Einladung zum Leben
von Maike Kniese (Birlenbach)
Predigtdatum
:
25.06.2017
Lesereihe
:
ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr
:
1. Sonntag nach Trinitatis
Textstelle
:
Matthäus 22,1-14
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Zum Bibeltext
Es ist ein Gleichnis, das es in unterschiedlichen Versionen auch im Lukas- und sogar im Thomasevangelium gibt.
Matthäus stellt dieses Gleichnis in den Rahmen der letzten Tage Jesu in Jerusalem. Diese Zeit ist von Auseinanderset-zungen mit den Schriftgelehrten und Pharisäern geprägt. Das Matthäusevangelium richtet sich stark gegen die jüdi-schen Gemeinden, die immer noch nicht erkennen wollen, dass in Jesus der angekündigte Messias gekommen ist.
Matthäus schreibt sein Evangelium sehr wahrscheinlich für judenchristliche Gemeinden, die sich aus den Synagogen-gemeinden herausentwickelt haben. Das von Gott in Aus-sicht gestellte Heil gilt nicht nur den Juden, sondern auch den Heiden.
In der Zerstörung des Jerusalemer Tempels durch die Rö-mer sieht Matthäus Gottes Gericht an seinem Volk, weil sie ihm nicht gefolgt sind. Darauf deutet Vers 7 hin.
Es kann sein, dass Matthäus zwei Gleichnisse zusammenge-stellt hat, die uns jetzt in dieser Form vorliegen. Das Gleichnis vom Festmahl und ein Gleichnis über das falsche Festgewand.
Matthäus ist es wohl wichtig, dass nicht nur die Einladung Gottes gilt, sondern dass man sich als Christ mit seinem gesamten Lebenswandel und Verhalten dieser Einladung als würdig erweisen soll.
Hinführung zur Predigt
Bei der Predigt über dieses Gleichnis sehe ich zwei Risiken:
1. Der Prediger, die Predigerin, erklärt zu viel von dem geschichtlichen Hintergrund, vor dem Matthäus das Gleichnis komponiert hat und gerät in die Gefahr juden-feindlich zu predigen.
2. Der Prediger, die Predigerin gerät in die Gefahr Werk-gerechtigkeit zu predigen. Dann reicht es nicht, getauft zu sein und zu glauben, sondern dann muss man in sei-ner Lebensführung unbestimmten Ansprüchen Gottes genügen.
3. Ich möchte in meiner Predigt deutlich machen, dass wir alle eingeladene Gäste Gottes sind. Darüber können wir uns freuen, denn wir sind auf das Fest gut vorbereitet. Dazu haben wir alles, was wir brauchen - auch das ent-sprechende Kleid zu diesem Anlass.
Predigt zu Matthäus 22, 1 - 14
Wir sind zu Gottes großem Fest eingeladen
Wir leben jetzt schon in der Vorfreude auf das Fest
Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater und unserm Herrn Jesus Christus.
Was ziehe ich an?
Liebe Gemeinde,
„So kannst Du nicht gehen“. Das ist ein Satz, mit dem mich meine Mutter in Jugendzeiten manchmal vor peinlichen Situa-tionen bewahrt hat. Da gab es die erste Einladung zu einem klassischen Konzert im Staatstheater. Wie gut, dass ich mir die weiße Bluse von meiner Mutter und den Blazer ausgelie-hen habe. In Jeans und T-Shirt wäre ich eindeutig under-dressed gewesen unter all den anderen chic gekleideten Gäs-ten.
Heute gebe ich meinem Sohn Ratschläge, wie er sich zu ei-nem Vorstellungsgespräch kleiden soll.
Meiner Schwiegermutter ist es bis heute wichtig, sich schön zu kleiden, wenn sie eine Einladung annimmt. Denn sie sagt: „Damit tue ich dem, der mich eingeladen hat, die Ehre an.“
Natürlich fühle ich mich in Jeans und Pulli am wohlsten. Und zu Hause laufe ich manchmal auch gerne in Jogginghosen herum. Aber im Beruf trage ich andere Kleidung. Denn die Menschen, die mir begegnen, können erwarten, dass ich mich für sie ansprechend anziehe. (Eigenes Beispiel eintra-gen)
Kleider machen Leute.
Mit meiner Kleidung zeige ich, wer ich bin. Ich zeige, wie ich mich fühle. Ich zeige, zu welchem Anlass ich mich angezogen habe. Und ich zeige anderen: Ich achte und schätze Dich. Für Dich habe ich mir Mühe gegeben. Für Dich habe ich mich fein gemacht, denn du bist mir wichtig.
Kleidung wirkt nicht nur nach außen. Kleidung wirkt auch auf den, der sie trägt.
Das, was ich trage, beeinflusst auch, wie ich mich benehme und was ich mache. Wenn ich wandere, Jeans und Anorak trage, wische ich mir nach dem Imbiss auch schon mal die Hände am Hosenbein ab. Aber ich würde nie meine Hände bei einem Konzertbesuch an meinem Kleid abwischen.
Predigttext
In unserem heutigen Predigttext, den Matthäus überliefert, hören wir von einem Menschen, der nicht passend zum An-lass gekleidet war.
So steht es im 22. Kapitel:
Und Jesus fing an und redete abermals in Gleichnissen zu ihnen und sprach:
Das Himmelreich gleicht einem König, der seinem Sohn die Hochzeit ausrichtete.
Und er sandte seine Knechte aus, die Gäste zur Hochzeit zu laden; doch sie wollten nicht kommen.
Abermals sandte er andere Knechte aus und sprach: Sagt den Gästen: Siehe, meine Mahlzeit habe ich bereitet, meine Ochsen und mein Mastvieh ist geschlachtet und alles ist be-reit; kommt zur Hochzeit!
Aber sie verachteten das und gingen weg, einer auf seinen Acker, der andere an sein Geschäft.
Einige aber ergriffen seine Knechte, verhöhnten und töteten sie.
Da wurde der König zornig und schickte seine Heere aus und brachte diese Mörder um und zündete ihre Stadt an.
Dann sprach er zu seinen Knechten: Die Hochzeit ist zwar bereit, aber die Gäste waren's nicht wert.
Darum geht hinaus auf die Straßen und ladet zur Hochzeit ein, wen ihr findet.
Und die Knechte gingen auf die Straßen hinaus und brachten zusammen, wen sie fanden, Böse und Gute; und die Tische wurden alle voll.
Da ging der König hinein, sich die Gäste anzusehen, und sah da einen Menschen, der hatte kein hochzeitliches Gewand an,
und sprach zu ihm: Freund, wie bist du hier hereingekom-men und hast doch kein hochzeitliches Gewand an? Er aber verstummte.
Da sprach der König zu seinen Dienern: Bindet ihm die Hän-de und Füße und werft ihn in die Finsternis hinaus! Da wird Heulen und Zähneklappern sein.
Denn viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt.
Missglückte Hochzeit
Matthäus hat sich über das Verhalten der Israeliten geärgert als er das Gleichnis aufgeschrieben hat. Er kennt die Ge-schichte Israels, und er kennt die Propheten. Schon immer hat Gott sein Volk eingeladen. Die Hochzeit ist ein Bild für die Heilszeit bei Gott. Das wussten die Zuhörer damals. Und sie wussten auch, dass der König für Gott steht. Sie hören: Die Propheten haben Gottes Einladung an sein Volk ausgerichtet. Aber die Menschen hatten nicht auf sie gehört. Sie haben die Einladung nicht angenommen.
Dann hat Gott sogar seinen Sohn geschickt. Doch selbst auf ihn haben sie nicht gehört. Und auch nicht auf seine Jünger. Sie haben Gott im Festsaal sitzen lassen, weil ihnen andere Dinge in ihrem Leben wichtiger waren.
Dann hat Gott alle eingeladen. Nicht nur sein Volk. Die Zuhö-rer wissen: auch sie sind eingeladen. Sie gehören zu Gottes Gästen. Sie sind schon auf dem Weg zum Festsaal. Doch sie dürfen sich nicht ins Fest reinmogeln. Sie sollen sich schon angemessen benehmen. Eingeladen zur Hochzeit sind alle. Doch man kann nur bleiben, wenn man auch am Fest teil-nehmen will. Und das zeigt man durch seine Kleidung. Des-halb wird der falsch gekleidete Gast rausgeworfen.
Bin ich richtig angezogen?
Das klang für die Zuhörer damals schon ziemlich nach einer Drohung. Würde man sie auch rauswerfen? Hatten sie das richtige Kleid an? Für die Zuhörer war klar: mit dem richtigen Kleid war der richtige Lebenswandel gemeint. Konnten sie der Messlatte genügen?
Ich finde, das Gleichnis hört sich auch heute noch nach einer Drohung an: „Wenn du dazu gehören willst, dann musst du auch das richtige Festkleid tragen. Wenn du dazu gehören willst, dann benimm dich auch entsprechend.“
Das erzeugt Druck. „Bin ich gut genug? Muss ich noch mehr tun, mich noch mehr anstrengen?“ Das erzeugt Zorn. „Dem kann es ja sowieso nie jemand Recht machen. Der findet sicher einen Fehler bei mir.“ Das erzeugt Angst. „Was pas-siert, wenn ich es nicht schaffe? Habe ich dann alles verlo-ren?“
Ich glaube, hier lesen wir ganz viel von der Enttäuschung des Matthäus. Ich kann mir vorstellen, dass Jesus das Gleichnis anders erzählt hat.
Wir sind eingeladen
Fast zweitausend Jahre später hören wir das Gleichnis. Die Zeiten haben sich geändert. Die Geschichte ist weiter gegan-gen. Den Ärger des Matthäus über seine Leute, den will ich heute ausblenden. Das ist für mich Vergangenheit. Und dann höre ich heute: Ich bin eingeladen zu Gottes großem Fest. Gott will mich dabei haben bei seinem Fest. Ich darf dazu-kommen und mitfeiern.
Die Einladung weckt schon die Vorfreude auf das, was dann geschehen wird. Ein Fest mit vielen Menschen. Viele werden da sein, die ich kenne und die ich mag. Viele werde ich ken-nenlernen. Und es werden auch Menschen da sein, die ich nicht mag.
Doch darauf kommt es nicht an. Es kommt darauf an, dass ich mitfeiern will, dass ich die Einladung annehme.
Unser Festkleid
Das richtige Kleid zu diesem Anlass habe ich schon mitbe-kommen. Sie übrigens auch. Ich trage das Festkleid heute. Und Sie auch, liebe Gemeinde. Und dieses Kleid oder dieser Anzug sitzt wie angegossen, maßgeschneidert. Es ist auch nicht geliehen und kommt nicht aus der Mode. Und das Fest-kleid passt zu jeder Gelegenheit: zum Wandern und Renovie-ren, zum Sport und im Beruf, auf der Couch und bei der großen Gala.
Vielleicht fragen Sie sich, wie ich das richtige Kleid erkennen kann und woher ich weiß, dass auch Sie dieses Kleidungs-stück heute tragen.
Mir fällt da ein Satz ein, den Paulus einmal in dem Brief an die Galater geschrieben hat. „Ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen.“
Dieser Satz gefällt mir. Er beruhigt mich. Denn, wenn wir getauft sind und wenn wir auch weiterhin zu Christus gehö-ren wollen, dann haben wir alle das angemessene Festkleid an.
Dann bin ich jederzeit richtig angezogen. Dann kann sogar die Einladung plötzlich kommen, ich bin bereit. Ich muss nicht erst überlegen: was ziehe ich an? Ich muss nicht sagen: ein Moment noch, ich muss mich erst umziehen. Ich bin bereit. Wir sind bereit.
Das Fest kann beginnen. Wir sind dabei. Lassen Sie uns heu-te schon ein bisschen vorfeiern. Ein Gottesdienst ist ja auch immer schon eine kleine Vorschau auf das große Fest, das Gott mit uns feiern will.
Die Vorfreude, die darf man uns ruhig jetzt schon anmer-ken.
Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft, bewahre Eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.
Amen
Verfasserin: Pfarrerin Maike Kniese
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Missionarisch-Ökumenischer Dienst
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