucht werden.
Wir rufen zu dir: Herr, erhöre uns!
Wir danken dir, Gott, für die große Einladung,
dass du die Quelle von Kraft für unser Leben bist.
Gehe mit uns mit und begleite uns in unseren Sorgen. Schenke uns Trost und Mut, wo wir an Grenzen geraten. Und stärke uns in der Gewissheit, dass deine Möglichkeiten weiter reichen, als wir es uns vorstellen können.
Vater unser ...
Verfasser: Pfarrer Dr. Jürgen Wolf, Pfarrstraße 1, 07819 Triptis
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