Früchte des Geistes
von Annette Leube (Göppingen)
Predigtdatum
:
26.07.2015
Lesereihe
:
ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr
:
7. Sonntag nach Trinitatis
Textstelle
:
Matthäus 5,13-16
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Wochenspruch:
"Lebt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit." (Epheser 5, 8 b.9)
Psalm: 48, 2 – 3 a.9 – 11
Lesungen
Altes Testament: Jesaja 2, 1 - 5
Epistel: Epheser 5, 8 b – 14
Evangelium: Matthäus 5, 13 - 16
Liedvorschläge
Eingangslied: EG 69, 1 – 4 oder EG 441, 1 – 3 Der Morgenstern ist aufgedrungen
oder Du höchstes Licht, du ewger Schein
Wochenlied: EG 318, 1 – 5 O gläubig Herz, gebenedei
Predigtlied: EG 182, 1 – 4 Halleluja – Suchet zuerst Gottes Reich in dieser Welt
Schlusslied: EG 456 Vom Aufgang der Sonne
Hinführung
Salz der Erde – Licht der Welt. Große, griffige, vertraue Worte, die sich gut als Motto für Kirchentage (DEKT in Stuttgart 1999) eignen – vor Ort in den Gemeinden können sie dazu dienen, dass kleine Gruppen sich (trotzig und selbstbewusst) der eigenen Wichtigkeit versichern.
Der Predigttext wird im Kontext der Bergpredigt thematisiert: aufgebaut wie eine Zwiebel lagern sich Schichten um das Zentrum, das Vaterunser. Dieser Aufbau zieht sich bis in die Einleitung (die Seligpreisungen und die Bildworte unseres Predigttextes) und in den Schluss in Kapitel 7, 13ff (das Tun der Worte).
Neben den Bildworten wird vor allem der Beginn („Ihr seid“) und der Schluss des Textes (Lobpreis des Vaters im Himmel) ausgelegt.
Den Zuspruch, der im Predigttext steckt, möchte ich gerne den Hörerinnen nahe bringen. Viele sehen sich selbst eher als kleine Lichtlein oder sind verunsichert angesichts zurückgehender Kirchenmitgliederzahlen, welche Bedeutung Christen in der Welt haben. Ihnen möchte ich zusprechen, dass sie einem großen Auftrag dienen, nämlich die Welt heller zu machen durch ein glaubwürdiges Leben
Gliederung
1. Einstieg:
Wie geht es mir, wenn ich gelobt werde?
2. Durchführung:
a) Jesus lobt!!! Dieser Zuspruch wird immer wieder mit zwei Stimmen thematisiert und vertieft. Durchgängig geht es um Zuspruch und Anspruch. Kleine exegetische Erkenntnisse werden in den großen Duktus (christliche Ethik) eingestreut.
b) Die unmittelbar einleuchtenden Bilder des Textes werden bewusst erst im Schlussteil thematisiert, um den Kritischen, Zögerlichen einen Impuls zu geben.
3. Schluss:
Jugendliche und Kinder machen es uns vor!
Predigt
Liebe Gemeinde,
werden Sie gerne gelobt – oder: wie reagieren Sie, wenn Sie gelobt werden?
Gehören Sie zu denen, die sich freuen, denen das unendlich gut tut und die gleich ein paar Zentimeter größer werden? Oder fällt es Ihnen eher schwer, ein Lob anzunehmen? Da macht Ihnen jemand ein wunderbares Kompliment oder bringt mit einer herzlichen Geste zum Ausdruck, was er kostbar an Ihnen findet. Oder Sie hören, dass Ihnen etwas gut gelungen ist – wird es Ihnen da warm ums Herz oder kommen Sie eher ins Schwitzen?
Ein Lob anzunehmen ist manchmal gar nicht so einfach, vielfach spielen wir das herunter, verweisen auf andere, die etwas noch viel besser können; wir wiegeln eher ab und sagen selten: „Vielen Dank für Dein Lob, das tut mir gut!“
In dieses Nachdenken hinein hören wir den heutigen Predigttext aus dem Matthäusevangelium:
Predigttext lesen: Matthäus 5, 13 - 16
(am besten Mt. 5,1 und 2 als Auftakt lesen)
2.a
Welch ein schönes Lob spricht Jesus hier aus!
Ihr seid das Salz der Erde, ihr seid das Licht der Welt!
In farbigen Naturbildern malt Jesus seinen Zuhörerinnen und Zuhörern vor Augen, welchen unschätzbaren Wert sie für andere Menschen haben.
Wir hören da kein „Ihr sollt“ und keine Anweisung, sondern ein großes Wort der Wertschätzung: „Ihr seid das Salz der Erde; ihr seid das Licht der Welt!“
Ein Lob, das berührt und gut tut, das uns strahlen macht und staunen lässt: wir sind wichtig, ohne uns ist die Welt fad und langweilig, dunkel und unerträglich.
Aber dann melden sich gleich die Bedenkenträger, die ein solches Lob gar nicht vertragen können und die fragen: Wir Christen unentbehrlich für die Welt? Lebensnotwendig für die Menschheit ? Ein abenteuerlicher, ein steiler Gedanke – so kann Jesus das nicht gemeint haben. Wenn Jesus zu No-belpreisträgern geredet hätte, könnten wir es vielleicht nachvollziehen. Und wahrscheinlich gibt es Menschen, die sich selbst für unverzichtbar halten…
– aber: zu wem hat Jesus denn damals geredet?
„Ihr seid Salz und Licht“ sagt Jesus von Nazareth zu einfachen Leuten aus Galiläa, zu Leuten, die hart arbeiten mussten für das tägliche Brot. Nur wenige von ihnen konnten lesen, rechnen, schreiben. Was zeichnet denn die Leute aus Galiläa aus – und direkt gefragt: was zeichnet uns aus, wenn wir Jesu Worte heute hören?
„Eigentlich nichts“ müssten wir zugeben. Nichts zeichnet uns aus, wenn wir auf uns selbst schauen. Die Kleider machen es nicht und unser Geld auch nicht. Unser Wissen, unsere Bildung, unser Können, unser Geschick: all das macht uns letztlich entbehrlich für die Welt.
Was zeichnet uns also aus?
Von den Leuten aus Galiläa her ist zu antworten: sie hören auf Jesus Christus, sie hören auf sein tröstendes, wegweisendes Wort der Bergpredigt: „Selig seid ihr Armen, das Himmelreich gehört euch; selig seid ihr, die ihr Barmherzigkeit übt; selig seid ihr Trauernden, ihr werdet getröstet werden, selig seid ihr Friedensstifter“
– wir kennen sie, die Seligpreisungen, die direkt vor unserem Predigttext im Matthäusevangelium stehen.
Das ist die gute Nachricht für die Menschen in Galiläa – das zeichnet sie aus – und das zeichnet uns aus! Was wären wir ohne dieses Evangelium? Was wären wir ohne Gottes Zuspruch und überschwängliches Lob?
Gott ist es, der jedem einzelnen Menschen das Leben schenkt, uns Würde verleiht. Er ist es, der uns befähigt, Gutes zu tun. Wir leben von der Liebe und Fürsorge Gottes und sind dazu bestimmt, seine Liebe weiterzugeben. Unser Licht soll weithin strahlen und sichtbar sein.
Warum?
„Damit die Menschen eure guten Werke sehen und Euren Vater im Himmel preisen!“ Darauf läuft alles hinaus: Gott zu preisen und zu loben – darin liegt unsere Würde als Menschen!
In einer bunten Plakataktion der Diakonie stand in großen Lettern frei nach Matthäus zu lesen: „Tue Gutes – und sprich darüber!“ Das hat nichts mit Eigenlob zu tun – das stinkt ja sprichwörtlich bekanntlich! – sondern das Ziel ist bei Matthäus klar formuliert:
„Ihr seid das Licht der Welt - Euer Licht soll leuchten vor den Menschen, damit sie Eure guten Werke sehen und Euren Vater im Himmel preisen“.
Es gibt nur wenige Texte im Neuen Testament, in denen die Ehre Gottes so deutlich Zielpunkt des gesamten christlichen Handelns ist.
Zugleich wird Gott hier zum ersten Mal im Matthäusevangelium als „Euer Vater im Himmel“ bezeichnet. Den Jüngern war das vertraut aus dem Gottesdienst in der Synagoge. Und uns ist das vertraut, denn zu diesem Gott beten wir im Vaterunser, das ja auch Teil der Bergpredigt ist. „So soll Euer Licht leuchten vor den Menschen, damit sie Eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen!“
Dietrich Bonhoeffer hat in großer Intensität die Bergpredigt studiert und ausgelegt. Zugespitzt hat er in seinem Brief an das Patenkind 1944 geschrieben: „Christsein kann heute nur in zweierlei bestehen: im Beten und im Tun des Gerechten unter den Menschen!“
Und auch die Jahreslosung erinnert an diesen Zusammenhang, wenn Paulus im Brief an die Römer schreibt: „Nehmt einander an, wie Christus Euch angenommen hat zu Gottes Lob.“ (1).
Die einen werden begeistert sagen: ja, so hängt das zusammen – weil Gott uns lobt und liebt, loben wir ihn und leben mit seinen Geboten; Glauben und Leben, Gottvertrauen und gute Werke tun das sind die beiden Seiten einer Medaille.
2. b
Und die Bedenkenträger ?
Wie geht es denjenigen, die mit der schwäbischen Weisheit und Nüchternheit groß geworden sind: „Nicht geschimpft ist genug gelobt!“ Ist das alles zu viel des Guten, etwa zu viel Lobhudelei?
Den Zögernden, Kritischen, den Bedenkenträgern unter uns kann vielleicht nochmal ein Blick auf die Bilder des Predigttextes eine Spur zeigen:
Salz der Erde.
Salz ist als Würze für Speisen unersetzlich, eine Suppe ohne Salz ist fad und wenn Salz fehlt, merken wir das sofort. In früheren Zeiten war Salz unentbehrlich für die Konservierung von Speisen, und so ist es kein Wunder, dass es das weiße Gold genannt wurde.
Auch für unseren menschlichen Organismus ist Salz lebensnotwendig. Ohne Salz gibt es kein Leben auf der Erde. Die Wissenschaftler sagen nun, dass es physikalisch unmöglich ist, dass Salz kraftlos wird. Ist also schon kraftloses Salz unsinnig, so ist es kompletter Unsinn, ein Licht anzuzünden und es unter einen Scheffel oder unter einen Eimer zu stellen.
Der Zuspruch „Ihr seid das Salz der Erde“, „Ihr seid das Licht der Welt“ beinhaltet die Aufforderung, gemäß diesem Zuspruch zu leben. Pfiffige Schulkinder, die in Deutsch aufgepasst haben, würden sagen: da fällt der Indikativ „Ihr seid“ mit dem Imperativ „Ihr sollt entsprechend leben und handeln“ zusammen.
Und wie Recht haben diese Schülerinnen und Schüler! Unser Predigttext steht ja nicht zufällig genau zwischen den Seligpreisungen und der Hochschätzung des Gesetzes, der Tora, der guten Gabe Gottes. Das hat der Evangelist Matthäus wunderbar so aneinander geordnet! Martin Buber hat einmal gesagt: „Rede nicht viel von Deinem Glauben, aber lebe so, dass Dich viele nach deinem Glauben fragen.“
Salz reicht in kleinen Mengen – ein kleines Licht kann einen finsteren Raum erhellen! Was für ein Zuspruch in Zeiten der schrumpfenden Kirchen in Europa!
„Euer Licht soll leuchten!“ sagt Jesus Christus. „Ihr sollt leuchten!“
Der, der das Licht der Welt ist – der sagt uns: ihr könnt leuchten! Ihr seid wie der Mond, der das Licht der Sonne weitergibt. Wie die Stadt auf dem Berge nicht verborgen bleiben kann, so könnt auch ihr nicht verborgen bleiben!
Das heißt doch: wir sind gefragt, wir sind wichtig, wir sind unverzichtbar, wir fallen auf durch unsere Hilfsbereitschaft und durch unsere Nächstenliebe. In der Familie und in der Nachbarschaft, in der Schule und am Arbeitsplatz, im Stadtviertel, wo es um zugezogene Flüchtlinge geht und sonst wo: wir fallen auf durch unsere Menschenfreundlichkeit und Güte.
So wie es der Wochenspruch beschreibt: Die Frucht des Lichtes ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit. Lebt als Kinder des Lichts. (2)
3.
Ein Schüler im Religionsunterricht der 10. Klasse hat unseren Predigttext so zusammengefasst:
„Licht ist das wichtigste auf der Welt. Ohne Licht gäbe es kein Leben. Licht schafft ein Gefühl der Geborgenheit und der Sicherheit. Es gibt sogar ein Friedenslicht aus Bethlehem, das den Frieden in die ganze Welt verteilen soll. Das gleiche gilt auch für uns: wir Christen machen es gleich wie das Licht: wir sorgen fürs Leben, für Sicherheit und Frieden.“
Unsere Jüngsten in der Kinderkirche singen selbstbewusst und begeistert im Gottesdienst vor den großen Ferien:
„Wir sind die Kleinen in den Gemeinden, doch ohne uns geht gar nichts, ohne uns geht’s schief. Wir sind das Salz in der Suppe der Gemeinde, egal was andere meinen. Wir machen mit!“ (3)
Amen
Eingangsgebet
Gott,
du hast ein offenes Ohr für uns an diesem Morgen.
Jederzeit.
Lass uns merken,
wie gut es tut, zu beten, mit dir zu reden.
Schenke uns das Vertrauen, dass du uns hörst
und zum Guten wendest, was wir dir sagen.
Wende dich zu uns wie ein Freund.
Amen
Fürbittengebet
Ewiger Gott, lieber himmlischer Vater,
du kennst uns ganz genau,
weißt um unsere Fehler und Schwächen,
kennst unser Versagen und unsere Lauheit.
Und dennoch sind wir in deinen Augen längst,
woran wir immer wieder neu ein Leben lang zu arbeiten
haben: Salz und Licht, gerettet und geliebt.
Von ganzem Herzen danken wir dir dafür und bitten
dich: mach uns immer mehr zu strahlenden Lichtern,
die hell machen hier in … (Ort).
Die warm machen, wo Kälte so vieles durchzieht.
Die Trost bringen, wo große Not Einzug gehalten hat.
Die Wunden erkennen und heilen.
Dir zur Ehre soll alles Tun und Lassen geschehen.
Wir bringen dir auch …
(tagesaktuelle Nachrichten, die die Menschen bewegen)
Mach End, o Herr, mach Ende, mit aller dieser Not.
Stärk unsre Füß und Hände und lass bis in den Tod
uns allzeit deiner Gnade und Treu befohlen sein,
– so gehen unsre Wege gewiss zum Himmel ein.
Andreas Rominger, 2009
Verfasserin: Schuldekanin Annette Leube
Ulrichstraße 29, 73033 Göppingen
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Anmerkungen
(1) Römer 15, 7
(2) Epheser 5, 8 b.9
(3) Text: Jürgen Fliege und Dietmar Fissel, Musik: Holger Clausen
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Missionarisch-Ökumenischer Dienst
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