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Freude an der Umkehr

von Elke Burkholz (Messel)

Predigtdatum : 17.11.2010
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Buß- und Bettag
Textstelle : Römer 2,1-11
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Predigt von Elke Burkholz, Messel
Die Liebe Gottes, die Gnade Jesu Christi und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit uns allen!
Heute am Buß- und Bettag wollen wir unserer Freude Ausdruck verleihen. Wir haben Grund uns zu freuen, denn Buße oder Umkehr ist ein freudiges Ereignis. In der Bibel steht, dass der Himmel voller Freude und Jubel ist, wenn ein Sünder umkehrt und auf den richtigen Weg zurückfindet. Wenn wir also beten und umkehren und uns wieder Gott zuwenden, freuen sich Gott und die Engel im Himmel freuen sich mit. Dann sagt Gott zu den Engeln: Seht ihr, meine Tochter da unten oder mein Sohn da unten ist wieder zu mir zurück gekommen. Darauf wollen wir anstoßen. (Wobei wir nicht wissen, womit im Himmel angestoßen wird.) Buße hat bei uns zu unrecht den Ruf etwas düsteres und schwieriges zu sein. Natürlich fällt es uns schwer einzusehen, wenn wir etwas falsch gemacht haben. Es tut uns leid und wir ärgern uns über uns selbst. Es fällt uns schwer uns das zu verzeihen. Denn wir würden lieber besser von uns denken und glauben, dass wir keine Fehler machen. Aber so ist es nun mal nicht. Und es ist auch ein gutes Gefühl, wenn wir merken: Das war nicht der richtige Weg und ich kann trotzdem wieder auf den richtigen Weg zurück gehen.
Also wie ist das genau mit der Buße und der Umkehr? Dazu haben wir heute einen anspruchsvollen Predigttext aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Rom aus dem zweiten Kapitel:

Römer 2 1 Deshalb hast du keine Entschuldigung, Mensch – wer auch immer du
bist –, wenn du über andere urteilst. Mit deinem Urteil verurteilst du
dich selbst. Denn du tust doch genau dasselbe, auch wenn du es verurteilst.
2Wir wissen aber, dass sich Gottes Urteil über diejenigen, die so handeln,
allein an der Wahrheit misst. 3Bildest du dir etwa ein, Mensch, dass ausgerechnet
du Gottes Urteil entgehen kannst, wenn du dasselbe tust wie die,
deren Handeln du verurteilst? 4Oder traust du der Fülle der göttlichen Güte
nicht genug zu, der Geduld und Großherzigkeit? Weißt du nicht, dass es
allein die Freundlichkeit Gottes ist, die dich dazu bewegen kann, dein *Leben
zu verändern? 5Doch weil du so starrsinnig bist und dein Herz sich
nicht zur *Umkehr bewegen lässt, sorgst du selbst dafür, dass sich reichlich
Zorn anhäuft bis zum Tag des Zorns, der Offenbarung des gerechten Gerichts
Gottes. 6 Gott gibt allen zurück, wie es ihrer Lebenspraxis entspricht:
7 *Ewig lebendiges Leben denen, die mit ausdauerndem Mut stets daran festhalten,
das Gute zu tun – ein Leben im *göttlichen Lichte zu führen, sich an
der Wertschätzung und Unvergänglichkeit Gottes auszurichten. 8Leidenschaftlicher
Zorn richtet sich gegen die, die aus reinem Eigennutz die Wahrheit
nicht gelten lassen und dem Unrecht gehorchen. 9 Schrecken und Angst
wird alle *Menschen erfassen, die in ihrem Leben Bösem Gestalt geben, die
jüdischen zuerst und dann auch die griechischen. 10 Die *Klarheit Gottes,
Wertschätzung und Frieden umfangen alle, die das Gute verwirklichen, jüdische Menschen zuerst und dann auch griechische. 11Denn Gott beurteilt die Menschen nicht nach ihrer äußeren Erscheinung.
Der Satz, auf den ich heute den Schwerpunkt legen möchte heißt: Weißt du nicht, dass es
allein die Freundlichkeit Gottes ist, die dich dazu bewegen kann, dein *Leben zu verändern?
Weißt du nicht, dass es allein die Freundlichkeit Gottes ist, die dich dazu bewegen kann, dein *Leben
zu verändern?
Dieser Satz entspricht ja nicht dem, was wir sonst immer denken. Wir glauben nicht, dass Freundlichkeit Umkehr bewirkt. Deshalb handeln wir auch nicht immer entsprechend zum Beispiel bei der Kindererziehung oder im Umgang mit Verbrechern. Da stehen wir mehr auf dem Standpunkt, Strafe muss sein. Wenn zum Beispiel ein Kind Geld aus dem Geldbeutel der Eltern klaut, dann bekommt es Hausarrest oder Fernseh- oder Handyverbot oder eine andere Strafe oder zwei Generationen vorher hätten Eltern es vielleicht mit Liebesentzug bestraft. Wir wollen als Eltern dafür sorgen, dass unser Kind lernt, dass es auf keinen Fall stehlen darf, weil wir wissen. Sein Leben wird schwierig, wenn es das nicht lernt. Und das ist auch richtig. Wenn ein Erwachsener eine Bank überfällt, dann fahndet die Polizei nach ihm und er bekommt einen Prozess und kommt ins Gefängnis. Denn die Gesellschaft möchte, dass er kapiert, dass man auf keinen Fall Banken überfallen darf. Das mit der Strafe funktioniert übrigens durchaus. Und auch unser Predigttext verzichtet nicht darauf Strafen anzudrohen und Belohnung zu versprechen. Da steht: . 6 Gott gibt allen zurück, wie es ihrer Lebenspraxis entspricht: 7 *Ewig lebendiges Leben denen, die mit ausdauerndem Mut stets daran festhalten, das Gute zu tun – ein Leben im *göttlichen Lichte zu führen, sich an
der Wertschätzung und Unvergänglichkeit Gottes auszurichten. 8Leidenschaftlicher
Zorn richtet sich gegen die, die aus reinem Eigennutz die Wahrheit
nicht gelten lassen und dem Unrecht gehorchen. 9 Schrecken und Angst
wird alle *Menschen erfassen, die in ihrem Leben Bösem Gestalt geben.
Es gibt übrigens eine psychologische Untersuchung über die Rückfallhäufigkeit bei Menschen, die wegen sexueller Gewalt gegenüber Kindern verurteilt wurden. Aus der geht hervor, dass Strafe durchaus etwas nützt. 70% werden nach einem Aufenthalt im Gefängnis nicht mehr rückfällig, weil sie auf keinen Fall wieder ins Gefängnis wollen. Strafe erfüllt also durchaus die Aufgabe dem Bestraften klar zu machen, dass sein Verhalten falsch und unerwünscht ist. Und dass es ihm schlecht gehen wird, wenn er es noch mal tut. Strafe hilft also manchmal - keineswegs immer. Schnelle Konsequenzen sind manchmal eine gute Möglichkeit gerade Jugendliche davon zu überzeugen, dass ihr Verhalten gesellschaftlich unerwünscht ist. Insofern wäre es sehr wichtig, dass die Gerichte besser ausgestattet werden und gerade bei Jugendlichen der Prozess direkt in der Woche nach der Straftat stattfindet, damit der Zusammenhang zwischen dem was der Jugendliche getan hat und den Folgen deutlich wird und er schnell etwas lernen kann. Strafe ist also ein guter Weg, aber es ist nicht der beste sondern nur der zweitbeste Weg. Der beste Weg ist der, der auf Einsicht setzt, und der von einer guten Beziehung getragen wird. Und das ist der Weg, den Gott uns als erstes anbietet: Ich erkläre es mal am Beispiel des Kindes, dass Geld aus dem Geldbeutel der Mutter stiehlt. Das passiert häufig im frühen Grundschulalter. Die Kinder merken, dass man für Geld etwas kaufen kann. Sie haben aber größere Wünsche. Und sie möchten mehr Geld haben. Besser als Strafe oder Liebesentzug wirken Erklärungen. Das Kind versteht, dass die Mutter sich Sorgen macht und es ganz gefährlich findet, was es da getan hat. Und dann muss das Kind das Geld auch zurück geben. Die Regel muss deutlich werden und die Erwartungen der Eltern auch. Und dann werden die meisten Kinder, wenn sie eine gute Beziehung zu den Eltern haben, nicht mehr stehlen. Das Vertrauen wird wieder hergestellt.
Diesen Weg bietet Gott uns an, wenn wir etwas falsch gemacht haben. Es ist die Freundlichkeit Gottes, die uns hilft unser Leben zum besseren zu wenden. Gott sagt zu uns: Es ist gut, dass du es eingesehen hast, dass das falsch war. Ich vertraue dir weiterhin. Mach dich nicht fertig. Ich glaube an dich. Du kannst auch anders handeln. Sieh was du wieder gut machen kannst und dann lass den Fehler hinter dir. Lass dich nicht davon entmutigen, dass du das jetzt verbockt hast. Ich verzeihe dir. Verzeih dir auch selbst. Ich freue mich, dass du zu mir zurück kommst.
Ja wir können uns entspannen Gott wird uns unsere Fehler nicht nachtragen außer … und hier kommt die Ausnahme außer wir tragen anderen ihre Fehler unversöhnlich nach. So heißt es am Anfang unseres Predigttextes: 1 Deshalb hast du keine Entschuldigung, Mensch – wer auch immer du
bist –, wenn du über andere urteilst. Mit deinem Urteil verurteilst du
dich selbst. Denn du tust doch genau dasselbe, auch wenn du es verurteilst.
Es ist schwer andere und auch sich selbst nicht zu verurteilen. Wir sollen wie Gott uns entgegen kommt auch anderen entgegen kommen und ihnen vergeben, wenn sie etwas falsch gemacht und uns verletzt haben. Vorsicht, das heißt nicht, dass wir das Unrecht nicht beim Namen nennen sollen und dass heißt ebenfalls nicht, dass wir uns alles gefallen lassen sollen oder dass wir uns nicht schützen sollen. Das heißt es nicht. Aber wir sollen Menschen, die ihr Unrecht einsehen eine Chance geben, es besser zu machen - und nicht nur eine Chance. Wir werden großzügig werden, wenn wir erst einmal verstanden haben wie viele Chancen Gott uns schon gegeben hat.
Also ich wünsche ihnen heute abend: Freude an der Umkehr und dass sie die Chance die Gott ihnen gibt, ergreifen und dabei glücklich werden.
Und der Friede Gottes…