Folge Jesus Christus mit Wort und Tat
von Ralf Friedrich (Dieburg)
Predigtdatum
:
12.07.2009
Lesereihe
:
ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr
:
4. Sonntag nach Trinitatis
Textstelle
:
Lukas 5,1-11
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Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!
Amen
Liebe Gemeinde,
Ein frommer Mann war im Wald unterwegs, da traf er einen Fuchs, der seine Beine verloren hatte. Er wunderte sich, wie das Tier wohl überleben konnte.
Das Rätsel löste sich schnell, denn er sah einen Tiger mit einem gerissenen Wild. Der Tiger hatte sich statt gefressen und überließ dem Fuchs den Rest.
"Gott, wie groß bist du in deiner Güte!", schickte der fromme Mann ein Gebet zum Himmel.
Am nächsten Tag beobachtete der Mann das gleiche wieder. Er war erstaunt über Gottes große Güte und sagte zu sich: "Auch ich werde mich in einer Ecke ausruhen und dem Herrn voll vertrauen, und er wird mich mit allem Nötigen versorgen."
Viele Tage brachte er so zu, aber nichts geschah, und der arme Kerl war dem Tode nahe, als er einen Stimme hörte.
"Du da, auf dem falschen Weg, öffne die Augen vor der Wahrheit! Folge dem Beispiel des Tigers, und nimm dir nicht länger den behinderten Fuchs zum Vorbild."
Geht es uns nicht manchmal so, wie diesem frommen Mann?
Wir warten darauf, dass Gott in unserem Leben etwas bewegt und wir warten und warten und warten.
Simon, Jakobus und Johannes ging es ähnlich, bevor sie Jesus trafen. Ich lese den heutigen Predigttext aus dem Lukasevangelium:
5 1 Es begab sich aber, als sich die Menge zu ihm drängte, um das Wort Gottes zu hören, da stand er am See Genezareth
2 und sah zwei Boote am Ufer liegen; die Fischer aber waren ausgestiegen und wuschen ihre Netze.
3 Da stieg er in eines der Boote, das Simon gehörte, und bat ihn, ein wenig vom Land wegzufahren. Und er setzte sich und lehrte die Menge vom Boot aus.
4 Und als er aufgehört hatte zu reden, sprach er zu Simon: Fahre hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus!
5 Und Simon antwortete und sprach: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen; aber auf dein Wort will ich die Netze auswerfen.
6 Und als sie das taten, fingen sie eine große Menge Fische und ihre Netze begannen zu reißen.
7 Und sie winkten ihren Gefährten, die im andern Boot waren, sie sollten kommen und mit ihnen ziehen. Und sie kamen und füllten beide Boote voll, sodass sie fast sanken.
8 Als das Simon Petrus sah, fiel er Jesus zu Füßen und sprach: Herr, geh weg von mir! Ich bin ein sündiger Mensch.
9 Denn ein Schrecken hatte ihn erfasst und alle, die bei ihm waren, über diesen Fang, den sie miteinander getan hatten,
10 ebenso auch Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, Simons Gefährten. Und Jesus sprach zu Simon: Fürchte dich nicht! Von nun an wirst du Menschen fangen.
11 Und sie brachten die Boote ans Land und verließen alles und folgten ihm nach.
Amen.
Wir beten hier im Gottesdienst Gott an. Wir sprechen mit unserem Herrn Jesus Christus und was machen wir zwischen den Gottesdiensten?
Wir gehen unserem geregelten Leben nach und erklären unseren Glauben zur Privatsache!
Wenn ich mit Menschen über meine Prädikantentätigkeit spreche, dann höre ich im Freundes- und Kollegenkreis schon mal: "So etwas habe ich von dir nicht erwartet!"
Wenn ich Veranstaltungen bei der IHK Darmstadt zum Thema: "Spirituelles Coaching" moderiere und dabei mit der Bibel arbeite, dann kommen viele Menschen und einige sagen anschließend: "Das war aber mutig, hier auf einer Wirtschaftsveranstaltung über Gott zu sprechen."
Wenn ich zusammen mit einer Pfarrerin beim Berufsverband der Coaches das Thema Seelsorge und Coaching diskutiere, sagen Menschen anschließend, schön, dass Christliche Themen in der Öffentlichkeit besprochen werden.
Und ich frage mich: In was für einer Welt leben wir?
Eine Welt, von Gott geschaffen, von Gott erhalten, von Gott beschützt will nicht mehr über Gott sprechen.
Ich gebe zu, vor solchen Veranstaltungen fühle ich mich manchmal wie der Fuchs und denke: "Ich sage meine Teilnahme ab!" Ich denke, wie Simon Petrus: Was kann ich sündiger Mensch denn schon bewirken?
Bei der IHK-Veranstaltung in Darmstadt zum Beispiel habe ich am Montag gesagt, ich rufe an und sage ich komme nicht. Zu so einer Veranstaltung, "Spirituelles Coaching", da kommt doch eh niemand. Also gedacht, getan: ich rief an und drückte mich ein bisschen. Unangenehm war es mir ja schon, so kurzfristig abzusagen. Ich fragte, wie viele Anmeldungen haben Sie den für die Veranstaltung?
Die Antwort: Über 60. Es ist die Veranstaltung mit der höchsten Teilnehmerzahl.
Ich wurde in dem Augenblick sehr still. Ich bedankte mich und legte den Hörer auf. Danach betete ich zu Gott. "Wenn du willst, dass so viele Menschen deine Botschaft hören, dann gebe mir auch die Kraft, das Programm so durchzuziehen, wie ich es geplant hatte." und so geschah es auch.
Ich fühlte mich der Fuchs. Ich konnte mich nicht bewegen. Ich fühlte mich wie Simon Petrus, ich sündiger Mensch habe mich mal wieder zu weit aus Fenster gelehnt. Und dann, in dem Moment selbst, gab mir unser himmlischer Vater die Kraft, den Workshop zu leiten.
Häufig erkläre ich meinen Glauben als Privatsache. Ich spreche selten darüber, auf der Arbeit, mit den Kunden, mit den Kollegen. Und doch, ich spreche immer häufiger darüber.
Wenn ich Gottesdienste vorbereite, dann frage ich mich: Lebst du eigentlich was du da predigst? Sei mal ehrlich, ist das überhaupt stimmig? Und so ändere ich mit jedem Gottesdienst meine eigene Einstellung. Der Fuchs weicht dem Tiger stückweise. Das „Menschenfangen“ wird Bestandteil meines Lebens.
Unser heutiger Predigttext lädt uns alle ein in die aktive Nachfolge Jesu Christi zu treten. Ihm sichtbar zu folgen, durch Worte, durch Taten.
Worte können Gespräche in der Familie und im Freundeskreis sein. Worte können Gespräche mit Kollegen sein.
Taten können eine aktive Mitarbeit in der Gemeinde sein, Taten können Patenschaften für Kinder in anderen Teilen der Welt sein, Taten können eine Hilfe für Ältere Menschen und für junge Familien in unserer Nachbarschaft sein. Einige Beispiele. Sie haben sicher noch bessere Ideen. Jedoch: Tut barmherzige Taten! Taten mit der Absicht, dafür keinen Ausgleich, keinen Dank zu erwarten oder zu erhalten!
So können wir alle in die Nachfolge Jesu Christi treten und er wird uns vom Fuchs zum Tiger verwandeln. Vom Fischer zum Menschenfänger.
Unsere Welt braucht Gottes Gegenwart außerhalb der Kirchenmauern.
Unser Land braucht aktive Christen um aus der Krise herauszukommen.
Menschen, denen ihre Mitmenschen, ihre Mitwelt wichtig ist, weil Gott uns überall braucht.
Menschen die Handeln, weil Gott nur durch uns handeln kann.
Christlicher Glauben ist eine Haltung, die mit Arbeit verbunden ist.
Und so schließe ich diese Predigt mit einem Gebet, stellvertretend für uns alle:
Herr, ich stehe vor einer großen Aufgabe.
Ich brauche deinen Beistand.
Ich bitte dich um innere Ruhe.
Lass mich einen klaren Kopf behalten.
Gib, dass ich richtige Entscheidungen treffe.
Amen
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.
Amen