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Euch ist heute der Heiland geboren

von Hans Peters (68649 Groß-Rohrheim)

Predigtdatum : 26.12.1997
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Christfest 2. Feiertag
Textstelle : Hebräer 1,1-3.(4-6)
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Wochenspruch:

Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit. (Joh 1,14)

Wochenlied:

EG 23

Weitere Liedvorschläge:

EG 45,1-3; 57,1.3-7; 42,1.8.9; 27,1-6; 30; 40

1 Nachdem Gott vorzeiten vielfach und auf vielerlei Weise geredet hat zu den Vätern durch die Propheten, 2 hat er in diesen letzten Tagen zu uns geredet durch den Sohn, den er eingesetzt hat zum Erben über alles, durch den er auch die Welt gemacht hat. 3 Er ist der Abglanz seiner Herrlichkeit und das Ebenbild seines Wesens und trägt alle Dinge mit seinem kräftigen Wort und hat vollbracht die Reinigung von den Sünden und hat sich gesetzt zur Rechten der Majestät in der Höhe

Liebe Gemeinde,

Weihnachten ist etwas Besonderes. Trotz aller Hektik im Vorfeld dieses Festes - es liegt ein Glanz über diesen Tagen. Wir verhalten uns anders: freundlicher, hilfsbereiter, aufmerksamer. Wir nehmen uns Zeit zu Besuchen, zum Briefeschreiben, zum Telefonieren und zum Gespräch. Die Spendenfreudigkeit wird bei uns geweckt, weil wir wissen, wie schön es ist zu teilen, wir selbst dadurch reicher werden.

Besonders schlimm empfinden wir in dieser Zeit, wenn wir allein sind, wenn niemand anruft und zeigt, daß er an uns denkt. Menschen, die wir in den letzten Monaten durch Tod verloren haben, sie fehlen uns besonders. Wir empfinden den Verlust hart und nichts, so scheint es uns, kann uns trösten. Auch Streit in der Familie schmerzt besonders in den Weihnachtstagen. Es muß einen Grund geben, woher der Glanz von Weihnachten kommt, den wir empfinden und auf den wir uns das ganze Jahr über freuen, den wir aber auch umso schmerzlicher vermissen, wenn wir ihn nicht erlebten. Weihnachten ist ein besonderes Fest. Das hat seine Ursachen.

Es liegt nicht an den Geschenken, je älter wir werden, umso mehr merken wir das. Als ich ein Kind war, da sah ich neben den Krippenspielen in der Kirche, den Gedichten im Elternhaus nur noch die Geschenke, die unter dem Weihnachtsbaum meine Geschwister und mich anlachten. Doch als Erwachsener merkte ich immer deutlicher, daß es die Geschenke allein nun wirklich nicht sind, die Weihnachten zu einem besonderen Fest machen. Geschenke, Kerzenschein und der geschmückte Baum, sie gehören wie das glitzernde Geschenkpapier zu den Weihnachtsgeschenken einfach dazu. Wir freuen uns daran. Aber wichtiger ist, was sich dahinter verbirgt. Unser Predigttext will uns helfen, hinter aller glänzenden Festverpackung das Geheimnis des Glanzes von Weihnachten zu entdecken.

Das Weihnachtsevangelium erzählt uns anschaulich und einfühlsam die Geschichte der Geburt Jesu, sie regt zum Nachdenken an über das Kind in der Krippe, über Maria und Josef, die Engel und die Hirten, auch über uns selbst. Unzählige Kinder haben diese Geschichte nachgespielt, Chöre singen einfühlsam die Weihnachtsbotschaft, Menschen jeden Alters greifen zum Taschentuch, wenn vertraute Lieder erklingen und von Weihnachten erzählen. Wir merken dann, daß wir auch dieses Mal wieder ein Jahr älter geworden sind, aber die Sehnsucht nach einer friedvollen Zeit nicht verloren haben, die wir mitunter als Kinder erleben durften, und uns im nachhinein darüber freuen.

Die Verse aus dem Hebräerbrief sind ein Kontrast zu dieser uns sehr vertrauten Weihnachtsgeschichte. Die Engel schicken uns nicht mit den Hirten in den Stall von Bethlehem; wir werden mitgenommen in den Himmel. Wir sehen den Sohn sitzen zur Rechten Gottes, wie wir es sonntäglich im Gottesdienst bekennen. Wir hören, daß das Kind in der Krippe Mitschöpfer und Erbe des Weltalls ist, das alle Dinge trägt durch sein kräftiges Wort. Der Vater entdeckt im Sohn seine Herrlichkeit und erkennt in ihm sein Wesen. Vater und Sohn sind im Himmel unter sich und kommen ohne die Menschen aus. Das ist eine ernüchternde Erkenntnis.

Die Gedankengänge am Anfang des Hebräerbriefes muten uns zu, daß wir nicht mehr so bedeutend sind, wir wir uns wähnen. Es gibt eine Dimension der Wirklichkeit, die sich unseren Übergriffen entzieht. Der Himmel und die in ihm wohnen, sind dafür ein Gleichnis. Der Sohn entzieht sich unseren Versuchen, ihn zum Erfüller unserer Wünsche zu machen. Wir stehen nicht im Mittelpunkt, sind nicht die Achse, um die sich alles dreht. Es gibt vielfältige Beispiele im Alltag, wo wir so etwas meinen, der Annahme sind, alle uns umgebenden Menschen hätten sich nur nach uns zu richten. Wenn wir das nicht so erfahren, sind wir enttäuscht, unser Gefühl kippt um in Haß, der sich gegen die wendet, die es nun wirklich gut.mit uns meinen.

In dem Text des Hebräerbriefes stehen wir nicht im Mittelpunkt, aber wir kommen vor: - wir sind angesprochen und - unsere Schuld ist uns vergeben. Etwas Schöneres kann sich für Menschen nicht ereignen. Wenn mich jemand anspricht, nimmt er oder sie mich wahr, das tut mir gut. Probieren Sie es aus, reden Sie beim täglichen Gruß die Menschen, sofern sie ihn wissen, mit dem Namen an. Sie merken, wie sich das Gesicht des so Angesprochenen aufhellt, denn er oder sie spürt, da ist jemand, der mich ernstnimmt, mich als Person sieht, unverwechselbar. Und das tut gut.

Von Vergebung ist weiter die Rede. Dahinter verbirgt sich der Wunsch, die Chance zu erhalten, neu anzufangen, statt immer tiefer in Schuldgefühle zu versinken. Menschen, die sich in dieser Weise zu Weihnachten ansprechen lassen, gehen gelassen durch die Zeiten und können sich täglich neu dem zuwenden, was Tag und Stunde von ihnen fordert.

Lassen wir uns doch in der Weise von der Weihnachtsbotschaft ansprechen, dann merken wir, daß uns ein Stück weit der Himmel auf Erden begegnet. Das schafft Distanz zu den Dingen, die uns bedrängen und belasten. Das schenkt uns Ruhe vor Angriffen von außen. Solche Glaubenserfahrungen können zu einem wertvollen Weihnachtsgeschenk werden. Der Alltag wird uns schnell wieder einholen nach den Feiertagen, so wie die Hirten auch bald eintauchten in die harte Realität. Da sind wir über die Jahrhunderte hinweg Weggefährten der Hirten, unterwegs in schlaflosen Nächten oder auch harten Tagen. Aber wir gehen weiter mit der Botschaft: „Euch ist heute der Heiland geboren!“, die hier in den Versen des Hebräerbriefes so wohltuend einfühlsam entfaltet wird.

Wir sind von Gott angesprochen. Das genügt für unsere weitere Wanderung durchs Leben und reicht für die Hoffnung aus, auf die Heimat zuzugehen, die wir am Ende unserer Tage bei Gott finden werden.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, liebe Gemeinde, ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest und verbinde die Hoffnung damit, daß Sie solche oder ähnliche beglückenden Erfahrungen machen können, von denen der Verfasser des Hebräerbriefes spricht.

Amen.

Pfr. und Dekan Hans Peters, Speyerstr. 5, 68649 Groß-Rohrheim


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