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Früchte des Geistes

von Michael Sommer (29410 Salzwedel)

Predigtdatum : 13.07.2008
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : 7. Sonntag nach Trinitatis
Textstelle : Römer 6,19-23
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Wochenspruch:

Lebt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.(Epheser 5,8b.9)

Psalm: 48,2-3a.9-11

Lesungen

Altes Testament:
Jesaja 2,1-5
Epistel:
Epheser 5,8b-14
Evangelium:
Matthäus 5,13-16

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 441, 1-5
Du höchstes Licht (M: 440)
Wochenlied:
EG 318
O gläubig Herz, gebenedei
Predigtlied:
EG 414, 1-4
Lass mich, o Herr, in allen Dingen
Schlusslied:
EG 441, 6-8 oder EG 182, 4-5
Du höchstes Licht Suchet zuerst Gottes Reich in dieser Welt

19 Ich muß menschlich davon reden um der Schwachheit eures Fleisches willen: Wie ihr eure Glieder hingegeben hattet an den Dienst der Unreinheit und Ungerechtigkeit zu immer neuer Ungerechtigkeit, so gebt nun eure Glieder hin an den Dienst der Gerechtigkeit, daß sie heilig werden. 20 Denn als ihr Knechte der Sünde wart, da wart ihr frei von der Gerechtigkeit. 21 Was hattet ihr nun damals für Frucht? Solche, deren ihr euch jetzt schämt; denn das Ende derselben ist der Tod. 22 Nun aber, da ihr von der Sünde frei und Gottes Knechte geworden seid, habt ihr darin eure Frucht, daß ihr heilig werdet; das Ende aber ist das ewige Leben.

Liebe Gemeinde,
Sommerzeit, Ferienzeit, die Sehnsucht nach Licht und Wärme kann endlich in freier Zeit gestillt werden. Mancher liebt die Abwechslung, sucht jedes Jahr ein neues spannendes Ferienziel, andere haben ihren Fleck längst entdeckt und genießen schon in der Vorfreude die Aussicht, wieder an derselben Stelle auszuspannen, die ihnen schon so oft gut getan hat.
Sie wissen noch nicht, wie jeder einzelne Tag wird, doch dass es gut sein und gut tun wird, das ist ihnen gewiss. Sie lieben das Quartier und die Vermieter, die Umgebung und die Nachbarn, es ist wie ein zweites, aber eben stressfreies Zuhause, diese „Jahrestankstelle für die Seele“.
„Lebt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.“ Diesen schönen Wochenspruch mag man im Urlaub sicher gern unterschreiben. Aber er ist nicht nur eine Schönwetterlosung. Paulus redet im zweiten Teil unseres Predigttextes in ähnlicher Weise vom Leben insgesamt.
Röm 6,22: „Nun aber, da ihr von der Sünde frei und Gottes Knechte geworden seid, habt ihr darin eure Frucht, dass ihr heilig werdet; das Ende aber ist das ewige Leben.“
Ewiges Leben, das ist
- so ähnlich wie ein stressfreier Urlaub,
- wie ein Aufleben aller im pflichtbestimmten und belasteten Alltag verkümmerten und verkniffenen Freuden und Freundlichkeiten,
einfach leben ohne Streit und böse Konkurrenz, einfach nur leben ohne Störung und Schuld, so dass es Gott und den Menschen gefällt –: Das Bild gefällt mir als Veranschaulichung von heiligem, ewigem Leben ganz gut.
Wie aber komme ich dahin, wie kann so etwas gelingen auch in den vielen urlaubsfreien Alltagswochen des Jahres, so zu leben, dass es Gott und den Menschen gefällt?
Es ist die Folge einer Wende, die in unserem Text mit dem schon angesprochenen kräftigen „nun aber“ deutlich markiert ist.
„Nun aber, da ihr von der Sünde frei und Gottes Knechte geworden seid, habt ihr darin eure Frucht, dass ihr heilig werdet; das Ende aber ist das ewige Leben.“
Was vorher war, worin das Gegenteil bestand und besteht, das benennt Paulus im ersten Teil des gehörten Abschnittes.
Da habt „ihr eure Glieder hingegeben ... an den Dienst der Unreinheit und Ungerechtigkeit zu immer neuer Ungerechtigkeit. Denn als ihr Knechte der Sünde wart, da wart ihr frei von der Gerechtigkeit. Was hattet ihr nun damals für Frucht? Solche, deren ihr euch jetzt schämt; denn das Ende derselben ist der Tod.“
Was unser Gewissen uns vorhält, wofür wir uns heimlich oder öffentlich schämen, was nicht in der Verkehrssünderkartei oder vor Gericht landet und einen Menschen dennoch schweißgebadet aufwachen lässt – die verratene Liebe, das verweigerte Vertrauen, die verhärtete Seele, eine verweigerte Verzeihung, eine ausgeschlagene Entschuldigung, die unterlassene Hilfe und der ganze traurige Egoismus in Gedanken, Worten und Werken gehört darunter, was Paulus Sünde und Ungerechtigkeit nennt. Dass damit Leben zerstört und der Tod bewirkt wird, ist uns wirklich bekannt.
Wer aber zerreißt diese Fessel? Wer beendet diese Knechtschaft? Wer kann uns dazu bringen, dass auch die alltäglichen Wochen des Lebens lichtvolle, freundliche Lebenszeit und Lebenserfahrung werden, Leben, das Gott und den Menschen gefällt?
Ein Blick auf den Anfang dieses Kapitels 6 im Römerbrief hilft weiter.
Röm 6,3-4: „Wisst ihr nicht, dass alle, die wir auf Christus Jesus getauft sind, die sind in seinen Tod getauft? So sind wir ja mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod, damit, wie Christus auferweckt ist von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, auch wir in einem neuen Leben wandeln.“
Und Röm 6,11-12: „So auch ihr, haltet dafür, dass ihr der Sünde gestorben seid und lebt Gott in Christus Jesus. So lasst nun die Sünde nicht herrschen in eurem sterblichen Leibe, und leistet seinen Begierden keinen Gehorsam.“
Am vorletzten Sonntag war das das Hauptthema in den Gottesdiensten: Unsere Verbindung mit Christi Tod und Auferweckung durch unsere Taufe. Man kann das Leben nur rückwärts – vom Ende her – verstehen, aber leben muss man es vorwärts, sagt Sören Kierkegaard. Gott hat schon alles für ein gutes Ende unseres Lebens getan. Heute geht es darum, diesen Weg aktiv zu beschreiten und die Kraft, die von diesem guten Ende in unser Leben hineinwirkt, zum Zuge kommen zu lassen. Heute geht es um die Frucht, die daraus im Leben der Christinnen und Christen wachsen soll: Nun aber, da ihr als Getaufte von der Sünde frei und Gottes Knechte geworden seid, habt ihr darin eure Frucht, dass ihr heilig werdet; das Ende aber ist das ewige Leben.
Lebensfrucht, nicht Todesfrucht wartet auf uns und soll aus unserem Leben erwachsen. Wie immer beim Wachsen hängt nicht alles von uns ab. Aber wir sind aktiv beteiligt. Die Voraussetzungen dazu hat Gott uns in seiner Liebe geschenkt. Und wenn auch mit den Jahren unser Leib dem biologischen Ende immer näher kommt, so soll und kann doch unser inhaltliches Leben, unsere Haltung und unser Tun immer mehr von Christus und der Liebe bestimmt sein, die Gott uns in ihm entgegenbringt.
In der Taufe, wenn Eltern ihre Kinder zur Taufe bringen oder jemand für sich selbst entscheidet und begehrt, getauft zu werden, knüpft Gott die persönliche Verbindung zu einem Menschenleben. Ein kleines Gedicht sagt es so:
Taufen
Tief in Gottes Treue tauchen
Aus der Flut gerettet sein
Untergehen auferstehen
Christus
Führt ins Leben ein
Einmal gibt’s den Anfang nur
Nachzufolgen seiner Spur
Michael Sommer

Wir sind heute mit unseren Überlegungen gewissermaßen bei der letzten Zeile des Gedichtes: Nachzufolgen Christi Spur!
Solche Christusnachfolge ist immer eine Mischung aus eigenem Tun und einem Geschehenlassen. Auf Christus schauen, auf sein Wort hören, in seine Geschichten hineinlauschen, bis ich meinen Platz bei ihm gefunden habe und seine Stimme für mich höre, das ist das eine. Das andere ist dann das wirkliche Ändern und Korrigieren meines Lebens, wo mein Gewissen mich schon lange mahnt oder auch äußere Stimmen mich lange schon drängen: Es gilt, mein eigenes „Nun aber“ zu finden, nun aber los, mein Lieber, meine Liebe, jetzt gilt es! Du weißt, was du zu tun hast. Jetzt tue es auch!
Ein Gesang aus Taizé hat für diese Mischung aus dem was von Christus her kommt und Gottes Werk an uns ist und dem, was unser Tun und Antworten ist, einen sehr schönen Ausdruck gefunden:
Christus, dein Licht verklärt unsre Schatten.
Lasse nicht zu, dass das Dunkel zu uns spricht.
Christus, dein Licht erstrahlt auf der Erde
und du sagst uns: Auch ihr seid das Licht.

Ich denke, nach dieser Predigtreise wird die Tiefendimension des Wochenspruches noch deutlicher als am Anfang: „Lebt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.“ Zum Schluss noch ein Blick auf den ersten Satz des Predigttextes: Röm 6,19: „Ich muss menschlich davon reden um der Schwachheit eures Fleisches willen: Wie ihr eure Glieder hingegeben hattet an den Dienst der Unreinheit und Ungerechtigkeit zu immer neuer Ungerechtigkeit, so gebt nun eure Glieder hin an den Dienst der Gerechtigkeit, dass sie heilig werden.“
Es ist den Christen in Rom offenbar nicht anders gegangen als uns. Bei aller Treue und Liebe Gottes dauert es, bis wir dahinter kommen und die neue von Gott geschenkte Freiheit von Sünde und Angst sich ausbreitet und Raum gewinnt im Leben. Ich muss menschlich davon reden um der Schwachheit eures Fleisches willen: Paulus weiß und Gott weiß, dass wir kein Supermann und keine Superfrau sind, sondern mit allen Schwächen aus Fleisch und Blut bestehen. Auch das gehört zum neuen, heiligen Leben mit Christus: Dass Menschen ihre überhöhten Vorstellungen von sich und den anderen aufgeben und erkennen: Wir sind schwache und begrenzte Leute, die auch darum nicht gegeneinander und ohne Gott sondern miteinander und mit Gott leben sollen.
Eine freie Zeit voller Licht und Wärme, wie es die Urlaubszeit hoffentlich für Sie sein wird, ist eine gute Gelegenheit, die Sonne und das Licht Christi neu ins eigene Leben strahlen zu lassen. Sein Licht erstrahlt auf der Erde und das Ende ist das ewige Leben. Durch die Taufe gehören wir jetzt schon zu ihm und haben ein gutes Ende vor uns. Er hilft uns, das zu leben, was er uns zuruft: Auch Ihr seid das Licht. Amen.

Als Lied nach der Predigt kann auch der Taizé-Gesang „Christus, dein Licht verklärt unsre Schatten“ verwendet werden. Er ist zu finden u.a. im Gesangbuch der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) Nr. 62 (Strube Verlag München 2006), im Liederbuch der Ev. Studentengemeinden (ESG) Nr. 311, im Gesangbuch der Ev. methodistischen Kirche (EmK) Nr. 200 oder in den Veröffentlichungen des Christopherus-Verlages Freiburg i.Br.

Verfasser: Sup. Michael Sommer, Kleine Predigerstr. 7, 29410 Salzwedel

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