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Früchte des Geistes

von Philipp Katzmann

Predigtdatum : 29.07.2012
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : 7. Sonntag nach Trinitatis
Textstelle : 1. Korinther 6,9-14.18-20
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Wochenspruch:

Lebt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.

Epheser 5,8.9

Psalm: Psalm 48, 2 - 3a. 9 - 1

Lesungen

Altes Testament: Jesaja 2, 1 - 5

Epistel: Epheser 5, 8b - 14

Evangelium: Matthäus 5, 13 - 16

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 165 Gott ist gegenwärtig

Wochenlied: EG 318 O gläubig Herz, gebenede

Predigtlied: EG 166 Tut mit auf die schöne Pforte

Schlusslied: EG 333 Danket dem Herrn

Einführung zur Predigt 1. Korinther 6, 9 - 14.18.20

Paulus geht es in diesem Brief an die Korinther darum seine Autorität deutlich zu machen. Deren Anerkennung ist ihm wichtig, da diese Gemeinde ein wichtiger Stützpunkt in seiner Missionsarbeit ist. Im gesamten Brief versucht er Streitfragen des Lebens und Glaubens, die die Gemeinde stark beschäftigen, mit theologischer Argumentation zu klären.

In diesem Teil, aus dem der Predigttext stammt, geht es um konkrete Verhaltensweisen aus dem Bereich der Sexualethik und der Ehe. Ge-rade die ersten Worte klingen für uns eventuell ungewohnt. Die Härte des Paulus wird im Eingangsteil der Predigt durch einen kurzen Blick in die Umwelt des Textes erklärt.

Die Botschaft verstehe ich als Liebeserklärung Gottes, die Paulus den Korinthern und auch uns deutlich macht. Dies wird an den drei Schlagworten „Ihr seid reingewaschen, ihr seid geheiligt, ihr seid gerecht geworden.“ entfaltet. Außerdem wird deutlich, dass dieses neue Leben Folgen hat. Es bringt Freiheit mit sich, die Verantwor-tung braucht. Gerade dies wird dem Menschen von Gott zugetraut.

Predigt (Textlesung während der Predigt)

Liebe Gemeinde,

was ist ihnen lieb und teuer oder was ist Ihnen heilig? Auf diese Frage bekommt man verschiedene Antworten. Die einen sprechen spontan von ihrer Familie. Andere erzählen von ihrem Morgenkaffee und wieder andere von einem bestimmten Erinnerungsstück. Jede und jeder hätte von seinem ganz eigenen Heiligtum zu erzählen.

Sag mal Gott, was ist Dir lieb und teuer, was ist Dir heilig?

Davon erzählt Paulus in eindringlichen Worten der Gemeinde in Korinth:

Lesung des Predigttextes 1. Korinther 6, 9 - 14.18 – 20

Paulus ist mit Eifer bei der Sache. Er spricht klare, deutliche Worte. In der korinthischen Gemeinde muss einiges losgewe-sen sein. Man spürt den heftigen Worten des Paulus ab, wie wichtig es ihm ist, dass sein Schreiben bei den Adressaten Ge-hör findet. Gerade an dieser Stelle des Briefes erspart er ihnen Nichts. Zwar nennt er sie nicht mit Namen, aber einige von ihnen sollen früher Götzendiener, Ehebrecher, Lustknaben, Knabenschänder, Diebe, Geizige, Trunkenbolde, Lästerer oder Räuber gewesen sein. Es ist eigentlich eine unerhörte Weise so die Menschen in seiner Gemeinde zu beschimpfen, aber diese Angelegenheit ist ihm zu wichtig, als das er lange freundliche Worte machen könnte. Immerhin geht es um das Erbe. Und da-bei nicht um irgendeins, sondern um das Erbe des Reiches Got-tes. Damit ist das Teure, ja das Heilige verbunden, von dem Paulus redet – Ihr seid es selbst.

Ist das nicht ein unglaublich schönes Kompliment? Wenn je-mand sagt: „Ich selber bin heilig“, würde man ihm oder ihr Eitelkeit vorwerfen. Als Zuspruch klingt es wie eine Liebes-erklärung. Da errötet man ein wenig, wenn jemand sagt: Du bist mir lieb und teuer.

Um die Vorwürfe von Paulus besser zu verstehen, muss man sich Folgendes vergegenwärtigen. In Korinth war es gesell-schaftlich nicht verwerflich, Fleisch vom Götzenopfer zu essen oder sich Liebe zu kaufen. Innerhalb des griechischen Denkens ging man davon aus, dass Leib und Seele getrennte Dinge sind. Wichtig war es für das Seelenheil zu sorgen. Der Umgang mit dem Körper hatte keine Auswirkung auf die Beziehung zu den

Göttern.

Paulus bringt in seinem eindringlichen Brief den biblischen Blickwinkel vom Menschen, dessen Seele und Leib eine Ein-heit bilden, zur Sprache. Leben ist nur im Zusammenhang von Beidem möglich. Nicht allein unsere Seele steht in einer Got-tesbeziehung. Mit dem Mund loben wir Gott, mit den Ohren hören wir sein Wort, in unser Herz soll ER einziehen. Leib und Seele sind uns zum Leben geschenkt. Mit allem, was wir sind und haben, stehen wir vor Gott und in der Beziehung zu ihm.

Dieser Gedanke treibt Paulus an, den Christen in Korinth ihre Verantwortung deutlich zu machen. Auch der Umgang mit dem Körper hat seine Auswirkung auf das Gottesverhältnis. Es gibt Dinge, die dafür förderlich sind und manche, die sie behin-dern. Dieses Nachdenken und diese Sensibilisierung gibt Pau-lus den Korinthern und auch uns mit auf den Weg.

Er erinnert an die Liebeserklärung Gottes, die er jedem ganz individuell zugesprochen hat. „Ihr seid reingewaschen, ihr seid geheiligt, ihr seid gerecht geworden.“ Durch die Taufe ist dieses Geschenk ins Leben gekommen.

Nun könnte man meinen, dass es ein Leben voll von mora-lischer Enge und mancherlei Vorschriften ist. Weit gefehlt. „Alles ist mir erlaubt.“, steht hier im ersten Korintherbrief. Das entspricht dem Zeitgeist. Keine Grenzen. Keine Verbote. Keine Geht-Nicht-Zonen. Ein Blick in Zeitungen und Werbung reicht, um eine Menge an nackter Haut zu sehen. Das ist die milde Form gegenüber den Möglichkeiten des Internets. Gerade Sexualität wird zum öffentlichen Erlebnis gemacht und suggeriert besonders Heranwachsenden vermeintliche Ideale und Offenheit. Doch dies läuft der Wahrheit von Sexualität vollkommen zuwider. Gott wäre der Letzte, der sie verbietet. Dennoch brauchen Menschen den intimen Bereich, selbst die schöne, reizvolle und erotische Seite körperlicher Liebe zu entdecken. Frei von Bildern und Vorgaben im Kopf. Intim ist ein Zustand tiefster Vertrautheit. In einer Atmosphäre, die nur für bestimmte Personen zugänglich ist. Das öffentliche mediale Darstellen, so zeigen es Untersuchungen, führt dazu, das junge Menschen eher zurückschrecken. Die Angst, nicht so zu sein und den mutmaßlichen Erwartungen des anderen Geschlechts nicht zu entsprechen, wirkt hemmend. Körper und Seele ge-hören zusammen und müssen miteinander reifen.

Es gäbe viele Beispiele aus unterschiedlichen Lebensbereichen, die deutlich machen: Es gibt nichts, wofür ich mich nicht ent-scheiden könnte.

Das Spannende ist, dass Gott diese Freiheit selbst schenkt. Er macht es möglich, dass wir als Geschöpfe die Vielfalt dieser Welt und des Lebens auskosten können. Was man Gott nun wirklich nicht vorwerfen kann, ist Einengung. Er schenkt letztendlich sogar die Freiheit, sich gegen ihn zu entscheiden.

Von Entscheidungen ist das tägliche Leben bestimmt. Das beginnt bei der Frage des morgendlichen Aufstehens und erstreckt sich bis zu den großen Lebensentscheidungen. Bei keiner kann ich vorher sagen, ob sie richtig war. Alles ist mir erlaubt. Doch nicht allein die Freiheit ist uns geschenkt, sondern auch sein tiefes Vertrauen sie zu gestalten. Darum: Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten.

„Ihr seid reingewaschen,…“ heißt, dass Gott uns zu einem verantwortlichen Leben befreit hat. Ein Leben, welches die Verantwortung wahrnimmt JA und NEIN zu sagen. Ja zu dem, was zum Guten dient und damit von Gott gewollt ist. Nein, zu dem, wo man spürt, dass es belastet, gefangen nimmt und auf Dauer die Luft zum Atmen.

JA und Nein zu sagen, klingt so einfach und doch ist es im Lebensvollzug manchmal unglaublich schwer. Bisweilen fällt man wissentlich, häufig unwissentlich falsche Entscheidungen. Davor ist niemand sicher.

„Ihr seid geheiligt,…“ heißt, dass wir in seinem geschützten Rahmen leben, der uns Halt und Zumutung zugleich ist. Täglich neu besteht die Möglichkeit, vor Gott zu treten und um Vergebung zu bitten, wo etwas falsch gelaufen ist. Zugleich ist es aber auch die Zumutung, nicht leichtfertig damit umzuge-hen. Frei nach dem Motto: „Mache ich halt, was ich will. Gott wird es schon vergeben.“ Die Zumutung ist dieses neue Leben auch ernstlich zu verfolgen, um von seinem Reich etwas in dieser Welt spürbar zu machen. Dazu sind wir „geheiligt“.

Benjamin Schmolck schreibt in einem Vers, „Zieh in meinem Herzen ein, lass es deinen Tempel sein.“ (Evangelisches Gesangbuch, Tut mir auf die schöne Pforte, Nr. 166) und erzählt damit, wie heilig wir Gott sind.

„Ihr seid gerecht geworden…“ fügt Paulus als dritten Punkt hinzu. Dadurch hat Gottes Geist Einzug gehalten und wir sind sein Haus. Den Tempel müssen wir nicht aufsuchen. Wir sind der Ort, wo Gott wohnen will. So heilig sind wir ihm. Das pas-sive Geschehen ist entscheidend. Wir sind gerecht geworden. Niemand muss deshalb dem Anspruch verfallen, immer alles richtig zu machen. Neben der Freiheit und der Verantwortung, steht die Zusage, dass ich mir bei Gott nichts verdienen muss. Das geschieht unter Menschen ausreichend genug. Gott sind wir recht, so wie wir sind.

Sag mal Gott, was ist Dir lieb und teuer, was ist Dir heilig? Wenn wir IHM diese Frage stellen, würde er antworten: Ihr seid es!

An diese Liebeserklärung Gottes erinnert Paulus mit deutlichen Worten. Und seine Liebe hat Folgen: Reingewaschen, geheiligt und gerecht dürfen wir mündig und in Freiheit leben. Freiheit die Verantwortung braucht. Ein voller Gabentisch, der uns be-reitet ist. Es ist an uns dafür zu danken –ja IHN zu preisen - mit Seele und Leib.

Amen.

Verfasser: Philipp Katzmann

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