Menü

Früchte des Geistes

von Richard Birke (Schwalbach-Limesstadt)

Predigtdatum : 14.08.2011
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : 7. Sonntag nach Trinitatis
Textstelle : Jesaja 2,1-5
Wenn Sie diese Predigt als Word-Dokument erhalten möchten, tragen Sie bitte Ihre E-Mail-Adresse ein und klicken Sie auf "Abschicken"
Ihre E-Mail

Wochenspruch:

"Lebt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit."

(Epheser 5, 8 b.9)

Psalm: 48, 2 – 3 a.9 – 11

Lesungen

Altes Testament: Jesaja 2, 1 - 5

Epistel: Epheser 5, 8 b – 14

Evangelium: Matthäus 5, 13 – 16

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 557 Ein Licht geht uns auf

Wochenlied: EG 426 Es wird sein in den letzten Tagen

Predigtlied: EG 640 Lasst uns den Weg der Gerechtigkeit gehn

Schlusslied: EG 262, 1.2.4.5. Sonne der Gerechtigkeit

1 Dies ist's, was Jesaja, der Sohn des Amoz, geschaut hat über Juda und Jerusalem:

2 Es wird zur letzten Zeit der Berg, da des HERRN Haus ist, fest stehen, höher als alle Berge und über alle Hügel erhaben, und alle Heiden werden herzulaufen,

3 und viele Völker werden hingehen und sagen: Kommt, lasst uns auf den Berg des HERRN gehen, zum Hause des Gottes Jakobs, dass er uns lehre seine Wege und wir wandeln auf seinen Steigen! Denn von Zion wird Weisung ausgehen und des HERRN Wort von Jerusalem.

4 Und er wird richten unter den Heiden und zurechtweisen viele Völker. Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Denn es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen.

5 Kommt nun, ihr vom Hause Jakob, lasst uns wandeln im Licht des HERRN!

Liebe Gemeinde,

bewegte und bewegende Worte. Voller Sehnsucht nach Frieden. Der Atem des Lebens ist in ihnen. Es sind Aufbruchssignale zu hören. Kommt…! Lasst uns…! Jesaja will Mut machen. Er will uns in Bewegung setzen, einen neuen Anfang machen lassen mit fantasievollen Lösungen für scheinbar unlösbare Probleme.

Sein Ziel und sein Ausgangspunkt hat der Prophet fest im Blick. Der Berg Gottes, höher als alle Berge. Darauf, Zion, die Stadt Gottes Jerusalem mit dem Tempel, dem Haus Gottes in der Mitte.

Da wollen alle hin. Die Menschen werden förmlich angezogen, wie Insekten vom Licht angezogen werden. Die Menschen holen sich dort Rat. Sie lernen dort, ihr Leben völlig neu zu leben. Ihre Probleme und Konflikte, die sie durchaus haben, friedlich zu lösen. Ohne Waffen und Krieg und Gewalt. Und all die Energie und Kraft, die vorher dort hinein floss, wird um gewidmet. Kriegswaffen werden zu lebensspendenden Sicheln und Pflugscharen um geschmiedet. Die Brot schaffen, Menschen ernähren, am Leben halten, statt sie zu töten.

Sie verlernen all das, woran sie sich so lange verzweifelt geklammert haben. Misstrauen und Angst. Das Recht des Stärkeren. Krieg. Die Fortsetzung der Politik oder der Wirtschaft mit anderen Mitteln. Das Faustrecht. Der Mensch ist des Menschen Wolf.

Das ist das, was wir meistens glauben, liebe Gemeinde. Wonach wir noch immer leben. Wonach wir unser Zusammenleben ausgerichtet haben.

Das Gute, der Frieden, das Vertrauen auf Gott, das Vertrauen in die Mitmenschen, hat es schwer. Scheint weit weg und utopisch. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Lieber erst schießen und dann fragen.

Wer sich dennoch von den Worten Jesajas anstecken lässt. Wer spürt, dass sie ganz tief drinnen etwas anrühren. Eine Sehnsucht. Ein Schmerz. Eine Vision, die sich mit dem trifft, was ich mir schon immer ganz stark gewünscht habe.

Wer das spürt, wenn er von den Schwertern hört, die zu Pflugscharen gemacht werden. Vom Gottesberg Zion, zu dem alle Völker wie zu einem Licht hinströmen und dort Frieden, Freude und Versöhnung finden.

Der wird es schwer haben. Wird oft gegen Mauern laufen aus Unverständnis und Hass.

Menschen, die in der ehemaligen DDR sich das Wort „Schwerter zu Pflugscharen“ zu Eigen gemacht haben, sind ins Gefängnis gegangen und haben für ihr Leben große persönliche Nachteile hinnehmen müssen.

Oft werden überall Menschen, die sich für den Frieden einsetzen als naiv und zu weich verspottet. Utopisten. „Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen“ –hat der ehemalige Kanzler Helmut Schmidt mal gesagt.

Hätte er den Jesaja auch zum Arzt geschickt?

Jemand aus der Gemeinde hat mir erzählt, dass sie bei ihrer Arbeitsstelle die Einzige ist, die sich als „Christin“ offenbart hat. Die Reaktion war, vorsichtig gesagt, eine Mischung aus ungläubigem Staunen bei den anderen, das Gefühl des Lächerlich machen bei ihr und einer gewissen Verlegenheit bei allen. So als hätte sie irgendwas gesagt, was sich nicht gehört.

„Ich bin Christ. Ich bin Christin“. Sich darin zu „outen“, gehört heute Mut. Es provoziert Auseinandersetzungen. Der? Christ? Das hätte ich aber nicht gedacht… Gut so, denke ich!

Die Worte Jesajas haben jetzt über 2500 Jahre überdauert. Und statt in alten Archiven herum zu modern, schaffen sie es immer noch zu provozieren. Die Mächtigen zu reizen. Und andere in Verlegenheit und, wenn es gut läuft, zum Nachdenken zu bringen.

Es ist ja auch eine wuchtige symbolische Handlung, die da beschrieben wird. Ein Schmied nimmt einen dicken und schweren Hammer und schlägt auf ein Schwert ein. Lässt es glühen und schmelzen Zerstört seine alte Funktion mit großer Kraft. Und schafft etwas Neues daraus. Aus dem todbringenden Mordinstrument ist etwas Lebens- Spendendes geworden, ein Pflug.

In der Friedensbewegung der DDR wurde das wirklich mal gemacht. Und es hat die Mächtigen ziemlich nervös gemacht.

Ein gelebter Glaube, der sich selbstbewusst zeigt. Und bei Jesaja weiter sagt: Hier wird das Eisen geschmiedet! Daran sollt ihr Euch orientieren! Da lang geht es zum Berg Gottes!

Wir Christen und Christinnen haben etwas zu sagen! Wir setzen Maßstäbe! Mischen uns ein!

Der Glaube ist spannend, er ist interessant und verändert die Menschen und ihr Zusammenleben!

Ach, wenn wir nur eine Kirche hätten, Gemeinden hätten, die sich und ihre Arbeit gut und spannend finden. Und selbstbewusst auftreten. Statt immer nur darüber zu klagen, dass „so wenige kommen“. Davon wird es nämlich auch nicht besser.

Wie Jesaja brauchen wir den Mut, mit unseren Visionen auch gesellschaftlich anzuecken. unbequem zu sein. So wie die ehemalige Bischöfin Margot Käßmann mit ihren klaren Worten zum Krieg in Afghanistan.

Ich lade Sie jetzt ein, wer möchte, einfach mal die Augen zu schließen und noch mal auf den Text zu hören und auf das, was er mir ganz persönlich zu sagen hat: (evtl. leise Musik spielen)

1 Dies ist's, was Jesaja, der Sohn des Amoz, geschaut hat über Juda und Jerusalem:

(Was wünsche ich mir von Gott? Welche Ideen, Visionen habe ich in meinem Leben und was traue ich ihnen und mir selbst zu sie zu verwirklichen?)

2 Es wird zur letzten Zeit der Berg, da des HERRN Haus ist, fest stehen, höher als alle Berge und über alle Hügel erhaben, und alle Heiden werden herzulaufen,

3 und viele Völker werden hingehen und sagen: Kommt, lasst uns auf den Berg des HERRN gehen, zum Hause des Gottes Jakobs, dass er uns lehre seine Wege und wir wandeln auf seinen Steigen! Denn von Zion wird Weisung ausgehen und des HERRN Wort von Jerusalem.

(Was finde ich in meinem Leben spannend, möchte ich noch mal lernen und traue mich nicht so recht? Wo brauche ich ganz dringend eine Weisung des Herrn um meinem Leben eine andere Richtung zu geben?)

4 Und er wird richten unter den Heiden und zurechtweisen viele Völker. Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Denn es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen.

(Mit welchen Menschen, welchen Themen meines Lebens, möchte ich gerne Frieden schließen, mich versöhnen, was ja nicht immer leicht stellt? Wo darf oder muss ich lernen mit mir selbst Frieden zu schließen und aufhören mich zu quälen oder über mich zu urteilen?)

Wenn sie jetzt langsam die Augen wieder geöffnet haben, werden sie fest gestellt haben, ob und was sie bei Jesaja berührt hat. Sie werden erleben, dass sie das trägt und beschäftigt. So wie es viele Menschen über viele Jahrhunderte getragen hat. Denn Jesaja spricht nicht irgendein Wort. Sondern die kraftvollen anziehenden und heilsamen Worte Gottes, der höher ist als alle Berge, als alle Dinge.

AMEN

Verfasser: Pfarrer Richard Birke

Schwalbach-Limesstadt


Herausgegeben vom

Logo Zentrum Verkündigung

Referat Ehrenamtliche Verkündigung
Markgrafenstraße 14, 60487 Frankfurt/Main,
Telefon: 069.71379-140
Telefax: 069.71379-131
E-Mail: predigtvorschlaege@zentrum-verkuendigung.de

in Kooperation mit dem

Logo Gemeindedienst der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland
Gemeindedienst der
Evangelischen Kirche
in Mitteldeutschland

Pfarrer Dr. Matthias Rost
Zinzendorfplatz 3 (Alte Apotheke), 99192 Neudietendorf
Telefon: 036202.7717-97

Logo MÖD – Missionarisch Ökumenischer Dienst
Pfarrer Thomas Borchers
Missionarisch-Ökumenischer Dienst
Westbahnstraße 4
76829 Landau
Telefon: 06341.928912
E-Mail: info@moed-pfalz.de
Die „Predigtvorschläge“ sind auch auf CD-ROM (Text- und MS WORD-Datei) erhältlich (Bestellformular).